fangene und alles Gepäck wegnahm, das derselbe mit sich geführt hatte. Die hanseatische Reiterei hatte an diesem Gefecht rühmlich Theil genommen, und die gute Vorbedeutung, die man daraus für das Betragen des hanseatischen Fußvolks nehmen konnte, wurde eine Auf¬ forderung mehr, dasselbe bald auf die Probe zu stellen, und etwas Ernstliches damit gegen den Feind zu un¬ ternehmen. Den Tag darauf ging eine sächsische Ab¬ theilung, 50 Mann stark, mit ihrem Offizier an der Spitze, von den Franzosen zu den Russen über, indem sie erklärten, für die deutsche Sache fechten zu wollen. Die Mannschaft rückte mit Waffen und Zeug unter Anführung ihres Offiziers in Hamburg ein, wo sie alsdann dem zweiten Bataillon der Hanseaten einver¬ leibt wurde. Der früher erlassene Aufruf an die Sach¬ sen war also doch nicht ganz fruchtlos geblieben, wie sehr auch befestigtes Vorurtheil dem Offizier, und viel¬ fache Hindernisse anderer Art dem Soldaten diesen kühnen Schritt des Uebergehens erschweren mochten. Die vielen Deutschen, welche Vandamme unter seinen Truppen hatte, waren eben so gestimmt wie diese Sach¬ sen, und man mußte nur eilen, ihnen die günstige Gelegenheit zu bieten, durch welche die Gesinnung zur That werden konnte. Die kleinen Gefechte dauerten inzwischen fort; ohne Unterlaß wurden Gefangene ein¬ gebracht, und eben so oft solche, die von den Land¬ stürmern und bewaffneten Bürgern ergriffen waren,
21*
fangene und alles Gepaͤck wegnahm, das derſelbe mit ſich gefuͤhrt hatte. Die hanſeatiſche Reiterei hatte an dieſem Gefecht ruͤhmlich Theil genommen, und die gute Vorbedeutung, die man daraus fuͤr das Betragen des hanſeatiſchen Fußvolks nehmen konnte, wurde eine Auf¬ forderung mehr, daſſelbe bald auf die Probe zu ſtellen, und etwas Ernſtliches damit gegen den Feind zu un¬ ternehmen. Den Tag darauf ging eine ſaͤchſiſche Ab¬ theilung, 50 Mann ſtark, mit ihrem Offizier an der Spitze, von den Franzoſen zu den Ruſſen uͤber, indem ſie erklaͤrten, fuͤr die deutſche Sache fechten zu wollen. Die Mannſchaft ruͤckte mit Waffen und Zeug unter Anfuͤhrung ihres Offiziers in Hamburg ein, wo ſie alsdann dem zweiten Bataillon der Hanſeaten einver¬ leibt wurde. Der fruͤher erlaſſene Aufruf an die Sach¬ ſen war alſo doch nicht ganz fruchtlos geblieben, wie ſehr auch befeſtigtes Vorurtheil dem Offizier, und viel¬ fache Hinderniſſe anderer Art dem Soldaten dieſen kuͤhnen Schritt des Uebergehens erſchweren mochten. Die vielen Deutſchen, welche Vandamme unter ſeinen Truppen hatte, waren eben ſo geſtimmt wie dieſe Sach¬ ſen, und man mußte nur eilen, ihnen die guͤnſtige Gelegenheit zu bieten, durch welche die Geſinnung zur That werden konnte. Die kleinen Gefechte dauerten inzwiſchen fort; ohne Unterlaß wurden Gefangene ein¬ gebracht, und eben ſo oft ſolche, die von den Land¬ ſtuͤrmern und bewaffneten Buͤrgern ergriffen waren,
21*
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0335"n="323"/>
fangene und alles Gepaͤck wegnahm, das derſelbe mit<lb/>ſich gefuͤhrt hatte. Die hanſeatiſche Reiterei hatte an<lb/>
dieſem Gefecht ruͤhmlich Theil genommen, und die gute<lb/>
Vorbedeutung, die man daraus fuͤr das Betragen des<lb/>
hanſeatiſchen Fußvolks nehmen konnte, wurde eine Auf¬<lb/>
forderung mehr, daſſelbe bald auf die Probe zu ſtellen,<lb/>
und etwas Ernſtliches damit gegen den Feind zu un¬<lb/>
ternehmen. Den Tag darauf ging eine ſaͤchſiſche Ab¬<lb/>
theilung, <hirendition="#b">50</hi> Mann ſtark, mit ihrem Offizier an der<lb/>
Spitze, von den Franzoſen zu den Ruſſen uͤber, indem<lb/>ſie erklaͤrten, fuͤr die deutſche Sache fechten zu wollen.<lb/>
Die Mannſchaft ruͤckte mit Waffen und Zeug unter<lb/>
Anfuͤhrung ihres Offiziers in Hamburg ein, wo ſie<lb/>
alsdann dem zweiten Bataillon der Hanſeaten einver¬<lb/>
leibt wurde. Der fruͤher erlaſſene Aufruf an die Sach¬<lb/>ſen war alſo doch nicht ganz fruchtlos geblieben, wie<lb/>ſehr auch befeſtigtes Vorurtheil dem Offizier, und viel¬<lb/>
fache Hinderniſſe anderer Art dem Soldaten dieſen<lb/>
kuͤhnen Schritt des Uebergehens erſchweren mochten.<lb/>
Die vielen Deutſchen, welche Vandamme unter ſeinen<lb/>
Truppen hatte, waren eben ſo geſtimmt wie dieſe Sach¬<lb/>ſen, und man mußte nur eilen, ihnen die guͤnſtige<lb/>
Gelegenheit zu bieten, durch welche die Geſinnung zur<lb/>
That werden konnte. Die kleinen Gefechte dauerten<lb/>
inzwiſchen fort; ohne Unterlaß wurden Gefangene ein¬<lb/>
gebracht, und eben ſo oft ſolche, die von den Land¬<lb/>ſtuͤrmern und bewaffneten Buͤrgern ergriffen waren,<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#b">21</hi>*<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[323/0335]
fangene und alles Gepaͤck wegnahm, das derſelbe mit
ſich gefuͤhrt hatte. Die hanſeatiſche Reiterei hatte an
dieſem Gefecht ruͤhmlich Theil genommen, und die gute
Vorbedeutung, die man daraus fuͤr das Betragen des
hanſeatiſchen Fußvolks nehmen konnte, wurde eine Auf¬
forderung mehr, daſſelbe bald auf die Probe zu ſtellen,
und etwas Ernſtliches damit gegen den Feind zu un¬
ternehmen. Den Tag darauf ging eine ſaͤchſiſche Ab¬
theilung, 50 Mann ſtark, mit ihrem Offizier an der
Spitze, von den Franzoſen zu den Ruſſen uͤber, indem
ſie erklaͤrten, fuͤr die deutſche Sache fechten zu wollen.
Die Mannſchaft ruͤckte mit Waffen und Zeug unter
Anfuͤhrung ihres Offiziers in Hamburg ein, wo ſie
alsdann dem zweiten Bataillon der Hanſeaten einver¬
leibt wurde. Der fruͤher erlaſſene Aufruf an die Sach¬
ſen war alſo doch nicht ganz fruchtlos geblieben, wie
ſehr auch befeſtigtes Vorurtheil dem Offizier, und viel¬
fache Hinderniſſe anderer Art dem Soldaten dieſen
kuͤhnen Schritt des Uebergehens erſchweren mochten.
Die vielen Deutſchen, welche Vandamme unter ſeinen
Truppen hatte, waren eben ſo geſtimmt wie dieſe Sach¬
ſen, und man mußte nur eilen, ihnen die guͤnſtige
Gelegenheit zu bieten, durch welche die Geſinnung zur
That werden konnte. Die kleinen Gefechte dauerten
inzwiſchen fort; ohne Unterlaß wurden Gefangene ein¬
gebracht, und eben ſo oft ſolche, die von den Land¬
ſtuͤrmern und bewaffneten Buͤrgern ergriffen waren,
21*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/335>, abgerufen am 01.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.