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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
kräfte ersetzet werden. 2 Th. 4 Kap. 1 Abschn. Wenn
bey diesen letztern das Gehirn in solchem Falle ja mitwir-
ket, so geschieht es doch nur durch seine Nervenkräfte, §.
373. 374. nicht aber durch die thierischen Seelenkräfte.
Jn so fern hingegen bey beseelten Thieren die thierischen
Seelenkräfte des Gehirns wirken, werden sie durch die
Vorstellungskraft der Seele thierisch beweget. B. M. §. 554.

§. 607.

Die Nervenkräfte erstrecken sich durch alle Theile eines
Nerven; §. 31. hingegen ist der Sitz der thierischen See-
lenkräfte blos im Gehirne, oder in den Nerven von ihm
abhängig. §. 25. Also ist der Sitz der thierischen bewe-
genden Kräfte der unbeseelten Thiere im System ihrer Ner-
ven, und sie sind im ganzen Körper ausgebreitet. Eben
dasselbe gilt von den thierischen Kräften der beseelten, so fern
sie die Natur der unbeseelten zugleich haben. §. 603. Allein
der Sitz der thierischen bewegenden Kräfte der beseelten
Thiere, als solcher, ist im Gehirne, im Sitze der Seele. §. 10.

§. 608.

Alle thierische Bewegungen eines unbeseelten Thieres
lassen sich aus den Nervenkräften seiner sinnlichen Eindrü-
cke herleiten. §. 603. Also erfolgen alle thierische Hand-
lungen derselben nach den Gesetzen der Nervenkräfte. Alle
thierische Bewegungen eines beseelten Thieres, in so fern
sie sich auch aus den Nervenkräften seiner sinnlichen Ein-
drücke herleiten lassen, erfolgen nach eben den Gesetzen.
§. 603. Hingegen alle thierische Bewegungen eines be-
seelten Thieres, in so fern sie Seelenwirkungen solcher Vor-
stellungen sind, die sich in der Seele blos nach den psycho-
logischen Gesetzen der Vorstellungskraft, unabhänglich von
den Nervenkräften der sinnlichen Eindrücke bilden und ent-
wickeln, lassen sich aus den thierischen Seelenkräften, wel-
che die Vorstellungskraft bestimmet, herleiten. §. 6. Also
erfolgen sie nach den psychologischen Gesetzen der Vorstel-

lungs-

III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
kraͤfte erſetzet werden. 2 Th. 4 Kap. 1 Abſchn. Wenn
bey dieſen letztern das Gehirn in ſolchem Falle ja mitwir-
ket, ſo geſchieht es doch nur durch ſeine Nervenkraͤfte, §.
373. 374. nicht aber durch die thieriſchen Seelenkraͤfte.
Jn ſo fern hingegen bey beſeelten Thieren die thieriſchen
Seelenkraͤfte des Gehirns wirken, werden ſie durch die
Vorſtellungskraft der Seele thieriſch beweget. B. M. §. 554.

§. 607.

Die Nervenkraͤfte erſtrecken ſich durch alle Theile eines
Nerven; §. 31. hingegen iſt der Sitz der thieriſchen See-
lenkraͤfte blos im Gehirne, oder in den Nerven von ihm
abhaͤngig. §. 25. Alſo iſt der Sitz der thieriſchen bewe-
genden Kraͤfte der unbeſeelten Thiere im Syſtem ihrer Ner-
ven, und ſie ſind im ganzen Koͤrper ausgebreitet. Eben
daſſelbe gilt von den thieriſchen Kraͤften der beſeelten, ſo fern
ſie die Natur der unbeſeelten zugleich haben. §. 603. Allein
der Sitz der thieriſchen bewegenden Kraͤfte der beſeelten
Thiere, als ſolcher, iſt im Gehirne, im Sitze der Seele. §. 10.

§. 608.

Alle thieriſche Bewegungen eines unbeſeelten Thieres
laſſen ſich aus den Nervenkraͤften ſeiner ſinnlichen Eindruͤ-
cke herleiten. §. 603. Alſo erfolgen alle thieriſche Hand-
lungen derſelben nach den Geſetzen der Nervenkraͤfte. Alle
thieriſche Bewegungen eines beſeelten Thieres, in ſo fern
ſie ſich auch aus den Nervenkraͤften ſeiner ſinnlichen Ein-
druͤcke herleiten laſſen, erfolgen nach eben den Geſetzen.
§. 603. Hingegen alle thieriſche Bewegungen eines be-
ſeelten Thieres, in ſo fern ſie Seelenwirkungen ſolcher Vor-
ſtellungen ſind, die ſich in der Seele blos nach den pſycho-
logiſchen Geſetzen der Vorſtellungskraft, unabhaͤnglich von
den Nervenkraͤften der ſinnlichen Eindruͤcke bilden und ent-
wickeln, laſſen ſich aus den thieriſchen Seelenkraͤften, wel-
che die Vorſtellungskraft beſtimmet, herleiten. §. 6. Alſo
erfolgen ſie nach den pſychologiſchen Geſetzen der Vorſtel-

lungs-
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[616/0640] III Th. Natur der Thiere im Ganzen. kraͤfte erſetzet werden. 2 Th. 4 Kap. 1 Abſchn. Wenn bey dieſen letztern das Gehirn in ſolchem Falle ja mitwir- ket, ſo geſchieht es doch nur durch ſeine Nervenkraͤfte, §. 373. 374. nicht aber durch die thieriſchen Seelenkraͤfte. Jn ſo fern hingegen bey beſeelten Thieren die thieriſchen Seelenkraͤfte des Gehirns wirken, werden ſie durch die Vorſtellungskraft der Seele thieriſch beweget. B. M. §. 554. §. 607. Die Nervenkraͤfte erſtrecken ſich durch alle Theile eines Nerven; §. 31. hingegen iſt der Sitz der thieriſchen See- lenkraͤfte blos im Gehirne, oder in den Nerven von ihm abhaͤngig. §. 25. Alſo iſt der Sitz der thieriſchen bewe- genden Kraͤfte der unbeſeelten Thiere im Syſtem ihrer Ner- ven, und ſie ſind im ganzen Koͤrper ausgebreitet. Eben daſſelbe gilt von den thieriſchen Kraͤften der beſeelten, ſo fern ſie die Natur der unbeſeelten zugleich haben. §. 603. Allein der Sitz der thieriſchen bewegenden Kraͤfte der beſeelten Thiere, als ſolcher, iſt im Gehirne, im Sitze der Seele. §. 10. §. 608. Alle thieriſche Bewegungen eines unbeſeelten Thieres laſſen ſich aus den Nervenkraͤften ſeiner ſinnlichen Eindruͤ- cke herleiten. §. 603. Alſo erfolgen alle thieriſche Hand- lungen derſelben nach den Geſetzen der Nervenkraͤfte. Alle thieriſche Bewegungen eines beſeelten Thieres, in ſo fern ſie ſich auch aus den Nervenkraͤften ſeiner ſinnlichen Ein- druͤcke herleiten laſſen, erfolgen nach eben den Geſetzen. §. 603. Hingegen alle thieriſche Bewegungen eines be- ſeelten Thieres, in ſo fern ſie Seelenwirkungen ſolcher Vor- ſtellungen ſind, die ſich in der Seele blos nach den pſycho- logiſchen Geſetzen der Vorſtellungskraft, unabhaͤnglich von den Nervenkraͤften der ſinnlichen Eindruͤcke bilden und ent- wickeln, laſſen ſich aus den thieriſchen Seelenkraͤften, wel- che die Vorſtellungskraft beſtimmet, herleiten. §. 6. Alſo erfolgen ſie nach den pſychologiſchen Geſetzen der Vorſtel- lungs-

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 616. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/640>, abgerufen am 30.04.2024.