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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] verwirkt hatten oder leichtsinnig bettelten. Daraus entstand die obige Redensart, womit man Leute bezeichnet, die wegen irgendeines Vergehens auf Festungen oder ähnliche feste Oerter geschickt werden. (Bock, Idiot. pruss.) Jetzt befindet sich in dem Schlosse eine Strafanstalt, auf deren Insassen die Redensart angewandt wird.


Rahel.

Mancher dient um eine schöne Rahel und wird mit einer hässlichen Lea betrogen.

Holl.: Wij denken somtijds voor Rachel te dienen, maar worden met de leepe Lea bedrogen. (Harrebomee, II, 208b.)


Rahl.

Rahl (Unkraut) giwt ok sinen Tal. (Braunschweig.)


Rahm (Milch).

1 Wer den Rahm hat abgehoben, mag auch die Schlippermilch loben.

*2 De Rom1 is der af. (Ostfries.) - Eichwald, 1597; Bueren, 246; Frommann, III, 430, 266; Kern, 1021; Hauskalender, II.

1) Sahne, Wortspiel mit Ruhm, um zu sagen: Das Beste ist davon weg. Das Fett ist abgeschöpft.

*3 Den Rahm von der Milch schöpfen. - Eiselein, 518; Simrock, 8073.

Das Beste für sich in Anspruch nehmen. In Warschau jüdisch-deutsch: Herubnehmen die S'metene (= Smietana, polnisch für Sahne, Rahm).

*4 Der Rahm ist schon abgehoben (abgeschöpft). - Eiselein, 518.

Holl.: De room is van de melk. (Harrebomee, II, 229b.)

*5 Der schöpft den Rahm von der Milch und mir bleiben die Molken.

Holl.: Hij heeft den room weg en laat de melk voor anderen. - Van die zaak heeft hij al lang den roem en den room afgeschept. (Harrebomee, II, 229b.)


Rahm (Russ).

Sihe, das du nicht Rahm fahest. - Schottel, 1119a.


Rahmen.

1 Leere Rahmen verzieren das Zimmer nicht.

*2 He hett em den Rahm aplopen. - Dähnert, 370a.

Er ist vor ihm zum Ziel, zum Zweck gekommen. Ram = die Einfassung verschiedener Dinge, als Bilder, Fenster u. s. w., dann, wie in der obigen Redensart, ein bestimmtes Ziel.


Rahmfässelleute.

Wenn die Rahmfässelleute kommen, ist der Regen nicht fern.

In Schlesien herrscht die Meinung im Volke, dass das bestehende schöne Wetter in Regen umschlage, wenn die Männer erscheinen, welche Hocken oder Karren mit Kienrussfässchen feilbieten.

Holl.: Het zal regenen, want de zeefkramers loopen.


Rahmhaut.

* De Romhaut is so dick, dat en Sneider darup danssen kann. (Holst.) - Schütze, III, 306.

Die Haut auf der abgesottenen Sahne ist so dick, ein Schneider könnte darauf tanzen. Um die Güte der Sahne zu bezeichnen.


Rahren.

* Et rahrt (?) vatz (gleich) wie mank de Latkebläder1. - Frischbier2, 3068.

1) Blätter vom Huflattich (Tussilago Farfara).


Raisonniren.

1 Reseneren helpet nich. - Schambach, II, 340.

Mit Worten und Redensarten ist's nicht gethan; es gilt zu handeln.

*2 He resonnert as 'n Kutschpärd. (Altmark.) - Danneil, 276; hochdeutsch bei Holtei, Eselsfresser, I, 75; für Meurs: Firmenich, I, 403, 168.

Es sind wol damit die Kutscher selbst gemeint, wenn sie trocken sitzen.

*3 Sie raisonnirt wie ein Rohrsperling.


Raizen.

Aus einem Razen1 macht man neun Juden und noch bleibt übrig auf einen Spitzbuben. (Niederösterreich.)

1) Raizen oder Razen werden an der untern Donau einige serbische Volksstämme genannt.


Rakedewes.

* Dat kummt uppen Rakedewes. (Ostfries.) - Bueren, 225; Eichwald, 1567; Frommann, III, 428, 205; Hauskalender, II.

Aufs gerathewohl. Etwas nehmen, wo man findet. (Schambach, Wörterbuch.)


Rakefart.

* Dat was so 'ne Rakefart. - Dähnert, 372b.

Ein Ungefähr, ein glücklicher Zufall, der einem Vortheil bringt.


[Spaltenumbruch]
Raken.

*1 Dat rackt ou nit. (Kleve.) - Firmenich, I, 382, 29.

Das betrifft euch nicht, geht euch nichts an.

*2 Dat rakst du, Hund, bittst mi in 't holten Ben. - Stürenburg, 194a.

*3 Dat rakt1 gen Wall of Kant an. - Kern, 1541.

1) Raken = rühren, treffen, anrühren, betreffen, angehen, verletzen, beleidigen, wohin kommen, gelangen, gerathen. (Stürenburg, 194a.) - Segelt zwischen allen Klippen sicher durch.

*4 He is licht rakt. - Eichwald, 1568.

Leicht beleidigt, verletzt.

*5 Ick kann 't nich raken. - Stürenburg, 194a.


Rakete.

1 Raketen steigen hoch, aber sie fallen bald.

2 Wenn die Rakete am höchsten ist, so platzt sie. - Parömiakon, 1660.

Das Schicksal des Hochmuths und der Hoffart.


Raksch.

* Se huoan eiren Raksch mitsomm. (Sprottau.) - Firmenich, II, 298, 18.

Sie haben ihren Verkehr miteinander.


Ralen.

Ralen dei lärt den Bauern de pralen, awer Fosswans dei verlet 'ne ganz. - Schambach, II, 335; Schiller, II, 24.

Rale bezeichnet a) den Raden oder Radel, die rothe Kornblume (Agrostemma Githago Lin.), und b) den schwarzen Samen der Pflanze. Fosswans ist die bekannte Grasart Agrostis spica venti. Die Radeln scheffeln nun mit; der Fuchsschwanz aber gibt nichts in den Scheffel. Sind nun zwischen den Getreidehalmen auch viel Radeln, so kümmert dies den Bauer wenig; ist dagegen der Acker mit Fuchsschwanz bewachsen, so gibt er wenig Körner.


Ramadan.

Nach dem Ramadan folgt der Beiram. (Tatar.)

Auf Trauer - Freude. Der Ramadan ist die Zeit der grossen Fasten, der Beiram das Schmausefest, welches unmittelbar darauf folgt.


Ramat.

* He wet ken Ramat1. (Mecklenburg.)

1) Aus Ram = Ziel und mat = Mass. Davon anberamen. In Pommern: Ik will wol Rammat weten. Ich will das rechte Mass finden, es soll weder zu viel, noch zu wenig geschehen. (Dähnert, 370a.)


Rambam.

* Lass män nit herubnehmen den Rambam. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Zur Bezeichnung eines streitsüchtigen Menschen und einer widersinnigen Opposition. In einem verwickelten Processe liess der Richter das Gesetzbuch vom Schranke herunterholen, um darin den betreffenden Paragraphen nachzuschlagen. Da rief eine der Parteien: Man solle den Codex nicht herunterholen. - Rambam ist die Abkürzung von Rabbi Moses Ben Maimon (R. M. B. M.), der die talmudischen Gesetze geordnet hat und nach dem der Codex genannt wird.


Ramme.

* Es ist, als wenn man eine Ramme ziehen sollte.

"Woas ma garne thut, das kimmt enen nich schwer oan; wu me oaber zu anner Sache verdrussen is, su is, als wenn ma anner Romme ziehen selte." (Keller, 160a.)


Rammer.

1 Arke Raam uun sin anj Hok. (Amrum.) - Haupt, VIII, 367, 270.

Jeder Bock in sein eigen Hag, Loch.

2 Ual Raamar ha steif Hurnar. (Amrum.) - Johansen, 152; Haupt, VIII, 358, 111.

Alte Ramme (Böcke, s. d.) haben steife Hörner. - "Von kräftigen Kerlen, die im Leben viel und schwer gearbeitet." (Lappenkorb.)


Rammler.

Einem Rammler muss man die Geissenhaar aus dem Wege führen.


Rams (Name).

1 In Rams (?) sticht der Bub' die Dame. - Eiselein, 100 u. 518; Simrock, 1370.

Rahms oder Rams? Huhn's Lexikon hat beide nicht, mit Eiselein's Schreibung ist es auch schwer, etwas zu finden. (S. Ei 48.)

*2 E äs vu Rummes1. - Frommann, V, 33, 35.

1) Name eines Dorfes in Siebenbürgen, dessen Bewohner sich nicht durch Ueberfluss an Geist und Witz auszeichnen sollen.


Rand.

1 Auf dem Rande des Glases tanzen böse Geister.

2 Aus Rand und Band in Schand'.

Wer in keiner Sache Mass hält, kommt in Schande.

[Spaltenumbruch] verwirkt hatten oder leichtsinnig bettelten. Daraus entstand die obige Redensart, womit man Leute bezeichnet, die wegen irgendeines Vergehens auf Festungen oder ähnliche feste Oerter geschickt werden. (Bock, Idiot. pruss.) Jetzt befindet sich in dem Schlosse eine Strafanstalt, auf deren Insassen die Redensart angewandt wird.


Rahel.

Mancher dient um eine schöne Rahel und wird mit einer hässlichen Lea betrogen.

Holl.: Wij denken somtijds voor Rachel te dienen, maar worden met de leepe Lea bedrogen. (Harrebomée, II, 208b.)


Rahl.

Rahl (Unkraut) giwt ok sinen Tal. (Braunschweig.)


Rahm (Milch).

1 Wer den Rahm hat abgehoben, mag auch die Schlippermilch loben.

*2 De Rôm1 is der af. (Ostfries.) – Eichwald, 1597; Bueren, 246; Frommann, III, 430, 266; Kern, 1021; Hauskalender, II.

1) Sahne, Wortspiel mit Ruhm, um zu sagen: Das Beste ist davon weg. Das Fett ist abgeschöpft.

*3 Den Rahm von der Milch schöpfen.Eiselein, 518; Simrock, 8073.

Das Beste für sich in Anspruch nehmen. In Warschau jüdisch-deutsch: Herubnehmen die S'metene (= Smietana, polnisch für Sahne, Rahm).

*4 Der Rahm ist schon abgehoben (abgeschöpft).Eiselein, 518.

Holl.: De room is van de melk. (Harrebomée, II, 229b.)

*5 Der schöpft den Rahm von der Milch und mir bleiben die Molken.

Holl.: Hij heeft den room weg en laat de melk voor anderen. – Van die zaak heeft hij al lang den roem en den room afgeschept. (Harrebomée, II, 229b.)


Rahm (Russ).

Sihe, das du nicht Rahm fahest.Schottel, 1119a.


Rahmen.

1 Leere Rahmen verzieren das Zimmer nicht.

*2 He hett em den Rahm aplopen.Dähnert, 370a.

Er ist vor ihm zum Ziel, zum Zweck gekommen. Râm = die Einfassung verschiedener Dinge, als Bilder, Fenster u. s. w., dann, wie in der obigen Redensart, ein bestimmtes Ziel.


Rahmfässelleute.

Wenn die Rahmfässelleute kommen, ist der Regen nicht fern.

In Schlesien herrscht die Meinung im Volke, dass das bestehende schöne Wetter in Regen umschlage, wenn die Männer erscheinen, welche Hocken oder Karren mit Kienrussfässchen feilbieten.

Holl.: Het zal regenen, want de zeefkramers loopen.


Rahmhaut.

* De Rômhût is so dick, dat en Snîder darup danssen kann. (Holst.) – Schütze, III, 306.

Die Haut auf der abgesottenen Sahne ist so dick, ein Schneider könnte darauf tanzen. Um die Güte der Sahne zu bezeichnen.


Rahren.

* Et rahrt (?) vatz (gleich) wie mank de Latkebläder1.Frischbier2, 3068.

1) Blätter vom Huflattich (Tussilago Farfara).


Raisonniren.

1 Resenêren helpet nich.Schambach, II, 340.

Mit Worten und Redensarten ist's nicht gethan; es gilt zu handeln.

*2 Hê resonnêrt as 'n Kutschpärd. (Altmark.) – Danneil, 276; hochdeutsch bei Holtei, Eselsfresser, I, 75; für Meurs: Firmenich, I, 403, 168.

Es sind wol damit die Kutscher selbst gemeint, wenn sie trocken sitzen.

*3 Sie raisonnirt wie ein Rohrsperling.


Raizen.

Aus einem Razen1 macht man neun Juden und noch bleibt übrig auf einen Spitzbuben. (Niederösterreich.)

1) Raizen oder Razen werden an der untern Donau einige serbische Volksstämme genannt.


Rakedewes.

* Dat kummt uppen Rakedewes. (Ostfries.) – Bueren, 225; Eichwald, 1567; Frommann, III, 428, 205; Hauskalender, II.

Aufs gerathewohl. Etwas nehmen, wo man findet. (Schambach, Wörterbuch.)


Rakefârt.

* Dat was so 'ne Rakefârt.Dähnert, 372b.

Ein Ungefähr, ein glücklicher Zufall, der einem Vortheil bringt.


[Spaltenumbruch]
Raken.

*1 Dat rackt ou nit. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 29.

Das betrifft euch nicht, geht euch nichts an.

*2 Dat râkst du, Hund, bittst mi in 't holten Bên.Stürenburg, 194a.

*3 Dat râkt1 gên Wall of Kant an.Kern, 1541.

1) Raken = rühren, treffen, anrühren, betreffen, angehen, verletzen, beleidigen, wohin kommen, gelangen, gerathen. (Stürenburg, 194a.) – Segelt zwischen allen Klippen sicher durch.

*4 He is licht rakt.Eichwald, 1568.

Leicht beleidigt, verletzt.

*5 Ick kann 't nich raken.Stürenburg, 194a.


Rakete.

1 Raketen steigen hoch, aber sie fallen bald.

2 Wenn die Rakete am höchsten ist, so platzt sie.Parömiakon, 1660.

Das Schicksal des Hochmuths und der Hoffart.


Raksch.

* Se huoan eiren Râksch mitsomm. (Sprottau.) – Firmenich, II, 298, 18.

Sie haben ihren Verkehr miteinander.


Râlen.

Râlen dei lärt den Bûern de prâlen, awer Fosswans dei verlet 'ne ganz.Schambach, II, 335; Schiller, II, 24.

Rale bezeichnet a) den Raden oder Radel, die rothe Kornblume (Agrostemma Githago Lin.), und b) den schwarzen Samen der Pflanze. Fosswans ist die bekannte Grasart Agrostis spica venti. Die Radeln scheffeln nun mit; der Fuchsschwanz aber gibt nichts in den Scheffel. Sind nun zwischen den Getreidehalmen auch viel Radeln, so kümmert dies den Bauer wenig; ist dagegen der Acker mit Fuchsschwanz bewachsen, so gibt er wenig Körner.


Ramadan.

Nach dem Ramadan folgt der Beiram. (Tatar.)

Auf Trauer – Freude. Der Ramadan ist die Zeit der grossen Fasten, der Beiram das Schmausefest, welches unmittelbar darauf folgt.


Râmât.

* Hê wêt kên Râmât1. (Mecklenburg.)

1) Aus Ram = Ziel und mât = Mass. Davon anberâmen. In Pommern: Ik will wol Râmmât weten. Ich will das rechte Mass finden, es soll weder zu viel, noch zu wenig geschehen. (Dähnert, 370a.)


Rambam.

* Lass män nit herubnehmen den Rambam. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Zur Bezeichnung eines streitsüchtigen Menschen und einer widersinnigen Opposition. In einem verwickelten Processe liess der Richter das Gesetzbuch vom Schranke herunterholen, um darin den betreffenden Paragraphen nachzuschlagen. Da rief eine der Parteien: Man solle den Codex nicht herunterholen. – Rambam ist die Abkürzung von Rabbi Moses Ben Maimon (R. M. B. M.), der die talmudischen Gesetze geordnet hat und nach dem der Codex genannt wird.


Ramme.

* Es ist, als wenn man eine Ramme ziehen sollte.

„Woas ma garne thut, das kimmt enen nich schwer oan; wu me oaber zu anner Sache verdrussen is, su is, als wenn ma anner Romme ziehen selte.“ (Keller, 160a.)


Rammer.

1 Arke Raam uun sin ânj Hok. (Amrum.) – Haupt, VIII, 367, 270.

Jeder Bock in sein eigen Hag, Loch.

2 Ual Raamar hâ stîf Hurnar. (Amrum.) – Johansen, 152; Haupt, VIII, 358, 111.

Alte Ramme (Böcke, s. d.) haben steife Hörner. – „Von kräftigen Kerlen, die im Leben viel und schwer gearbeitet.“ (Lappenkorb.)


Rammler.

Einem Rammler muss man die Geissenhaar aus dem Wege führen.


Rams (Name).

1 In Rams (?) sticht der Bub' die Dame.Eiselein, 100 u. 518; Simrock, 1370.

Rahms oder Rams? Huhn's Lexikon hat beide nicht, mit Eiselein's Schreibung ist es auch schwer, etwas zu finden. (S. Ei 48.)

*2 E äs vu Rummes1.Frommann, V, 33, 35.

1) Name eines Dorfes in Siebenbürgen, dessen Bewohner sich nicht durch Ueberfluss an Geist und Witz auszeichnen sollen.


Rand.

1 Auf dem Rande des Glases tanzen böse Geister.

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Wer in keiner Sache Mass hält, kommt in Schande.

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[[730]/0744] verwirkt hatten oder leichtsinnig bettelten. Daraus entstand die obige Redensart, womit man Leute bezeichnet, die wegen irgendeines Vergehens auf Festungen oder ähnliche feste Oerter geschickt werden. (Bock, Idiot. pruss.) Jetzt befindet sich in dem Schlosse eine Strafanstalt, auf deren Insassen die Redensart angewandt wird. Rahel. Mancher dient um eine schöne Rahel und wird mit einer hässlichen Lea betrogen. Holl.: Wij denken somtijds voor Rachel te dienen, maar worden met de leepe Lea bedrogen. (Harrebomée, II, 208b.) Rahl. Rahl (Unkraut) giwt ok sinen Tal. (Braunschweig.) Rahm (Milch). 1 Wer den Rahm hat abgehoben, mag auch die Schlippermilch loben. *2 De Rôm1 is der af. (Ostfries.) – Eichwald, 1597; Bueren, 246; Frommann, III, 430, 266; Kern, 1021; Hauskalender, II. 1) Sahne, Wortspiel mit Ruhm, um zu sagen: Das Beste ist davon weg. Das Fett ist abgeschöpft. *3 Den Rahm von der Milch schöpfen. – Eiselein, 518; Simrock, 8073. Das Beste für sich in Anspruch nehmen. In Warschau jüdisch-deutsch: Herubnehmen die S'metene (= Smietana, polnisch für Sahne, Rahm). *4 Der Rahm ist schon abgehoben (abgeschöpft). – Eiselein, 518. Holl.: De room is van de melk. (Harrebomée, II, 229b.) *5 Der schöpft den Rahm von der Milch und mir bleiben die Molken. Holl.: Hij heeft den room weg en laat de melk voor anderen. – Van die zaak heeft hij al lang den roem en den room afgeschept. (Harrebomée, II, 229b.) Rahm (Russ). Sihe, das du nicht Rahm fahest. – Schottel, 1119a. Rahmen. 1 Leere Rahmen verzieren das Zimmer nicht. *2 He hett em den Rahm aplopen. – Dähnert, 370a. Er ist vor ihm zum Ziel, zum Zweck gekommen. Râm = die Einfassung verschiedener Dinge, als Bilder, Fenster u. s. w., dann, wie in der obigen Redensart, ein bestimmtes Ziel. Rahmfässelleute. Wenn die Rahmfässelleute kommen, ist der Regen nicht fern. In Schlesien herrscht die Meinung im Volke, dass das bestehende schöne Wetter in Regen umschlage, wenn die Männer erscheinen, welche Hocken oder Karren mit Kienrussfässchen feilbieten. Holl.: Het zal regenen, want de zeefkramers loopen. Rahmhaut. * De Rômhût is so dick, dat en Snîder darup danssen kann. (Holst.) – Schütze, III, 306. Die Haut auf der abgesottenen Sahne ist so dick, ein Schneider könnte darauf tanzen. Um die Güte der Sahne zu bezeichnen. Rahren. * Et rahrt (?) vatz (gleich) wie mank de Latkebläder1. – Frischbier2, 3068. 1) Blätter vom Huflattich (Tussilago Farfara). Raisonniren. 1 Resenêren helpet nich. – Schambach, II, 340. Mit Worten und Redensarten ist's nicht gethan; es gilt zu handeln. *2 Hê resonnêrt as 'n Kutschpärd. (Altmark.) – Danneil, 276; hochdeutsch bei Holtei, Eselsfresser, I, 75; für Meurs: Firmenich, I, 403, 168. Es sind wol damit die Kutscher selbst gemeint, wenn sie trocken sitzen. *3 Sie raisonnirt wie ein Rohrsperling. Raizen. Aus einem Razen1 macht man neun Juden und noch bleibt übrig auf einen Spitzbuben. (Niederösterreich.) 1) Raizen oder Razen werden an der untern Donau einige serbische Volksstämme genannt. Rakedewes. * Dat kummt uppen Rakedewes. (Ostfries.) – Bueren, 225; Eichwald, 1567; Frommann, III, 428, 205; Hauskalender, II. Aufs gerathewohl. Etwas nehmen, wo man findet. (Schambach, Wörterbuch.) Rakefârt. * Dat was so 'ne Rakefârt. – Dähnert, 372b. Ein Ungefähr, ein glücklicher Zufall, der einem Vortheil bringt. Raken. *1 Dat rackt ou nit. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 29. Das betrifft euch nicht, geht euch nichts an. *2 Dat râkst du, Hund, bittst mi in 't holten Bên. – Stürenburg, 194a. *3 Dat râkt1 gên Wall of Kant an. – Kern, 1541. 1) Raken = rühren, treffen, anrühren, betreffen, angehen, verletzen, beleidigen, wohin kommen, gelangen, gerathen. (Stürenburg, 194a.) – Segelt zwischen allen Klippen sicher durch. *4 He is licht rakt. – Eichwald, 1568. Leicht beleidigt, verletzt. *5 Ick kann 't nich raken. – Stürenburg, 194a. Rakete. 1 Raketen steigen hoch, aber sie fallen bald. 2 Wenn die Rakete am höchsten ist, so platzt sie. – Parömiakon, 1660. Das Schicksal des Hochmuths und der Hoffart. Raksch. * Se huoan eiren Râksch mitsomm. (Sprottau.) – Firmenich, II, 298, 18. Sie haben ihren Verkehr miteinander. Râlen. Râlen dei lärt den Bûern de prâlen, awer Fosswans dei verlet 'ne ganz. – Schambach, II, 335; Schiller, II, 24. Rale bezeichnet a) den Raden oder Radel, die rothe Kornblume (Agrostemma Githago Lin.), und b) den schwarzen Samen der Pflanze. Fosswans ist die bekannte Grasart Agrostis spica venti. Die Radeln scheffeln nun mit; der Fuchsschwanz aber gibt nichts in den Scheffel. Sind nun zwischen den Getreidehalmen auch viel Radeln, so kümmert dies den Bauer wenig; ist dagegen der Acker mit Fuchsschwanz bewachsen, so gibt er wenig Körner. Ramadan. Nach dem Ramadan folgt der Beiram. (Tatar.) Auf Trauer – Freude. Der Ramadan ist die Zeit der grossen Fasten, der Beiram das Schmausefest, welches unmittelbar darauf folgt. Râmât. * Hê wêt kên Râmât1. (Mecklenburg.) 1) Aus Ram = Ziel und mât = Mass. Davon anberâmen. In Pommern: Ik will wol Râmmât weten. Ich will das rechte Mass finden, es soll weder zu viel, noch zu wenig geschehen. (Dähnert, 370a.) Rambam. * Lass män nit herubnehmen den Rambam. (Jüd.-deutsch. Brody.) Zur Bezeichnung eines streitsüchtigen Menschen und einer widersinnigen Opposition. In einem verwickelten Processe liess der Richter das Gesetzbuch vom Schranke herunterholen, um darin den betreffenden Paragraphen nachzuschlagen. Da rief eine der Parteien: Man solle den Codex nicht herunterholen. – Rambam ist die Abkürzung von Rabbi Moses Ben Maimon (R. M. B. M.), der die talmudischen Gesetze geordnet hat und nach dem der Codex genannt wird. Ramme. * Es ist, als wenn man eine Ramme ziehen sollte. „Woas ma garne thut, das kimmt enen nich schwer oan; wu me oaber zu anner Sache verdrussen is, su is, als wenn ma anner Romme ziehen selte.“ (Keller, 160a.) Rammer. 1 Arke Raam uun sin ânj Hok. (Amrum.) – Haupt, VIII, 367, 270. Jeder Bock in sein eigen Hag, Loch. 2 Ual Raamar hâ stîf Hurnar. (Amrum.) – Johansen, 152; Haupt, VIII, 358, 111. Alte Ramme (Böcke, s. d.) haben steife Hörner. – „Von kräftigen Kerlen, die im Leben viel und schwer gearbeitet.“ (Lappenkorb.) Rammler. Einem Rammler muss man die Geissenhaar aus dem Wege führen. Rams (Name). 1 In Rams (?) sticht der Bub' die Dame. – Eiselein, 100 u. 518; Simrock, 1370. Rahms oder Rams? Huhn's Lexikon hat beide nicht, mit Eiselein's Schreibung ist es auch schwer, etwas zu finden. (S. Ei 48.) *2 E äs vu Rummes1. – Frommann, V, 33, 35. 1) Name eines Dorfes in Siebenbürgen, dessen Bewohner sich nicht durch Ueberfluss an Geist und Witz auszeichnen sollen. Rand. 1 Auf dem Rande des Glases tanzen böse Geister. 2 Aus Rand und Band in Schand'. Wer in keiner Sache Mass hält, kommt in Schande.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [730]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/744>, abgerufen am 30.04.2024.