Wenn ihn die Muse führt, mit festem Muthe geht. Um diese Grotte buhlt kein Westwind mit den Bü- schen; Man hört allein das Laub bejahrter Eichen zischen. Beharzte Hauer gehn um diesen Aufenthalt, Und furchtsam dringt das Licht durch den verwachsnen Wald. Arminde wohnet hier. Jhr Wink gebeut den Erden. Die je verwandelt sind, und noch verwandelt werden, Stehn in der ersten Form in unbegränztem Raum, Und starren noch im Fels, und grünen noch im Baum.
Die scheue Daphne steht mit harter Rind um- schlossen, Jndem aus ihrem Arm die jungen Zweige sprossen. Zu trägen Wurzeln wird der erst so schnelle Fuß; Sie flieht, da Phöbus küßt, als Baum auch, sei- nen Kuß. Man sieht hier vor dem Pan die Syrinx schnell ent- weichen; Doch der Bocksüßge Gott sucht schnell sie zu erreichen;
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Erſtes Buch.
Wenn ihn die Muſe fuͤhrt, mit feſtem Muthe geht. Um dieſe Grotte buhlt kein Weſtwind mit den Buͤ- ſchen; Man hoͤrt allein das Laub bejahrter Eichen ziſchen. Beharzte Hauer gehn um dieſen Aufenthalt, Und furchtſam dringt das Licht durch den verwachſnen Wald. Arminde wohnet hier. Jhr Wink gebeut den Erden. Die je verwandelt ſind, und noch verwandelt werden, Stehn in der erſten Form in unbegraͤnztem Raum, Und ſtarren noch im Fels, und gruͤnen noch im Baum.
Die ſcheue Daphne ſteht mit harter Rind um- ſchloſſen, Jndem aus ihrem Arm die jungen Zweige ſproſſen. Zu traͤgen Wurzeln wird der erſt ſo ſchnelle Fuß; Sie flieht, da Phoͤbus kuͤßt, als Baum auch, ſei- nen Kuß. Man ſieht hier vor dem Pan die Syrinx ſchnell ent- weichen; Doch der Bockſuͤßge Gott ſucht ſchnell ſie zu erreichen;
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Erſtes Buch.
Wenn ihn die Muſe fuͤhrt, mit feſtem Muthe geht.
Um dieſe Grotte buhlt kein Weſtwind mit den Buͤ-
ſchen;
Man hoͤrt allein das Laub bejahrter Eichen ziſchen.
Beharzte Hauer gehn um dieſen Aufenthalt,
Und furchtſam dringt das Licht durch den verwachſnen
Wald.
Arminde wohnet hier. Jhr Wink gebeut den Erden.
Die je verwandelt ſind, und noch verwandelt werden,
Stehn in der erſten Form in unbegraͤnztem Raum,
Und ſtarren noch im Fels, und gruͤnen noch im Baum.
Die ſcheue Daphne ſteht mit harter Rind um-
ſchloſſen,
Jndem aus ihrem Arm die jungen Zweige ſproſſen.
Zu traͤgen Wurzeln wird der erſt ſo ſchnelle Fuß;
Sie flieht, da Phoͤbus kuͤßt, als Baum auch, ſei-
nen Kuß.
Man ſieht hier vor dem Pan die Syrinx ſchnell ent-
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Doch der Bockſuͤßge Gott ſucht ſchnell ſie zu erreichen;
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/231>, abgerufen am 29.04.2024.
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