Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641.Jhr sollet im schlaaffe nicht also verstören Die/ welche mein Hertze verwundt/ und laßet sie liegen Nach jhrem genügen/ Biß sie sich aufmacht und selbsten erwacht. Sie. 1. Wie? hör' ich den Liebsten nicht ruffen und singen?Er nahet/ ich höre den lieblichen klang/ Er kömmet und hüpffet mit freudigen springen/ Die Hügel und Thäler empfinden den gang. Mein Liebster sich zeiget/ Die Berge naufsteiget/ Die mächtige höh; Der Gemse sich gleichet/ Den Hirschen nicht weichet/ An hurtigkeit weichet jhm selbsten bas Reh. 2. Ach sehet! Er stehet schon hinter den Wänden/Sihet durchs Fenster-lied heimlich herrein/ Er lehnt sich mit seinen so zärtlichen Händen Au meine Schlaffkammer und horchet allein; Jhn seh ich schon lachen/ Das Gitter auffmachen/ Es gläntzen auch schön Die röthlichen Wangen Mit zierlichem prangen: Jch höre sein sprechen/ das schöne gethön. Er H iij
Jhr ſollet im ſchlaaffe nicht alſo verſtoͤren Die/ welche mein Hertze verwundt/ und laßet ſie liegen Nach jhrem genuͤgen/ Biß ſie ſich aufmacht und ſelbſten erwacht. Sie. 1. Wie? hoͤr’ ich den Liebſten nicht ruffen und ſingen?Er nahet/ ich hoͤre den lieblichen klang/ Er koͤmmet und huͤpffet mit freudigen ſpringen/ Die Huͤgel und Thaͤler empfinden den gang. Mein Liebſter ſich zeiget/ Die Berge naufſteiget/ Die maͤchtige hoͤh; Der Gemſe ſich gleichet/ Den Hirſchen nicht weichet/ An hurtigkeit weichet jhm ſelbſten bas Reh. 2. Ach ſehet! Er ſtehet ſchon hinter den Waͤnden/Sihet durchs Fenſter-lied heimlich herrein/ Er lehnt ſich mit ſeinen ſo zaͤrtlichen Haͤnden Au meine Schlaffkammer und horchet allein; Jhn ſeh ich ſchon lachen/ Das Gitter auffmachen/ Es glaͤntzen auch ſchoͤn Die roͤthlichen Wangen Mit zierlichem prangen: Jch hoͤre ſein ſprechen/ das ſchoͤne gethoͤn. Er H iij
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Jhr ſollet im ſchlaaffe nicht alſo verſtoͤren
Die/ welche mein Hertze verwundt/
und laßet ſie liegen
Nach jhrem genuͤgen/
Biß ſie ſich aufmacht
und ſelbſten erwacht.
Sie.
1.
Wie? hoͤr’ ich den Liebſten nicht ruffen und ſingen?
Er nahet/ ich hoͤre den lieblichen klang/
Er koͤmmet und huͤpffet mit freudigen ſpringen/
Die Huͤgel und Thaͤler empfinden den gang.
Mein Liebſter ſich zeiget/
Die Berge naufſteiget/
Die maͤchtige hoͤh;
Der Gemſe ſich gleichet/
Den Hirſchen nicht weichet/
An hurtigkeit weichet jhm ſelbſten bas Reh.
2.
Ach ſehet! Er ſtehet ſchon hinter den Waͤnden/
Sihet durchs Fenſter-lied heimlich herrein/
Er lehnt ſich mit ſeinen ſo zaͤrtlichen Haͤnden
Au meine Schlaffkammer und horchet allein;
Jhn ſeh ich ſchon lachen/
Das Gitter auffmachen/
Es glaͤntzen auch ſchoͤn
Die roͤthlichen Wangen
Mit zierlichem prangen:
Jch hoͤre ſein ſprechen/ das ſchoͤne gethoͤn.
Er
H iij
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Zitationshilfe: | Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641, S. 117.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_helikon02_1641/133>, abgerufen am 13.06.2024. |