ben schon nicht mehr nöthig war; und ist es nicht schon ein Vorzug, im Fall, wie wohl zu geschehen pflegt, der Ruhm des Feldherrn streitig gemacht würde, doch den eines tapfern Kriegers zu behalten?
Wir brachten die Nacht in der Görde zu, wo Wall¬ moden die Meldung erhielt, daß der Marschall Davoust, vielleicht unterrichtet von der geringen Stärke der ihm entgegenstehenden Truppen, sowohl gegen Boitzenburg als gegen Zarrentin im Vorrücken sei. Auf diese Nach¬ richt schickte Wallmoden gleich am folgenden Tage den größten Theil seiner Truppen über die Elbe zurück, er selbst nahm sein Hauptquartier in Dannenberg. Tet¬ tenborn aber blieb in der Görde, wo noch immer Gefangene eingebracht wurden, und mancherlei Erfolge der ausgesandten Partheien abzuwarten waren. Der Rittmeister von Herbert war bei Lüneburg vorbeige¬ gangen, und hatte auf der Straße nach Celle einen heftigen Scharmützel mit einer Abtheilung Franzosen, die größtentheils zu Gefangenen gemacht wurden. An der Elbe war alles ruhig, wenige Versprengte von dem Treffen bei der Görde wurden in Bleckede aufgefan¬ gen, mehrere in den Waldungen. Ueber Uelzen hinaus waren einzelne Partheien weit ins Land gestreift, ohne irgend etwas vom Feinde erfahren zu können, das ganze Land bis Braunschweig und Hannover lag offen da. Der Lieutenant von Schimmelpfennig war gera¬ dezu auf Lüneburg gegangen, und in die Stadt, welche
ben ſchon nicht mehr noͤthig war; und iſt es nicht ſchon ein Vorzug, im Fall, wie wohl zu geſchehen pflegt, der Ruhm des Feldherrn ſtreitig gemacht wuͤrde, doch den eines tapfern Kriegers zu behalten?
Wir brachten die Nacht in der Goͤrde zu, wo Wall¬ moden die Meldung erhielt, daß der Marſchall Davouſt, vielleicht unterrichtet von der geringen Staͤrke der ihm entgegenſtehenden Truppen, ſowohl gegen Boitzenburg als gegen Zarrentin im Vorruͤcken ſei. Auf dieſe Nach¬ richt ſchickte Wallmoden gleich am folgenden Tage den groͤßten Theil ſeiner Truppen uͤber die Elbe zuruͤck, er ſelbſt nahm ſein Hauptquartier in Dannenberg. Tet¬ tenborn aber blieb in der Goͤrde, wo noch immer Gefangene eingebracht wurden, und mancherlei Erfolge der ausgeſandten Partheien abzuwarten waren. Der Rittmeiſter von Herbert war bei Luͤneburg vorbeige¬ gangen, und hatte auf der Straße nach Celle einen heftigen Scharmuͤtzel mit einer Abtheilung Franzoſen, die groͤßtentheils zu Gefangenen gemacht wurden. An der Elbe war alles ruhig, wenige Verſprengte von dem Treffen bei der Goͤrde wurden in Bleckede aufgefan¬ gen, mehrere in den Waldungen. Ueber Uelzen hinaus waren einzelne Partheien weit ins Land geſtreift, ohne irgend etwas vom Feinde erfahren zu koͤnnen, das ganze Land bis Braunſchweig und Hannover lag offen da. Der Lieutenant von Schimmelpfennig war gera¬ dezu auf Luͤneburg gegangen, und in die Stadt, welche
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0456"n="444"/>
ben ſchon nicht mehr noͤthig war; und iſt es nicht ſchon<lb/>
ein Vorzug, im Fall, wie wohl zu geſchehen pflegt,<lb/>
der Ruhm des Feldherrn ſtreitig gemacht wuͤrde, doch<lb/>
den eines tapfern Kriegers zu behalten?</p><lb/><p>Wir brachten die Nacht in der Goͤrde zu, wo Wall¬<lb/>
moden die Meldung erhielt, daß der Marſchall Davouſt,<lb/>
vielleicht unterrichtet von der geringen Staͤrke der ihm<lb/>
entgegenſtehenden Truppen, ſowohl gegen Boitzenburg<lb/>
als gegen Zarrentin im Vorruͤcken ſei. Auf dieſe Nach¬<lb/>
richt ſchickte Wallmoden gleich am folgenden Tage den<lb/>
groͤßten Theil ſeiner Truppen uͤber die Elbe zuruͤck, er<lb/>ſelbſt nahm ſein Hauptquartier in Dannenberg. Tet¬<lb/>
tenborn aber blieb in der Goͤrde, wo noch immer<lb/>
Gefangene eingebracht wurden, und mancherlei Erfolge<lb/>
der ausgeſandten Partheien abzuwarten waren. Der<lb/>
Rittmeiſter von Herbert war bei Luͤneburg vorbeige¬<lb/>
gangen, und hatte auf der Straße nach Celle einen<lb/>
heftigen Scharmuͤtzel mit einer Abtheilung Franzoſen,<lb/>
die groͤßtentheils zu Gefangenen gemacht wurden. An<lb/>
der Elbe war alles ruhig, wenige Verſprengte von dem<lb/>
Treffen bei der Goͤrde wurden in Bleckede aufgefan¬<lb/>
gen, mehrere in den Waldungen. Ueber Uelzen hinaus<lb/>
waren einzelne Partheien weit ins Land geſtreift, ohne<lb/>
irgend etwas vom Feinde erfahren zu koͤnnen, das<lb/>
ganze Land bis Braunſchweig und Hannover lag offen<lb/>
da. Der Lieutenant von Schimmelpfennig war gera¬<lb/>
dezu auf Luͤneburg gegangen, und in die Stadt, welche<lb/></p></div></body></text></TEI>
[444/0456]
ben ſchon nicht mehr noͤthig war; und iſt es nicht ſchon
ein Vorzug, im Fall, wie wohl zu geſchehen pflegt,
der Ruhm des Feldherrn ſtreitig gemacht wuͤrde, doch
den eines tapfern Kriegers zu behalten?
Wir brachten die Nacht in der Goͤrde zu, wo Wall¬
moden die Meldung erhielt, daß der Marſchall Davouſt,
vielleicht unterrichtet von der geringen Staͤrke der ihm
entgegenſtehenden Truppen, ſowohl gegen Boitzenburg
als gegen Zarrentin im Vorruͤcken ſei. Auf dieſe Nach¬
richt ſchickte Wallmoden gleich am folgenden Tage den
groͤßten Theil ſeiner Truppen uͤber die Elbe zuruͤck, er
ſelbſt nahm ſein Hauptquartier in Dannenberg. Tet¬
tenborn aber blieb in der Goͤrde, wo noch immer
Gefangene eingebracht wurden, und mancherlei Erfolge
der ausgeſandten Partheien abzuwarten waren. Der
Rittmeiſter von Herbert war bei Luͤneburg vorbeige¬
gangen, und hatte auf der Straße nach Celle einen
heftigen Scharmuͤtzel mit einer Abtheilung Franzoſen,
die groͤßtentheils zu Gefangenen gemacht wurden. An
der Elbe war alles ruhig, wenige Verſprengte von dem
Treffen bei der Goͤrde wurden in Bleckede aufgefan¬
gen, mehrere in den Waldungen. Ueber Uelzen hinaus
waren einzelne Partheien weit ins Land geſtreift, ohne
irgend etwas vom Feinde erfahren zu koͤnnen, das
ganze Land bis Braunſchweig und Hannover lag offen
da. Der Lieutenant von Schimmelpfennig war gera¬
dezu auf Luͤneburg gegangen, und in die Stadt, welche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/456>, abgerufen am 01.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.