Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

gz ihn nach NB zurückwirft, weil aus der Gleichheit der Winkel
SNz = BNg auch die Gleichheit SNm = ONq folgt. NB
und NO machen also eine genaue grade Linie. Diese durch das
Heliotrop gegebenen Signale sind freilich auf den Sonnenschein be-
schränkt, dann aber auch wegen der festen Bestimmung eines klei-
nen Punctes, wegen der genauen Kenntniß desjenigen Punctes,
wohin der Beobachter, dem man das Sonnenlicht zuwirft, visirt,
vorzüglich geeignet, bei Messungen, wo man eine bis auf Theile
des Fußes gehende Genauigkeit fordert, angewandt zu werden.

Der Heliostat.

Noch ein Spiegel-Instrument, den Heliostat, kann ich hier
zwar nicht wohl umständlich beschreiben; aber seinen Zweck muß ich
doch wenigstens angeben. Es ist bei manchen Versuchen erforder-
lich, daß man einen, durch eine Oeffnung ins finstre Zimmer fal-
lenden Sonnenstrahl lange Zeit in einerlei Richtung einfallend er-
halte; aber das Fortrücken der Sonne gestattet dieses nicht. Läßt
man das Sonnenbild, von einem ebnen Spiegel reflectirt, jenen
Strahl in das finstre Zimmer werfen, so gewährt das zwar den
Vortheil, dem Sonnenstrahle eine willkührliche Richtung zu geben,
aber mit dem Fortrücken der Sonne am Himmel ändert sich diese
Richtung. Der Heliostat ist dagegen bestimmt, dem Sonnen-
strahle eine feste Richtung zu geben, und dieses bewirkt er dadurch,
daß er, vermittelst eines Uhrwerkes, den Spiegel so fortführt, wie
es nöthig ist, um den zurückgeworfenen Strahl immer in derselben
Richtung zu erhalten. Die dazu von 's Gravesand schon ge-
machte Anordnung des Instrumentes ist ziemlich zusammengesetzt,
und die Erklärung der Gründe für diese Anordnung nicht leicht,
weshalb ich sie hier übergehe *). In Ermangelung eines so kost-
baren Instruments pflegt man den Spiegel, den man an den Fen-
sterladen anschraubt, um einen Lichtstrahl in das dunkle Zimmer
zu werfen, mit zwei Schrauben zu versehen, damit eine gehörige
Aenderung in der Stellung des Spiegels das zu beobachtende Son-
nenbild stets an einer Stelle, den Sonnenstrahl in stets gleicher
Richtung, erhalte.


*) S. Gehlers Wörterbuch. Art. Heliostat.

gz ihn nach NB zuruͤckwirft, weil aus der Gleichheit der Winkel
SNz = BNg auch die Gleichheit SNm = ONq folgt. NB
und NO machen alſo eine genaue grade Linie. Dieſe durch das
Heliotrop gegebenen Signale ſind freilich auf den Sonnenſchein be-
ſchraͤnkt, dann aber auch wegen der feſten Beſtimmung eines klei-
nen Punctes, wegen der genauen Kenntniß desjenigen Punctes,
wohin der Beobachter, dem man das Sonnenlicht zuwirft, viſirt,
vorzuͤglich geeignet, bei Meſſungen, wo man eine bis auf Theile
des Fußes gehende Genauigkeit fordert, angewandt zu werden.

Der Helioſtat.

Noch ein Spiegel-Inſtrument, den Helioſtat, kann ich hier
zwar nicht wohl umſtaͤndlich beſchreiben; aber ſeinen Zweck muß ich
doch wenigſtens angeben. Es iſt bei manchen Verſuchen erforder-
lich, daß man einen, durch eine Oeffnung ins finſtre Zimmer fal-
lenden Sonnenſtrahl lange Zeit in einerlei Richtung einfallend er-
halte; aber das Fortruͤcken der Sonne geſtattet dieſes nicht. Laͤßt
man das Sonnenbild, von einem ebnen Spiegel reflectirt, jenen
Strahl in das finſtre Zimmer werfen, ſo gewaͤhrt das zwar den
Vortheil, dem Sonnenſtrahle eine willkuͤhrliche Richtung zu geben,
aber mit dem Fortruͤcken der Sonne am Himmel aͤndert ſich dieſe
Richtung. Der Helioſtat iſt dagegen beſtimmt, dem Sonnen-
ſtrahle eine feſte Richtung zu geben, und dieſes bewirkt er dadurch,
daß er, vermittelſt eines Uhrwerkes, den Spiegel ſo fortfuͤhrt, wie
es noͤthig iſt, um den zuruͤckgeworfenen Strahl immer in derſelben
Richtung zu erhalten. Die dazu von 's Graveſand ſchon ge-
machte Anordnung des Inſtrumentes iſt ziemlich zuſammengeſetzt,
und die Erklaͤrung der Gruͤnde fuͤr dieſe Anordnung nicht leicht,
weshalb ich ſie hier uͤbergehe *). In Ermangelung eines ſo koſt-
baren Inſtruments pflegt man den Spiegel, den man an den Fen-
ſterladen anſchraubt, um einen Lichtſtrahl in das dunkle Zimmer
zu werfen, mit zwei Schrauben zu verſehen, damit eine gehoͤrige
Aenderung in der Stellung des Spiegels das zu beobachtende Son-
nenbild ſtets an einer Stelle, den Sonnenſtrahl in ſtets gleicher
Richtung, erhalte.


*) S. Gehlers Woͤrterbuch. Art. Helioſtat.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0100" n="86"/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">gz</hi></hi> ihn nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">NB</hi></hi> zuru&#x0364;ckwirft, weil aus der Gleichheit der Winkel<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">SNz</hi></hi> = <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">BNg</hi></hi> auch die Gleichheit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">SNm</hi></hi> = <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">ONq</hi></hi> folgt. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">NB</hi></hi><lb/>
und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">NO</hi></hi> machen al&#x017F;o eine genaue grade Linie. Die&#x017F;e durch                         das<lb/>
Heliotrop gegebenen Signale &#x017F;ind freilich auf den                         Sonnen&#x017F;chein be-<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;nkt, dann aber                         auch wegen der fe&#x017F;ten Be&#x017F;timmung eines klei-<lb/>
nen                         Punctes, wegen der genauen Kenntniß desjenigen Punctes,<lb/>
wohin der                         Beobachter, dem man das Sonnenlicht zuwirft,                         vi&#x017F;irt,<lb/>
vorzu&#x0364;glich geeignet, bei                         Me&#x017F;&#x017F;ungen, wo man eine bis auf Theile<lb/>
des Fußes                         gehende Genauigkeit fordert, angewandt zu werden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Der Helio&#x017F;tat</hi>.</head><lb/>
          <p>Noch ein Spiegel-In&#x017F;trument, den Helio&#x017F;tat, kann ich                         hier<lb/>
zwar nicht wohl um&#x017F;ta&#x0364;ndlich                         be&#x017F;chreiben; aber &#x017F;einen Zweck muß ich<lb/>
doch                         wenig&#x017F;tens angeben. Es i&#x017F;t bei manchen                         Ver&#x017F;uchen erforder-<lb/>
lich, daß man einen, durch eine Oeffnung                         ins fin&#x017F;tre Zimmer fal-<lb/>
lenden Sonnen&#x017F;trahl lange                         Zeit in einerlei Richtung einfallend er-<lb/>
halte; aber das                         Fortru&#x0364;cken der Sonne ge&#x017F;tattet die&#x017F;es                         nicht. La&#x0364;ßt<lb/>
man das Sonnenbild, von einem ebnen Spiegel                         reflectirt, jenen<lb/>
Strahl in das fin&#x017F;tre Zimmer werfen,                         &#x017F;o gewa&#x0364;hrt das zwar den<lb/>
Vortheil, dem                         Sonnen&#x017F;trahle eine willku&#x0364;hrliche Richtung zu                         geben,<lb/>
aber mit dem Fortru&#x0364;cken der Sonne am Himmel                         a&#x0364;ndert &#x017F;ich die&#x017F;e<lb/>
Richtung. Der <hi rendition="#g">Helio&#x017F;tat</hi> i&#x017F;t dagegen                         be&#x017F;timmt, dem Sonnen-<lb/>
&#x017F;trahle eine                         fe&#x017F;te Richtung zu geben, und die&#x017F;es bewirkt er                         dadurch,<lb/>
daß er, vermittel&#x017F;t eines Uhrwerkes, den Spiegel                         &#x017F;o fortfu&#x0364;hrt, wie<lb/>
es no&#x0364;thig                         i&#x017F;t, um den zuru&#x0364;ckgeworfenen Strahl immer in                         der&#x017F;elben<lb/>
Richtung zu erhalten. Die dazu von 's <hi rendition="#g">Grave&#x017F;and</hi> &#x017F;chon ge-<lb/>
machte                         Anordnung des In&#x017F;trumentes i&#x017F;t ziemlich                         zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzt,<lb/>
und die Erkla&#x0364;rung der                         Gru&#x0364;nde fu&#x0364;r die&#x017F;e Anordnung nicht                         leicht,<lb/>
weshalb ich &#x017F;ie hier u&#x0364;bergehe <note place="foot" n="*)">S. <hi rendition="#g">Gehlers</hi> Wo&#x0364;rterbuch. Art. <hi rendition="#g">Helio&#x017F;tat</hi>.</note>. In Ermangelung eines                         &#x017F;o ko&#x017F;t-<lb/>
baren In&#x017F;truments pflegt man                         den Spiegel, den man an den Fen-<lb/>
&#x017F;terladen                         an&#x017F;chraubt, um einen Licht&#x017F;trahl in das dunkle                         Zimmer<lb/>
zu werfen, mit zwei Schrauben zu ver&#x017F;ehen, damit eine                         geho&#x0364;rige<lb/>
Aenderung in der Stellung des Spiegels das zu                         beobachtende Son-<lb/>
nenbild &#x017F;tets an einer Stelle, den                         Sonnen&#x017F;trahl in &#x017F;tets gleicher<lb/>
Richtung,                         erhalte.</p>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0100] gz ihn nach NB zuruͤckwirft, weil aus der Gleichheit der Winkel SNz = BNg auch die Gleichheit SNm = ONq folgt. NB und NO machen alſo eine genaue grade Linie. Dieſe durch das Heliotrop gegebenen Signale ſind freilich auf den Sonnenſchein be- ſchraͤnkt, dann aber auch wegen der feſten Beſtimmung eines klei- nen Punctes, wegen der genauen Kenntniß desjenigen Punctes, wohin der Beobachter, dem man das Sonnenlicht zuwirft, viſirt, vorzuͤglich geeignet, bei Meſſungen, wo man eine bis auf Theile des Fußes gehende Genauigkeit fordert, angewandt zu werden. Der Helioſtat. Noch ein Spiegel-Inſtrument, den Helioſtat, kann ich hier zwar nicht wohl umſtaͤndlich beſchreiben; aber ſeinen Zweck muß ich doch wenigſtens angeben. Es iſt bei manchen Verſuchen erforder- lich, daß man einen, durch eine Oeffnung ins finſtre Zimmer fal- lenden Sonnenſtrahl lange Zeit in einerlei Richtung einfallend er- halte; aber das Fortruͤcken der Sonne geſtattet dieſes nicht. Laͤßt man das Sonnenbild, von einem ebnen Spiegel reflectirt, jenen Strahl in das finſtre Zimmer werfen, ſo gewaͤhrt das zwar den Vortheil, dem Sonnenſtrahle eine willkuͤhrliche Richtung zu geben, aber mit dem Fortruͤcken der Sonne am Himmel aͤndert ſich dieſe Richtung. Der Helioſtat iſt dagegen beſtimmt, dem Sonnen- ſtrahle eine feſte Richtung zu geben, und dieſes bewirkt er dadurch, daß er, vermittelſt eines Uhrwerkes, den Spiegel ſo fortfuͤhrt, wie es noͤthig iſt, um den zuruͤckgeworfenen Strahl immer in derſelben Richtung zu erhalten. Die dazu von 's Graveſand ſchon ge- machte Anordnung des Inſtrumentes iſt ziemlich zuſammengeſetzt, und die Erklaͤrung der Gruͤnde fuͤr dieſe Anordnung nicht leicht, weshalb ich ſie hier uͤbergehe *). In Ermangelung eines ſo koſt- baren Inſtruments pflegt man den Spiegel, den man an den Fen- ſterladen anſchraubt, um einen Lichtſtrahl in das dunkle Zimmer zu werfen, mit zwei Schrauben zu verſehen, damit eine gehoͤrige Aenderung in der Stellung des Spiegels das zu beobachtende Son- nenbild ſtets an einer Stelle, den Sonnenſtrahl in ſtets gleicher Richtung, erhalte. *) S. Gehlers Woͤrterbuch. Art. Helioſtat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/100
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/100>, abgerufen am 26.04.2024.