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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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der die Gottheit CHristi geläugnet.
[Spaltenumbruch] "Gotteslästerer zu halten. Und ob er gleich
"nicht confessus, so ist er doch convictus, durch
"unterschiedliche eydliche/ beständige und
"gnugsame admovirte und betheurte zeugen.
"Er mag nun selbst in diesen groben irrthum
"durch verführung des leidigen Satans ge-
"rathen seyn/ oder von denen Socinianern und
"andern verführet seyn/ so soll er doch sich al-
"ler Gotteslästerungen in Christlichen versamm-
"lungen oder andern bürgerlichen gesellschaff-
"ten enthalten/ auch niemand ärgernis geben/
"welches allerdings ziemlich unter seinen hand-
"wercks-genossen muß ausgebracht worden
"seyn/ indem sie die Schencke von ihm nicht
"annehmen wollen/ auch ein weib ihn zur re-
"de gesetzet/ und ihm den spruch: Das blut Je-
"su Christi ex 1. Joh. I. 7. vorgehalten; worauf
"er denn gar liederlich geantwortet: Ey was
"blut/ was blut!

"Die äusserliche straffe belangend/ so gehöret
"dieselbe nicht so wohl ad Forum Theologi-
"cum, quam Juridicum,
dahero wir sie denen
"JCtis überlassen; wir unsers orts müssen vor
"allen andern erinnern/ daß doch die Herren
"Geistlichen allen fleiß an ihn wenden/ ob die
"arme verführte Seele könne gewonnen/ und
"dem HErrn Christo JESU wieder zuge-
"führet werden/ darum wir den Ertz-hirten
"Christum von hertzen anflehen/ daß er diesem
"bösem menschen die sünde um seiner heiligen
"wunden willen vergeben/ seinen verstand er-
"leuchten/ sein hertz bekehren/ und ihn wieder
"als ein verlohrnes und verlauffenes Schäf-
"lein auf den rechten glaubens- und lebensweg
"bringen wolle. Sonst ist auch allerdings an
"der löblichen Obrigkeit zu rühmen/ daß sie
"vor die ehre des grossen GOttes und unsers
"Heilandes Christi JEsu gebührende sorgfalt
"tragen/ werden auch solche exemplarische straf-
"fe gegen diesen Inquisiten erweisen/ daß ande-
"re Gotteslästerer von dergleichen abgeschreckt/
"und das greuliche ärgernis bey der Christli-
"chen Gemeinde und dem löblichen stadtwe-
"sen getilget werde/ so viel möglich/ auch die
"Handwercks-meister und andere durch zu-
"längliche mittel/ auch Obrigkeitliche sorgfalt
"und gewalt verwarnen lassen/ daß sie derglei-
"chen böse buben und Gottes-verächter nicht
"in ihre werckstätte und häuser aufnehmen/
"damit nicht wegen dergleichen Gottesläste-
"rung und anderer groben sünden der zorn
"GOTTes auff alle mitbürger/ und das
"löbliche Stadtwesen zu unwiederbringlichem
"schaden gezogen werde. Wir bitten den gros-
"sen GOTT/ daß er alle Christliche Gemein-
"de für solcher abscheulichen Gotteslästerung
"in gnaden bewahren/ und uns allerseits in
"wahrem glauben erhalten/ und auf den weg
"der wahren Gottseligkeit zu seinen heiligen
"ehren zu allen zeiten leiten und führen wolle/
"um Christi willen! Wittenberg d. 3. Augu-
"sti
1687.

Decanus, Senior und andere Docto-
res
und Professores der Theolo-
gischen Facultät daselbst.

Wie weit die in diesem Responso angeführ-
te Motiven reichen mögen/ dieses armen men-
schens hinrichtung und die vergiessung seines
bluts zu befördern/ oder vor GOtt und erleuch-
teten Christen zu rechtfertigen/ mag wol ein
[Spaltenumbruch] unpartheyischer ohne viel schwierigkeit ersehen
können. Jnsgemein ist ja dieses der bösen welt/
und ihrer heuchlerischen und verkehrten vorste-
her art/ daß sie nicht nur arme angefochtene/ un-
wissende und irrende seelen in ihrer noth nicht er-
kennet/ vielweniger trösten und zu recht bringen
kan/ sondern sie vielmehr unbarmhertziglich
von sich stöst/ quälet/ ärgert und gar ins verder-
benstürtzet. Bey einigem ausbruch eines irr-
thums oder anderer wirckungen des verderbten
hertzens stellet sie sich auffs eiffrigste an/ und ge-
het auff lauter blutvergiessen/ verkätzern/ und
verdammen loß: Da hingegen der mitleidige
Hohepriester CHristus JEsus nicht allein mit
schwachen/ sondern auch gar mit denen/ so da
irren/ ja mit den aller grössesten sündern lang-
muth und gedult beweiset/ Heb. V. 2. Die
blinde welt will die gotteslästerungen mit dem
grausamsten tod abstraffen und rächen/ solte sie
auch ihr urtheil auff die aussage der allerlieder-
lichsten buben gründen: Und sie hingegen pfle-
get nebenst ihren verkehrten Lehrern CHristum
mit offenbaren sünden und lastern täglich zu lä-
stern und zu creutzigen. Diejenigen/ welche
mit handgreifflichen lästerungen wider alle wir-
ckungen CHristi und seines Geistes in den see-
len mit verfolgung und verdammung seiner
wahren glieder/ mit augenscheinlichen ehr- und
geld-geitz/ wucher/ fressen/ sauffen und
schmausen/ Juden und Heiden lästernd ma-
chen/ und in ihrem leben den Atheismum recht-
schaffen beweisen/ die unterstehen sich in ihrem
natürlichem grimm und blutdürstigkeit über be-
drangte und angefochtene gewissen/ als über
Gotteslästerer und Atheisten das crucifige zu
schreyen. Allein das ist kein wunder/ weil der
satan selbst unter einigemschein die armen seelen
treibet/ sie zu beschuldigen/ daß sie den teuffel
haben/ welcher proceß denn täglich mitten un-
ter der so genannten Christenheit gespielet wird.

Wer im übrigen die bewandnis des gewöhn-
lichen schlachtens und würgens/ welches unter
dem namen der gerechtigkeit an so unzehlichen
armen menschen aufs grausamste verübet wird/
nach der wahrheit erkennen will/ der kan die
neulich publicirte schrifft nachlesen/ deren titul
dieser ist: Justiniani Clementis Leucopolitani
gewissenhaffte anmerckungen von dem
amte einer Christlichen Obrigkeit/ son-
derlich die in beziehung auff Göttliche
und Weltliche Rechte eingeführte straf-
fen der übelthäter betreffend: Allen
Christlich-gesinnten Richtern und
Rechtsgelehrten/ auch wahrheit lie-
benden
Theologen zu reiffem nachsinnen
in bescheidenheit vorgelegt!
1698. Nach
dem sinn der ersten Christen aber ist diese sache
in der abbildung derselben im V. buch am 4. ca-
pitel auch zur gnüge ausgeführet worden:
Gott helffe nur/ daß es auch einmal unter denen
jetzigen und folgenden Christen observiret und
bewerckstelliget werde.

NUM. IX.
Folget der oben im III. theil im III.
cap. versprochene ausführlichere
inhalt der schrifften von dem so ge-
nannten Hiel:

Jhrer merckwürdigkeit wegen etwas weitläuff-
tiger wiederholet.

Jnhalt
A. K. H. Vierter Theil. Q q q 2

der die Gottheit CHriſti gelaͤugnet.
[Spaltenumbruch] „Gotteslaͤſterer zu halten. Und ob er gleich
„nicht confeſſus, ſo iſt er doch convictus, durch
„unterſchiedliche eydliche/ beſtaͤndige und
„gnugſame admovirte und betheurte zeugen.
„Er mag nun ſelbſt in dieſen groben irrthum
„durch verfuͤhrung des leidigen Satans ge-
„rathen ſeyn/ oder von denen Socinianern und
„andern verfuͤhret ſeyn/ ſo ſoll er doch ſich al-
„ler Gotteslaͤſterungen in Chriſtlichen verſam̃-
„lungen oder andern buͤrgerlichen geſellſchaff-
„ten enthalten/ auch niemand aͤrgernis geben/
„welches allerdings ziemlich unter ſeinen hand-
„wercks-genoſſen muß ausgebracht worden
„ſeyn/ indem ſie die Schencke von ihm nicht
„annehmen wollen/ auch ein weib ihn zur re-
„de geſetzet/ und ihm den ſpruch: Das blut Je-
„ſu Chriſti ex 1. Joh. I. 7. vorgehalten; worauf
„er denn gar liederlich geantwortet: Ey was
„blut/ was blut!

„Die aͤuſſerliche ſtraffe belangend/ ſo gehoͤret
„dieſelbe nicht ſo wohl ad Forum Theologi-
„cum, quam Juridicum,
dahero wir ſie denen
JCtis uͤberlaſſen; wir unſers orts muͤſſen vor
„allen andern erinnern/ daß doch die Herren
„Geiſtlichen allen fleiß an ihn wenden/ ob die
„arme verfuͤhrte Seele koͤnne gewonnen/ und
„dem HErrn Chriſto JESU wieder zuge-
„fuͤhret werden/ darum wir den Ertz-hirten
„Chriſtum von hertzen anflehen/ daß er dieſem
„boͤſem menſchen die ſuͤnde um ſeiner heiligen
„wunden willen vergeben/ ſeinen verſtand er-
„leuchten/ ſein hertz bekehren/ und ihn wieder
„als ein verlohrnes und verlauffenes Schaͤf-
„lein auf den rechten glaubens- und lebensweg
„bringen wolle. Sonſt iſt auch allerdings an
„der loͤblichen Obrigkeit zu ruͤhmen/ daß ſie
„vor die ehre des groſſen GOttes und unſers
„Heilandes Chriſti JEſu gebuͤhrende ſorgfalt
„tragẽ/ werden auch ſolche exemplariſche ſtraf-
„fe gegen dieſen Inquiſiten erweiſen/ daß ande-
„re Gotteslaͤſterer von dergleichen abgeſchreckt/
„und das greuliche aͤrgernis bey der Chriſtli-
„chen Gemeinde und dem loͤblichen ſtadtwe-
„ſen getilget werde/ ſo viel moͤglich/ auch die
„Handwercks-meiſter und andere durch zu-
„laͤngliche mittel/ auch Obrigkeitliche ſorgfalt
„und gewalt verwarnen laſſen/ daß ſie derglei-
„chen boͤſe buben und Gottes-veraͤchter nicht
„in ihre werckſtaͤtte und haͤuſer aufnehmen/
„damit nicht wegen dergleichen Gotteslaͤſte-
„rung und anderer groben ſuͤnden der zorn
„GOTTes auff alle mitbuͤrger/ und das
„loͤbliche Stadtweſen zu unwiederbringlichem
„ſchaden gezogen werde. Wir bitten den groſ-
„ſen GOTT/ daß er alle Chriſtliche Gemein-
„de fuͤr ſolcher abſcheulichen Gotteslaͤſterung
„in gnaden bewahren/ und uns allerſeits in
„wahrem glauben erhalten/ und auf den weg
„der wahren Gottſeligkeit zu ſeinen heiligen
„ehren zu allen zeiten leiten und fuͤhren wolle/
„um Chriſti willen! Wittenberg d. 3. Augu-
„ſti
1687.

Decanus, Senior und andere Docto-
res
und Profeſſores der Theolo-
giſchen Facultaͤt daſelbſt.

Wie weit die in dieſem Reſponſo angefuͤhr-
te Motiven reichen moͤgen/ dieſes armen men-
ſchens hinrichtung und die vergieſſung ſeines
bluts zu befoͤrdern/ oder vor GOtt und erleuch-
teten Chriſten zu rechtfertigen/ mag wol ein
[Spaltenumbruch] unpartheyiſcher ohne viel ſchwierigkeit erſehen
koͤnnen. Jnsgemein iſt ja dieſes der boͤſen welt/
und ihrer heuchleriſchen und verkehrten vorſte-
her art/ daß ſie nicht nur arme angefochtene/ un-
wiſſende und iꝛrende ſeelen in ihreꝛ noth nicht er-
kennet/ vielweniger troͤſten und zu recht bringen
kan/ ſondern ſie vielmehr unbarmhertziglich
von ſich ſtoͤſt/ quaͤlet/ aͤrgert und gar ins verder-
benſtuͤrtzet. Bey einigem ausbruch eines irꝛ-
thums oder anderer wirckungen des verderbten
hertzens ſtellet ſie ſich auffs eiffrigſte an/ und ge-
het auff lauter blutvergieſſen/ verkaͤtzern/ und
verdammen loß: Da hingegen der mitleidige
Hoheprieſter CHriſtus JEſus nicht allein mit
ſchwachen/ ſondern auch gar mit denen/ ſo da
irren/ ja mit den aller groͤſſeſten ſuͤndern lang-
muth und gedult beweiſet/ Heb. V. 2. Die
blinde welt will die gotteslaͤſterungen mit dem
grauſamſten tod abſtraffen und raͤchen/ ſolte ſie
auch ihr urtheil auff die auſſage der allerlieder-
lichſten buben gruͤnden: Und ſie hingegen pfle-
get nebenſt ihren verkehrten Lehrern CHriſtum
mit offenbaren ſuͤnden und laſtern taͤglich zu laͤ-
ſtern und zu creutzigen. Diejenigen/ welche
mit handgreifflichen laͤſterungen wider alle wir-
ckungen CHriſti und ſeines Geiſtes in den ſee-
len mit verfolgung und verdammung ſeiner
wahren glieder/ mit augenſcheinlichen ehr- und
geld-geitz/ wucher/ freſſen/ ſauffen und
ſchmauſen/ Juden und Heiden laͤſternd ma-
chen/ und in ihrem leben den Atheiſmum recht-
ſchaffen beweiſen/ die unterſtehen ſich in ihrem
natuͤrlichem grimm und blutduͤrſtigkeit uͤber be-
drangte und angefochtene gewiſſen/ als uͤber
Gotteslaͤſterer und Atheiſten das crucifige zu
ſchreyen. Allein das iſt kein wunder/ weil der
ſatan ſelbſt unteꝛ einigemſchein die armen ſeelen
treibet/ ſie zu beſchuldigen/ daß ſie den teuffel
haben/ welcher proceß denn taͤglich mitten un-
ter der ſo genañten Chriſtenheit geſpielet wird.

Wer im uͤbrigen die bewandnis des gewoͤhn-
lichen ſchlachtens und wuͤrgens/ welches unter
dem namen der gerechtigkeit an ſo unzehlichen
armen menſchen aufs grauſamſte veruͤbet wird/
nach der wahrheit erkennen will/ der kan die
neulich publicirte ſchrifft nachleſen/ deren titul
dieſer iſt: Juſtiniani Clementis Leucopolitani
gewiſſenhaffte anmerckungen von dem
amte einer Chriſtlichen Obrigkeit/ ſon-
derlich die in beziehung auff Goͤttliche
und Weltliche Rechte eingefuͤhrte ſtraf-
fen der uͤbelthaͤter betreffend: Allen
Chriſtlich-geſinnten Richtern und
Rechtsgelehrten/ auch wahrheit lie-
benden
Theologen zu reiffem nachſinnen
in beſcheidenheit vorgelegt!
1698. Nach
dem ſinn der erſten Chriſten aber iſt dieſe ſache
in der abbildung derſelben im V. buch am 4. ca-
pitel auch zur gnuͤge ausgefuͤhret worden:
Gott helffe nur/ daß es auch einmal unter denen
jetzigen und folgenden Chriſten obſerviret und
bewerckſtelliget werde.

NUM. IX.
Folget der oben im III. theil im III.
cap. verſprochene ausfuͤhrlichere
inhalt der ſchrifften von dem ſo ge-
nannten Hiel:

Jhrer merckwuͤrdigkeit wegen etwas weitlaͤuff-
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A. K. H. Vierter Theil. Q q q 2
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[491/0799] der die Gottheit CHriſti gelaͤugnet. „Gotteslaͤſterer zu halten. Und ob er gleich „nicht confeſſus, ſo iſt er doch convictus, durch „unterſchiedliche eydliche/ beſtaͤndige und „gnugſame admovirte und betheurte zeugen. „Er mag nun ſelbſt in dieſen groben irrthum „durch verfuͤhrung des leidigen Satans ge- „rathen ſeyn/ oder von denen Socinianern und „andern verfuͤhret ſeyn/ ſo ſoll er doch ſich al- „ler Gotteslaͤſterungen in Chriſtlichen verſam̃- „lungen oder andern buͤrgerlichen geſellſchaff- „ten enthalten/ auch niemand aͤrgernis geben/ „welches allerdings ziemlich unter ſeinen hand- „wercks-genoſſen muß ausgebracht worden „ſeyn/ indem ſie die Schencke von ihm nicht „annehmen wollen/ auch ein weib ihn zur re- „de geſetzet/ und ihm den ſpruch: Das blut Je- „ſu Chriſti ex 1. Joh. I. 7. vorgehalten; worauf „er denn gar liederlich geantwortet: Ey was „blut/ was blut! „Die aͤuſſerliche ſtraffe belangend/ ſo gehoͤret „dieſelbe nicht ſo wohl ad Forum Theologi- „cum, quam Juridicum, dahero wir ſie denen „JCtis uͤberlaſſen; wir unſers orts muͤſſen vor „allen andern erinnern/ daß doch die Herren „Geiſtlichen allen fleiß an ihn wenden/ ob die „arme verfuͤhrte Seele koͤnne gewonnen/ und „dem HErrn Chriſto JESU wieder zuge- „fuͤhret werden/ darum wir den Ertz-hirten „Chriſtum von hertzen anflehen/ daß er dieſem „boͤſem menſchen die ſuͤnde um ſeiner heiligen „wunden willen vergeben/ ſeinen verſtand er- „leuchten/ ſein hertz bekehren/ und ihn wieder „als ein verlohrnes und verlauffenes Schaͤf- „lein auf den rechten glaubens- und lebensweg „bringen wolle. Sonſt iſt auch allerdings an „der loͤblichen Obrigkeit zu ruͤhmen/ daß ſie „vor die ehre des groſſen GOttes und unſers „Heilandes Chriſti JEſu gebuͤhrende ſorgfalt „tragẽ/ werden auch ſolche exemplariſche ſtraf- „fe gegen dieſen Inquiſiten erweiſen/ daß ande- „re Gotteslaͤſterer von dergleichen abgeſchreckt/ „und das greuliche aͤrgernis bey der Chriſtli- „chen Gemeinde und dem loͤblichen ſtadtwe- „ſen getilget werde/ ſo viel moͤglich/ auch die „Handwercks-meiſter und andere durch zu- „laͤngliche mittel/ auch Obrigkeitliche ſorgfalt „und gewalt verwarnen laſſen/ daß ſie derglei- „chen boͤſe buben und Gottes-veraͤchter nicht „in ihre werckſtaͤtte und haͤuſer aufnehmen/ „damit nicht wegen dergleichen Gotteslaͤſte- „rung und anderer groben ſuͤnden der zorn „GOTTes auff alle mitbuͤrger/ und das „loͤbliche Stadtweſen zu unwiederbringlichem „ſchaden gezogen werde. Wir bitten den groſ- „ſen GOTT/ daß er alle Chriſtliche Gemein- „de fuͤr ſolcher abſcheulichen Gotteslaͤſterung „in gnaden bewahren/ und uns allerſeits in „wahrem glauben erhalten/ und auf den weg „der wahren Gottſeligkeit zu ſeinen heiligen „ehren zu allen zeiten leiten und fuͤhren wolle/ „um Chriſti willen! Wittenberg d. 3. Augu- „ſti 1687. Decanus, Senior und andere Docto- res und Profeſſores der Theolo- giſchen Facultaͤt daſelbſt. Wie weit die in dieſem Reſponſo angefuͤhr- te Motiven reichen moͤgen/ dieſes armen men- ſchens hinrichtung und die vergieſſung ſeines bluts zu befoͤrdern/ oder vor GOtt und erleuch- teten Chriſten zu rechtfertigen/ mag wol ein unpartheyiſcher ohne viel ſchwierigkeit erſehen koͤnnen. Jnsgemein iſt ja dieſes der boͤſen welt/ und ihrer heuchleriſchen und verkehrten vorſte- her art/ daß ſie nicht nur arme angefochtene/ un- wiſſende und iꝛrende ſeelen in ihreꝛ noth nicht er- kennet/ vielweniger troͤſten und zu recht bringen kan/ ſondern ſie vielmehr unbarmhertziglich von ſich ſtoͤſt/ quaͤlet/ aͤrgert und gar ins verder- benſtuͤrtzet. Bey einigem ausbruch eines irꝛ- thums oder anderer wirckungen des verderbten hertzens ſtellet ſie ſich auffs eiffrigſte an/ und ge- het auff lauter blutvergieſſen/ verkaͤtzern/ und verdammen loß: Da hingegen der mitleidige Hoheprieſter CHriſtus JEſus nicht allein mit ſchwachen/ ſondern auch gar mit denen/ ſo da irren/ ja mit den aller groͤſſeſten ſuͤndern lang- muth und gedult beweiſet/ Heb. V. 2. Die blinde welt will die gotteslaͤſterungen mit dem grauſamſten tod abſtraffen und raͤchen/ ſolte ſie auch ihr urtheil auff die auſſage der allerlieder- lichſten buben gruͤnden: Und ſie hingegen pfle- get nebenſt ihren verkehrten Lehrern CHriſtum mit offenbaren ſuͤnden und laſtern taͤglich zu laͤ- ſtern und zu creutzigen. Diejenigen/ welche mit handgreifflichen laͤſterungen wider alle wir- ckungen CHriſti und ſeines Geiſtes in den ſee- len mit verfolgung und verdammung ſeiner wahren glieder/ mit augenſcheinlichen ehr- und geld-geitz/ wucher/ freſſen/ ſauffen und ſchmauſen/ Juden und Heiden laͤſternd ma- chen/ und in ihrem leben den Atheiſmum recht- ſchaffen beweiſen/ die unterſtehen ſich in ihrem natuͤrlichem grimm und blutduͤrſtigkeit uͤber be- drangte und angefochtene gewiſſen/ als uͤber Gotteslaͤſterer und Atheiſten das crucifige zu ſchreyen. Allein das iſt kein wunder/ weil der ſatan ſelbſt unteꝛ einigemſchein die armen ſeelen treibet/ ſie zu beſchuldigen/ daß ſie den teuffel haben/ welcher proceß denn taͤglich mitten un- ter der ſo genañten Chriſtenheit geſpielet wird. Wer im uͤbrigen die bewandnis des gewoͤhn- lichen ſchlachtens und wuͤrgens/ welches unter dem namen der gerechtigkeit an ſo unzehlichen armen menſchen aufs grauſamſte veruͤbet wird/ nach der wahrheit erkennen will/ der kan die neulich publicirte ſchrifft nachleſen/ deren titul dieſer iſt: Juſtiniani Clementis Leucopolitani gewiſſenhaffte anmerckungen von dem amte einer Chriſtlichen Obrigkeit/ ſon- derlich die in beziehung auff Goͤttliche und Weltliche Rechte eingefuͤhrte ſtraf- fen der uͤbelthaͤter betreffend: Allen Chriſtlich-geſinnten Richtern und Rechtsgelehrten/ auch wahrheit lie- benden Theologen zu reiffem nachſinnen in beſcheidenheit vorgelegt! 1698. Nach dem ſinn der erſten Chriſten aber iſt dieſe ſache in der abbildung derſelben im V. buch am 4. ca- pitel auch zur gnuͤge ausgefuͤhret worden: Gott helffe nur/ daß es auch einmal unter denen jetzigen und folgenden Chriſten obſerviret und bewerckſtelliget werde. NUM. IX. Folget der oben im III. theil im III. cap. verſprochene ausfuͤhrlichere inhalt der ſchrifften von dem ſo ge- nannten Hiel: Jhrer merckwuͤrdigkeit wegen etwas weitlaͤuff- tiger wiederholet. Jnhalt A. K. H. Vierter Theil. Q q q 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/799>, abgerufen am 26.04.2024.