und gewinnsüchtiger Absicht dem Feinde hätte Nachricht bringen wollen, so würde er unsern Kosaken in die Hände gefallen sein, welche mit meisterhafter Geschick¬ lichkeit einen weiten Strich Landes in großem Umkreis völlig abschlossen.
Am 16. September früh um vier Uhr brachen wir endlich mit allen Truppen von Dannenberg auf, und rückten gegen die Görde vor, in der Hoffnung, dem Feinde in dieser Richtung zu begegnen; der Marsch blieb durch die zwischenliegenden Hügel und Waldge¬ büsche gänzlich verdeckt, und eben so nachher die Stel¬ lung, die wir vor dem Anfange des Waldes nahmen, um den Feind zu erwarten. Allein er rückte keines¬ wegs vor, sondern blieb in seiner Stellung rückwärts des Jagdschlosses Görde, welches er mit Jägern besetzt hielt, auf einer vortheilhaften Anhöhe vor dem Dorfe Oldendorf, sandte gegen die vorgeschickten Kosaken einige Plänkler aus, und als jene, um die seinigen zu ver¬ locken, sich zurückzogen, ließ er sie nicht verfolgen, son¬ dern zog auch die seinigen wieder ein, und man hörte schon kaum noch hin und wieder einen Schuß fallen. Als wir bis Mittag vergebens gewartet hatten, beschloß Wallmoden den noch übrigen Theil des Tages zu benutzen, und den Feind anzugreifen. Wir hatten je¬ doch noch ein gutes Stück zu marschiren, und konnten erst gegen 2 Uhr Nachmittags zum Angriff kommen. Tettenborn eröffnete das Gefecht; Abtheilungen Kosaken
und gewinnſuͤchtiger Abſicht dem Feinde haͤtte Nachricht bringen wollen, ſo wuͤrde er unſern Koſaken in die Haͤnde gefallen ſein, welche mit meiſterhafter Geſchick¬ lichkeit einen weiten Strich Landes in großem Umkreis voͤllig abſchloſſen.
Am 16. September fruͤh um vier Uhr brachen wir endlich mit allen Truppen von Dannenberg auf, und ruͤckten gegen die Goͤrde vor, in der Hoffnung, dem Feinde in dieſer Richtung zu begegnen; der Marſch blieb durch die zwiſchenliegenden Huͤgel und Waldge¬ buͤſche gaͤnzlich verdeckt, und eben ſo nachher die Stel¬ lung, die wir vor dem Anfange des Waldes nahmen, um den Feind zu erwarten. Allein er ruͤckte keines¬ wegs vor, ſondern blieb in ſeiner Stellung ruͤckwaͤrts des Jagdſchloſſes Goͤrde, welches er mit Jaͤgern beſetzt hielt, auf einer vortheilhaften Anhoͤhe vor dem Dorfe Oldendorf, ſandte gegen die vorgeſchickten Koſaken einige Plaͤnkler aus, und als jene, um die ſeinigen zu ver¬ locken, ſich zuruͤckzogen, ließ er ſie nicht verfolgen, ſon¬ dern zog auch die ſeinigen wieder ein, und man hoͤrte ſchon kaum noch hin und wieder einen Schuß fallen. Als wir bis Mittag vergebens gewartet hatten, beſchloß Wallmoden den noch uͤbrigen Theil des Tages zu benutzen, und den Feind anzugreifen. Wir hatten je¬ doch noch ein gutes Stuͤck zu marſchiren, und konnten erſt gegen 2 Uhr Nachmittags zum Angriff kommen. Tettenborn eroͤffnete das Gefecht; Abtheilungen Koſaken
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0448"n="436"/>
und gewinnſuͤchtiger Abſicht dem Feinde haͤtte Nachricht<lb/>
bringen wollen, ſo wuͤrde er unſern Koſaken in die<lb/>
Haͤnde gefallen ſein, welche mit meiſterhafter Geſchick¬<lb/>
lichkeit einen weiten Strich Landes in großem Umkreis<lb/>
voͤllig abſchloſſen.</p><lb/><p>Am <hirendition="#b">16.</hi> September fruͤh um vier Uhr brachen wir<lb/>
endlich mit allen Truppen von Dannenberg auf, und<lb/>
ruͤckten gegen die Goͤrde vor, in der Hoffnung, dem<lb/>
Feinde in dieſer Richtung zu begegnen; der Marſch<lb/>
blieb durch die zwiſchenliegenden Huͤgel und Waldge¬<lb/>
buͤſche gaͤnzlich verdeckt, und eben ſo nachher die Stel¬<lb/>
lung, die wir vor dem Anfange des Waldes nahmen,<lb/>
um den Feind zu erwarten. Allein er ruͤckte keines¬<lb/>
wegs vor, ſondern blieb in ſeiner Stellung ruͤckwaͤrts<lb/>
des Jagdſchloſſes Goͤrde, welches er mit Jaͤgern beſetzt<lb/>
hielt, auf einer vortheilhaften Anhoͤhe vor dem Dorfe<lb/>
Oldendorf, ſandte gegen die vorgeſchickten Koſaken einige<lb/>
Plaͤnkler aus, und als jene, um die ſeinigen zu ver¬<lb/>
locken, ſich zuruͤckzogen, ließ er ſie nicht verfolgen, ſon¬<lb/>
dern zog auch die ſeinigen wieder ein, und man hoͤrte<lb/>ſchon kaum noch hin und wieder einen Schuß fallen.<lb/>
Als wir bis Mittag vergebens gewartet hatten, beſchloß<lb/>
Wallmoden den noch uͤbrigen Theil des Tages zu<lb/>
benutzen, und den Feind anzugreifen. Wir hatten je¬<lb/>
doch noch ein gutes Stuͤck zu marſchiren, und konnten<lb/>
erſt gegen <hirendition="#b">2</hi> Uhr Nachmittags zum Angriff kommen.<lb/>
Tettenborn eroͤffnete das Gefecht; Abtheilungen Koſaken<lb/></p></div></body></text></TEI>
[436/0448]
und gewinnſuͤchtiger Abſicht dem Feinde haͤtte Nachricht
bringen wollen, ſo wuͤrde er unſern Koſaken in die
Haͤnde gefallen ſein, welche mit meiſterhafter Geſchick¬
lichkeit einen weiten Strich Landes in großem Umkreis
voͤllig abſchloſſen.
Am 16. September fruͤh um vier Uhr brachen wir
endlich mit allen Truppen von Dannenberg auf, und
ruͤckten gegen die Goͤrde vor, in der Hoffnung, dem
Feinde in dieſer Richtung zu begegnen; der Marſch
blieb durch die zwiſchenliegenden Huͤgel und Waldge¬
buͤſche gaͤnzlich verdeckt, und eben ſo nachher die Stel¬
lung, die wir vor dem Anfange des Waldes nahmen,
um den Feind zu erwarten. Allein er ruͤckte keines¬
wegs vor, ſondern blieb in ſeiner Stellung ruͤckwaͤrts
des Jagdſchloſſes Goͤrde, welches er mit Jaͤgern beſetzt
hielt, auf einer vortheilhaften Anhoͤhe vor dem Dorfe
Oldendorf, ſandte gegen die vorgeſchickten Koſaken einige
Plaͤnkler aus, und als jene, um die ſeinigen zu ver¬
locken, ſich zuruͤckzogen, ließ er ſie nicht verfolgen, ſon¬
dern zog auch die ſeinigen wieder ein, und man hoͤrte
ſchon kaum noch hin und wieder einen Schuß fallen.
Als wir bis Mittag vergebens gewartet hatten, beſchloß
Wallmoden den noch uͤbrigen Theil des Tages zu
benutzen, und den Feind anzugreifen. Wir hatten je¬
doch noch ein gutes Stuͤck zu marſchiren, und konnten
erſt gegen 2 Uhr Nachmittags zum Angriff kommen.
Tettenborn eroͤffnete das Gefecht; Abtheilungen Koſaken
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/448>, abgerufen am 01.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.