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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von der Elektricität.
Schliessungsbogen behalten, so muss der Commutator z. B. so gestellt
werden, dass in dem Moment, in welchem sich f von N entfernt, auch
die Feder x die Scheibe t verlässt und die Scheibe d berührt; dann
geht der Strom in die Schraubenklemme z über und durchläuft den
Stromeskreis in der Richtung z y. Von y geht er durch die Feder
r nach der Scheibe q, von hier durch v nach dem Kupferring k und
von diesem endlich zu der mit g in Verbindung stehenden Schrau-
benklemme, von wo aus er durch g nach f zurückkehrt. Hat hier-
auf die Rotationsaxe eine halbe Umdrehung vollendet, so wird f
von S und g von N inducirt, die Stromesrichtung wird jetzt, da
sich jede Rolle um 180° gedreht hat, die umgekehrte wie vorhin,
d. h. der Strom geht von g nach k und von hier durch v nach q
und t. Mittlerweile hat aber die Feder r die Scheibe q und die
Feder x die Scheibe d verlassen, die erstere Feder schleift jetzt auf
s, die zweite auf t: es tritt also der Strom durch t nun abermals
nach x und z und von hier in der Richtung z y durch den Schlies-
sungskreis. Der inducirte Strom erhält daher durch den Commutator
fortwährend die nämliche Richtung.

Für physiologische Zwecke verbindet man die Drähte f und g immer in der in
Fig. 243 dargestellten Weise mit einander, wobei die mittlere Schraubenklemme auf
der Holzspuhle h den Anfang der einen und das Ende der andern Spirale aufnimmt. Statt
dessen kann man aber auch beide Drähte in dieser mittleren Klemme endigen und in den
äusseren Klemmen anfangen lassen. Dann findet einfach eine Stromverzweigung zwi-
schen beiden Rollen statt: die Sache verhält sich daher nun so, als wenn man eine
Inductionsspirale von der halben Länge und von dem doppelten Querschnitt des Drahts
hätte. Man vermindert also damit gleichzeitig die elektromotorische Kraft und den
Widerstand. Man bedient sich desshalb dieser Vorrichtung in solchen Fällen, wo der
Widerstand im äussern Schliessungskreis sehr klein ist.

Die Erkennung der Richtung des Stroms aus der Windungsrichtung des Drahts
auf den beiden Rollen ist manchmal schwierig. Practisch lässt sich aber immer sehr
einfach die Stromesrichtung ermitteln, wenn man beide Elektroden mit Jodkalium-
kleister in Berührung bringt: es tritt dann wegen der Ausscheidung des Jod an der
positiven Elektrode die blaue Färbung auf. Das nämliche Verfahren ist auch bei den
elektrischen Inductionsapparaten anzuwenden.


348
Induction eines
Leiters auf sich
selbst. Extra-
strom.

Da ein Strom in jedem in der Nähe befindlichen Leiter einen
kurz dauernden Strom inducirt, so müssen auch die Theile einer und
derselben Leitung inducirend auf einander wirken. Schliessen wir also
z. B. einen Strom innerhalb einer Drahtspirale, so wird das Entstehen
des Stroms in jeder einzelnen Windung einen Strom von entgegenge-
setzter Richtung in den nächst gelegenen Windungen induciren. Da-
durch wird aber der ursprüngliche Strom so lange geschwächt, als die-
ser inducirte Gegenstrom andauert. Die Folge der Induction auf sich
selbst muss demnach diese sein, dass in einem aus mehreren hinter
einander liegenden Windungen bestehenden Leiter ein Strom lang-

Von der Elektricität.
Schliessungsbogen behalten, so muss der Commutator z. B. so gestellt
werden, dass in dem Moment, in welchem sich f von N entfernt, auch
die Feder x die Scheibe t verlässt und die Scheibe d berührt; dann
geht der Strom in die Schraubenklemme z über und durchläuft den
Stromeskreis in der Richtung z y. Von y geht er durch die Feder
r nach der Scheibe q, von hier durch v nach dem Kupferring k und
von diesem endlich zu der mit g in Verbindung stehenden Schrau-
benklemme, von wo aus er durch g nach f zurückkehrt. Hat hier-
auf die Rotationsaxe eine halbe Umdrehung vollendet, so wird f
von S und g von N inducirt, die Stromesrichtung wird jetzt, da
sich jede Rolle um 180° gedreht hat, die umgekehrte wie vorhin,
d. h. der Strom geht von g nach k und von hier durch v nach q
und t. Mittlerweile hat aber die Feder r die Scheibe q und die
Feder x die Scheibe d verlassen, die erstere Feder schleift jetzt auf
s, die zweite auf t: es tritt also der Strom durch t nun abermals
nach x und z und von hier in der Richtung z y durch den Schlies-
sungskreis. Der inducirte Strom erhält daher durch den Commutator
fortwährend die nämliche Richtung.

Für physiologische Zwecke verbindet man die Drähte f und g immer in der in
Fig. 243 dargestellten Weise mit einander, wobei die mittlere Schraubenklemme auf
der Holzspuhle h den Anfang der einen und das Ende der andern Spirale aufnimmt. Statt
dessen kann man aber auch beide Drähte in dieser mittleren Klemme endigen und in den
äusseren Klemmen anfangen lassen. Dann findet einfach eine Stromverzweigung zwi-
schen beiden Rollen statt: die Sache verhält sich daher nun so, als wenn man eine
Inductionsspirale von der halben Länge und von dem doppelten Querschnitt des Drahts
hätte. Man vermindert also damit gleichzeitig die elektromotorische Kraft und den
Widerstand. Man bedient sich desshalb dieser Vorrichtung in solchen Fällen, wo der
Widerstand im äussern Schliessungskreis sehr klein ist.

Die Erkennung der Richtung des Stroms aus der Windungsrichtung des Drahts
auf den beiden Rollen ist manchmal schwierig. Practisch lässt sich aber immer sehr
einfach die Stromesrichtung ermitteln, wenn man beide Elektroden mit Jodkalium-
kleister in Berührung bringt: es tritt dann wegen der Ausscheidung des Jod an der
positiven Elektrode die blaue Färbung auf. Das nämliche Verfahren ist auch bei den
elektrischen Inductionsapparaten anzuwenden.


348
Induction eines
Leiters auf sich
selbst. Extra-
strom.

Da ein Strom in jedem in der Nähe befindlichen Leiter einen
kurz dauernden Strom inducirt, so müssen auch die Theile einer und
derselben Leitung inducirend auf einander wirken. Schliessen wir also
z. B. einen Strom innerhalb einer Drahtspirale, so wird das Entstehen
des Stroms in jeder einzelnen Windung einen Strom von entgegenge-
setzter Richtung in den nächst gelegenen Windungen induciren. Da-
durch wird aber der ursprüngliche Strom so lange geschwächt, als die-
ser inducirte Gegenstrom andauert. Die Folge der Induction auf sich
selbst muss demnach diese sein, dass in einem aus mehreren hinter
einander liegenden Windungen bestehenden Leiter ein Strom lang-

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[538/0560] Von der Elektricität. Schliessungsbogen behalten, so muss der Commutator z. B. so gestellt werden, dass in dem Moment, in welchem sich f von N entfernt, auch die Feder x die Scheibe t verlässt und die Scheibe d berührt; dann geht der Strom in die Schraubenklemme z über und durchläuft den Stromeskreis in der Richtung z y. Von y geht er durch die Feder r nach der Scheibe q, von hier durch v nach dem Kupferring k und von diesem endlich zu der mit g in Verbindung stehenden Schrau- benklemme, von wo aus er durch g nach f zurückkehrt. Hat hier- auf die Rotationsaxe eine halbe Umdrehung vollendet, so wird f von S und g von N inducirt, die Stromesrichtung wird jetzt, da sich jede Rolle um 180° gedreht hat, die umgekehrte wie vorhin, d. h. der Strom geht von g nach k und von hier durch v nach q und t. Mittlerweile hat aber die Feder r die Scheibe q und die Feder x die Scheibe d verlassen, die erstere Feder schleift jetzt auf s, die zweite auf t: es tritt also der Strom durch t nun abermals nach x und z und von hier in der Richtung z y durch den Schlies- sungskreis. Der inducirte Strom erhält daher durch den Commutator fortwährend die nämliche Richtung. Für physiologische Zwecke verbindet man die Drähte f und g immer in der in Fig. 243 dargestellten Weise mit einander, wobei die mittlere Schraubenklemme auf der Holzspuhle h den Anfang der einen und das Ende der andern Spirale aufnimmt. Statt dessen kann man aber auch beide Drähte in dieser mittleren Klemme endigen und in den äusseren Klemmen anfangen lassen. Dann findet einfach eine Stromverzweigung zwi- schen beiden Rollen statt: die Sache verhält sich daher nun so, als wenn man eine Inductionsspirale von der halben Länge und von dem doppelten Querschnitt des Drahts hätte. Man vermindert also damit gleichzeitig die elektromotorische Kraft und den Widerstand. Man bedient sich desshalb dieser Vorrichtung in solchen Fällen, wo der Widerstand im äussern Schliessungskreis sehr klein ist. Die Erkennung der Richtung des Stroms aus der Windungsrichtung des Drahts auf den beiden Rollen ist manchmal schwierig. Practisch lässt sich aber immer sehr einfach die Stromesrichtung ermitteln, wenn man beide Elektroden mit Jodkalium- kleister in Berührung bringt: es tritt dann wegen der Ausscheidung des Jod an der positiven Elektrode die blaue Färbung auf. Das nämliche Verfahren ist auch bei den elektrischen Inductionsapparaten anzuwenden. Da ein Strom in jedem in der Nähe befindlichen Leiter einen kurz dauernden Strom inducirt, so müssen auch die Theile einer und derselben Leitung inducirend auf einander wirken. Schliessen wir also z. B. einen Strom innerhalb einer Drahtspirale, so wird das Entstehen des Stroms in jeder einzelnen Windung einen Strom von entgegenge- setzter Richtung in den nächst gelegenen Windungen induciren. Da- durch wird aber der ursprüngliche Strom so lange geschwächt, als die- ser inducirte Gegenstrom andauert. Die Folge der Induction auf sich selbst muss demnach diese sein, dass in einem aus mehreren hinter einander liegenden Windungen bestehenden Leiter ein Strom lang-

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/560>, abgerufen am 30.04.2024.