wollen sehn was für dergleichen Widersprüchen die- se Vorstellung noch weiter ausgesetzt ist.
Diese zusammengefallene Gefäße sollen in der Folge durch den Antrieb des Blutes, der vom Herzen herrührt, erweitert und ausgedehnt wer- den, und auf diese Art sollen die Gefäße nun zu- erst erscheinen. Diese Jdee ist schön; aber die Beobachtungen widersprechen ihr. Jch habe im vorigen angeführt, daß die größere Stücken (a. a.) in der area der 4ten Figur noch von einander ge- theilt und zwischen ihnen also noch Gefäße for- mirt werden müssen. Wenn nun nach dem Be- griffe des Herren von Hallers diese größere Stücke eigentlich würklich schon getheilt sind, und würklich schon Gefäße, nur zusammengefallene und daher unsichtbare Gefäße, die mitten durch sie durchgehen, und zu ihrer völligen Erscheinung nur den Antrieb des Blutes erwarten, in sich ent- halten; so müssen diese Gefäße, so bald die Thei- lung der größern Stücke (a. a.) geschiehet, vors erste sogleich auch als völlig offne Wege erscheinen; vors andere muß zugleich auch das durch sie durch- laufende Blut, als welches eben die Ursache ihrer Eröffnung seyn soll, zum Vorschein kommen. Allein das Ding verhält sich hier ganz anders. Beydes geschiehet nicht. Jch will, um nicht An- laß zu neuen Einwendungen zu geben, nichts da- von sagen, daß man zu dieser Zeit in dieser area noch kein Blut sieht, dessen Sichtbarkeit auch der Herr von Haller nicht läugnet; daß man gar kei-
ne
die wider die Theorie des Verf. ꝛc.
wollen ſehn was fuͤr dergleichen Widerſpruͤchen die- ſe Vorſtellung noch weiter ausgeſetzt iſt.
Dieſe zuſammengefallene Gefaͤße ſollen in der Folge durch den Antrieb des Blutes, der vom Herzen herruͤhrt, erweitert und ausgedehnt wer- den, und auf dieſe Art ſollen die Gefaͤße nun zu- erſt erſcheinen. Dieſe Jdee iſt ſchoͤn; aber die Beobachtungen widerſprechen ihr. Jch habe im vorigen angefuͤhrt, daß die groͤßere Stuͤcken (a. a.) in der area der 4ten Figur noch von einander ge- theilt und zwiſchen ihnen alſo noch Gefaͤße for- mirt werden muͤſſen. Wenn nun nach dem Be- griffe des Herren von Hallers dieſe groͤßere Stuͤcke eigentlich wuͤrklich ſchon getheilt ſind, und wuͤrklich ſchon Gefaͤße, nur zuſammengefallene und daher unſichtbare Gefaͤße, die mitten durch ſie durchgehen, und zu ihrer voͤlligen Erſcheinung nur den Antrieb des Blutes erwarten, in ſich ent- halten; ſo muͤſſen dieſe Gefaͤße, ſo bald die Thei- lung der groͤßern Stuͤcke (a. a.) geſchiehet, vors erſte ſogleich auch als voͤllig offne Wege erſcheinen; vors andere muß zugleich auch das durch ſie durch- laufende Blut, als welches eben die Urſache ihrer Eroͤffnung ſeyn ſoll, zum Vorſchein kommen. Allein das Ding verhaͤlt ſich hier ganz anders. Beydes geſchiehet nicht. Jch will, um nicht An- laß zu neuen Einwendungen zu geben, nichts da- von ſagen, daß man zu dieſer Zeit in dieſer area noch kein Blut ſieht, deſſen Sichtbarkeit auch der Herr von Haller nicht laͤugnet; daß man gar kei-
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die wider die Theorie des Verf. ꝛc.
wollen ſehn was fuͤr dergleichen Widerſpruͤchen die-
ſe Vorſtellung noch weiter ausgeſetzt iſt.
Dieſe zuſammengefallene Gefaͤße ſollen in der
Folge durch den Antrieb des Blutes, der vom
Herzen herruͤhrt, erweitert und ausgedehnt wer-
den, und auf dieſe Art ſollen die Gefaͤße nun zu-
erſt erſcheinen. Dieſe Jdee iſt ſchoͤn; aber die
Beobachtungen widerſprechen ihr. Jch habe im
vorigen angefuͤhrt, daß die groͤßere Stuͤcken (a. a.)
in der area der 4ten Figur noch von einander ge-
theilt und zwiſchen ihnen alſo noch Gefaͤße for-
mirt werden muͤſſen. Wenn nun nach dem Be-
griffe des Herren von Hallers dieſe groͤßere
Stuͤcke eigentlich wuͤrklich ſchon getheilt ſind, und
wuͤrklich ſchon Gefaͤße, nur zuſammengefallene
und daher unſichtbare Gefaͤße, die mitten durch
ſie durchgehen, und zu ihrer voͤlligen Erſcheinung
nur den Antrieb des Blutes erwarten, in ſich ent-
halten; ſo muͤſſen dieſe Gefaͤße, ſo bald die Thei-
lung der groͤßern Stuͤcke (a. a.) geſchiehet, vors
erſte ſogleich auch als voͤllig offne Wege erſcheinen;
vors andere muß zugleich auch das durch ſie durch-
laufende Blut, als welches eben die Urſache ihrer
Eroͤffnung ſeyn ſoll, zum Vorſchein kommen.
Allein das Ding verhaͤlt ſich hier ganz anders.
Beydes geſchiehet nicht. Jch will, um nicht An-
laß zu neuen Einwendungen zu geben, nichts da-
von ſagen, daß man zu dieſer Zeit in dieſer area
noch kein Blut ſieht, deſſen Sichtbarkeit auch der
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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/115>, abgerufen am 18.06.2024.
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