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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] rühmä für ä Gnad von Gott. (Koburg.) - Firmenich, II, 173; Deutsche Romanzeitung, III, 42, 474; Hesekiel, 19.

*11 Er bautzt (bilt) den Kirchhoff an. - Eyering, II, 211 u. 245.

*12 Er wird sich bald auf dem Kirchhof einmiethen. (S. Fuss 235.)

Wie die Alten sagten: Er steht mit einem Fuss in Charon's Nachen.

Lat.: Alterum pedem in cymba Charontis habere. (Faselius, 12.)

*13 Es ist auf einem alten Kirchhof so gut schlafen, als auf einem neuen.

*14 Hüt se ik min Karkhof vör Ogen. (Holst.) - Schütze, III, 171.

Heute wird es mir schlimm gehen.


Kirchhofsblume.

*1 Die Kirchhofsblumen gehen ihm auf. - Eiselein, 378.

*2 Es wachsen Kirchhofsblumen auf seinem Kopfe.

Holl.: De kerkhof-bloempjes wassen op zijn hoofd. (Harrebomee, I, 394b.)


Kirchhofserde.

Kirchhofserde ist gute Reiberde, wenn die Seelen rosten. - Harms, 163.


Kirchhofspfeife.

* Er bläst die Kirchhofspfeife.


Kirchlein.

1 Es ist kein Kirchlein so klein, der Teufel baut eine Kapelle daneben.

Böhm.: Neni toho kostelicku, aby cert pri nem sve kaplicky nemel. (Celakovsky, 187.)

2 Es ist kein Kirchlein so klein, es muss des Jahres Kirchweih darin sein. - Eiselein, 376.

Holl.: Tis gheen cappel so clein, si en hevet een kermisse des jaars. (Tunn., 22, 3.)

Lat.: Non est sacellum quin semel in anno sit in eo dedicatio. (Eiselein, 376.) - Servant sacratae semel anno festa capellae. (Fallersleben, 626; Seybold, 554.)

3 Es war kein Kirchlein nie so klein, man ging des Jahrs einmal darein.

4 Man muss das Kirchlein im Dorf lassen. (Schwaben.)

Man muss nicht gar zu viel verlangen, mit seinen Forderungen nicht zu weit gehen.


Kirchleute.

1 Das sind keine Kirchleute, sagte der Küster, als der Schäfer vorbeitrieb und einige Schafe zum Kirchthor hereinkamen.

Holl.: Wat komt er al te kerk, zei de paap, en hij zag van verre eene knorrende gemeente aankomen. (Harrebomee, I, 394b.)

2 Wann et den Kiärklü'en riägent innet gat, dann es et de gansse Wiäke nat. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 59, 29; hochdeutsch bei Reinsberg VIII, 40.

3 Wenn's den Kirchleuten regnet auf den Hut, so haben wir die ganze Woche (Regen) genug.


Kirchmess.

1 Die Kirchmess ist einmal oben, das andermal vnten im dorff. - Petri, II, 134.

2 Es ist nicht allzeit Kirchmess.

Lat.: Non semper Anthisteria (Saturnalia). (Seybold, 378.)


Kirchspende.

Wie die Kirchspende, so die Seelenmesse.


Kirchspiel.

1 Ich gehöre nicht ins Kirchspiel, sagte der Bauer, und weinte nicht, als die ganze Gemeinde schluchzte.

2 Wie das Kirchspiel, so der Pfarrer.

It.: Ad un popolo pazzo, un prete spiritato. (Bohn I, 68.)

*3 Er ist aus dem Kirchspiel des heiligen Petrus, des Schutzherrn der Pinsel.


Kirchtag.

1 Der Kirchtag ist aus. - Parömiakon, 565.

Die Busse ist zu Ende. Kirchtag = Kirmes. "Wenn der Undankbare hat, was er haben will, so ist der Kirchtag aus, seine Complimente singen das Completorium; sein Aufwarten citirt den Curtium; seine Anerbietungen floriren wie der Feigenbaum am Wege, den Christus excommunicirt." (Abraham a Sancta Clara, Judas der Erzschelm, I.)

2 Es ist selten ein Kirchtag ohne Händel. (S. Kirchweihe 2 u. 6.) - Parömiakon, 2007.

3 'S is nid oli To Kiadi. (Steiermark.) - Firmenich, II, 766, 43.

Es ist nicht alle Tage Kirchtag.

[Spaltenumbruch] 4 Zu solchem Kirchtag gehört ein solcher Tanz. - Parömiakon, 380.

*5 Dieser Kirchtag ist nicht für ihn. - Parömiakon, 1050.

*6 Einen in den Kirchtag laden.

In dem Sinn wie Ellenbogen. (Vgl. Grimm, V, 827, 1, e; Schmeller, II, 329.)


Kirchtanz.

* Er hat alle Tage Kirchtanz. - Parömiakon, 71.

Lebt alle Tage herrlich und in Freuden.


Kirchthür.

Bei einer offenen Kirchthür geh' nicht vorbei.


Kirchthurm.

1 Der Kirchthurm ist ein Finger, der gen Himmel zeigt. - Sailer, 136.

Holl.: De kerk is de brug naar den hemel. (Harrebomee, I, 393a.)

2 Je höher der Kirchthurm, je schöner das Geläute. - Eiselein, 378; Simrock, 5683.

Hochgestellte Herren sind in der Regel leutseliger, humaner als ihre Beamten.

3 Unter den Kirchthürmen der Dörfer ist der grosse Iwan verhasst (geächtet). (Moskau.)

Der grosse Iwan (Iwan Welikij) heisst der grösste Glockenthurm in Moskau, der auf dem Kreml frei emporragt, ohne durch Nebengebäude beengt zu sein.

4 Wo ein Kirchthurm ist, da steckt unser Herrgott seinen Finger aus der Erde. - Simrock, 5684; Horn, Spinnstube, 1856, S. 143.

*5 Den Kirchthurm in die Mitte des Dorfs setzen.

Eine zum gemeinschaftlichen Gebrauche dienende Sache in die Mitte stellen.

*6 Er braucht den Kirchthurm als Zahnstocher.

*7 Er hat den Kirchthurm seines Dorfs nie aus den Augen verloren.

Er ist nie über die Markung hinausgekommen, er hat die Welt nicht gesehen.

Frz.: Etre bien de son village. (Lendroy, 105.)

*8 Er sieht den Kirchthurm für den Nachtwächter an. - Jer. Gotthelf, Käthi, I, 132.

"Und prügelt ihn, weil er ihm nicht aus dem Wege will."


Kirchthurmsinteresse.

Die Kirchthurmsinteressen entscheiden.

Da, wo grosse Plane von örtlichen Rücksichten beeinflusst und nach Privatvortheilen behandelt werden. "Für den Weltmarkt muss die geradeste Linie gewählt werden; aber gerade von diesem Grundsatz wird in Oesterreich und Russland vielfach abgewichen, weil sich gewisse Kirchthurmsinteressen geltend machen." (Schlesische Zeitung, 1868, Nr. 561.)


Kirchweihe.

1 Auf der Kirchweih isst man gern den Gauch in Pfeffer. - Fischart.

2 Auff der Kirchweyh mach ich mich breit. - H. Sachs, II, VI, 2.

3 Auff solcher kirchweih gibt man solchen (oder: keinn andern) ablass. - Franck, I, 81b; II, 471a; Petri, II, 26; Sailer, 232; Eiselein, 378; Simrock, 5693; Körte, 3410.

"Auff solcher Kirchweih, solchem Gottshauss theilt man kein andern Ablass auss." (Waldis, IV, 13.) "Es gebed yn gewonlich söliche Kirchweyh in sölichen Ablass." (Stumpf, II, 349a.)

Holl.: Op zulke kermissen geeft men geene andere aflaten. (Harrebomee, I, 395b.)

Lat.: Aliter haec sacra non constant. (Auson.) (Binder I, 1573; II, 127; Seybold, 534; Philippi, II, 161.) - Dedicatio cum bulla res unius pretii. - Perniciem litis secure non sepelitis.

4 Darnach Kirchweyh, darnach Ablass. - Gruter, III, 12; Lehmann, II, 74, 3.

5 Die Kirchweih will ihre Gäste, der Markt seine Kaufleute haben.

6 Es ist keine Kirchweih noch Jahrmarkt, der Teufel rüstet seine Kirchweih auch daneben auf und richtet den Schragen und Kram zu Markt. - Eiselein, 378.

7 Es ist nicht alle Tage Kirchweyhe im Dorff. (S. Fangtag, Fischtag, Fleischtag, Jahrmarkt 7, Kirmes 6 und Sonntag.) - Gruter, III, 34; Mayer, II, 154; Schaltjahr, I, 247.

Dän.: Det er ei hver dag bagedag.

Frz.: Il n'est pas tous les jours fete.

Holl.: Het is alle dagen geen vastenavend (geen Maiavend, sins Martensavend). - Het is altijd geen joogdag.

[Spaltenumbruch] rühmä für ä Gnad von Gott. (Koburg.) – Firmenich, II, 173; Deutsche Romanzeitung, III, 42, 474; Hesekiel, 19.

*11 Er bautzt (bilt) den Kirchhoff an.Eyering, II, 211 u. 245.

*12 Er wird sich bald auf dem Kirchhof einmiethen. (S. Fuss 235.)

Wie die Alten sagten: Er steht mit einem Fuss in Charon's Nachen.

Lat.: Alterum pedem in cymba Charontis habere. (Faselius, 12.)

*13 Es ist auf einem alten Kirchhof so gut schlafen, als auf einem neuen.

*14 Hüt sê ik min Karkhof vör Ôgen. (Holst.) – Schütze, III, 171.

Heute wird es mir schlimm gehen.


Kirchhofsblume.

*1 Die Kirchhofsblumen gehen ihm auf.Eiselein, 378.

*2 Es wachsen Kirchhofsblumen auf seinem Kopfe.

Holl.: De kerkhof-bloempjes wassen op zijn hoofd. (Harrebomée, I, 394b.)


Kirchhofserde.

Kirchhofserde ist gute Reiberde, wenn die Seelen rosten.Harms, 163.


Kirchhofspfeife.

* Er bläst die Kirchhofspfeife.


Kirchlein.

1 Es ist kein Kirchlein so klein, der Teufel baut eine Kapelle daneben.

Böhm.: Není toho kostelíčku, aby čert při nĕm své kapličky nemĕl. (Čelakovsky, 187.)

2 Es ist kein Kirchlein so klein, es muss des Jahres Kirchweih darin sein.Eiselein, 376.

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Lat.: Non est sacellum quin semel in anno sit in eo dedicatio. (Eiselein, 376.) – Servant sacratae semel anno festa capellae. (Fallersleben, 626; Seybold, 554.)

3 Es war kein Kirchlein nie so klein, man ging des Jahrs einmal darein.

4 Man muss das Kirchlein im Dorf lassen. (Schwaben.)

Man muss nicht gar zu viel verlangen, mit seinen Forderungen nicht zu weit gehen.


Kirchleute.

1 Das sind keine Kirchleute, sagte der Küster, als der Schäfer vorbeitrieb und einige Schafe zum Kirchthor hereinkamen.

Holl.: Wat komt er al te kerk, zei de paap, en hij zag van verre eene knorrende gemeente aankomen. (Harrebomée, I, 394b.)

2 Wann et den Kiärklü'en riägent innet gat, dann es et de gansse Wiäke nat. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 59, 29; hochdeutsch bei Reinsberg VIII, 40.

3 Wenn's den Kirchleuten regnet auf den Hut, so haben wir die ganze Woche (Regen) genug.


Kirchmess.

1 Die Kirchmess ist einmal oben, das andermal vnten im dorff.Petri, II, 134.

2 Es ist nicht allzeit Kirchmess.

Lat.: Non semper Anthisteria (Saturnalia). (Seybold, 378.)


Kirchspende.

Wie die Kirchspende, so die Seelenmesse.


Kirchspiel.

1 Ich gehöre nicht ins Kirchspiel, sagte der Bauer, und weinte nicht, als die ganze Gemeinde schluchzte.

2 Wie das Kirchspiel, so der Pfarrer.

It.: Ad un popolo pazzo, un prete spiritato. (Bohn I, 68.)

*3 Er ist aus dem Kirchspiel des heiligen Petrus, des Schutzherrn der Pinsel.


Kirchtag.

1 Der Kirchtag ist aus.Parömiakon, 565.

Die Busse ist zu Ende. Kirchtag = Kirmes. „Wenn der Undankbare hat, was er haben will, so ist der Kirchtag aus, seine Complimente singen das Completorium; sein Aufwarten citirt den Curtium; seine Anerbietungen floriren wie der Feigenbaum am Wege, den Christus excommunicirt.“ (Abraham a Sancta Clara, Judas der Erzschelm, I.)

2 Es ist selten ein Kirchtag ohne Händel. (S. Kirchweihe 2 u. 6.) – Parömiakon, 2007.

3 'S is nid oli To Kiadi. (Steiermark.) – Firmenich, II, 766, 43.

Es ist nicht alle Tage Kirchtag.

[Spaltenumbruch] 4 Zu solchem Kirchtag gehört ein solcher Tanz.Parömiakon, 380.

*5 Dieser Kirchtag ist nicht für ihn.Parömiakon, 1050.

*6 Einen in den Kirchtag laden.

In dem Sinn wie Ellenbogen. (Vgl. Grimm, V, 827, 1, e; Schmeller, II, 329.)


Kirchtanz.

* Er hat alle Tage Kirchtanz.Parömiakon, 71.

Lebt alle Tage herrlich und in Freuden.


Kirchthür.

Bei einer offenen Kirchthür geh' nicht vorbei.


Kirchthurm.

1 Der Kirchthurm ist ein Finger, der gen Himmel zeigt.Sailer, 136.

Holl.: De kerk is de brug naar den hemel. (Harrebomée, I, 393a.)

2 Je höher der Kirchthurm, je schöner das Geläute.Eiselein, 378; Simrock, 5683.

Hochgestellte Herren sind in der Regel leutseliger, humaner als ihre Beamten.

3 Unter den Kirchthürmen der Dörfer ist der grosse Iwan verhasst (geächtet). (Moskau.)

Der grosse Iwan (Iwan Welikij) heisst der grösste Glockenthurm in Moskau, der auf dem Kreml frei emporragt, ohne durch Nebengebäude beengt zu sein.

4 Wo ein Kirchthurm ist, da steckt unser Herrgott seinen Finger aus der Erde.Simrock, 5684; Horn, Spinnstube, 1856, S. 143.

*5 Den Kirchthurm in die Mitte des Dorfs setzen.

Eine zum gemeinschaftlichen Gebrauche dienende Sache in die Mitte stellen.

*6 Er braucht den Kirchthurm als Zahnstocher.

*7 Er hat den Kirchthurm seines Dorfs nie aus den Augen verloren.

Er ist nie über die Markung hinausgekommen, er hat die Welt nicht gesehen.

Frz.: Etre bien de son village. (Lendroy, 105.)

*8 Er sieht den Kirchthurm für den Nachtwächter an.Jer. Gotthelf, Käthi, I, 132.

„Und prügelt ihn, weil er ihm nicht aus dem Wege will.“


Kirchthurmsinteresse.

Die Kirchthurmsinteressen entscheiden.

Da, wo grosse Plane von örtlichen Rücksichten beeinflusst und nach Privatvortheilen behandelt werden. „Für den Weltmarkt muss die geradeste Linie gewählt werden; aber gerade von diesem Grundsatz wird in Oesterreich und Russland vielfach abgewichen, weil sich gewisse Kirchthurmsinteressen geltend machen.“ (Schlesische Zeitung, 1868, Nr. 561.)


Kirchweihe.

1 Auf der Kirchweih isst man gern den Gauch in Pfeffer.Fischart.

2 Auff der Kirchweyh mach ich mich breit.H. Sachs, II, VI, 2.

3 Auff solcher kirchweih gibt man solchen (oder: keinn andern) ablass.Franck, I, 81b; II, 471a; Petri, II, 26; Sailer, 232; Eiselein, 378; Simrock, 5693; Körte, 3410.

„Auff solcher Kirchweih, solchem Gottshauss theilt man kein andern Ablass auss.“ (Waldis, IV, 13.) „Es gebed yn gewonlich söliche Kirchweyh in sölichen Ablass.“ (Stumpf, II, 349a.)

Holl.: Op zulke kermissen geeft men geene andere aflaten. (Harrebomée, I, 395b.)

Lat.: Aliter haec sacra non constant. (Auson.) (Binder I, 1573; II, 127; Seybold, 534; Philippi, II, 161.) – Dedicatio cum bulla res unius pretii. – Perniciem litis secure non sepelitis.

4 Darnach Kirchweyh, darnach Ablass.Gruter, III, 12; Lehmann, II, 74, 3.

5 Die Kirchweih will ihre Gäste, der Markt seine Kaufleute haben.

6 Es ist keine Kirchweih noch Jahrmarkt, der Teufel rüstet seine Kirchweih auch daneben auf und richtet den Schragen und Kram zu Markt.Eiselein, 378.

7 Es ist nicht alle Tage Kirchweyhe im Dorff. (S. Fangtag, Fischtag, Fleischtag, Jahrmarkt 7, Kirmes 6 und Sonntag.) – Gruter, III, 34; Mayer, II, 154; Schaltjahr, I, 247.

Dän.: Det er ei hver dag bagedag.

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[[675]/0681] rühmä für ä Gnad von Gott. (Koburg.) – Firmenich, II, 173; Deutsche Romanzeitung, III, 42, 474; Hesekiel, 19. *11 Er bautzt (bilt) den Kirchhoff an. – Eyering, II, 211 u. 245. *12 Er wird sich bald auf dem Kirchhof einmiethen. (S. Fuss 235.) Wie die Alten sagten: Er steht mit einem Fuss in Charon's Nachen. Lat.: Alterum pedem in cymba Charontis habere. (Faselius, 12.) *13 Es ist auf einem alten Kirchhof so gut schlafen, als auf einem neuen. *14 Hüt sê ik min Karkhof vör Ôgen. (Holst.) – Schütze, III, 171. Heute wird es mir schlimm gehen. Kirchhofsblume. *1 Die Kirchhofsblumen gehen ihm auf. – Eiselein, 378. *2 Es wachsen Kirchhofsblumen auf seinem Kopfe. Holl.: De kerkhof-bloempjes wassen op zijn hoofd. (Harrebomée, I, 394b.) Kirchhofserde. Kirchhofserde ist gute Reiberde, wenn die Seelen rosten. – Harms, 163. Kirchhofspfeife. * Er bläst die Kirchhofspfeife. Kirchlein. 1 Es ist kein Kirchlein so klein, der Teufel baut eine Kapelle daneben. Böhm.: Není toho kostelíčku, aby čert při nĕm své kapličky nemĕl. (Čelakovsky, 187.) 2 Es ist kein Kirchlein so klein, es muss des Jahres Kirchweih darin sein. – Eiselein, 376. Holl.: Tis gheen cappel so clein, si en hevet een kermisse des jaars. (Tunn., 22, 3.) Lat.: Non est sacellum quin semel in anno sit in eo dedicatio. (Eiselein, 376.) – Servant sacratae semel anno festa capellae. (Fallersleben, 626; Seybold, 554.) 3 Es war kein Kirchlein nie so klein, man ging des Jahrs einmal darein. 4 Man muss das Kirchlein im Dorf lassen. (Schwaben.) Man muss nicht gar zu viel verlangen, mit seinen Forderungen nicht zu weit gehen. Kirchleute. 1 Das sind keine Kirchleute, sagte der Küster, als der Schäfer vorbeitrieb und einige Schafe zum Kirchthor hereinkamen. Holl.: Wat komt er al te kerk, zei de paap, en hij zag van verre eene knorrende gemeente aankomen. (Harrebomée, I, 394b.) 2 Wann et den Kiärklü'en riägent innet gat, dann es et de gansse Wiäke nat. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 59, 29; hochdeutsch bei Reinsberg VIII, 40. 3 Wenn's den Kirchleuten regnet auf den Hut, so haben wir die ganze Woche (Regen) genug. Kirchmess. 1 Die Kirchmess ist einmal oben, das andermal vnten im dorff. – Petri, II, 134. 2 Es ist nicht allzeit Kirchmess. Lat.: Non semper Anthisteria (Saturnalia). (Seybold, 378.) Kirchspende. Wie die Kirchspende, so die Seelenmesse. Kirchspiel. 1 Ich gehöre nicht ins Kirchspiel, sagte der Bauer, und weinte nicht, als die ganze Gemeinde schluchzte. 2 Wie das Kirchspiel, so der Pfarrer. It.: Ad un popolo pazzo, un prete spiritato. (Bohn I, 68.) *3 Er ist aus dem Kirchspiel des heiligen Petrus, des Schutzherrn der Pinsel. Kirchtag. 1 Der Kirchtag ist aus. – Parömiakon, 565. Die Busse ist zu Ende. Kirchtag = Kirmes. „Wenn der Undankbare hat, was er haben will, so ist der Kirchtag aus, seine Complimente singen das Completorium; sein Aufwarten citirt den Curtium; seine Anerbietungen floriren wie der Feigenbaum am Wege, den Christus excommunicirt.“ (Abraham a Sancta Clara, Judas der Erzschelm, I.) 2 Es ist selten ein Kirchtag ohne Händel. (S. Kirchweihe 2 u. 6.) – Parömiakon, 2007. 3 'S is nid oli To Kiadi. (Steiermark.) – Firmenich, II, 766, 43. Es ist nicht alle Tage Kirchtag. 4 Zu solchem Kirchtag gehört ein solcher Tanz. – Parömiakon, 380. *5 Dieser Kirchtag ist nicht für ihn. – Parömiakon, 1050. *6 Einen in den Kirchtag laden. In dem Sinn wie Ellenbogen. (Vgl. Grimm, V, 827, 1, e; Schmeller, II, 329.) Kirchtanz. * Er hat alle Tage Kirchtanz. – Parömiakon, 71. Lebt alle Tage herrlich und in Freuden. Kirchthür. Bei einer offenen Kirchthür geh' nicht vorbei. Kirchthurm. 1 Der Kirchthurm ist ein Finger, der gen Himmel zeigt. – Sailer, 136. Holl.: De kerk is de brug naar den hemel. (Harrebomée, I, 393a.) 2 Je höher der Kirchthurm, je schöner das Geläute. – Eiselein, 378; Simrock, 5683. Hochgestellte Herren sind in der Regel leutseliger, humaner als ihre Beamten. 3 Unter den Kirchthürmen der Dörfer ist der grosse Iwan verhasst (geächtet). (Moskau.) Der grosse Iwan (Iwan Welikij) heisst der grösste Glockenthurm in Moskau, der auf dem Kreml frei emporragt, ohne durch Nebengebäude beengt zu sein. 4 Wo ein Kirchthurm ist, da steckt unser Herrgott seinen Finger aus der Erde. – Simrock, 5684; Horn, Spinnstube, 1856, S. 143. *5 Den Kirchthurm in die Mitte des Dorfs setzen. Eine zum gemeinschaftlichen Gebrauche dienende Sache in die Mitte stellen. *6 Er braucht den Kirchthurm als Zahnstocher. *7 Er hat den Kirchthurm seines Dorfs nie aus den Augen verloren. Er ist nie über die Markung hinausgekommen, er hat die Welt nicht gesehen. Frz.: Etre bien de son village. (Lendroy, 105.) *8 Er sieht den Kirchthurm für den Nachtwächter an. – Jer. Gotthelf, Käthi, I, 132. „Und prügelt ihn, weil er ihm nicht aus dem Wege will.“ Kirchthurmsinteresse. Die Kirchthurmsinteressen entscheiden. Da, wo grosse Plane von örtlichen Rücksichten beeinflusst und nach Privatvortheilen behandelt werden. „Für den Weltmarkt muss die geradeste Linie gewählt werden; aber gerade von diesem Grundsatz wird in Oesterreich und Russland vielfach abgewichen, weil sich gewisse Kirchthurmsinteressen geltend machen.“ (Schlesische Zeitung, 1868, Nr. 561.) Kirchweihe. 1 Auf der Kirchweih isst man gern den Gauch in Pfeffer. – Fischart. 2 Auff der Kirchweyh mach ich mich breit. – H. Sachs, II, VI, 2. 3 Auff solcher kirchweih gibt man solchen (oder: keinn andern) ablass. – Franck, I, 81b; II, 471a; Petri, II, 26; Sailer, 232; Eiselein, 378; Simrock, 5693; Körte, 3410. „Auff solcher Kirchweih, solchem Gottshauss theilt man kein andern Ablass auss.“ (Waldis, IV, 13.) „Es gebed yn gewonlich söliche Kirchweyh in sölichen Ablass.“ (Stumpf, II, 349a.) Holl.: Op zulke kermissen geeft men geene andere aflaten. (Harrebomée, I, 395b.) Lat.: Aliter haec sacra non constant. (Auson.) (Binder I, 1573; II, 127; Seybold, 534; Philippi, II, 161.) – Dedicatio cum bulla res unius pretii. – Perniciem litis secure non sepelitis. 4 Darnach Kirchweyh, darnach Ablass. – Gruter, III, 12; Lehmann, II, 74, 3. 5 Die Kirchweih will ihre Gäste, der Markt seine Kaufleute haben. 6 Es ist keine Kirchweih noch Jahrmarkt, der Teufel rüstet seine Kirchweih auch daneben auf und richtet den Schragen und Kram zu Markt. – Eiselein, 378. 7 Es ist nicht alle Tage Kirchweyhe im Dorff. (S. Fangtag, Fischtag, Fleischtag, Jahrmarkt 7, Kirmes 6 und Sonntag.) – Gruter, III, 34; Mayer, II, 154; Schaltjahr, I, 247. Dän.: Det er ei hver dag bagedag. Frz.: Il n'est pas tous les jours fête. Holl.: Het is alle dagen geen vastenavend (geen Maiavend, sins Martensavend). – Het is altijd geen joogdag.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [675]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/681>, abgerufen am 30.04.2024.