Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Veredlung des Schmiedeisens im 17. Jahrhundert.

Christoff Weigel1) giebt (1698) nachstehende Abbildung eines
Zainhammers 2) und schreibt dazu:

"Weil aber das Eisen in so grossen und groben Stücken denen
Handwerken zu verarbeiten viel zu mühsam fället, also sind die soge-
nannten Zeinhämmer erdacht, und dadurch das löbliche Hand-
werk der Zeiner eingeführt worden.

Es ist aber dieses Handwerk ausser Steuermark, München und
Nürnberg in Teutschland nicht sonders bekannt, ob es schon sehr
nutzbar, und allen von Eisen und Stahl arbeitenden Handwerkern

[Abbildung] Fig. 213.
zu grossem Vorteil gereichet, indem zumahl diejenige, welche kleine
Sachen arbeiten, das Eisen sonst überaus mühsam von einander
schroten und in dünne Stäbe zerhauen müssen, vermittelst des Zeiners

1) Christoff Weigel, Abbildung der Gemeinnützlichen Haupt-Stände.
Regensburg 1698.
2) Weigels hübsche Kupfer sind alle, dem Geschmack der Zeit entsprechend,
mit moralisierenden Überschriften und Versen versehen. Im vorliegenden Falle
lautet die Überschrift: Zainhammer. -- Vor Gottes Angesicht, taucht grobe Hoffart
nicht. Unter der Vignette steht:
"Des Eisens grosses Stück muss klein, eh' es der Wert vergrössert, werden,
Nicht anders kann der Mensch auff Erden zu Gottes Werkzeug tauglich seyn,
Bis ihn die Demut klein gemacht, dann Stolz wird hier und dort verlacht."
Die Veredlung des Schmiedeisens im 17. Jahrhundert.

Christoff Weigel1) giebt (1698) nachstehende Abbildung eines
Zainhammers 2) und schreibt dazu:

„Weil aber das Eisen in so groſsen und groben Stücken denen
Handwerken zu verarbeiten viel zu mühsam fället, also sind die soge-
nannten Zeinhämmer erdacht, und dadurch das löbliche Hand-
werk der Zeiner eingeführt worden.

Es ist aber dieses Handwerk auſser Steuermark, München und
Nürnberg in Teutschland nicht sonders bekannt, ob es schon sehr
nutzbar, und allen von Eisen und Stahl arbeitenden Handwerkern

[Abbildung] Fig. 213.
zu groſsem Vorteil gereichet, indem zumahl diejenige, welche kleine
Sachen arbeiten, das Eisen sonst überaus mühsam von einander
schroten und in dünne Stäbe zerhauen müssen, vermittelst des Zeiners

1) Christoff Weigel, Abbildung der Gemeinnützlichen Haupt-Stände.
Regensburg 1698.
2) Weigels hübsche Kupfer sind alle, dem Geschmack der Zeit entsprechend,
mit moralisierenden Überschriften und Versen versehen. Im vorliegenden Falle
lautet die Überschrift: Zainhammer. — Vor Gottes Angesicht, taucht grobe Hoffart
nicht. Unter der Vignette steht:
„Des Eisens groſses Stück muſs klein, eh’ es der Wert vergröſsert, werden,
Nicht anders kann der Mensch auff Erden zu Gottes Werkzeug tauglich seyn,
Bis ihn die Demut klein gemacht, dann Stolz wird hier und dort verlacht.“
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0994" n="972"/>
            <fw place="top" type="header">Die Veredlung des Schmiedeisens im 17. Jahrhundert.</fw><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Christoff Weigel</hi><note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Christoff Weigel</hi>, Abbildung der Gemeinnützlichen Haupt-Stände.<lb/>
Regensburg 1698.</note> giebt (1698) nachstehende Abbildung eines<lb/>
Zainhammers <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#g">Weigels</hi> hübsche Kupfer sind alle, dem Geschmack der Zeit entsprechend,<lb/>
mit moralisierenden Überschriften und Versen versehen. Im vorliegenden Falle<lb/>
lautet die Überschrift: Zainhammer. &#x2014; Vor Gottes Angesicht, taucht grobe Hoffart<lb/>
nicht. Unter der Vignette steht:<lb/><hi rendition="#et">&#x201E;Des Eisens gro&#x017F;ses Stück mu&#x017F;s klein, eh&#x2019; es der Wert vergrö&#x017F;sert, werden,<lb/>
Nicht anders kann der Mensch auff Erden zu Gottes Werkzeug tauglich seyn,<lb/>
Bis ihn die Demut klein gemacht, dann Stolz wird hier und dort verlacht.&#x201C;</hi></note> und schreibt dazu:</p><lb/>
            <p>&#x201E;Weil aber das Eisen in so gro&#x017F;sen und groben Stücken denen<lb/>
Handwerken zu verarbeiten viel zu mühsam fället, also sind die soge-<lb/>
nannten <hi rendition="#g">Zeinhämmer</hi> erdacht, und dadurch das löbliche Hand-<lb/>
werk der Zeiner eingeführt worden.</p><lb/>
            <p>Es ist aber dieses Handwerk au&#x017F;ser Steuermark, München und<lb/>
Nürnberg in Teutschland nicht sonders bekannt, ob es schon sehr<lb/>
nutzbar, und allen von Eisen und Stahl arbeitenden Handwerkern<lb/><figure><head>Fig. 213.</head></figure><lb/>
zu gro&#x017F;sem Vorteil gereichet, indem zumahl diejenige, welche kleine<lb/>
Sachen arbeiten, das Eisen sonst überaus mühsam von einander<lb/>
schroten und in dünne Stäbe zerhauen müssen, vermittelst des Zeiners<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[972/0994] Die Veredlung des Schmiedeisens im 17. Jahrhundert. Christoff Weigel 1) giebt (1698) nachstehende Abbildung eines Zainhammers 2) und schreibt dazu: „Weil aber das Eisen in so groſsen und groben Stücken denen Handwerken zu verarbeiten viel zu mühsam fället, also sind die soge- nannten Zeinhämmer erdacht, und dadurch das löbliche Hand- werk der Zeiner eingeführt worden. Es ist aber dieses Handwerk auſser Steuermark, München und Nürnberg in Teutschland nicht sonders bekannt, ob es schon sehr nutzbar, und allen von Eisen und Stahl arbeitenden Handwerkern [Abbildung Fig. 213.] zu groſsem Vorteil gereichet, indem zumahl diejenige, welche kleine Sachen arbeiten, das Eisen sonst überaus mühsam von einander schroten und in dünne Stäbe zerhauen müssen, vermittelst des Zeiners 1) Christoff Weigel, Abbildung der Gemeinnützlichen Haupt-Stände. Regensburg 1698. 2) Weigels hübsche Kupfer sind alle, dem Geschmack der Zeit entsprechend, mit moralisierenden Überschriften und Versen versehen. Im vorliegenden Falle lautet die Überschrift: Zainhammer. — Vor Gottes Angesicht, taucht grobe Hoffart nicht. Unter der Vignette steht: „Des Eisens groſses Stück muſs klein, eh’ es der Wert vergröſsert, werden, Nicht anders kann der Mensch auff Erden zu Gottes Werkzeug tauglich seyn, Bis ihn die Demut klein gemacht, dann Stolz wird hier und dort verlacht.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/994
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 972. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/994>, abgerufen am 26.04.2024.