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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch]
Judenhaar.

* 'S sind Judenhar'l.

So heissen in Oberösterreich die Haare, welche die Kinder mit auf die Welt bringen. (Baumgarten.)


Judenhaus.

* Ins Judenhaus nach Speck gehen. - Frischbier2, 1329.


Judenheller.

*1 Er hat nicht einen einigen Judenheller.

Lat.: Nec obolum habet, unde restim emat. (Seybold, 333 u. 358.)

*2 Er ist keinen Judenheller werth. - Morgenblatt, Nr. 306, S. 1223.


Judenmagd.

* Die schwangere Judenmagd wollte den Messias gebären und kam mit einem Töchterlein nieder. - Reinsberg V, 35.

Erst in neuester Zeit wollte eine Kaiserin in Pesth einen Prinzen gebären, aber sie gebar trotz der päpstlichen Reliquie und Verkündigung eine Prinzessin.


Judenquartier.

Ins Judenquartier, wer den Christen keine Miethe zahlt. - Altmann VI, 511.


Judenschule.

1 Mancher gehet so lang in die Judenschul, dass er kein Teutsch mehr verstehet. - Petri, II, 449.

*2 Dös wird nit in die Judaschual g'schickt. (Franken.)

*3 Et äs wä an er Judescheil. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 174, 149.

Holl.: Het gelijkt wel eene Joden-kerk. (Harrebomee, I, 365b.)

Lat.: Hirundinum musea. (Philippi, I, 177; Seybold, 216.)


Judenspiess.

1 Der Judenspiess (Wucher) gar manchen schon zu Boden stiess.

2 Mit dem Judenspiesse sieht man auch so manchen Christen gehen.

"Die Juden haben unsern Bürgern die Spiesse geliehen, dass sie mit dem Judenspiess rennten und wucherten." (Luther's Tischr., 251a.) "Meint jhr, es hab keinen Juden hier? So hat es doch vil Judenspiess." (Ayrer, IV, 2454, 20.)

*3 Den Judenspiess führen.

Sehr häufig bei Grimmelshausen, Springinsfeld und dessen andern Schriften.

*4 Mit dem Judenspiess rennen (fechten, laufen, reiten, stechen). - Agricola II, 93; Pauli, Schimpff, XXXIII; Herberger, I, 870; Murner, Nb., 66; Brandt, Nsch., 76; Allerlei, 1797, 899; Geiler, 84; Eiselein, 351; Körte, 3205d; Braun, I, 1678; Reinsberg V, 34.

Geld eintreiben, wuchern, schachern, auf Gewinn ausgehen. - "Wie rennt man mit dem Judenspiess!" (Herberger, I, 2, 815.) "Mit dem Juden spiess laufen, rennen, fechten U. S. W." (Vgl. Simplic., 148, 618 u. 624; III, 128; ferner: Frisch, I, 493a; II, 301a.) - "Er ... ritt, landesüblichem Ausdruck gemäss, den Judenspiess, will sagen: er trieb fortwährend Vieh- und Pferdehandel und hieb Käufer und Verkäufer übers Ohr." (Holtei, Eselsfresser, I, 72.)

Frz.: Etre un grand usurier et sangsue. (Kritzinger, 728a.)


Judenweib.

* Ein alt Judenweib beschneiden. - Reinsberg V, 34; Sandvoss, 535.


Judenzins.

1 Judenzins und Hurenheuer sind gemeiniglich sehr theuer. - Pistor., VIII, 68; Simrock, 5115.

Heuer, mundartlich für Miethe.

2 Wei Jiudenzinsen hewwen well, dei mot sick ok Jiudenknippe gefallen loten. (Sauerland.)


Judica.

Ist's um Judica feucht, so bleiben die Kornböden leicht. - Bair. Hauskalender.


Judiciren.

Wenn ich judiciren soll, so nehm' ich 's Maul recht ordentlich voll.

Der Frosch in Goethe's Faust.


Judicium.

Ubi judicium ein Loch in den Kopf. - Frischbier2, 1830.


Jüdischkeit.

* Seine Jüdischkeit ist keinen Pfennig werth. - Tendlau, 675.

Um den Mangel an jüdisch-religiösem Sinn zu bezeichnen, was auch noch durch verschiedene andere [Spaltenumbruch] jüdisch-deutsche Redensarten geschieht, als: "Das is e Goj gomur", d. i. ein vollkommener Nichtjude. (S. Goj.) Ferner: "Das is e Loofer" d. i. ein Leugner, der an nichts glaubt. "Das is e Apikoores, das is e Min", womit die Rabbinen Irrgläubige bezeichnen. "Das is e Posche Jisroel", ein Abtrünniger Israels. (Tendlau, 676, 677, 678 u. 681.)


Jugend.

1 Alt Jugend der gewiss todt. - Gruter, I, 4; Petri, I, 11; Latendorf II, 6.

2 An der Jugend ist alles lieblich.

Lat.: Pueritia semper amabilis. (Seybold, 464.)

3 Auf die Jugend ist kein Verlass, sie will heut' dies und morgen das.

Abraham a Sancta Clara (Etwas für alle, Nürnberg 1699, I, 377) sagt von der Jugend: "Sie ist ein Geschirr, so bald rinnt, ein Holz, so bald brennt, ein Kerzchen, so bald abfliesst, eine Farbe, so bald abschiesst, ein Fleisch, so bald stinkt, ein Schiffel, so bald versinkt. Die Jugend lauft nicht, sondern springt, sie stolpert nicht, sondern fällt, sie raucht nicht, sondern brennt, sie wälzt sich nicht, sondern stürzt sich in alle Laster wie der verlorne Sohn; sie brennt in Unzucht wie der Ammon; sie fällt in allen Uebermuth wie der Absalon, sie springt in das Verderben wie die Kinder Eli."

Böhm.: Zeleny hrozen neni sladky, a mlady clovek neni staly. (Celakovsky, 305.)

4 Auf eine gute Jugend folgt ein ruhiges Alter. - Seybold, 110; Sutor, 595.

5 Auf eine müssige Jugend folgt ein dürftiges (beschwertes) Alter. - Winckler, XI, 14; XVIII, 89.

6 Besser in der Jugend gelitten vnd gezüchtigt, denn im Alter. - Henisch, 320, 58; Petri, II, 38; Sailer, 196.

7 D' Jugend muss tobet ha, hätt de Bettelma g'seit, do ist ihm 's Kind zum Bündel uskeit1. (Schweiz.)

1)Keiten = fallen.

8 De in'r Jögd fahrt, mutt up't Older gan. - Eichwald, 906.

9 De Juegend mot est (erst) de Narrenscho uttreaen. (Büren.)

10 De Jugend is wild, hadde de Beadelfrau1 sagt, do was ear dat Kind2 ut der Kipe3 fallen. (Westf.) - Hoefer, 1117a; für Iserlohn: Woeste, 62, 10; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 67.

1)An andern Orten auch: Pottwif.

2)Im Sauerland: der Blage.

3)Ein meist aus Holzschienen geflochtenes Gefäss, das an Tragriemen auf dem Rücken getragen wird.

11 Der Jugend Fleiss ist des Alters Preis. - Müller, II, 11; Simrock, 2521.

Mhd.: Laz dich an jugent preisen, wilt du in tugent greisen. (Frauenlob.) (Zingerle, 78.)

12 Der Jugend gehört die Zukunft.

Böhm.: Mladym nalezi budoucnost. (Celakovsky, 304.)

13 Der jugend ist man von natur hold. - Tappius, 187a; Simrock, 5280.

Lat.: Cum parvula est bona videtur spina. (Tappius, 187a.)

14 Der Jugend Lehre, des Alters Ehre. - Simrock, 5287; Körte, 3210; Reinsberg VII, 100.

Je gewissenhafter man in der Jugend die Lehr- und Studienjahre benutzt, desto mehr Ehre wird man sich in der Folge erwerben.

15 Der Jugend muss man ein Ding oftmals sagen, wenn sie's einmal thun (behalten, fassen) soll.

Lat.: Nunquam nimis dicitur, quod nunquam satis. (Seneca.) (Philippi, II, 57.)

16 Der Jugend muss man jhren Lauff lassen. - Lehmann, II, 271, 4.

Böhm.: Bujnost mladeze netrpi oteze. (Celakovsky, 305.)

Poln.: Mlodosc bujna do rzadu trudna. (Celakovsky, 305.)

17 Der Jugend Sorgen haben das Alter geborgen.

18 Der Jugend steht die ganze Welt offen.

Böhm.: Mladost ma siroky rozhled. (Celakovsky, 304.)

Poln.: Mlodosc przestronno patrzy. (Celakovsky, 304.)

19 Der Jugend Zucht, dem Pferde Zügel und Sporen, sonst sind beide verloren.

It.: Il freno doma il avallo, e la disciplina la gioventu. (Pazzaglia, 294, 2.)

20 Di Jöögas, di Fröögasch. (Amrum.) - Haupt, VIII, 361, 173; Johansen, 144.

Die Jugend, die Freude.

[Spaltenumbruch]
Judenhaar.

* 'S sind Judenhar'l.

So heissen in Oberösterreich die Haare, welche die Kinder mit auf die Welt bringen. (Baumgarten.)


Judenhaus.

* Ins Judenhaus nach Speck gehen.Frischbier2, 1329.


Judenheller.

*1 Er hat nicht einen einigen Judenheller.

Lat.: Nec obolum habet, unde restim emat. (Seybold, 333 u. 358.)

*2 Er ist keinen Judenheller werth.Morgenblatt, Nr. 306, S. 1223.


Judenmagd.

* Die schwangere Judenmagd wollte den Messias gebären und kam mit einem Töchterlein nieder.Reinsberg V, 35.

Erst in neuester Zeit wollte eine Kaiserin in Pesth einen Prinzen gebären, aber sie gebar trotz der päpstlichen Reliquie und Verkündigung eine Prinzessin.


Judenquartier.

Ins Judenquartier, wer den Christen keine Miethe zahlt.Altmann VI, 511.


Judenschule.

1 Mancher gehet so lang in die Judenschul, dass er kein Teutsch mehr verstehet.Petri, II, 449.

*2 Dös wird nit in die Judaschual g'schickt. (Franken.)

*3 Et äs wä an er Judeschîl. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 174, 149.

Holl.: Het gelijkt wel eene Joden-kerk. (Harrebomée, I, 365b.)

Lat.: Hirundinum musea. (Philippi, I, 177; Seybold, 216.)


Judenspiess.

1 Der Judenspiess (Wucher) gar manchen schon zu Boden stiess.

2 Mit dem Judenspiesse sieht man auch so manchen Christen gehen.

„Die Juden haben unsern Bürgern die Spiesse geliehen, dass sie mit dem Judenspiess rennten und wucherten.“ (Luther's Tischr., 251a.) „Meint jhr, es hab keinen Juden hier? So hat es doch vil Judenspiess.“ (Ayrer, IV, 2454, 20.)

*3 Den Judenspiess führen.

Sehr häufig bei Grimmelshausen, Springinsfeld und dessen andern Schriften.

*4 Mit dem Judenspiess rennen (fechten, laufen, reiten, stechen).Agricola II, 93; Pauli, Schimpff, XXXIII; Herberger, I, 870; Murner, Nb., 66; Brandt, Nsch., 76; Allerlei, 1797, 899; Geiler, 84; Eiselein, 351; Körte, 3205d; Braun, I, 1678; Reinsberg V, 34.

Geld eintreiben, wuchern, schachern, auf Gewinn ausgehen. – „Wie rennt man mit dem Judenspiess!“ (Herberger, I, 2, 815.) „Mit dem Juden spiess laufen, rennen, fechten U. S. W.“ (Vgl. Simplic., 148, 618 u. 624; III, 128; ferner: Frisch, I, 493a; II, 301a.) – „Er ... ritt, landesüblichem Ausdruck gemäss, den Judenspiess, will sagen: er trieb fortwährend Vieh- und Pferdehandel und hieb Käufer und Verkäufer übers Ohr.“ (Holtei, Eselsfresser, I, 72.)

Frz.: Être un grand usurier et sangsue. (Kritzinger, 728a.)


Judenweib.

* Ein alt Judenweib beschneiden.Reinsberg V, 34; Sandvoss, 535.


Judenzins.

1 Judenzins und Hurenheuer sind gemeiniglich sehr theuer.Pistor., VIII, 68; Simrock, 5115.

Heuer, mundartlich für Miethe.

2 Wéi Jiudenzinsen hewwen well, dëi mot sick ok Jiudenknippe gefallen loten. (Sauerland.)


Judica.

Ist's um Judica feucht, so bleiben die Kornböden leicht.Bair. Hauskalender.


Judiciren.

Wenn ich judiciren soll, so nehm' ich 's Maul recht ordentlich voll.

Der Frosch in Goethe's Faust.


Judicium.

Ubi judicium ein Loch in den Kopf.Frischbier2, 1830.


Jüdischkeit.

* Seine Jüdischkeit ist keinen Pfennig werth.Tendlau, 675.

Um den Mangel an jüdisch-religiösem Sinn zu bezeichnen, was auch noch durch verschiedene andere [Spaltenumbruch] jüdisch-deutsche Redensarten geschieht, als: „Das is e Goj gomur“, d. i. ein vollkommener Nichtjude. (S. Goj.) Ferner: „Das is e Loofer“ d. i. ein Leugner, der an nichts glaubt. „Das is e Apikoores, das is e Min“, womit die Rabbinen Irrgläubige bezeichnen. „Das is e Pósche Jisroel“, ein Abtrünniger Israels. (Tendlau, 676, 677, 678 u. 681.)


Jugend.

1 Alt Jugend der gewiss todt.Gruter, I, 4; Petri, I, 11; Latendorf II, 6.

2 An der Jugend ist alles lieblich.

Lat.: Pueritia semper amabilis. (Seybold, 464.)

3 Auf die Jugend ist kein Verlass, sie will heut' dies und morgen das.

Abraham a Sancta Clara (Etwas für alle, Nürnberg 1699, I, 377) sagt von der Jugend: „Sie ist ein Geschirr, so bald rinnt, ein Holz, so bald brennt, ein Kerzchen, so bald abfliesst, eine Farbe, so bald abschiesst, ein Fleisch, so bald stinkt, ein Schiffel, so bald versinkt. Die Jugend lauft nicht, sondern springt, sie stolpert nicht, sondern fällt, sie raucht nicht, sondern brennt, sie wälzt sich nicht, sondern stürzt sich in alle Laster wie der verlorne Sohn; sie brennt in Unzucht wie der Ammon; sie fällt in allen Uebermuth wie der Absalon, sie springt in das Verderben wie die Kinder Eli.“

Böhm.: Zelený hrozen není sladký, a mladý človĕk není stálý. (Čelakovsky, 305.)

4 Auf eine gute Jugend folgt ein ruhiges Alter.Seybold, 110; Sutor, 595.

5 Auf eine müssige Jugend folgt ein dürftiges (beschwertes) Alter.Winckler, XI, 14; XVIII, 89.

6 Besser in der Jugend gelitten vnd gezüchtigt, denn im Alter.Henisch, 320, 58; Petri, II, 38; Sailer, 196.

7 D' Jugend muss tobet ha, hätt de Bettelma g'seit, do ist ihm 's Kind zum Bündel uskeit1. (Schweiz.)

1)Keiten = fallen.

8 De in'r Jögd fahrt, mutt up't Older gan.Eichwald, 906.

9 De Juegend mot êst (erst) de Narrenscho uttreaen. (Büren.)

10 De Jugend is wild, hadde de Beadelfrû1 sagt, do was ear dat Kind2 ut der Kipe3 fallen. (Westf.) – Hoefer, 1117a; für Iserlohn: Woeste, 62, 10; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 67.

1)An andern Orten auch: Pottwif.

2)Im Sauerland: der Blage.

3)Ein meist aus Holzschienen geflochtenes Gefäss, das an Tragriemen auf dem Rücken getragen wird.

11 Der Jugend Fleiss ist des Alters Preis.Müller, II, 11; Simrock, 2521.

Mhd.: Lâz dich an jugent prîsen, wilt du in tugent grîsen. (Frauenlob.) (Zingerle, 78.)

12 Der Jugend gehört die Zukunft.

Böhm.: Mladým náleží budoucnost. (Čelakovsky, 304.)

13 Der jugend ist man von natur hold.Tappius, 187a; Simrock, 5280.

Lat.: Cum parvula est bona videtur spina. (Tappius, 187a.)

14 Der Jugend Lehre, des Alters Ehre.Simrock, 5287; Körte, 3210; Reinsberg VII, 100.

Je gewissenhafter man in der Jugend die Lehr- und Studienjahre benutzt, desto mehr Ehre wird man sich in der Folge erwerben.

15 Der Jugend muss man ein Ding oftmals sagen, wenn sie's einmal thun (behalten, fassen) soll.

Lat.: Nunquam nimis dicitur, quod nunquam satis. (Seneca.) (Philippi, II, 57.)

16 Der Jugend muss man jhren Lauff lassen.Lehmann, II, 271, 4.

Böhm.: Bujnost mládeže netrpí otĕže. (Čelakovsky, 305.)

Poln.: Młodóść bujna do rządu trudna. (Čelakovsky, 305.)

17 Der Jugend Sorgen haben das Alter geborgen.

18 Der Jugend steht die ganze Welt offen.

Böhm.: Mladost má široký rozhled. (Čelakovsky, 304.)

Poln.: Młodość przestronno patrzy. (Čelakovsky, 304.)

19 Der Jugend Zucht, dem Pferde Zügel und Sporen, sonst sind beide verloren.

It.: Il freno doma il avallo, e la disciplina la gioventù. (Pazzaglia, 294, 2.)

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[[521]/0527] Judenhaar. * 'S sind Judenhar'l. So heissen in Oberösterreich die Haare, welche die Kinder mit auf die Welt bringen. (Baumgarten.) Judenhaus. * Ins Judenhaus nach Speck gehen. – Frischbier2, 1329. Judenheller. *1 Er hat nicht einen einigen Judenheller. Lat.: Nec obolum habet, unde restim emat. (Seybold, 333 u. 358.) *2 Er ist keinen Judenheller werth. – Morgenblatt, Nr. 306, S. 1223. Judenmagd. * Die schwangere Judenmagd wollte den Messias gebären und kam mit einem Töchterlein nieder. – Reinsberg V, 35. Erst in neuester Zeit wollte eine Kaiserin in Pesth einen Prinzen gebären, aber sie gebar trotz der päpstlichen Reliquie und Verkündigung eine Prinzessin. Judenquartier. Ins Judenquartier, wer den Christen keine Miethe zahlt. – Altmann VI, 511. Judenschule. 1 Mancher gehet so lang in die Judenschul, dass er kein Teutsch mehr verstehet. – Petri, II, 449. *2 Dös wird nit in die Judaschual g'schickt. (Franken.) *3 Et äs wä an er Judeschîl. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 174, 149. Holl.: Het gelijkt wel eene Joden-kerk. (Harrebomée, I, 365b.) Lat.: Hirundinum musea. (Philippi, I, 177; Seybold, 216.) Judenspiess. 1 Der Judenspiess (Wucher) gar manchen schon zu Boden stiess. 2 Mit dem Judenspiesse sieht man auch so manchen Christen gehen. „Die Juden haben unsern Bürgern die Spiesse geliehen, dass sie mit dem Judenspiess rennten und wucherten.“ (Luther's Tischr., 251a.) „Meint jhr, es hab keinen Juden hier? So hat es doch vil Judenspiess.“ (Ayrer, IV, 2454, 20.) *3 Den Judenspiess führen. Sehr häufig bei Grimmelshausen, Springinsfeld und dessen andern Schriften. *4 Mit dem Judenspiess rennen (fechten, laufen, reiten, stechen). – Agricola II, 93; Pauli, Schimpff, XXXIII; Herberger, I, 870; Murner, Nb., 66; Brandt, Nsch., 76; Allerlei, 1797, 899; Geiler, 84; Eiselein, 351; Körte, 3205d; Braun, I, 1678; Reinsberg V, 34. Geld eintreiben, wuchern, schachern, auf Gewinn ausgehen. – „Wie rennt man mit dem Judenspiess!“ (Herberger, I, 2, 815.) „Mit dem Juden spiess laufen, rennen, fechten U. S. W.“ (Vgl. Simplic., 148, 618 u. 624; III, 128; ferner: Frisch, I, 493a; II, 301a.) – „Er ... ritt, landesüblichem Ausdruck gemäss, den Judenspiess, will sagen: er trieb fortwährend Vieh- und Pferdehandel und hieb Käufer und Verkäufer übers Ohr.“ (Holtei, Eselsfresser, I, 72.) Frz.: Être un grand usurier et sangsue. (Kritzinger, 728a.) Judenweib. * Ein alt Judenweib beschneiden. – Reinsberg V, 34; Sandvoss, 535. Judenzins. 1 Judenzins und Hurenheuer sind gemeiniglich sehr theuer. – Pistor., VIII, 68; Simrock, 5115. Heuer, mundartlich für Miethe. 2 Wéi Jiudenzinsen hewwen well, dëi mot sick ok Jiudenknippe gefallen loten. (Sauerland.) Judica. Ist's um Judica feucht, so bleiben die Kornböden leicht. – Bair. Hauskalender. Judiciren. Wenn ich judiciren soll, so nehm' ich 's Maul recht ordentlich voll. Der Frosch in Goethe's Faust. Judicium. Ubi judicium ein Loch in den Kopf. – Frischbier2, 1830. Jüdischkeit. * Seine Jüdischkeit ist keinen Pfennig werth. – Tendlau, 675. Um den Mangel an jüdisch-religiösem Sinn zu bezeichnen, was auch noch durch verschiedene andere jüdisch-deutsche Redensarten geschieht, als: „Das is e Goj gomur“, d. i. ein vollkommener Nichtjude. (S. Goj.) Ferner: „Das is e Loofer“ d. i. ein Leugner, der an nichts glaubt. „Das is e Apikoores, das is e Min“, womit die Rabbinen Irrgläubige bezeichnen. „Das is e Pósche Jisroel“, ein Abtrünniger Israels. (Tendlau, 676, 677, 678 u. 681.) Jugend. 1 Alt Jugend der gewiss todt. – Gruter, I, 4; Petri, I, 11; Latendorf II, 6. 2 An der Jugend ist alles lieblich. Lat.: Pueritia semper amabilis. (Seybold, 464.) 3 Auf die Jugend ist kein Verlass, sie will heut' dies und morgen das. Abraham a Sancta Clara (Etwas für alle, Nürnberg 1699, I, 377) sagt von der Jugend: „Sie ist ein Geschirr, so bald rinnt, ein Holz, so bald brennt, ein Kerzchen, so bald abfliesst, eine Farbe, so bald abschiesst, ein Fleisch, so bald stinkt, ein Schiffel, so bald versinkt. Die Jugend lauft nicht, sondern springt, sie stolpert nicht, sondern fällt, sie raucht nicht, sondern brennt, sie wälzt sich nicht, sondern stürzt sich in alle Laster wie der verlorne Sohn; sie brennt in Unzucht wie der Ammon; sie fällt in allen Uebermuth wie der Absalon, sie springt in das Verderben wie die Kinder Eli.“ Böhm.: Zelený hrozen není sladký, a mladý človĕk není stálý. (Čelakovsky, 305.) 4 Auf eine gute Jugend folgt ein ruhiges Alter. – Seybold, 110; Sutor, 595. 5 Auf eine müssige Jugend folgt ein dürftiges (beschwertes) Alter. – Winckler, XI, 14; XVIII, 89. 6 Besser in der Jugend gelitten vnd gezüchtigt, denn im Alter. – Henisch, 320, 58; Petri, II, 38; Sailer, 196. 7 D' Jugend muss tobet ha, hätt de Bettelma g'seit, do ist ihm 's Kind zum Bündel uskeit1. (Schweiz.) 1)Keiten = fallen. 8 De in'r Jögd fahrt, mutt up't Older gan. – Eichwald, 906. 9 De Juegend mot êst (erst) de Narrenscho uttreaen. (Büren.) 10 De Jugend is wild, hadde de Beadelfrû1 sagt, do was ear dat Kind2 ut der Kipe3 fallen. (Westf.) – Hoefer, 1117a; für Iserlohn: Woeste, 62, 10; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 67. 1)An andern Orten auch: Pottwif. 2)Im Sauerland: der Blage. 3)Ein meist aus Holzschienen geflochtenes Gefäss, das an Tragriemen auf dem Rücken getragen wird. 11 Der Jugend Fleiss ist des Alters Preis. – Müller, II, 11; Simrock, 2521. Mhd.: Lâz dich an jugent prîsen, wilt du in tugent grîsen. (Frauenlob.) (Zingerle, 78.) 12 Der Jugend gehört die Zukunft. Böhm.: Mladým náleží budoucnost. (Čelakovsky, 304.) 13 Der jugend ist man von natur hold. – Tappius, 187a; Simrock, 5280. Lat.: Cum parvula est bona videtur spina. (Tappius, 187a.) 14 Der Jugend Lehre, des Alters Ehre. – Simrock, 5287; Körte, 3210; Reinsberg VII, 100. Je gewissenhafter man in der Jugend die Lehr- und Studienjahre benutzt, desto mehr Ehre wird man sich in der Folge erwerben. 15 Der Jugend muss man ein Ding oftmals sagen, wenn sie's einmal thun (behalten, fassen) soll. Lat.: Nunquam nimis dicitur, quod nunquam satis. (Seneca.) (Philippi, II, 57.) 16 Der Jugend muss man jhren Lauff lassen. – Lehmann, II, 271, 4. Böhm.: Bujnost mládeže netrpí otĕže. (Čelakovsky, 305.) Poln.: Młodóść bujna do rządu trudna. (Čelakovsky, 305.) 17 Der Jugend Sorgen haben das Alter geborgen. 18 Der Jugend steht die ganze Welt offen. Böhm.: Mladost má široký rozhled. (Čelakovsky, 304.) Poln.: Młodość przestronno patrzy. (Čelakovsky, 304.) 19 Der Jugend Zucht, dem Pferde Zügel und Sporen, sonst sind beide verloren. It.: Il freno doma il avallo, e la disciplina la gioventù. (Pazzaglia, 294, 2.) 20 Di Jöögas, di Fröögasch. (Amrum.) – Haupt, VIII, 361, 173; Johansen, 144. Die Jugend, die Freude.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [521]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/527>, abgerufen am 30.04.2024.