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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Theophilus Presbyter.
steller, sondern auch als ausübender Künstler. Namentlich sind Gold-
schmiedearbeiten von ihm erhalten von hohem Kunstwert. Aber auch
auf anderen technischen Gebieten war er wohl bewandert. Sein Werk
zerfällt in drei Bücher. Das erste behandelt die Malerei vom tech-
nischen Standpunkt aus, die Herstellung der Malerfarben, die Mischung
der Farben, Farbenreiben, Auftragen der Farben, Vergolden u. s. w.
Das zweite Buch beschäftigt sich mit der Glasfabrikation und er
beschreibt darin eingehend die Art der Öfen, der Schmelzöfen, Kühl-
öfen und Glätt- oder Ausbreitöfen, die Werkzeuge, die Mischung der
Materialien, das Glasblasen und Giessen, die Buntglasfabrikation u. s. w.
Das dritte, umfangreichste Buch handelt von der künstlerischen Ver-
arbeitung der Metalle. Auch hier geht eine ausführliche Beschreibung
der Öfen und Werkzeuge voraus, dann wird die Reinigung, das Giessen
und Verarbeiten des Silbers behandelt, das Niello, dann folgt eine aus-
führliche Schilderung dessen, was sich auf die Goldschmiedekunst
bezieht, wobei auch die Herstellung des Elektrons gelehrt wird, hieran
schliesst sich die Darstellung und Verarbeitung des Kupfers und des
Eisens, wobei die Darstellung von Messing, der Bronzeguss und die
Tauschierung behandelt sind. Es folgen sodann einige Kapitel über
Elfenbeinschnitzerei, Edelsteine und Gemmen.

Das Kapitel über das Eisen ist verhältnismässig kurz. Da es aber
die einzige Abhandlung über diesen Gegenstand aus jener Periode ist,
so lassen wir sie hier im Wortlaut 1) folgen:

Kapitel XC.
Von dem Eisen.

Das Eisen wächst in der Erde, nach der Art der Steine, es wird
ausgegraben auf eben die Weise, wie oben vom Kupfer gesagt worden,
gebrochen und in Klumpen zusammen geschmolzen, dann im Ofen des
Schmiedes flüssig gemacht und gehämmert, um zu einem jeden Werke
zu taugen. Calybs (Chalybs) heisst jenes vom Berge Calybs, woselbst
sein Gebrauch ein sehr grosser ist; es wird auf ähnliche Weise bearbeitet,
um zu dem Werke brauchbar zu sein. Wenn du also das Eisen bear-
beitet und daraus Sporen oder andere Gerätschaften für Reiter gemacht
hast, und sie mit Gold und Silber schmücken willst (durch Tauschierung),
so nimm reinstes Silber und mache es durch Hämmern sehr dünn.

1) Nach der Übersetzung von Ilg.

Theophilus Presbyter.
steller, sondern auch als ausübender Künstler. Namentlich sind Gold-
schmiedearbeiten von ihm erhalten von hohem Kunstwert. Aber auch
auf anderen technischen Gebieten war er wohl bewandert. Sein Werk
zerfällt in drei Bücher. Das erste behandelt die Malerei vom tech-
nischen Standpunkt aus, die Herstellung der Malerfarben, die Mischung
der Farben, Farbenreiben, Auftragen der Farben, Vergolden u. s. w.
Das zweite Buch beschäftigt sich mit der Glasfabrikation und er
beschreibt darin eingehend die Art der Öfen, der Schmelzöfen, Kühl-
öfen und Glätt- oder Ausbreitöfen, die Werkzeuge, die Mischung der
Materialien, das Glasblasen und Gieſsen, die Buntglasfabrikation u. s. w.
Das dritte, umfangreichste Buch handelt von der künstlerischen Ver-
arbeitung der Metalle. Auch hier geht eine ausführliche Beschreibung
der Öfen und Werkzeuge voraus, dann wird die Reinigung, das Gieſsen
und Verarbeiten des Silbers behandelt, das Niello, dann folgt eine aus-
führliche Schilderung dessen, was sich auf die Goldschmiedekunst
bezieht, wobei auch die Herstellung des Elektrons gelehrt wird, hieran
schlieſst sich die Darstellung und Verarbeitung des Kupfers und des
Eisens, wobei die Darstellung von Messing, der Bronzeguſs und die
Tauschierung behandelt sind. Es folgen sodann einige Kapitel über
Elfenbeinschnitzerei, Edelsteine und Gemmen.

Das Kapitel über das Eisen ist verhältnismäſsig kurz. Da es aber
die einzige Abhandlung über diesen Gegenstand aus jener Periode ist,
so lassen wir sie hier im Wortlaut 1) folgen:

Kapitel XC.
Von dem Eisen.

Das Eisen wächst in der Erde, nach der Art der Steine, es wird
ausgegraben auf eben die Weise, wie oben vom Kupfer gesagt worden,
gebrochen und in Klumpen zusammen geschmolzen, dann im Ofen des
Schmiedes flüssig gemacht und gehämmert, um zu einem jeden Werke
zu taugen. Calybs (Chalybs) heiſst jenes vom Berge Calybs, woselbst
sein Gebrauch ein sehr groſser ist; es wird auf ähnliche Weise bearbeitet,
um zu dem Werke brauchbar zu sein. Wenn du also das Eisen bear-
beitet und daraus Sporen oder andere Gerätschaften für Reiter gemacht
hast, und sie mit Gold und Silber schmücken willst (durch Tauschierung),
so nimm reinstes Silber und mache es durch Hämmern sehr dünn.

1) Nach der Übersetzung von Ilg.
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[975/0997] Theophilus Presbyter. steller, sondern auch als ausübender Künstler. Namentlich sind Gold- schmiedearbeiten von ihm erhalten von hohem Kunstwert. Aber auch auf anderen technischen Gebieten war er wohl bewandert. Sein Werk zerfällt in drei Bücher. Das erste behandelt die Malerei vom tech- nischen Standpunkt aus, die Herstellung der Malerfarben, die Mischung der Farben, Farbenreiben, Auftragen der Farben, Vergolden u. s. w. Das zweite Buch beschäftigt sich mit der Glasfabrikation und er beschreibt darin eingehend die Art der Öfen, der Schmelzöfen, Kühl- öfen und Glätt- oder Ausbreitöfen, die Werkzeuge, die Mischung der Materialien, das Glasblasen und Gieſsen, die Buntglasfabrikation u. s. w. Das dritte, umfangreichste Buch handelt von der künstlerischen Ver- arbeitung der Metalle. Auch hier geht eine ausführliche Beschreibung der Öfen und Werkzeuge voraus, dann wird die Reinigung, das Gieſsen und Verarbeiten des Silbers behandelt, das Niello, dann folgt eine aus- führliche Schilderung dessen, was sich auf die Goldschmiedekunst bezieht, wobei auch die Herstellung des Elektrons gelehrt wird, hieran schlieſst sich die Darstellung und Verarbeitung des Kupfers und des Eisens, wobei die Darstellung von Messing, der Bronzeguſs und die Tauschierung behandelt sind. Es folgen sodann einige Kapitel über Elfenbeinschnitzerei, Edelsteine und Gemmen. Das Kapitel über das Eisen ist verhältnismäſsig kurz. Da es aber die einzige Abhandlung über diesen Gegenstand aus jener Periode ist, so lassen wir sie hier im Wortlaut 1) folgen: Kapitel XC. Von dem Eisen. Das Eisen wächst in der Erde, nach der Art der Steine, es wird ausgegraben auf eben die Weise, wie oben vom Kupfer gesagt worden, gebrochen und in Klumpen zusammen geschmolzen, dann im Ofen des Schmiedes flüssig gemacht und gehämmert, um zu einem jeden Werke zu taugen. Calybs (Chalybs) heiſst jenes vom Berge Calybs, woselbst sein Gebrauch ein sehr groſser ist; es wird auf ähnliche Weise bearbeitet, um zu dem Werke brauchbar zu sein. Wenn du also das Eisen bear- beitet und daraus Sporen oder andere Gerätschaften für Reiter gemacht hast, und sie mit Gold und Silber schmücken willst (durch Tauschierung), so nimm reinstes Silber und mache es durch Hämmern sehr dünn. 1) Nach der Übersetzung von Ilg.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 975. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/997>, abgerufen am 26.04.2024.