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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

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§. 49.

Noch sind am Körper einiger Thiere beson-
dere Beutel von verschiedner Bestimmung zu
merken. So haben manche Meerkatzen, der
Hamster, die Ziselmaus u. a. Backentaschen,
um Proviant darin einschleppen zu können. Das
Weibchen der Beutelratte hat eine Tasche über
ihre Zitzen am Bauche, in welche sich die sau-
genden Jungen verkriechen, können. Der Orang-
utang und das Rennthier haben einen Beutel am
Halse, der sich in die Kehle öffnet, und zur Ver-
stärkung der Stimme dient. Der Biber, die
Zibetkatze, das Bisamthier, der Dachs u. a.m.
haben verschiedne Beutel (Folliculos) am Na-
bel, beym After etc. in welche sich eine schmierich-
te starkriechende Fettigkeit sammlet u. s. w.

§. 50.

Die Säugethiere geben die wichtigsten
Geschöpfe fürs Menschengeschlecht. Der Mensch
hat sich noch aus keiner andern Thierclasse so
treue, arbeitsame und dienstfertige Gehülfen zu
schaffen gewußt, als aus dieser. Sie enthält un-
gemein gelehrige Thiere, deren Naturell sich leicht
abändern läst, und der Mensch hat folglich ganze
Gattungen aus ihrer Wildniß versetzen, und
blos zu seinen Hausgenossen machen können.
Der Verlust der Freyheit zeigt sich nach mehrern
Generationen besonders durch hängende Ohren

§. 49.

Noch sind am Körper einiger Thiere beson-
dere Beutel von verschiedner Bestimmung zu
merken. So haben manche Meerkatzen, der
Hamster, die Ziselmaus u. a. Backentaschen,
um Proviant darin einschleppen zu können. Das
Weibchen der Beutelratte hat eine Tasche über
ihre Zitzen am Bauche, in welche sich die sau-
genden Jungen verkriechen, können. Der Orang-
utang und das Rennthier haben einen Beutel am
Halse, der sich in die Kehle öffnet, und zur Ver-
stärkung der Stimme dient. Der Biber, die
Zibetkatze, das Bisamthier, der Dachs u. a.m.
haben verschiedne Beutel (Folliculos) am Na-
bel, beym After ꝛc. in welche sich eine schmierich-
te starkriechende Fettigkeit sammlet u. s. w.

§. 50.

Die Säugethiere geben die wichtigsten
Geschöpfe fürs Menschengeschlecht. Der Mensch
hat sich noch aus keiner andern Thierclasse so
treue, arbeitsame und dienstfertige Gehülfen zu
schaffen gewußt, als aus dieser. Sie enthält un-
gemein gelehrige Thiere, deren Naturell sich leicht
abändern läst, und der Mensch hat folglich ganze
Gattungen aus ihrer Wildniß versetzen, und
blos zu seinen Hausgenossen machen können.
Der Verlust der Freyheit zeigt sich nach mehrern
Generationen besonders durch hängende Ohren

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[53/0075] §. 49. Noch sind am Körper einiger Thiere beson- dere Beutel von verschiedner Bestimmung zu merken. So haben manche Meerkatzen, der Hamster, die Ziselmaus u. a. Backentaschen, um Proviant darin einschleppen zu können. Das Weibchen der Beutelratte hat eine Tasche über ihre Zitzen am Bauche, in welche sich die sau- genden Jungen verkriechen, können. Der Orang- utang und das Rennthier haben einen Beutel am Halse, der sich in die Kehle öffnet, und zur Ver- stärkung der Stimme dient. Der Biber, die Zibetkatze, das Bisamthier, der Dachs u. a.m. haben verschiedne Beutel (Folliculos) am Na- bel, beym After ꝛc. in welche sich eine schmierich- te starkriechende Fettigkeit sammlet u. s. w. §. 50. Die Säugethiere geben die wichtigsten Geschöpfe fürs Menschengeschlecht. Der Mensch hat sich noch aus keiner andern Thierclasse so treue, arbeitsame und dienstfertige Gehülfen zu schaffen gewußt, als aus dieser. Sie enthält un- gemein gelehrige Thiere, deren Naturell sich leicht abändern läst, und der Mensch hat folglich ganze Gattungen aus ihrer Wildniß versetzen, und blos zu seinen Hausgenossen machen können. Der Verlust der Freyheit zeigt sich nach mehrern Generationen besonders durch hängende Ohren

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/75>, abgerufen am 26.04.2024.