werden. Und demnach wissen wir, was für eine Bewegung die schweermachende Materie haben muß, wenn sie Cörper schweer machen soll.
Es wird einem Einwurf- fe bege- gnet.
§. 97.
Jch weiß weiß wohl, daß einige in dem Versuche des Hugenii nicht ersehen können, daß durch eine Bewegung im Cir- cul einer flüßigen Materie eine andere, die sich nicht so wohl mit ihr in Circul herumb bewegen lässet, gegen den Mittel-Punct des Circuls getrieben werde. Man ver- meinet, es erfolge hier etwas aus einem be- sonderen Zufalle, was in einer jeden Circul- rundten Bewegung einer flüßigen Mate- rie nicht stat finde. Jedermann ist bekandt, daß, wenn Wasser in einem rundten Ge- fässe sich in einem Wirbel herum beweget, in dem Mittel-Puncte des Wirbels eine Grube wird. Und zwar ist die Grube umb so viel tieffer, je schneller sich das Wasser be- weget. Wenn demnach die Geschwin- digkeit abnimmet, so nimmet auch nach und nach die Tieffe der Grube ab, dergestalt daß die Fläche des Wassers endlich wieder gantz eben wird, wenn das Wasser zu sei- ner Ruhe kommet. So lange nun das Wasser sich geschwinde beweget, so lange stehet es zu den Seiten höher als in der Mitten: so bald aber seine Geschwindig- keit nachlässet, setzet sich es wieder und fliesset vermöge seiner Schweere gegen die Mit-
ten
Cap. III. Von dem Unterſcheide
werden. Und demnach wiſſen wir, was fuͤr eine Bewegung die ſchweermachende Materie haben muß, wenn ſie Coͤrper ſchweer machen ſoll.
Es wird einem Einwurf- fe bege- gnet.
§. 97.
Jch weiß weiß wohl, daß einige in dem Verſuche des Hugenii nicht erſehen koͤnnen, daß durch eine Bewegung im Cir- cul einer fluͤßigen Materie eine andere, die ſich nicht ſo wohl mit ihr in Circul herumb bewegen laͤſſet, gegen den Mittel-Punct des Circuls getrieben werde. Man ver- meinet, es erfolge hier etwas aus einem be- ſonderen Zufalle, was in einer jeden Circul- rundten Bewegung einer fluͤßigen Mate- rie nicht ſtat finde. Jedermann iſt bekandt, daß, wenn Waſſer in einem rundten Ge- faͤſſe ſich in einem Wirbel herum beweget, in dem Mittel-Puncte des Wirbels eine Grube wird. Und zwar iſt die Grube umb ſo viel tieffer, je ſchneller ſich das Waſſer be- weget. Wenn demnach die Geſchwin- digkeit abnimmet, ſo nimmet auch nach und nach die Tieffe der Grube ab, dergeſtalt daß die Flaͤche des Waſſers endlich wieder gantz eben wird, wenn das Waſſer zu ſei- ner Ruhe kommet. So lange nun das Waſſer ſich geſchwinde beweget, ſo lange ſtehet es zu den Seiten hoͤher als in der Mitten: ſo bald aber ſeine Geſchwindig- keit nachlaͤſſet, ſetzet ſich es wieder und flieſſet vermoͤge ſeiner Schweere gegen die Mit-
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Cap. III. Von dem Unterſcheide
werden. Und demnach wiſſen wir, was
fuͤr eine Bewegung die ſchweermachende
Materie haben muß, wenn ſie Coͤrper
ſchweer machen ſoll.
§. 97. Jch weiß weiß wohl, daß einige in
dem Verſuche des Hugenii nicht erſehen
koͤnnen, daß durch eine Bewegung im Cir-
cul einer fluͤßigen Materie eine andere, die
ſich nicht ſo wohl mit ihr in Circul herumb
bewegen laͤſſet, gegen den Mittel-Punct
des Circuls getrieben werde. Man ver-
meinet, es erfolge hier etwas aus einem be-
ſonderen Zufalle, was in einer jeden Circul-
rundten Bewegung einer fluͤßigen Mate-
rie nicht ſtat finde. Jedermann iſt bekandt,
daß, wenn Waſſer in einem rundten Ge-
faͤſſe ſich in einem Wirbel herum beweget,
in dem Mittel-Puncte des Wirbels eine
Grube wird. Und zwar iſt die Grube umb
ſo viel tieffer, je ſchneller ſich das Waſſer be-
weget. Wenn demnach die Geſchwin-
digkeit abnimmet, ſo nimmet auch nach und
nach die Tieffe der Grube ab, dergeſtalt daß
die Flaͤche des Waſſers endlich wieder
gantz eben wird, wenn das Waſſer zu ſei-
ner Ruhe kommet. So lange nun das
Waſſer ſich geſchwinde beweget, ſo lange
ſtehet es zu den Seiten hoͤher als in der
Mitten: ſo bald aber ſeine Geſchwindig-
keit nachlaͤſſet, ſetzet ſich es wieder und flieſſet
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/174>, abgerufen am 10.11.2024.
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