Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite
Das fünfte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche noch eines
andern universalen Astrolabii, wie solches de la Hire
in Parls erfunden.

Nachdeme Herr de la Hire, der ältere, Königl. Professor der Mathe-
matik und Mitglied der Academie der Wissenschaften in Paris bey
den oben beschriebenen zweyen Astrolabiis einigen Mangel wahrge-
nommen, wie nemlich so wohl die Meridiani als Paralleli auf dem ersten ge-
gen der Mitte zu etwas enger, dann aussen, und auf dem untern alle diese Zir-
kel gegen den aussern Theilen weit enger als gegen der Mitte zusammen kom-
men, so ist selbiger gegen das Ende des vorigen Seculi darauf bedacht gewe-
sen, wie er dergleichen Instrumente darstellen mögte, daß die Weiten besag-
ter Zirkel von einander fast in einer Gleichheit und mit den Zirkeln auf dem
Globo conformer wären, welches Intent er auch bald darauf glücklich er-
reichet, also daß Bion, unser Autor, auch eine Beschreibung hievon in sei-
nem Tractat von den Astrolabiis dem Publico mitzutheilen Anlaß bekom-
men, dahero wir bey gegenwärtiger Gelegenheit nach dessen Anleitung sol-
ches auch in den nachfolgenden mit wenigen darthun wollen.

Von der Zubereitung dieses Astrolabii
universalis.

Man ziehet erstlich einen Zirkel in der Weite, so groß als man das Astro-
labium zu beschreiben verlanget, wie hier A B D E, dann einen noch et-
was kleinern, um den Fundamentalzirkel, der hier der Meridian ist, gethei-
let vorzustellen; auf diesem sind die Puncte A und E wie auf dem vorherge-
henden, die 2. Pole, wollte man aber, entweder den Aequator, (wie in dem
folgenden siebenden Capitel mit mehrern zu ersehen) oder die Ekliptik vor
den Fundamentalzirkel annehmen, muß der Mittelpunct C. die Pole von el-
nem dieser Zirkel andeuten. Ferner theilet man besagten Zirkel ABDE durch
die zween elnander winkelrecht durchschneidende Durchmessere AC und BD in
4. Quadranten, einen jeden solchen wieder von 5. zu 5. Graden, oder wo
es der Raum leidet, von Grade zu Grade, C D aber den halben Durch-
messer bey F in zween gleiche Theile, und ziehet aus dem Puncte bey 45.
durch F eine gerade Linie so weit hinaus, biß selbige auf den verlängerten
Durchmesser A E in O trifft. In diesem Puncte wird allhier das Aug zu

Das fünfte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche noch eines
andern univerſalen Aſtrolabii, wie ſolches de la Hire
in Parls erfunden.

Nachdeme Herr de la Hire, der ältere, Königl. Profeſſor der Mathe-
matik und Mitglied der Academie der Wiſſenſchaften in Paris bey
den oben beſchriebenen zweyen Aſtrolabiis einigen Mangel wahrge-
nommen, wie nemlich ſo wohl die Meridiani als Paralleli auf dem erſten ge-
gen der Mitte zu etwas enger, dann auſſen, und auf dem untern alle dieſe Zir-
kel gegen den auſſern Theilen weit enger als gegen der Mitte zuſammen kom-
men, ſo iſt ſelbiger gegen das Ende des vorigen Seculi darauf bedacht gewe-
ſen, wie er dergleichen Inſtrumente darſtellen mögte, daß die Weiten beſag-
ter Zirkel von einander faſt in einer Gleichheit und mit den Zirkeln auf dem
Globo conformer wären, welches Intent er auch bald darauf glücklich er-
reichet, alſo daß Bion, unſer Autor, auch eine Beſchreibung hievon in ſei-
nem Tractat von den Aſtrolabiis dem Publico mitzutheilen Anlaß bekom-
men, dahero wir bey gegenwärtiger Gelegenheit nach deſſen Anleitung ſol-
ches auch in den nachfolgenden mit wenigen darthun wollen.

Von der Zubereitung dieſes Aſtrolabii
univerſalis.

Man ziehet erſtlich einen Zirkel in der Weite, ſo groß als man das Aſtro-
labium zu beſchreiben verlanget, wie hier A B D E, dann einen noch et-
was kleinern, um den Fundamentalzirkel, der hier der Meridian iſt, gethei-
let vorzuſtellen; auf dieſem ſind die Puncte A und E wie auf dem vorherge-
henden, die 2. Pole, wollte man aber, entweder den Aequator, (wie in dem
folgenden ſiebenden Capitel mit mehrern zu erſehen) oder die Ekliptik vor
den Fundamentalzirkel annehmen, muß der Mittelpunct C. die Pole von el-
nem dieſer Zirkel andeuten. Ferner theilet man beſagten Zirkel ABDE durch
die zween elnander winkelrecht durchſchneidende Durchmeſſere AC und BD in
4. Quadranten, einen jeden ſolchen wieder von 5. zu 5. Graden, oder wo
es der Raum leidet, von Grade zu Grade, C D aber den halben Durch-
meſſer bey F in zween gleiche Theile, und ziehet aus dem Puncte bey 45.
durch F eine gerade Linie ſo weit hinaus, biß ſelbige auf den verlängerten
Durchmeſſer A E in O trifft. In dieſem Puncte wird allhier das Aug zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="3">
        <pb facs="#f0061" n="49"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Das fünfte Capitel.</head><lb/>
        <head>Von der Zubereitung und dem Gebrauche noch eines<lb/>
andern univer&#x017F;alen A&#x017F;trolabii, wie &#x017F;olches de la Hire<lb/>
in Parls erfunden.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">N</hi>achdeme Herr de la Hire, der ältere, Königl. Profe&#x017F;&#x017F;or der Mathe-<lb/>
matik und Mitglied der Academie der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften in Paris bey<lb/>
den oben be&#x017F;chriebenen zweyen A&#x017F;trolabiis einigen Mangel wahrge-<lb/>
nommen, wie nemlich &#x017F;o wohl die Meridiani als Paralleli auf dem er&#x017F;ten ge-<lb/>
gen der Mitte zu etwas enger, dann au&#x017F;&#x017F;en, und auf dem untern alle die&#x017F;e Zir-<lb/>
kel gegen den au&#x017F;&#x017F;ern Theilen weit enger als gegen der Mitte zu&#x017F;ammen kom-<lb/>
men, &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;elbiger gegen das Ende des vorigen Seculi darauf bedacht gewe-<lb/>
&#x017F;en, wie er dergleichen In&#x017F;trumente dar&#x017F;tellen mögte, daß die Weiten be&#x017F;ag-<lb/>
ter Zirkel von einander fa&#x017F;t in einer Gleichheit und mit den Zirkeln auf dem<lb/>
Globo conformer wären, welches Intent er auch bald darauf glücklich er-<lb/>
reichet, al&#x017F;o daß Bion, un&#x017F;er Autor, auch eine Be&#x017F;chreibung hievon in &#x017F;ei-<lb/>
nem Tractat von den A&#x017F;trolabiis dem Publico mitzutheilen Anlaß bekom-<lb/>
men, dahero wir bey gegenwärtiger Gelegenheit nach de&#x017F;&#x017F;en Anleitung &#x017F;ol-<lb/>
ches auch in den nachfolgenden mit wenigen darthun wollen. </p>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Von der Zubereitung die&#x017F;es A&#x017F;trolabii<lb/>
univer&#x017F;alis.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">M</hi>an ziehet er&#x017F;tlich einen Zirkel in der Weite, &#x017F;o groß als man das A&#x017F;tro-<lb/>
labium zu be&#x017F;chreiben verlanget, wie hier A B D E, dann einen noch et-<lb/>
was kleinern, um den Fundamentalzirkel, der hier der Meridian i&#x017F;t, gethei-<lb/>
let vorzu&#x017F;tellen; auf die&#x017F;em &#x017F;ind die Puncte A und E wie auf dem vorherge-<lb/>
henden, die 2. Pole, wollte man aber, entweder den Aequator, (wie in dem<lb/>
folgenden &#x017F;iebenden Capitel mit mehrern zu er&#x017F;ehen) oder die Ekliptik vor<lb/>
den Fundamentalzirkel annehmen, muß der Mittelpunct C. die Pole von el-<lb/>
nem die&#x017F;er Zirkel andeuten. Ferner theilet man be&#x017F;agten Zirkel ABDE durch<lb/>
die zween elnander winkelrecht durch&#x017F;chneidende Durchme&#x017F;&#x017F;ere AC und BD in<lb/>
4. Quadranten, einen jeden &#x017F;olchen wieder von 5. zu 5. Graden, oder wo<lb/>
es der Raum leidet, von Grade zu Grade, C D aber den halben Durch-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;er bey F in zween gleiche Theile, und ziehet aus dem Puncte bey 45.<lb/>
durch F eine gerade Linie &#x017F;o weit hinaus, biß &#x017F;elbige auf den verlängerten<lb/>
Durchme&#x017F;&#x017F;er A E in O trifft. In die&#x017F;em Puncte wird allhier das Aug zu
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0061] Das fünfte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche noch eines andern univerſalen Aſtrolabii, wie ſolches de la Hire in Parls erfunden. Nachdeme Herr de la Hire, der ältere, Königl. Profeſſor der Mathe- matik und Mitglied der Academie der Wiſſenſchaften in Paris bey den oben beſchriebenen zweyen Aſtrolabiis einigen Mangel wahrge- nommen, wie nemlich ſo wohl die Meridiani als Paralleli auf dem erſten ge- gen der Mitte zu etwas enger, dann auſſen, und auf dem untern alle dieſe Zir- kel gegen den auſſern Theilen weit enger als gegen der Mitte zuſammen kom- men, ſo iſt ſelbiger gegen das Ende des vorigen Seculi darauf bedacht gewe- ſen, wie er dergleichen Inſtrumente darſtellen mögte, daß die Weiten beſag- ter Zirkel von einander faſt in einer Gleichheit und mit den Zirkeln auf dem Globo conformer wären, welches Intent er auch bald darauf glücklich er- reichet, alſo daß Bion, unſer Autor, auch eine Beſchreibung hievon in ſei- nem Tractat von den Aſtrolabiis dem Publico mitzutheilen Anlaß bekom- men, dahero wir bey gegenwärtiger Gelegenheit nach deſſen Anleitung ſol- ches auch in den nachfolgenden mit wenigen darthun wollen. Von der Zubereitung dieſes Aſtrolabii univerſalis. Man ziehet erſtlich einen Zirkel in der Weite, ſo groß als man das Aſtro- labium zu beſchreiben verlanget, wie hier A B D E, dann einen noch et- was kleinern, um den Fundamentalzirkel, der hier der Meridian iſt, gethei- let vorzuſtellen; auf dieſem ſind die Puncte A und E wie auf dem vorherge- henden, die 2. Pole, wollte man aber, entweder den Aequator, (wie in dem folgenden ſiebenden Capitel mit mehrern zu erſehen) oder die Ekliptik vor den Fundamentalzirkel annehmen, muß der Mittelpunct C. die Pole von el- nem dieſer Zirkel andeuten. Ferner theilet man beſagten Zirkel ABDE durch die zween elnander winkelrecht durchſchneidende Durchmeſſere AC und BD in 4. Quadranten, einen jeden ſolchen wieder von 5. zu 5. Graden, oder wo es der Raum leidet, von Grade zu Grade, C D aber den halben Durch- meſſer bey F in zween gleiche Theile, und ziehet aus dem Puncte bey 45. durch F eine gerade Linie ſo weit hinaus, biß ſelbige auf den verlängerten Durchmeſſer A E in O trifft. In dieſem Puncte wird allhier das Aug zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ECHO: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-10-09T11:08:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-10-09T11:08:35Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde beibehalten.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
  • Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/61
Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/61>, abgerufen am 26.04.2024.