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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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der Flammensäule, glühende Schlacken genug,
sie auf den Absatz eines Kristalls zu sammeln,
und den ganzen Ueberrest des Bären daran ge¬
nießbar zu machen, der dann weiter weggetra¬
gen wird, wo der Schnee nicht mehr an den
Gluten zergeht. Eben dies muß mit dem Schlit¬
ten, der schon tief einsank, mühevoll geschehen.

Der Vulkan ruht, speit wieder, hört auf.
Die Erfahrung belehrt Guido, daß die Schlacken
lange fortglühn, im Krater sieht er ungeheuern
Vorrath davon. Er darf nichts mehr für sich
vom Frost fürchten, doch ach! die Hoffnung auf
Reisende kann er nicht länger nähren, schon ist
es im März, wer wird sich noch hieher wagen?
Auch noch nie hatte ein Sterblicher im Sommer
zum Pol dringen können, durch das Treibeis auf
dem Meer und überschwemmten Lande abgehal¬
ten Zu einer Luftfahrt war es zu weit von be¬
wohnten Ortschaften, man fürchtete den Mangel
an Lebensnothwendigkeit.

Nun ich friste das Leben, so lange ich kann,
dachte Guido, die Phantasie immer noch mit
seinem Traum gefüllt.

Jetzt umschimmerte ihn ein röthlich Licht,
das nicht mehr, wie sonst der Nordschein, wich,

der Flammenſaͤule, gluͤhende Schlacken genug,
ſie auf den Abſatz eines Kriſtalls zu ſammeln,
und den ganzen Ueberreſt des Baͤren daran ge¬
nießbar zu machen, der dann weiter weggetra¬
gen wird, wo der Schnee nicht mehr an den
Gluten zergeht. Eben dies muß mit dem Schlit¬
ten, der ſchon tief einſank, muͤhevoll geſchehen.

Der Vulkan ruht, ſpeit wieder, hoͤrt auf.
Die Erfahrung belehrt Guido, daß die Schlacken
lange fortgluͤhn, im Krater ſieht er ungeheuern
Vorrath davon. Er darf nichts mehr fuͤr ſich
vom Froſt fuͤrchten, doch ach! die Hoffnung auf
Reiſende kann er nicht laͤnger naͤhren, ſchon iſt
es im Maͤrz, wer wird ſich noch hieher wagen?
Auch noch nie hatte ein Sterblicher im Sommer
zum Pol dringen koͤnnen, durch das Treibeis auf
dem Meer und uͤberſchwemmten Lande abgehal¬
ten Zu einer Luftfahrt war es zu weit von be¬
wohnten Ortſchaften, man fuͤrchtete den Mangel
an Lebensnothwendigkeit.

Nun ich friſte das Leben, ſo lange ich kann,
dachte Guido, die Phantaſie immer noch mit
ſeinem Traum gefuͤllt.

Jetzt umſchimmerte ihn ein roͤthlich Licht,
das nicht mehr, wie ſonſt der Nordſchein, wich,

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[326/0338] der Flammenſaͤule, gluͤhende Schlacken genug, ſie auf den Abſatz eines Kriſtalls zu ſammeln, und den ganzen Ueberreſt des Baͤren daran ge¬ nießbar zu machen, der dann weiter weggetra¬ gen wird, wo der Schnee nicht mehr an den Gluten zergeht. Eben dies muß mit dem Schlit¬ ten, der ſchon tief einſank, muͤhevoll geſchehen. Der Vulkan ruht, ſpeit wieder, hoͤrt auf. Die Erfahrung belehrt Guido, daß die Schlacken lange fortgluͤhn, im Krater ſieht er ungeheuern Vorrath davon. Er darf nichts mehr fuͤr ſich vom Froſt fuͤrchten, doch ach! die Hoffnung auf Reiſende kann er nicht laͤnger naͤhren, ſchon iſt es im Maͤrz, wer wird ſich noch hieher wagen? Auch noch nie hatte ein Sterblicher im Sommer zum Pol dringen koͤnnen, durch das Treibeis auf dem Meer und uͤberſchwemmten Lande abgehal¬ ten Zu einer Luftfahrt war es zu weit von be¬ wohnten Ortſchaften, man fuͤrchtete den Mangel an Lebensnothwendigkeit. Nun ich friſte das Leben, ſo lange ich kann, dachte Guido, die Phantaſie immer noch mit ſeinem Traum gefuͤllt. Jetzt umſchimmerte ihn ein roͤthlich Licht, das nicht mehr, wie ſonſt der Nordſchein, wich,

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/338>, abgerufen am 30.04.2024.