Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641.

Bild:
<< vorherige Seite
Gedichte.
Wie ein vogel durch sein fliegen
Wie ein pfeyl
Jn der eyl
Leichtlich kan das aug betrüegen:
So schnell ist des menschen haab/
Vnd sein schrit zu seinem graab
Jst nicht weit von seiner wiegen.
Endlich muß er sein vermögen
Als den raub
Jn den staub
Mit dem cörper niderlögen:
Also endet nu das spihl/
Daß weder lützel noch vihl
Kan jhn/ kan er nu bewögen.
Wan man dan nicht kan verneinen
Daß allhie
Taussent müh
Wider vns sich stehts aufleynen:
Solten wir von hertzen grund
Vnser ellend alle stund
Nicht beklagen/ vnd beweinen?
Kan vns aber nichts klug machen/
Sondern wir
Ohn gebihr
Wollen lachen diser sachen:
Ach! so lachet reich vnd arm/
Lachet/ daß es Got erbarm/
Ewers ellends selbs zu lachen!
Ode.
R 2
Gedichte.
Wie ein vogel durch ſein fliegen
Wie ein pfeyl
Jn der eyl
Leichtlich kan das aug betruͤegen:
So ſchnell iſt des menſchen haab/
Vnd ſein ſchrit zu ſeinem graab
Jſt nicht weit von ſeiner wiegen.
Endlich muß er ſein vermoͤgen
Als den raub
Jn den ſtaub
Mit dem coͤrper niderloͤgen:
Alſo endet nu das ſpihl/
Daß weder luͤtzel noch vihl
Kan jhn/ kan er nu bewoͤgen.
Wan man dan nicht kan verneinen
Daß allhie
Tauſſent muͤh
Wider vns ſich ſtehts aufleynen:
Solten wir von hertzen grund
Vnſer ellend alle ſtund
Nicht beklagen/ vnd beweinen?
Kan vns aber nichts klug machen/
Sondern wir
Ohn gebihr
Wollen lachen diſer ſachen:
Ach! ſo lachet reich vnd arm/
Lachet/ daß es Got erbarm/
Ewers ellends ſelbs zu lachen!
Ode.
R 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0261" n="243"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gedichte.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="20">
                <l>Wie ein vogel durch &#x017F;ein fliegen</l><lb/>
                <l>Wie ein pfeyl</l><lb/>
                <l>Jn der eyl</l><lb/>
                <l>Leichtlich kan das aug betru&#x0364;egen:</l><lb/>
                <l>So &#x017F;chnell i&#x017F;t des men&#x017F;chen haab/</l><lb/>
                <l>Vnd &#x017F;ein &#x017F;chrit zu &#x017F;einem graab</l><lb/>
                <l>J&#x017F;t nicht weit von &#x017F;einer wiegen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="21">
                <l>Endlich muß er &#x017F;ein vermo&#x0364;gen</l><lb/>
                <l>Als den raub</l><lb/>
                <l>Jn den &#x017F;taub</l><lb/>
                <l>Mit dem co&#x0364;rper niderlo&#x0364;gen:</l><lb/>
                <l>Al&#x017F;o endet nu das &#x017F;pihl/</l><lb/>
                <l>Daß weder lu&#x0364;tzel noch vihl</l><lb/>
                <l>Kan jhn/ kan er nu bewo&#x0364;gen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="22">
                <l>Wan man dan nicht kan verneinen</l><lb/>
                <l>Daß allhie</l><lb/>
                <l>Tau&#x017F;&#x017F;ent mu&#x0364;h</l><lb/>
                <l>Wider vns &#x017F;ich &#x017F;tehts aufleynen:</l><lb/>
                <l>Solten wir von hertzen grund</l><lb/>
                <l>Vn&#x017F;er ellend alle &#x017F;tund</l><lb/>
                <l>Nicht beklagen/ vnd beweinen?</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="23">
                <l>Kan vns aber nichts klug machen/</l><lb/>
                <l>Sondern wir</l><lb/>
                <l>Ohn gebihr</l><lb/>
                <l>Wollen lachen di&#x017F;er &#x017F;achen:</l><lb/>
                <l>Ach! &#x017F;o lachet reich vnd arm/</l><lb/>
                <l>Lachet/ daß es Got erbarm/</l><lb/>
                <l>Ewers ellends &#x017F;elbs zu lachen!</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">R 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Ode.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0261] Gedichte. Wie ein vogel durch ſein fliegen Wie ein pfeyl Jn der eyl Leichtlich kan das aug betruͤegen: So ſchnell iſt des menſchen haab/ Vnd ſein ſchrit zu ſeinem graab Jſt nicht weit von ſeiner wiegen. Endlich muß er ſein vermoͤgen Als den raub Jn den ſtaub Mit dem coͤrper niderloͤgen: Alſo endet nu das ſpihl/ Daß weder luͤtzel noch vihl Kan jhn/ kan er nu bewoͤgen. Wan man dan nicht kan verneinen Daß allhie Tauſſent muͤh Wider vns ſich ſtehts aufleynen: Solten wir von hertzen grund Vnſer ellend alle ſtund Nicht beklagen/ vnd beweinen? Kan vns aber nichts klug machen/ Sondern wir Ohn gebihr Wollen lachen diſer ſachen: Ach! ſo lachet reich vnd arm/ Lachet/ daß es Got erbarm/ Ewers ellends ſelbs zu lachen! Ode. R 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/261
Zitationshilfe: Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/261>, abgerufen am 27.04.2024.