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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. 9.

Den Gebrauch und Nutzen dieser Rinden anbelangeud/ so kommet sie darin mit den Nägelein über ein/ stärcket das Haupt/ Magen/ Nerven und alle nervose Theile des Leibes/ absonderlich auch die Mutter/ und wird deßwegen in schwerer Geburts-Arbeit/ wie auch der Wassersucht sehr gerühmet. Einige ziehen mit dem Spiritu Vini eine Tictur oder Essentz darauß und verkauffen sie vor die Nelcken-Essentz/ welches ein Betrug ist/ so wenig Seegen bringet. Die Zucker Becker überziehen sie auch mit Zucker/ oder mischen sie an statt der Nägelein unter die Tragaeas grossas. Daß aber die Würtz-Krämer das Pulver davon unter die gestossene Nägelein mischen/ ist ein schändlicher Betrug/ indem die gestossene Nägelein wohl 4. biß 5. mahlen theurer sind / als die Rinde: Weßwegen auch diese Waar in Nürnberg gar nicht passirlich seyn soll/ sondern wird auff der Schau verworffen/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 68. berichtet.

§. 10.

Die Frucht von diesem Baum ist noch von niemanden recht beschrieben worden/ ausser daß Franciscus Redi, ein gelehter Italianischer Edelman/ deren in seinen experimentis natur. pag. 168. unter dem Nahmen PIMENTA de CHIAPA oder PIPERIS TAVASCI gedacht: Andere heissen sie

AMOMUM PLINII,

und scheinet eben dasjenige Gewürtz zu seyn/ welches Pomet in seiner Frantzöischen Material Kammer pag. 120. auff dem Campeschen-Baum wachsen/ an einem andern Orr pag. 195, aber unter dem Nahmen des PIPERIS JAMAICENSIS beschreibet/ welche beyde an Gestalt und Kräfften mit der Frucht der Cassiae Caryophillatae gäntzlich über einkommen/ und macht der Geschmack und Geruch schon ein grössere praesumption, daß beyde von jetzbeschriebenem Baum und nicht sowohl von dem Campeschen-Holtz herrühren/ welches dergleichen Geschmack oder Geruch nicht hat. Diese Frucht hat eusserlich auch das Ansehen wie die Cocculi de Levante, weßwegen sie auch im Museo der Königl. Englischen Societät Cocculi Indi aromatici genennet werden.

§. 11.

Diese Körner haben eben die Kräfften/ welche der Nelcken-Zimmet selbsten bat/ können auch in allen denjenigen Kranckheiten/ worinnen diese gerühmet worden/ füglich gebraucht werden.

Das II. Capitel.

Von der Zimmer-Rinde.

[Abbildung]

§. 1.

DEr Zimmet/ welcher Lateinisch CINNAMOMUM, CASSIA CINNAMOMEA und CANELLA genennetwird / bestehet auß einer dunnen/ von seiner eusseren Schale gesäuberten und in langen Röhren zusammen gerolten Rinde/ so gelb-röthlicht ist und einen scharff-beisenden/ süßlichten und aromarischen Geschmack/ auch einen sehr angenehmen Geruch hat: wird auß Ost-Indien / absonderlich auß der Insul Ceylon, über Holland

§. 9.

Den Gebrauch und Nutzen dieser Rinden anbelangeud/ so kommet sie darin mit den Nägelein über ein/ stärcket das Haupt/ Magen/ Nerven und alle nervose Theile des Leibes/ absonderlich auch die Mutter/ und wird deßwegen in schwerer Geburts-Arbeit/ wie auch der Wassersucht sehr gerühmet. Einige ziehen mit dem Spiritu Vini eine Tictur oder Essentz darauß und verkauffen sie vor die Nelcken-Essentz/ welches ein Betrug ist/ so wenig Seegen bringet. Die Zucker Becker überziehen sie auch mit Zucker/ oder mischen sie an statt der Nägelein unter die Tragaeas grossas. Daß aber die Würtz-Krämer das Pulver davon unter die gestossene Nägelein mischen/ ist ein schändlicher Betrug/ indem die gestossene Nägelein wohl 4. biß 5. mahlen theurer sind / als die Rinde: Weßwegen auch diese Waar in Nürnberg gar nicht passirlich seyn soll/ sondern wird auff der Schau verworffen/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 68. berichtet.

§. 10.

Die Frucht von diesem Baum ist noch von niemanden recht beschrieben worden/ ausser daß Franciscus Redi, ein gelehter Italianischer Edelman/ deren in seinen experimentis natur. pag. 168. unter dem Nahmen PIMENTA de CHIAPA oder PIPERIS TAVASCI gedacht: Andere heissen sie

AMOMUM PLINII,

und scheinet eben dasjenige Gewürtz zu seyn/ welches Pomet in seiner Frantzöischen Material Kammer pag. 120. auff dem Campeschen-Baum wachsen/ an einem andern Orr pag. 195, aber unter dem Nahmen des PIPERIS JAMAICENSIS beschreibet/ welche beyde an Gestalt und Kräfften mit der Frucht der Cassiae Caryophillatae gäntzlich über einkommen/ und macht der Geschmack und Geruch schon ein grössere praesumption, daß beyde von jetzbeschriebenem Baum und nicht sowohl von dem Campeschen-Holtz herrühren/ welches dergleichen Geschmack oder Geruch nicht hat. Diese Frucht hat eusserlich auch das Ansehen wie die Cocculi de Levante, weßwegen sie auch im Museô der Königl. Englischen Societät Cocculi Indi aromatici genennet werden.

§. 11.

Diese Körner haben eben die Kräfften/ welche der Nelcken-Zimmet selbsten bat/ können auch in allen denjenigen Kranckheiten/ worinnen diese gerühmet worden/ füglich gebraucht werden.

Das II. Capitel.

Von der Zimmer-Rinde.

[Abbildung]

§. 1.

DEr Zimmet/ welcher Lateinisch CINNAMOMUM, CASSIA CINNAMOMEA und CANELLA genennetwird / bestehet auß einer dunnen/ von seiner eusseren Schale gesäuberten und in langen Röhren zusammen gerolten Rinde/ so gelb-röthlicht ist und einen scharff-beisenden/ süßlichten und aromarischen Geschmack/ auch einen sehr angenehmen Geruch hat: wird auß Ost-Indien / absonderlich auß der Insul Ceylon, über Holland

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[250/0296] §. 9. Den Gebrauch und Nutzen dieser Rinden anbelangeud/ so kommet sie darin mit den Nägelein über ein/ stärcket das Haupt/ Magen/ Nerven und alle nervose Theile des Leibes/ absonderlich auch die Mutter/ und wird deßwegen in schwerer Geburts-Arbeit/ wie auch der Wassersucht sehr gerühmet. Einige ziehen mit dem Spiritu Vini eine Tictur oder Essentz darauß und verkauffen sie vor die Nelcken-Essentz/ welches ein Betrug ist/ so wenig Seegen bringet. Die Zucker Becker überziehen sie auch mit Zucker/ oder mischen sie an statt der Nägelein unter die Tragaeas grossas. Daß aber die Würtz-Krämer das Pulver davon unter die gestossene Nägelein mischen/ ist ein schändlicher Betrug/ indem die gestossene Nägelein wohl 4. biß 5. mahlen theurer sind / als die Rinde: Weßwegen auch diese Waar in Nürnberg gar nicht passirlich seyn soll/ sondern wird auff der Schau verworffen/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 68. berichtet. §. 10. Die Frucht von diesem Baum ist noch von niemanden recht beschrieben worden/ ausser daß Franciscus Redi, ein gelehter Italianischer Edelman/ deren in seinen experimentis natur. pag. 168. unter dem Nahmen PIMENTA de CHIAPA oder PIPERIS TAVASCI gedacht: Andere heissen sie AMOMUM PLINII, und scheinet eben dasjenige Gewürtz zu seyn/ welches Pomet in seiner Frantzöischen Material Kammer pag. 120. auff dem Campeschen-Baum wachsen/ an einem andern Orr pag. 195, aber unter dem Nahmen des PIPERIS JAMAICENSIS beschreibet/ welche beyde an Gestalt und Kräfften mit der Frucht der Cassiae Caryophillatae gäntzlich über einkommen/ und macht der Geschmack und Geruch schon ein grössere praesumption, daß beyde von jetzbeschriebenem Baum und nicht sowohl von dem Campeschen-Holtz herrühren/ welches dergleichen Geschmack oder Geruch nicht hat. Diese Frucht hat eusserlich auch das Ansehen wie die Cocculi de Levante, weßwegen sie auch im Museô der Königl. Englischen Societät Cocculi Indi aromatici genennet werden. §. 11. Diese Körner haben eben die Kräfften/ welche der Nelcken-Zimmet selbsten bat/ können auch in allen denjenigen Kranckheiten/ worinnen diese gerühmet worden/ füglich gebraucht werden. Das II. Capitel. Von der Zimmer-Rinde. [Abbildung] §. 1. DEr Zimmet/ welcher Lateinisch CINNAMOMUM, CASSIA CINNAMOMEA und CANELLA genennetwird / bestehet auß einer dunnen/ von seiner eusseren Schale gesäuberten und in langen Röhren zusammen gerolten Rinde/ so gelb-röthlicht ist und einen scharff-beisenden/ süßlichten und aromarischen Geschmack/ auch einen sehr angenehmen Geruch hat: wird auß Ost-Indien / absonderlich auß der Insul Ceylon, über Holland

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/296>, abgerufen am 30.04.2024.