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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch]

6 Uebelthat entgeht der Strafe nicht.

Lat.: Nulla malefactis fuga. (Seybold, 588.)

7 Uebelthat ist leichter gethan als entschuldigt.

8 Vbelthat sich selbs verrath. - Franck, II, 176; Körte, 6106.


Uebelthäter.

1 Der vbelthäter hat dz schelten auff der gassen verloren. - Tappius, 25a.

2 Der vbeltheter todt ist der frommen gnad - (S. Gewette 2 und Tödten 2.) - Franck, I, 158b; Lehmann, II, 67, 187; Simrock, 10587; Graf, 340, 332.

3 So muss es dem Uebelthäter gehen, sagte die Frau, als ihr Mann am Galgen hing.

Holl.: De kwaad doeners moeten gestraft worden, zei besje, en zij zag haar' man op het rad zitten. (Harrebomee, I, 459b.)

*4 Wo man dem Uebelthäter nicht wehrt, da wird die Tugend nicht geehrt.

Lat.: Semper culpa praeit, sequitur una poena nocentem. (Chaos, 982.)


Ueben.

Wer nichts lieber übt als Tadel, hat im Herzen keinen Adel.


Ueber.

1 Man muss nicht über sich sehen, sondern unter sich. - Günther, 20.

2 Mancher kann nicht vber sich. (S. Fuss 86.) - Lehmann, 379, 10.

3 Ueber sich hinaus kann niemand. - Leben des General Brandes, II, 21.

4 Ueber und über, sagt Schulenburg.

Die Bauern der Altmark haben die Gewohnheit, ihren Adelsgeschlechtern Redensarten in den Mund zu legen, die dadurch sprichwörtlich werden. Wahrscheinlich sind sie in den betreffenden Geschlechtern gebräuchlich und kommen von da in den Volksmund, der die Quelle als Autorität hinzufügt. (Vgl. G. Hesekiel, Das Buch vom Grafen Bismarck, Berlin 1868.)

5 Was übere-n-isch, isch däne. (Solothurn.) - Schild, 69, 140.

6 Wer über sich haut, dem fallen die Späne in die Augen. - Günther, 36; Grubb, 940.

Lat.: Calcat adversus stimulum, qui pugnat cui potentioribus. - Cum potentioribus non dimicandum.

*7 Dä ess üvver denne, wie ongsen Herregott üvver Zint Petter. (Bedburg.)

*8 Es ist übere mit Landau. - Sutermeister, 97.

*9 Si händ übern (Hochzeit) gemacht. - Sutermeister, 103.

*10 Ueber - den Högerechten. (Pommern.)

*11 Ueber und über.

In Pommern: Oewer un döwer. (Dähnert, 334b).


Ueberall (Subst.).

1 Hans Ueberall ist nirgends.

*2 Ein Ueberall und Nirgends. - Körte, 6107; Eiselein, 608; Braun, I, 4637.

Lat.: Nusquam est, qui ubique est. (Eiselein, 608.)

*3 Er (es) ist ein (der alte) Ueberall und Nirgends.

Lat.: Nuspiam est, qui ubique est. (Frisius, 315.) - Velut umbra sequitur. (Philippi, II, 242.)


Ueberall.

1 Iwarol is 's guad sain, owa dahoam is 's am besten. (Niederösterreich.) - Frommann, III, 390, 8.

2 Man kann nicht überall sein.

It.: Per tutto si puo vivere. - Tutto il mondo e paese.

3 Ueberall is gut, z' Haus aber am besten.

4 Ueberall ist eine Hülfe gut, nur nicht in der Schüssel. - Blass, 19.

5 Ueberall ist gut, daheim ist noch besser; - Blass, 19.

6 Wer überall sein will, ist nirgends.

"Ein Mensch, der überall sein will, ist an keinem Orte viel." (Seybold, 397.)

Frz.: On ne peut etre partout.

It.: Non e in nessun luogo, chi vuol esser da per tutto.

*7 Ear is ibarol wia's schlechdi Göld. (Steiermark.) - Firmenich, II, 766, 46.

*8 Er ist überall gewesen, aber nirgends hingekommen.

Wer viel anfängt, aber nichts zu Ende bringt.

Böhm.: Vsudy byl, a nikam nedosel. (Celakovsky, 557.)

*9 Er ist überall hinten und vorne drei. (Ulm.)

[Spaltenumbruch] *10 Er ist überall und nirgends. - Klix, 114.

*11 Er ist überall wie ein böser Groschen.

Schwed.: Allestädes fram som onda penningen. (Grubb, 17.)

*12 Er ist überall wie's schlechte Geld. - Klix, 114.

"Hä is öüwerall ass quoad't (klein) Geld." (Schlingmann, 513.)

Dän.: Han er ligesom hoste der er allevegne. (Prov. dan., 25.)


Ueberbein.

* Er ist ein Ueberbein aller Welt. - Eiselein, 608; Braun, I, 4638.


Ueberbett.

* Es ist a kortz Ueberbett. (Warschau.)

Von etwas, was sich für seinen Zweck als ungenügend, unzureichend erweist, wie ein Deckbett, das zu kurz. ist.


Ueberbildung.

Ueberbildung der Lehrer ist oft der Thaten Störer. - Gutzkow, III, 2, 87.


Ueberbleiben.

1 Wer zuletzt überbleibt, bekommt alles. (S. Leben, Verb., 202.)

Holl.: Die langst leeft laatst overblijft, slaet de deur, en zal het al hebben. (Harrebomee, II, 127b.)

*2 Es ist nit vberbliben, das eim in einem aug wee thet. (S. Ausbaden.) - Franck, II, 47b.

Franck gibt diese Redensart für die lateinische: Ne bolus quidem relictus, und fügt noch folgende sinnverwandte zur passenden Auswahl hinzu, um zu sagen, dass alles aufgegangen, dass nichts übrig geblieben ist: Nit ein bisslin. Auf dem boden scharren. So Saw, so friss gar auss. Es ist nit vberbliben, dass man eim hund auss dem ofen locket. Am boden scharrn. Den boden lecken (küssen). Du würst den hundt im boden finden. Was du findst, das büss ein. Was du findest, damit strick die hosen. Der Todt ist im hafen (d. i. der todt kan weder gesehen, noch getast werden). Die Braut hat den hafen gescharrt.

*3 It is noch nümms äwerbleiben. - Goldschmidt, 113.

Damit trösten sich alte Jungfrauen in Oldenburg, von denen auf dem Lande fast jede ihren Mann findet.


Ueberbleibsel.

1 Das Ueberbleibsel ist besser als das Gericht.

Holl.: Het overblijfsel van den disch helpt meer, dan dat gegeten is. (Harrebomee, II, 157b.)

2 Das Ueberbleibsel ist mehr werth, als was gessen hat. - Winckler, II, 42.

3 Von den Ueberbleibseln anderer wird niemand fett.

Böhm.: Kdo jest na lidske zbytky ziv, zbohatne-li, bude div. (Celakovsky, 199.)


Ueberbocken.

* Sie händ überbocket. (S. Räss.) - Sutermeister, 78.


Ueberdruss.

* Es kann alles zum Ueberdruss werden.

Lat.: Et non displiceat, si plus dura verit aequo. - Nil adeo dulce est, quod non videatur amarum. (Sutor, 287.)


Ueberdrüssig.

1 Man bekommt alles überdrüssig.

Wer kein Unglück hat, wird selbst des Glücks müde. Der süsseste Honig schmeckt zuletzt widerlich.

It.: Ogni cosa per il lungo uso rincresce.

2 Wer überdrüssig seiner Ruh', der nehm' ein Weib oder zwu.

*3 Er hat es überdrüssig, wie die deutschen Soldaten die Erbswurst.

Bezieht sich auf die deutsche Feldarmee in Frankreich in den Jahren 1870-71, die monatelang hauptsächlich auf Erbswurst angewiesen waren.

Dän.: Han er saa keed deraf, som kat af senop. (Prov. dan., 330.)

*4 Er ist es überdrüssig, ihm die Läuse aus dem Pelz zu suchen.

D. h. unerquickliche Arbeit ohne Dank zu leisten.


Uebereilen.

1 Es übereilt sich bald ein Mann, der nicht vorsichtig handeln kann. - Petri, II, 302.

2 Nichts übereile, gut Ding braucht Weile. - Simrock, 1938.

Als Inschrift in einem Geviert der Bierräume des neuen berliner Rathhauses. (Frieske, 13, 55.)

3 Uebereilen bringt Verweilen. - Simrock, 10590; Körte, 6108; Gaal, 341.

Holl.: Alle overhaasting is kwaad. (Harrebomee, II, 156.)

It.: Chi ha piu fretta, piu tardi finisce. (Gaal, 341.)

Lat.: Compendia plerumque sunt dispendia. - Qui nimium properat, serius absolvit. (Gaal, 341.)

[Spaltenumbruch]

6 Uebelthat entgeht der Strafe nicht.

Lat.: Nulla malefactis fuga. (Seybold, 588.)

7 Uebelthat ist leichter gethan als entschuldigt.

8 Vbelthat sich selbs verrath.Franck, II, 176; Körte, 6106.


Uebelthäter.

1 Der vbelthäter hat dz schelten auff der gassen verloren.Tappius, 25a.

2 Der vbeltheter todt ist der frommen gnad – (S. Gewette 2 und Tödten 2.) – Franck, I, 158b; Lehmann, II, 67, 187; Simrock, 10587; Graf, 340, 332.

3 So muss es dem Uebelthäter gehen, sagte die Frau, als ihr Mann am Galgen hing.

Holl.: De kwaad doeners moeten gestraft worden, zei besje, en zij zag haar' man op het rad zitten. (Harrebomée, I, 459b.)

*4 Wo man dem Uebelthäter nicht wehrt, da wird die Tugend nicht geehrt.

Lat.: Semper culpa praeit, sequitur una poena nocentem. (Chaos, 982.)


Ueben.

Wer nichts lieber übt als Tadel, hat im Herzen keinen Adel.


Ueber.

1 Man muss nicht über sich sehen, sondern unter sich.Günther, 20.

2 Mancher kann nicht vber sich. (S. Fuss 86.) – Lehmann, 379, 10.

3 Ueber sich hinaus kann niemand.Leben des General Brandes, II, 21.

4 Ueber und über, sagt Schulenburg.

Die Bauern der Altmark haben die Gewohnheit, ihren Adelsgeschlechtern Redensarten in den Mund zu legen, die dadurch sprichwörtlich werden. Wahrscheinlich sind sie in den betreffenden Geschlechtern gebräuchlich und kommen von da in den Volksmund, der die Quelle als Autorität hinzufügt. (Vgl. G. Hesekiel, Das Buch vom Grafen Bismarck, Berlin 1868.)

5 Was übere-n-isch, isch däne. (Solothurn.) – Schild, 69, 140.

6 Wer über sich haut, dem fallen die Späne in die Augen.Günther, 36; Grubb, 940.

Lat.: Calcat adversus stimulum, qui pugnat cui potentioribus. – Cum potentioribus non dimicandum.

*7 Dä ess üvver denne, wie ongsen Herregott üvver Zint Petter. (Bedburg.)

*8 Es ist übere mit Landau.Sutermeister, 97.

*9 Si händ übern (Hochzeit) gemacht.Sutermeister, 103.

*10 Ueber – den Högerechten. (Pommern.)

*11 Ueber und über.

In Pommern: Oewer un döwer. (Dähnert, 334b).


Ueberall (Subst.).

1 Hans Ueberall ist nirgends.

*2 Ein Ueberall und Nirgends.Körte, 6107; Eiselein, 608; Braun, I, 4637.

Lat.: Nusquam est, qui ubique est. (Eiselein, 608.)

*3 Er (es) ist ein (der alte) Ueberall und Nirgends.

Lat.: Nuspiam est, qui ubique est. (Frisius, 315.) – Velut umbra sequitur. (Philippi, II, 242.)


Ueberall.

1 Iwarôl is 's guad sain, ôwa dahoam is 's am besten. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 390, 8.

2 Man kann nicht überall sein.

It.: Per tutto si può vivere. – Tutto il mondo è paese.

3 Ueberall is gut, z' Haus aber am besten.

4 Ueberall ist eine Hülfe gut, nur nicht in der Schüssel.Blass, 19.

5 Ueberall ist gut, daheim ist noch besser;Blass, 19.

6 Wer überall sein will, ist nirgends.

„Ein Mensch, der überall sein will, ist an keinem Orte viel.“ (Seybold, 397.)

Frz.: On ne peut être partout.

It.: Non è in nessun luogo, chi vuol esser da per tutto.

*7 Ear is ibarol wia's schlechdi Göld. (Steiermark.) – Firmenich, II, 766, 46.

*8 Er ist überall gewesen, aber nirgends hingekommen.

Wer viel anfängt, aber nichts zu Ende bringt.

Böhm.: Všudy byl, a nikam nedošel. (Čelakovsky, 557.)

*9 Er ist überall hinten und vorne drei. (Ulm.)

[Spaltenumbruch] *10 Er ist überall und nirgends.Klix, 114.

*11 Er ist überall wie ein böser Groschen.

Schwed.: Allestädes fram som onda penningen. (Grubb, 17.)

*12 Er ist überall wie's schlechte Geld.Klix, 114.

„Hä is öüwerall ass quoad't (klein) Geld.“ (Schlingmann, 513.)

Dän.: Han er ligesom hoste der er allevegne. (Prov. dan., 25.)


Ueberbein.

* Er ist ein Ueberbein aller Welt.Eiselein, 608; Braun, I, 4638.


Ueberbett.

* Es ist a kortz Ueberbett. (Warschau.)

Von etwas, was sich für seinen Zweck als ungenügend, unzureichend erweist, wie ein Deckbett, das zu kurz. ist.


Ueberbildung.

Ueberbildung der Lehrer ist oft der Thaten Störer.Gutzkow, III, 2, 87.


Ueberbleiben.

1 Wer zuletzt überbleibt, bekommt alles. (S. Leben, Verb., 202.)

Holl.: Die langst leeft laatst overblijft, slaet de deur, en zal het al hebben. (Harrebomée, II, 127b.)

*2 Es ist nit vberbliben, das eim in einem aug wee thet. (S. Ausbaden.) – Franck, II, 47b.

Franck gibt diese Redensart für die lateinische: Ne bolus quidem relictus, und fügt noch folgende sinnverwandte zur passenden Auswahl hinzu, um zu sagen, dass alles aufgegangen, dass nichts übrig geblieben ist: Nit ein bisslin. Auf dem boden scharren. So Saw, so friss gar auss. Es ist nit vberbliben, dass man eim hund auss dem ofen locket. Am boden scharrn. Den boden lecken (küssen). Du würst den hundt im boden finden. Was du findst, das büss ein. Was du findest, damit strick die hosen. Der Todt ist im hafen (d. i. der todt kan weder gesehen, noch getast werden). Die Braut hat den hafen gescharrt.

*3 It is noch nümms äwerbleiben.Goldschmidt, 113.

Damit trösten sich alte Jungfrauen in Oldenburg, von denen auf dem Lande fast jede ihren Mann findet.


Ueberbleibsel.

1 Das Ueberbleibsel ist besser als das Gericht.

Holl.: Het overblijfsel van den disch helpt meer, dan dat gegeten is. (Harrebomée, II, 157b.)

2 Das Ueberbleibsel ist mehr werth, als was gessen hat.Winckler, II, 42.

3 Von den Ueberbleibseln anderer wird niemand fett.

Böhm.: Kdo jest na lidské zbytky živ, zbohatne-li, bude div. (Čelakovsky, 199.)


Ueberbocken.

* Sie händ überbocket. (S. Räss.) – Sutermeister, 78.


Ueberdruss.

* Es kann alles zum Ueberdruss werden.

Lat.: Et non displiceat, si plus dura verit aequo. – Nil adeo dulce est, quod non videatur amarum. (Sutor, 287.)


Ueberdrüssig.

1 Man bekommt alles überdrüssig.

Wer kein Unglück hat, wird selbst des Glücks müde. Der süsseste Honig schmeckt zuletzt widerlich.

It.: Ogni cosa per il lungo uso rincresce.

2 Wer überdrüssig seiner Ruh', der nehm' ein Weib oder zwu.

*3 Er hat es überdrüssig, wie die deutschen Soldaten die Erbswurst.

Bezieht sich auf die deutsche Feldarmee in Frankreich in den Jahren 1870-71, die monatelang hauptsächlich auf Erbswurst angewiesen waren.

Dän.: Han er saa keed deraf, som kat af senop. (Prov. dan., 330.)

*4 Er ist es überdrüssig, ihm die Läuse aus dem Pelz zu suchen.

D. h. unerquickliche Arbeit ohne Dank zu leisten.


Uebereilen.

1 Es übereilt sich bald ein Mann, der nicht vorsichtig handeln kann.Petri, II, 302.

2 Nichts übereile, gut Ding braucht Weile.Simrock, 1938.

Als Inschrift in einem Geviert der Bierräume des neuen berliner Rathhauses. (Frieske, 13, 55.)

3 Uebereilen bringt Verweilen.Simrock, 10590; Körte, 6108; Gaal, 341.

Holl.: Alle overhaasting is kwaad. (Harrebomée, II, 156.)

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[[695]/0701] 6 Uebelthat entgeht der Strafe nicht. Lat.: Nulla malefactis fuga. (Seybold, 588.) 7 Uebelthat ist leichter gethan als entschuldigt. 8 Vbelthat sich selbs verrath. – Franck, II, 176; Körte, 6106. Uebelthäter. 1 Der vbelthäter hat dz schelten auff der gassen verloren. – Tappius, 25a. 2 Der vbeltheter todt ist der frommen gnad – (S. Gewette 2 und Tödten 2.) – Franck, I, 158b; Lehmann, II, 67, 187; Simrock, 10587; Graf, 340, 332. 3 So muss es dem Uebelthäter gehen, sagte die Frau, als ihr Mann am Galgen hing. Holl.: De kwaad doeners moeten gestraft worden, zei besje, en zij zag haar' man op het rad zitten. (Harrebomée, I, 459b.) *4 Wo man dem Uebelthäter nicht wehrt, da wird die Tugend nicht geehrt. Lat.: Semper culpa praeit, sequitur una poena nocentem. (Chaos, 982.) Ueben. Wer nichts lieber übt als Tadel, hat im Herzen keinen Adel. Ueber. 1 Man muss nicht über sich sehen, sondern unter sich. – Günther, 20. 2 Mancher kann nicht vber sich. (S. Fuss 86.) – Lehmann, 379, 10. 3 Ueber sich hinaus kann niemand. – Leben des General Brandes, II, 21. 4 Ueber und über, sagt Schulenburg. Die Bauern der Altmark haben die Gewohnheit, ihren Adelsgeschlechtern Redensarten in den Mund zu legen, die dadurch sprichwörtlich werden. Wahrscheinlich sind sie in den betreffenden Geschlechtern gebräuchlich und kommen von da in den Volksmund, der die Quelle als Autorität hinzufügt. (Vgl. G. Hesekiel, Das Buch vom Grafen Bismarck, Berlin 1868.) 5 Was übere-n-isch, isch däne. (Solothurn.) – Schild, 69, 140. 6 Wer über sich haut, dem fallen die Späne in die Augen. – Günther, 36; Grubb, 940. Lat.: Calcat adversus stimulum, qui pugnat cui potentioribus. – Cum potentioribus non dimicandum. *7 Dä ess üvver denne, wie ongsen Herregott üvver Zint Petter. (Bedburg.) *8 Es ist übere mit Landau. – Sutermeister, 97. *9 Si händ übern (Hochzeit) gemacht. – Sutermeister, 103. *10 Ueber – den Högerechten. (Pommern.) *11 Ueber und über. In Pommern: Oewer un döwer. (Dähnert, 334b). Ueberall (Subst.). 1 Hans Ueberall ist nirgends. *2 Ein Ueberall und Nirgends. – Körte, 6107; Eiselein, 608; Braun, I, 4637. Lat.: Nusquam est, qui ubique est. (Eiselein, 608.) *3 Er (es) ist ein (der alte) Ueberall und Nirgends. Lat.: Nuspiam est, qui ubique est. (Frisius, 315.) – Velut umbra sequitur. (Philippi, II, 242.) Ueberall. 1 Iwarôl is 's guad sain, ôwa dahoam is 's am besten. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 390, 8. 2 Man kann nicht überall sein. It.: Per tutto si può vivere. – Tutto il mondo è paese. 3 Ueberall is gut, z' Haus aber am besten. 4 Ueberall ist eine Hülfe gut, nur nicht in der Schüssel. – Blass, 19. 5 Ueberall ist gut, daheim ist noch besser; – Blass, 19. 6 Wer überall sein will, ist nirgends. „Ein Mensch, der überall sein will, ist an keinem Orte viel.“ (Seybold, 397.) Frz.: On ne peut être partout. It.: Non è in nessun luogo, chi vuol esser da per tutto. *7 Ear is ibarol wia's schlechdi Göld. (Steiermark.) – Firmenich, II, 766, 46. *8 Er ist überall gewesen, aber nirgends hingekommen. Wer viel anfängt, aber nichts zu Ende bringt. Böhm.: Všudy byl, a nikam nedošel. (Čelakovsky, 557.) *9 Er ist überall hinten und vorne drei. (Ulm.) *10 Er ist überall und nirgends. – Klix, 114. *11 Er ist überall wie ein böser Groschen. Schwed.: Allestädes fram som onda penningen. (Grubb, 17.) *12 Er ist überall wie's schlechte Geld. – Klix, 114. „Hä is öüwerall ass quoad't (klein) Geld.“ (Schlingmann, 513.) Dän.: Han er ligesom hoste der er allevegne. (Prov. dan., 25.) Ueberbein. * Er ist ein Ueberbein aller Welt. – Eiselein, 608; Braun, I, 4638. Ueberbett. * Es ist a kortz Ueberbett. (Warschau.) Von etwas, was sich für seinen Zweck als ungenügend, unzureichend erweist, wie ein Deckbett, das zu kurz. ist. Ueberbildung. Ueberbildung der Lehrer ist oft der Thaten Störer. – Gutzkow, III, 2, 87. Ueberbleiben. 1 Wer zuletzt überbleibt, bekommt alles. (S. Leben, Verb., 202.) Holl.: Die langst leeft laatst overblijft, slaet de deur, en zal het al hebben. (Harrebomée, II, 127b.) *2 Es ist nit vberbliben, das eim in einem aug wee thet. (S. Ausbaden.) – Franck, II, 47b. Franck gibt diese Redensart für die lateinische: Ne bolus quidem relictus, und fügt noch folgende sinnverwandte zur passenden Auswahl hinzu, um zu sagen, dass alles aufgegangen, dass nichts übrig geblieben ist: Nit ein bisslin. Auf dem boden scharren. So Saw, so friss gar auss. Es ist nit vberbliben, dass man eim hund auss dem ofen locket. Am boden scharrn. Den boden lecken (küssen). Du würst den hundt im boden finden. Was du findst, das büss ein. Was du findest, damit strick die hosen. Der Todt ist im hafen (d. i. der todt kan weder gesehen, noch getast werden). Die Braut hat den hafen gescharrt. *3 It is noch nümms äwerbleiben. – Goldschmidt, 113. Damit trösten sich alte Jungfrauen in Oldenburg, von denen auf dem Lande fast jede ihren Mann findet. Ueberbleibsel. 1 Das Ueberbleibsel ist besser als das Gericht. Holl.: Het overblijfsel van den disch helpt meer, dan dat gegeten is. (Harrebomée, II, 157b.) 2 Das Ueberbleibsel ist mehr werth, als was gessen hat. – Winckler, II, 42. 3 Von den Ueberbleibseln anderer wird niemand fett. Böhm.: Kdo jest na lidské zbytky živ, zbohatne-li, bude div. (Čelakovsky, 199.) Ueberbocken. * Sie händ überbocket. (S. Räss.) – Sutermeister, 78. Ueberdruss. * Es kann alles zum Ueberdruss werden. Lat.: Et non displiceat, si plus dura verit aequo. – Nil adeo dulce est, quod non videatur amarum. (Sutor, 287.) Ueberdrüssig. 1 Man bekommt alles überdrüssig. Wer kein Unglück hat, wird selbst des Glücks müde. Der süsseste Honig schmeckt zuletzt widerlich. It.: Ogni cosa per il lungo uso rincresce. 2 Wer überdrüssig seiner Ruh', der nehm' ein Weib oder zwu. *3 Er hat es überdrüssig, wie die deutschen Soldaten die Erbswurst. Bezieht sich auf die deutsche Feldarmee in Frankreich in den Jahren 1870-71, die monatelang hauptsächlich auf Erbswurst angewiesen waren. Dän.: Han er saa keed deraf, som kat af senop. (Prov. dan., 330.) *4 Er ist es überdrüssig, ihm die Läuse aus dem Pelz zu suchen. D. h. unerquickliche Arbeit ohne Dank zu leisten. Uebereilen. 1 Es übereilt sich bald ein Mann, der nicht vorsichtig handeln kann. – Petri, II, 302. 2 Nichts übereile, gut Ding braucht Weile. – Simrock, 1938. Als Inschrift in einem Geviert der Bierräume des neuen berliner Rathhauses. (Frieske, 13, 55.) 3 Uebereilen bringt Verweilen. – Simrock, 10590; Körte, 6108; Gaal, 341. Holl.: Alle overhaasting is kwaad. (Harrebomée, II, 156.) It.: Chi ha più fretta, più tardi finisce. (Gaal, 341.) Lat.: Compendia plerumque sunt dispendia. – Qui nimium properat, serius absolvit. (Gaal, 341.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [695]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/701>, abgerufen am 30.04.2024.