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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] gingen, um einen Holzbeitrag zu den Johannisfeuern zu sammeln. Kaum durfte jemand wagen, einen solchen Beitrag zu verweigern, da alle Heilige angerufen wurden. In einer andern derartigen Sammelweise heisst es: "Wir kommen von Sanct-Veit, gebt's uns auch a Scheit, gebt's uns auch a Steuer zu unserm Sunnwendfeuer. Wer uns keine Steuer will geben, soll das nächste Jahr nimmer erleben." (Sonntagsblatt zum Boten aus dem Riesengebirge, 1874, Nr. 26.)

4 Nach St. Veit wandelt sich die Zeit. - Petri, II, 488.

5 Sanct Vit bringt den Regen mit. - Bair. Hauskalender.

6 St. Veit hat den längsten Tag, Lucia die längte Nacht vermag; St. Gregor vnd das Kreuze macht den Tag so lang gleich als die Nacht. - Petri, II, 517; Chaos, 96.

7 Sünt Vijt sünt de Derens de Stöfkens (Feuerkieker) queit, un um Sünt Jan (24. Juni) denn faten se ol wer an. - Kern, 1208.

8 Sünte Vijt ännert sik de Tijd; geit dat Läuw (Laub) up de Kante stoan1 het de Bäume dat Schuern2 dan (auch: het de Vüegel dat Leppen doan). (Büren.) - Für Iserlohn: Firmenich, III, 185, 13; Woeste, 61, 53; für Rheine: Firmenich, I, 285, 11; ostfriesisch bei Kern, 1507.

1) Stoan goaen = stehen gehen, d. i. sich stellen, wie sitten goaen = sich setzen, liggen goaen = sich legen.

2) Schuern, schiuern = (vor Regen) schützen, bedecken; mittelhochdeutsch Schauer, Schur, Bedeckung, Kleidung, Schirm, z. B. Wildschur; schauern, bedecken, vertheidigen: hochdeutsch Scheuer.

9 Sünte Viyt ännert sik de Tiyd un 't Blad upp'n Bome. (Einbeck.) - Firmenich, III, 142, 17.

10 Sünte Viyt legget sick dat Blatt up de Seit. (Marsberg.) - Firmenich, I, 320, 8.

11 Veit's Gearste, Urban's (25. Mai) Hawer, Maidages Flass lätt den Bauern äs he was. (Büren.) - Firmenich, 361, 3.

12 Vit bringt die Fliegen mit. - Petri, II, 517.

13 Veit is Hoaber Wassenteit. (Seehausen in der Altmark.)

Es ist die Zeit des Haferwachsens.

14 Veit, stek weit, nei (näher) sehr, et es för en fremden Heer. (Meurs.) - Firmenich, I, 404, 227.

15 Za Sanct Veit macht man ön vellö Weit. (Oberösterreich.)

Baumgarten (49) bemerkt: "Sanct-Veit wird in Beziehung zur Heu- und Kornernte gesetzt. Zu dieser Symbolik, welche sicherlich alt Heidnisches auf ihn übertragen liess, gab wol auch sein Attribut Anlass. Ein kleines Gefäss mit Flammen, die hin und wieder sogar für Blumen angesehen wurden, ist das Attribut dieses Heiligen, der in einen Kessel voll brennenden Pechs geworfen wurde."

*16 Zu Sanct Veit, wo der Hund begraben leit. (Oberösterreich.)

Sanct-Veit ist ein Pfarrdorf im Mühlkreise. Siegm. Hagen, Freiherr von Sanct-Veit und Altentsteig, liess nämlich in dem Garten des Hofbrauhauses einen Stein setzen mit der Inschrift: "Mein Herrn hab' ich mit Troi bewacht, drum mir dieser Stein gemacht. Delfin ward ich von ihm genannt; allhier lieg' ich verscharrt im Sandt. Die Zeit, so ich im Leben war, seynd gewesen siebzehn Jahr." Der Hund hatte ihm nämlich bei Gelegenheit eines Feldzugs in den Niederlanden, gegen das Ende des 16. Jahrhunderts, durch seine Wachsamkeit das Leben gerettet. (Baumgarten.)


Veitel.

1 Da Veit'l schlacht'ts Ker'n (Korn) mit'n Scheit'l. (Oberösterreich.) - Baumgarten, 49.

2 Wer ön Veit'l nöt traut, kriegt koa' Kraut. (Oberösterreich.)

Am Sanct-Vitustage soll das Krautpflanzen von sehr günstigem Erfolge sein.

*3 Veitle, geh' du voran, ich will hier hinten für dich stahn.

Spott über Mangel an Muth. Jemand wollte nämlich die Ehre, in der ersten Schlachtreihe zu stehen, seinem Freunde Veitle lassen.


Veitsgerste.

Vietsgierste und Johannesflass lät den Biuern äs he was. (Marsberg.) - Firmenich, I, 320, 7.


Veitstag.

Veitstag. (s. Vitus).

Um Sanct Veitstag kommen die Fliegen selb neun.

Die Serben haben das Sprichwort: Sanct-Veitstag - [Spaltenumbruch] es ist noch nicht alles verloren. Der 15. Juni 1389 war für die Serben ein unglücklicher Tag; sie verloren auf dem kasover Felde ihre Selbständigkeit. (Celakovsky, 491.)


Veitstanz.

*1 Dass dich S. veits tantz ankomme. - Agricola I, 497; Alsatia, 1862-67, 441.

Eine in jener Zeit sehr übliche Verwünschungsformel. Bei Agricola a. a. O. heisst es darüber: "Ynn Deutschen landen sind der plagen vil gewesen, als do der Teuffel die leutte besessen hat vnd aussgerichtet was er gewolt hat .... Vnd eben daselbs wurden etliche leutte geplagt, dass sie tantzen musten offt tag an eynander, offt zwen tag, drey tag vnd nacht." Der Sanct- Veitstanz ist eine Krankheit, deren Entstehung früher dem Teufel zugeschrieben wurde, und die in Krämpfen der willkürlichen Muskeln besteht, die sich unter Fortdauer des vollen Bewusstseins durch unwillkürliche Bewegung des Rumpfes, Kopfes und Gesichts kundgibt. Man unterscheidet kleinen und grossen Veitstanz. Bei dem letztern können sich die krampfhaften Zuckungen, das Hüpfen, Tanzen, Herumlaufen im Kreise, bis zu einer Art Geisteskrankheit steigern, deren Ausgang Blödsinn oder Fallsucht sein kann. Die Krankheit kommt in den ältern Schriften unter verschiedenen Namen, als Sanct-Veltiensplag, Sanct-Veltens Siechtag, Sanct-Valentin's Siechtag Veltenstanz, Sanct- Veltes Krisem, Fallentübel, Sanct-Verden bluot, vor. Nach A. Stöber (Frommann, VI, 3) kommen bei einzelnen Einsiedlern und Mönchen schon im 5. Jahrhundert Spuren von Sanct-Veitstanz vor. Allgemeiner zeigte sich die Plage zu Erfurt im Jahre 1237, wo am 15. Juni plötzlich tausend Knaben und Mädchen so von der Tanzwuth ergriffen wurden, dass sie vier Stunden weit von der Stadt unaufhaltsam forttanzten und den folgenden Tag von den Aeltern auf Wagen zurückgebracht werden mussten. Bechstein, Thüringer Sagenschatz, III, 131.) Im Jahre 1374 brach die Krankheit in den Niederlanden aus und zeigte sich 1417-18 am Rhein, besonders im Elsass. Die Ergriffenen waren in diesem Zustande gegen allen Schmerz, der durch Stechen, Zwicken u. s. w. hervorgebracht werden sollte, unempfindlich. Geiler (Emeis, 38a) bemerkt: "Also gat es denen die Sanct-Veltins Siechtagen hond, wen sie die Siechtagen leiden, so entpffinden sie nit, waz man inen anthut." In Strassburg wurden besonders Frauen von der Krankheit ergriffen, sie geriethen in krampfhafte Zuckungen, sprangen und tanzten so lange, bis sie erschöpft zu Boden fielen. Eine handschriftliche strassburger Chronik enthält, das Jahr 1418 betreffend, den Vers: "Viel hundert fingen zu Strassburg an zu tanzten und springen, Frau und Mann, am offnen Marck, Gassen und Strassen, Tag und Nacht ihrer vil nicht assen, bis in das Wüten wieder gelag. Sanct Vits Tantz ward genannt die Plag." (Vgl. des Weitern bei A. Stöber a. a. O.)

*2 Er hat den Veitstanz. (Ulm.)


Velber.

In Vellwer1 schlachten die Buern die Kälber und fressen sie selber, sagt Sackmann.

1) Ein zur Pfarre Limmer gehörendes hannöversches Dorf im Amte Kalenberg. (S. Limmer.)


Velburg.

1 Velburg im Nordgau nährt sich von Holzstehlen und Feldbau. - Hesekiel, 18; Deutsche Romanzeitung, III, 42, 473.

Die Stadt ist hier von zwei Seiten betrachtet. Einen ähnlichen Spottspruch haben die Polen von vier kleinen Ortschaften, die sie als Spitzbubennester bezeichnen: Oszmiana z Liga: Rizem krdz ida. - Wilno z Trokiza niemi w kroki. - Wilno z Trokami: Temiz szlakami. (Lipinski, 166.)

2 Velburg1 in Nordgäuen nährt sich von Feld und Bierbräuen. - Hesekiel, 18; Deutsche Romanzeitung, III, 42, 473.

1) Stadt in der bairischen Oberpfalz.


Velten.

1 Es ist na dusend sünte Velten.

Sünte Velten, Sanct-Valentin; valant, Benennung für den Teufel, vgl. Grimm, Myth., 555 fg. Noch aus der heidnischen Zeit Apellativ in Fluch, Verwünschung, Schwur. (Vgl. Wackernagel in Germania, V, 296.)

*2 Bei S. Velten.

" ...Ein Kerl, der wie S. Velten gestützet, lanquetiret und geprahlet." (Interim, XXXXIV.) "Nun bei S. Velten, ich bin fast zu jung für euch!" (Köhler, 71, 9.)

*3 Beim Velten! - Gryphius, Peter Squenz, S. 6.

*4 Da behüte mich S. Velten für. - Köhler, 232.

*5 Das euch S. felten, hätte schier geflucht. - Wicelius, Dialogorum.

*6 Dass dich potz Valtin schendt. - Murner, Vom gr. luth. Narren, 216; Pauli, Schimpff, 265.

"Valten, Valthin, kompt vom fallen vnd ist das fallend vbel; darzu S. Valtin (ist anderst yrgent ein heilig ym Hymel, der also heysst) apoteckerknecht ist."


[Spaltenumbruch] gingen, um einen Holzbeitrag zu den Johannisfeuern zu sammeln. Kaum durfte jemand wagen, einen solchen Beitrag zu verweigern, da alle Heilige angerufen wurden. In einer andern derartigen Sammelweise heisst es: „Wir kommen von Sanct-Veit, gebt's uns auch a Scheit, gebt's uns auch a Steuer zu unserm Sunnwendfeuer. Wer uns keine Steuer will geben, soll das nächste Jahr nimmer erleben.“ (Sonntagsblatt zum Boten aus dem Riesengebirge, 1874, Nr. 26.)

4 Nach St. Veit wandelt sich die Zeit.Petri, II, 488.

5 Sanct Vit bringt den Regen mit.Bair. Hauskalender.

6 St. Veit hat den längsten Tag, Lucia die längte Nacht vermag; St. Gregor vnd das Kreuze macht den Tag so lang gleich als die Nacht.Petri, II, 517; Chaos, 96.

7 Sünt Vijt sünt de Dêrens de Stöfkens (Feuerkieker) quît, un um Sünt Jan (24. Juni) denn faten se ol wer an.Kern, 1208.

8 Sünte Vijt ännert sik de Tijd; geit dat Läuw (Laub) up de Kante stoan1 het de Bäume dat Schuern2 dan (auch: het de Vüegel dat Leppen doan). (Büren.) – Für Iserlohn: Firmenich, III, 185, 13; Woeste, 61, 53; für Rheine: Firmenich, I, 285, 11; ostfriesisch bei Kern, 1507.

1) Stoan goaen = stehen gehen, d. i. sich stellen, wie sitten goaen = sich setzen, liggen goaen = sich legen.

2) Schuern, schiuern = (vor Regen) schützen, bedecken; mittelhochdeutsch Schauer, Schur, Bedeckung, Kleidung, Schirm, z. B. Wildschur; schauern, bedecken, vertheidigen: hochdeutsch Scheuer.

9 Sünte Viyt ännert sik de Tiyd un 't Blad upp'n Bôme. (Einbeck.) – Firmenich, III, 142, 17.

10 Sünte Viyt legget sick dat Blatt up de Sît. (Marsberg.) – Firmenich, I, 320, 8.

11 Veit's Gearste, Urban's (25. Mai) Hawer, Maidages Flass lätt den Bûern äs he was. (Büren.) – Firmenich, 361, 3.

12 Vit bringt die Fliegen mit.Petri, II, 517.

13 Vît is Hoaber Wassentît. (Seehausen in der Altmark.)

Es ist die Zeit des Haferwachsens.

14 Vît, stêk wît, nêi (näher) sehr, et es för en fremden Heer. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 227.

15 Za Sanct Veit macht man ön vellö Weit. (Oberösterreich.)

Baumgarten (49) bemerkt: „Sanct-Veit wird in Beziehung zur Heu- und Kornernte gesetzt. Zu dieser Symbolik, welche sicherlich alt Heidnisches auf ihn übertragen liess, gab wol auch sein Attribut Anlass. Ein kleines Gefäss mit Flammen, die hin und wieder sogar für Blumen angesehen wurden, ist das Attribut dieses Heiligen, der in einen Kessel voll brennenden Pechs geworfen wurde.“

*16 Zu Sanct Veit, wo der Hund begraben leit. (Oberösterreich.)

Sanct-Veit ist ein Pfarrdorf im Mühlkreise. Siegm. Hagen, Freiherr von Sanct-Veit und Altentsteig, liess nämlich in dem Garten des Hofbrauhauses einen Stein setzen mit der Inschrift: „Mein Herrn hab' ich mit Troi bewacht, drum mir dieser Stein gemacht. Delfin ward ich von ihm genannt; allhier lieg' ich verscharrt im Sandt. Die Zeit, so ich im Leben war, seynd gewesen siebzehn Jahr.“ Der Hund hatte ihm nämlich bei Gelegenheit eines Feldzugs in den Niederlanden, gegen das Ende des 16. Jahrhunderts, durch seine Wachsamkeit das Leben gerettet. (Baumgarten.)


Veitel.

1 Da Veit'l schlacht'ts Ker'n (Korn) mit'n Scheit'l. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 49.

2 Wer ön Veit'l nöt traut, kriegt koa' Kraut. (Oberösterreich.)

Am Sanct-Vitustage soll das Krautpflanzen von sehr günstigem Erfolge sein.

*3 Veitle, geh' du voran, ich will hier hinten für dich stahn.

Spott über Mangel an Muth. Jemand wollte nämlich die Ehre, in der ersten Schlachtreihe zu stehen, seinem Freunde Veitle lassen.


Veitsgerste.

Vietsgierste und Johannesflass lät den Biuern äs he was. (Marsberg.) – Firmenich, I, 320, 7.


Veitstag.

Veitstag. (s. Vitus).

Um Sanct Veitstag kommen die Fliegen selb neun.

Die Serben haben das Sprichwort: Sanct-Veitstag - [Spaltenumbruch] es ist noch nicht alles verloren. Der 15. Juni 1389 war für die Serben ein unglücklicher Tag; sie verloren auf dem kasover Felde ihre Selbständigkeit. (Čelakovsky, 491.)


Veitstanz.

*1 Dass dich S. veits tantz ankomme.Agricola I, 497; Alsatia, 1862-67, 441.

Eine in jener Zeit sehr übliche Verwünschungsformel. Bei Agricola a. a. O. heisst es darüber: „Ynn Deutschen landen sind der plagen vil gewesen, als do der Teuffel die leutte besessen hat vnd aussgerichtet was er gewolt hat .... Vnd eben daselbs wurden etliche leutte geplagt, dass sie tantzen musten offt tag an eynander, offt zwen tag, drey tag vnd nacht.“ Der Sanct- Veitstanz ist eine Krankheit, deren Entstehung früher dem Teufel zugeschrieben wurde, und die in Krämpfen der willkürlichen Muskeln besteht, die sich unter Fortdauer des vollen Bewusstseins durch unwillkürliche Bewegung des Rumpfes, Kopfes und Gesichts kundgibt. Man unterscheidet kleinen und grossen Veitstanz. Bei dem letztern können sich die krampfhaften Zuckungen, das Hüpfen, Tanzen, Herumlaufen im Kreise, bis zu einer Art Geisteskrankheit steigern, deren Ausgang Blödsinn oder Fallsucht sein kann. Die Krankheit kommt in den ältern Schriften unter verschiedenen Namen, als Sanct-Veltiensplag, Sanct-Veltens Siechtag, Sanct-Valentin's Siechtag Veltenstanz, Sanct- Veltes Krisem, Fallentübel, Sanct-Verden bluot, vor. Nach A. Stöber (Frommann, VI, 3) kommen bei einzelnen Einsiedlern und Mönchen schon im 5. Jahrhundert Spuren von Sanct-Veitstanz vor. Allgemeiner zeigte sich die Plage zu Erfurt im Jahre 1237, wo am 15. Juni plötzlich tausend Knaben und Mädchen so von der Tanzwuth ergriffen wurden, dass sie vier Stunden weit von der Stadt unaufhaltsam forttanzten und den folgenden Tag von den Aeltern auf Wagen zurückgebracht werden mussten. Bechstein, Thüringer Sagenschatz, III, 131.) Im Jahre 1374 brach die Krankheit in den Niederlanden aus und zeigte sich 1417-18 am Rhein, besonders im Elsass. Die Ergriffenen waren in diesem Zustande gegen allen Schmerz, der durch Stechen, Zwicken u. s. w. hervorgebracht werden sollte, unempfindlich. Geiler (Emeis, 38a) bemerkt: „Also gat es denen die Sanct-Veltins Siechtagen hond, wen sie die Siechtagen leiden, so entpffinden sie nit, waz man inen anthut.“ In Strassburg wurden besonders Frauen von der Krankheit ergriffen, sie geriethen in krampfhafte Zuckungen, sprangen und tanzten so lange, bis sie erschöpft zu Boden fielen. Eine handschriftliche strassburger Chronik enthält, das Jahr 1418 betreffend, den Vers: „Viel hundert fingen zu Strassburg an zu tanzten und springen, Frau und Mann, am offnen Marck, Gassen und Strassen, Tag und Nacht ihrer vil nicht assen, bis in das Wüten wieder gelag. Sanct Vits Tantz ward genannt die Plag.“ (Vgl. des Weitern bei A. Stöber a. a. O.)

*2 Er hat den Veitstanz. (Ulm.)


Velber.

In Vellwer1 schlachten die Buern die Kälber und fressen sie selber, sagt Sackmann.

1) Ein zur Pfarre Limmer gehörendes hannöversches Dorf im Amte Kalenberg. (S. Limmer.)


Velburg.

1 Velburg im Nordgau nährt sich von Holzstehlen und Feldbau.Hesekiel, 18; Deutsche Romanzeitung, III, 42, 473.

Die Stadt ist hier von zwei Seiten betrachtet. Einen ähnlichen Spottspruch haben die Polen von vier kleinen Ortschaften, die sie als Spitzbubennester bezeichnen: Oszmiana z Ligą: Rízem krdz idą. – Wilno z Trokiza niemi w kroki. – Wilno z Trokamí: Temíz szlakami. (Lipiński, 166.)

2 Velburg1 in Nordgäuen nährt sich von Feld und Bierbräuen.Hesekiel, 18; Deutsche Romanzeitung, III, 42, 473.

1) Stadt in der bairischen Oberpfalz.


Velten.

1 Es ist na dusend sünte Velten.

Sünte Velten, Sanct-Valentin; valant, Benennung für den Teufel, vgl. Grimm, Myth., 555 fg. Noch aus der heidnischen Zeit Apellativ in Fluch, Verwünschung, Schwur. (Vgl. Wackernagel in Germania, V, 296.)

*2 Bei S. Velten.

„ ...Ein Kerl, der wie S. Velten gestützet, lanquetiret und geprahlet.“ (Interim, XXXXIV.) „Nun bei S. Velten, ich bin fast zu jung für euch!“ (Köhler, 71, 9.)

*3 Beim Velten!Gryphius, Peter Squenz, S. 6.

*4 Da behüte mich S. Velten für.Köhler, 232.

*5 Das euch S. felten, hätte schier geflucht.Wicelius, Dialogorum.

*6 Dass dich potz Valtin schendt.Murner, Vom gr. luth. Narren, 216; Pauli, Schimpff, 265.

„Valten, Valthin, kompt vom fallen vnd ist das fallend vbel; darzu S. Valtin (ist anderst yrgent ein heilig ym Hymel, der also heysst) apoteckerknecht ist.“


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[[761]/0767] gingen, um einen Holzbeitrag zu den Johannisfeuern zu sammeln. Kaum durfte jemand wagen, einen solchen Beitrag zu verweigern, da alle Heilige angerufen wurden. In einer andern derartigen Sammelweise heisst es: „Wir kommen von Sanct-Veit, gebt's uns auch a Scheit, gebt's uns auch a Steuer zu unserm Sunnwendfeuer. Wer uns keine Steuer will geben, soll das nächste Jahr nimmer erleben.“ (Sonntagsblatt zum Boten aus dem Riesengebirge, 1874, Nr. 26.) 4 Nach St. Veit wandelt sich die Zeit. – Petri, II, 488. 5 Sanct Vit bringt den Regen mit. – Bair. Hauskalender. 6 St. Veit hat den längsten Tag, Lucia die längte Nacht vermag; St. Gregor vnd das Kreuze macht den Tag so lang gleich als die Nacht. – Petri, II, 517; Chaos, 96. 7 Sünt Vijt sünt de Dêrens de Stöfkens (Feuerkieker) quît, un um Sünt Jan (24. Juni) denn faten se ol wer an. – Kern, 1208. 8 Sünte Vijt ännert sik de Tijd; geit dat Läuw (Laub) up de Kante stoan1 het de Bäume dat Schuern2 dan (auch: het de Vüegel dat Leppen doan). (Büren.) – Für Iserlohn: Firmenich, III, 185, 13; Woeste, 61, 53; für Rheine: Firmenich, I, 285, 11; ostfriesisch bei Kern, 1507. 1) Stoan goaen = stehen gehen, d. i. sich stellen, wie sitten goaen = sich setzen, liggen goaen = sich legen. 2) Schuern, schiuern = (vor Regen) schützen, bedecken; mittelhochdeutsch Schauer, Schur, Bedeckung, Kleidung, Schirm, z. B. Wildschur; schauern, bedecken, vertheidigen: hochdeutsch Scheuer. 9 Sünte Viyt ännert sik de Tiyd un 't Blad upp'n Bôme. (Einbeck.) – Firmenich, III, 142, 17. 10 Sünte Viyt legget sick dat Blatt up de Sît. (Marsberg.) – Firmenich, I, 320, 8. 11 Veit's Gearste, Urban's (25. Mai) Hawer, Maidages Flass lätt den Bûern äs he was. (Büren.) – Firmenich, 361, 3. 12 Vit bringt die Fliegen mit. – Petri, II, 517. 13 Vît is Hoaber Wassentît. (Seehausen in der Altmark.) Es ist die Zeit des Haferwachsens. 14 Vît, stêk wît, nêi (näher) sehr, et es för en fremden Heer. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 227. 15 Za Sanct Veit macht man ön vellö Weit. (Oberösterreich.) Baumgarten (49) bemerkt: „Sanct-Veit wird in Beziehung zur Heu- und Kornernte gesetzt. Zu dieser Symbolik, welche sicherlich alt Heidnisches auf ihn übertragen liess, gab wol auch sein Attribut Anlass. Ein kleines Gefäss mit Flammen, die hin und wieder sogar für Blumen angesehen wurden, ist das Attribut dieses Heiligen, der in einen Kessel voll brennenden Pechs geworfen wurde.“ *16 Zu Sanct Veit, wo der Hund begraben leit. (Oberösterreich.) Sanct-Veit ist ein Pfarrdorf im Mühlkreise. Siegm. Hagen, Freiherr von Sanct-Veit und Altentsteig, liess nämlich in dem Garten des Hofbrauhauses einen Stein setzen mit der Inschrift: „Mein Herrn hab' ich mit Troi bewacht, drum mir dieser Stein gemacht. Delfin ward ich von ihm genannt; allhier lieg' ich verscharrt im Sandt. Die Zeit, so ich im Leben war, seynd gewesen siebzehn Jahr.“ Der Hund hatte ihm nämlich bei Gelegenheit eines Feldzugs in den Niederlanden, gegen das Ende des 16. Jahrhunderts, durch seine Wachsamkeit das Leben gerettet. (Baumgarten.) Veitel. 1 Da Veit'l schlacht'ts Ker'n (Korn) mit'n Scheit'l. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 49. 2 Wer ön Veit'l nöt traut, kriegt koa' Kraut. (Oberösterreich.) Am Sanct-Vitustage soll das Krautpflanzen von sehr günstigem Erfolge sein. *3 Veitle, geh' du voran, ich will hier hinten für dich stahn. Spott über Mangel an Muth. Jemand wollte nämlich die Ehre, in der ersten Schlachtreihe zu stehen, seinem Freunde Veitle lassen. Veitsgerste. Vietsgierste und Johannesflass lät den Biuern äs he was. (Marsberg.) – Firmenich, I, 320, 7. Veitstag. Veitstag. (s. Vitus). Um Sanct Veitstag kommen die Fliegen selb neun. Die Serben haben das Sprichwort: Sanct-Veitstag - es ist noch nicht alles verloren. Der 15. Juni 1389 war für die Serben ein unglücklicher Tag; sie verloren auf dem kasover Felde ihre Selbständigkeit. (Čelakovsky, 491.) Veitstanz. *1 Dass dich S. veits tantz ankomme. – Agricola I, 497; Alsatia, 1862-67, 441. Eine in jener Zeit sehr übliche Verwünschungsformel. Bei Agricola a. a. O. heisst es darüber: „Ynn Deutschen landen sind der plagen vil gewesen, als do der Teuffel die leutte besessen hat vnd aussgerichtet was er gewolt hat .... Vnd eben daselbs wurden etliche leutte geplagt, dass sie tantzen musten offt tag an eynander, offt zwen tag, drey tag vnd nacht.“ Der Sanct- Veitstanz ist eine Krankheit, deren Entstehung früher dem Teufel zugeschrieben wurde, und die in Krämpfen der willkürlichen Muskeln besteht, die sich unter Fortdauer des vollen Bewusstseins durch unwillkürliche Bewegung des Rumpfes, Kopfes und Gesichts kundgibt. Man unterscheidet kleinen und grossen Veitstanz. Bei dem letztern können sich die krampfhaften Zuckungen, das Hüpfen, Tanzen, Herumlaufen im Kreise, bis zu einer Art Geisteskrankheit steigern, deren Ausgang Blödsinn oder Fallsucht sein kann. Die Krankheit kommt in den ältern Schriften unter verschiedenen Namen, als Sanct-Veltiensplag, Sanct-Veltens Siechtag, Sanct-Valentin's Siechtag Veltenstanz, Sanct- Veltes Krisem, Fallentübel, Sanct-Verden bluot, vor. Nach A. Stöber (Frommann, VI, 3) kommen bei einzelnen Einsiedlern und Mönchen schon im 5. Jahrhundert Spuren von Sanct-Veitstanz vor. Allgemeiner zeigte sich die Plage zu Erfurt im Jahre 1237, wo am 15. Juni plötzlich tausend Knaben und Mädchen so von der Tanzwuth ergriffen wurden, dass sie vier Stunden weit von der Stadt unaufhaltsam forttanzten und den folgenden Tag von den Aeltern auf Wagen zurückgebracht werden mussten. Bechstein, Thüringer Sagenschatz, III, 131.) Im Jahre 1374 brach die Krankheit in den Niederlanden aus und zeigte sich 1417-18 am Rhein, besonders im Elsass. Die Ergriffenen waren in diesem Zustande gegen allen Schmerz, der durch Stechen, Zwicken u. s. w. hervorgebracht werden sollte, unempfindlich. Geiler (Emeis, 38a) bemerkt: „Also gat es denen die Sanct-Veltins Siechtagen hond, wen sie die Siechtagen leiden, so entpffinden sie nit, waz man inen anthut.“ In Strassburg wurden besonders Frauen von der Krankheit ergriffen, sie geriethen in krampfhafte Zuckungen, sprangen und tanzten so lange, bis sie erschöpft zu Boden fielen. Eine handschriftliche strassburger Chronik enthält, das Jahr 1418 betreffend, den Vers: „Viel hundert fingen zu Strassburg an zu tanzten und springen, Frau und Mann, am offnen Marck, Gassen und Strassen, Tag und Nacht ihrer vil nicht assen, bis in das Wüten wieder gelag. Sanct Vits Tantz ward genannt die Plag.“ (Vgl. des Weitern bei A. Stöber a. a. O.) *2 Er hat den Veitstanz. (Ulm.) Velber. In Vellwer1 schlachten die Buern die Kälber und fressen sie selber, sagt Sackmann. 1) Ein zur Pfarre Limmer gehörendes hannöversches Dorf im Amte Kalenberg. (S. Limmer.) Velburg. 1 Velburg im Nordgau nährt sich von Holzstehlen und Feldbau. – Hesekiel, 18; Deutsche Romanzeitung, III, 42, 473. Die Stadt ist hier von zwei Seiten betrachtet. Einen ähnlichen Spottspruch haben die Polen von vier kleinen Ortschaften, die sie als Spitzbubennester bezeichnen: Oszmiana z Ligą: Rízem krdz idą. – Wilno z Trokiza niemi w kroki. – Wilno z Trokamí: Temíz szlakami. (Lipiński, 166.) 2 Velburg1 in Nordgäuen nährt sich von Feld und Bierbräuen. – Hesekiel, 18; Deutsche Romanzeitung, III, 42, 473. 1) Stadt in der bairischen Oberpfalz. Velten. 1 Es ist na dusend sünte Velten. Sünte Velten, Sanct-Valentin; valant, Benennung für den Teufel, vgl. Grimm, Myth., 555 fg. Noch aus der heidnischen Zeit Apellativ in Fluch, Verwünschung, Schwur. (Vgl. Wackernagel in Germania, V, 296.) *2 Bei S. Velten. „ ...Ein Kerl, der wie S. Velten gestützet, lanquetiret und geprahlet.“ (Interim, XXXXIV.) „Nun bei S. Velten, ich bin fast zu jung für euch!“ (Köhler, 71, 9.) *3 Beim Velten! – Gryphius, Peter Squenz, S. 6. *4 Da behüte mich S. Velten für. – Köhler, 232. *5 Das euch S. felten, hätte schier geflucht. – Wicelius, Dialogorum. *6 Dass dich potz Valtin schendt. – Murner, Vom gr. luth. Narren, 216; Pauli, Schimpff, 265. „Valten, Valthin, kompt vom fallen vnd ist das fallend vbel; darzu S. Valtin (ist anderst yrgent ein heilig ym Hymel, der also heysst) apoteckerknecht ist.“

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [761]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/767>, abgerufen am 30.04.2024.