Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Erster Gesang. Jn den süßesten Schlaf. Die phantasierenden SinnenSchweiften in güldenen Träumen umher. Er sah die Gestalten Schöner Katzen versammelt um sich, und hörte die Seufzer, Welche vom moosigten Dach, von alten verwachsnen Gemäuern, Jn vertraulicher Nacht um seinetwegen erschollen. Und dann dünkt' ihm, er läge Rosauren vertraulich im Schooße, Würde von ihrer marmornen Hand liebkosend gestrei- chelt, Und vom hölzernen Junker, und zierlichem Fähndrich, beneidet. Eitle Gedanken! Er sollte nicht mehr die Höhlen der Ratten, Noch die Geliebte, Wienzchen, besuchen! er sollte nicht wieder, Jn Rosaurens Armen gewiegt, sanftschnurrend ent- schlummern! Eine der Furien, welche das Herz der wildsten Xan- tippe Mit der brennenden Fackel zum Zank mit dem Ehmann entflammet; Wollte sich von der Oberwelt ietzt zur Hölle begeben, Und flog, scheußlich und schwarz auf einer stinkenden Wolke, Bey J 2
Erſter Geſang. Jn den ſuͤßeſten Schlaf. Die phantaſierenden SinnenSchweiften in guͤldenen Traͤumen umher. Er ſah die Geſtalten Schoͤner Katzen verſammelt um ſich, und hoͤrte die Seufzer, Welche vom mooſigten Dach, von alten verwachsnen Gemaͤuern, Jn vertraulicher Nacht um ſeinetwegen erſchollen. Und dann duͤnkt’ ihm, er laͤge Roſauren vertraulich im Schooße, Wuͤrde von ihrer marmornen Hand liebkoſend geſtrei- chelt, Und vom hoͤlzernen Junker, und zierlichem Faͤhndrich, beneidet. Eitle Gedanken! Er ſollte nicht mehr die Hoͤhlen der Ratten, Noch die Geliebte, Wienzchen, beſuchen! er ſollte nicht wieder, Jn Roſaurens Armen gewiegt, ſanftſchnurrend ent- ſchlummern! Eine der Furien, welche das Herz der wildſten Xan- tippe Mit der brennenden Fackel zum Zank mit dem Ehmann entflammet; Wollte ſich von der Oberwelt ietzt zur Hoͤlle begeben, Und flog, ſcheußlich und ſchwarz auf einer ſtinkenden Wolke, Bey J 2
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Erſter Geſang.
Jn den ſuͤßeſten Schlaf. Die phantaſierenden Sinnen
Schweiften in guͤldenen Traͤumen umher. Er ſah die
Geſtalten
Schoͤner Katzen verſammelt um ſich, und hoͤrte die
Seufzer,
Welche vom mooſigten Dach, von alten verwachsnen
Gemaͤuern,
Jn vertraulicher Nacht um ſeinetwegen erſchollen.
Und dann duͤnkt’ ihm, er laͤge Roſauren vertraulich im
Schooße,
Wuͤrde von ihrer marmornen Hand liebkoſend geſtrei-
chelt,
Und vom hoͤlzernen Junker, und zierlichem Faͤhndrich,
beneidet.
Eitle Gedanken! Er ſollte nicht mehr die Hoͤhlen der
Ratten,
Noch die Geliebte, Wienzchen, beſuchen! er ſollte nicht
wieder,
Jn Roſaurens Armen gewiegt, ſanftſchnurrend ent-
ſchlummern!
Eine der Furien, welche das Herz der wildſten Xan-
tippe
Mit der brennenden Fackel zum Zank mit dem Ehmann
entflammet;
Wollte ſich von der Oberwelt ietzt zur Hoͤlle begeben,
Und flog, ſcheußlich und ſchwarz auf einer ſtinkenden
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/139>, abgerufen am 16.06.2024. |