Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Allgemeines.
wärtig beschränken sie sich auf zwei Familien, von denen nur die eine zahlreichere Mitglieder zählt
und die andere von manchen Naturforschern nicht einmal anerkannt, sondern mit jener verschmolzen
wird. Es erscheint deshalb unnöthig, auf die Ordnungsmerkmale im Besonderen einzugehen, da
eine Kennzeichnung der Störe im Allgemeinen und der Rüsselstöre im Besonderen jene von selbst ergibt.

Die Rüsselstöre (Acipenses) haben einen lang gestreckten Leib, eine rüsselförmige, mehr oder
minder zugespitzte, unbewegliche, durch die über die beweglichen Kieferknochen weit hervorragenden
Gesichtsknochen gebildete Schnauze mit unterständigem Maule, Kiemendeckel, welche die Kiemenspalte
unvollständig bedecken, eine Kiemenhaut ohne Strahlen und eine Bekleidung, welche aus großen, in
fünf Längsreihen geordneten Knochenschildern besteht. Die Arentheile des Gerippes bleiben knorpelig;
die Wirbelsäule setzt sich bis zur Spitze des oberen verlängerten Lappens der Schwanzflosse fort. Es
finden sich außerdem vier knöcherne Kiemendeckel und Kiemenbögen, ein Schulter- und Beckengürtel
zur Einlenkung der Brust- und Bauchflossen, Träger oder Stützen der unpaaren Flossen und zahl-
reiche Rippen.

Der Kopf aller störähnlichen Fische, ist, laut Heckel und Kner, mehr oder minder vier-
seitig und entweder in eine schmale oder in eine breite, rüsselartige Schnauze verlängert, welche von
dem in einen Knorpel verwachsenen Nasen- und Siebbeine und unterhalb vom Pflugscharbeine gebildet
wird. Letzteres springt wie eine Leiste vor und trägt auf einem knöchernen Fortsatze vier Barteln,
welche als Tastwerkzeuge dienen und, je nach den Arten, in Form und Stellung verschieden sind.
Hinter ihnen liegt der Mund quer in einer eigenen Vertiefung; er wird von einem Knorpelvorsprunge
gestützt, welcher aus drei durch Gelenke verbundenen Stücken besteht, und ist durch denselben vorstreckbar;
sein oberer Rand wird meist von einer dicken, fleischigen Lippe umgeben, welche sich aber gegen den
Unterkiefer, gewöhnlich nur an den Mundwinkeln verkümmert fortsetzt. Die Augen liegen seitwärts
im Schädel hinter den Nasenöffnungen und haben häufig bei einem und demselben Stücke ungleichen
Durchmesser. Die einzelnen Platten oder Schilder des Oberkopfes entsprechen theils den Deck- oder
Belegknochen einer völlig knöchernen Schädelkapsel, theils den unteren Augenrandknochen. Die
Kiemen sitzen wie bei den Knochenfischen auf fünf beweglichen Kiemenbögen, sind kammförmig und
mit ihren Spitzen frei. An der Jnnenseite des sie nur theilweise überhüllenden Deckels liegt eine
große, ebenfalls kammförmige Nebenkieme und zunächst hinter ihr, am oberen Rande des Deckels,
das kleine Spritzloch. Der Verschluß der Kiemenspalte nach abwärts wird durch die Kiemenhaut
bewerkstelligt, welche den Deckel halbmondförmig umsäumt und durch keine Strahlen geschützt ist.
Fünf Längsreihen von Knochenschildern bekleiden den Leib; eine dieser Reihen verläuft längs des
Rückens bis zur Rückenflosse, eine jederseits längs der Seiten bis zur Schwanzflosse und je eine am
Bauchrande vom Schultergürtel bis gegen die Bauchflosse hin. Die Schilder bilden längs ihrer
Mitte einen mehr oder minder scharfen, oft in eine Spitze übergehenden Kiel und bedingen dadurch
eine fünfeckige Gestalt des Rumpfes. Die Haut zwischen den Schilderreihen ist theilweise nackt und
glatt, theilweise mehr oder weniger dicht mit kleineren Schildchen oder Knochenkörnern von verschiedener
Gestalt und Größe bedeckt, das Schwanzende und der obere Schwanzflossenlappen mit viereckigen,
flachen, dicht anschließenden, kleinen Knochenschuppen bekleidet; zwei große Schilder panzern die
Gegend der Schlüsselbeine. Alle Schilder ändern nach dem Alter bedeutend ab; ihre Kämme und
Spitzen werden stumpf; die Bauchschilder verschwinden oft fast gänzlich. Damit wird der Durch-
schnitt des Leibes ein anderer; denn die fünfeckige Gestalt desselben verliert sich mehr oder weniger.
Jn den Flossen stehen dicht gedrängte, gegliederte, meist biegsame, zu beiden Seiten fein gezähnelte
Strahlen, und nur die Brustflossen haben einen ersten Knochenstrahl. Sie sind stark und kräftig, die
weit hinten eingelenkten Bauchflossen hingegen klein; die Rückenflosse steht weit nach hinten, der
Afterflosse gegenüber; die Schwanzflosse zeichnet sich durch ihre Größe aus und ihr oberer ungleicher
Lappen ist sensenförmig gekrümmt.

Allgemeines.
wärtig beſchränken ſie ſich auf zwei Familien, von denen nur die eine zahlreichere Mitglieder zählt
und die andere von manchen Naturforſchern nicht einmal anerkannt, ſondern mit jener verſchmolzen
wird. Es erſcheint deshalb unnöthig, auf die Ordnungsmerkmale im Beſonderen einzugehen, da
eine Kennzeichnung der Störe im Allgemeinen und der Rüſſelſtöre im Beſonderen jene von ſelbſt ergibt.

Die Rüſſelſtöre (Acipenses) haben einen lang geſtreckten Leib, eine rüſſelförmige, mehr oder
minder zugeſpitzte, unbewegliche, durch die über die beweglichen Kieferknochen weit hervorragenden
Geſichtsknochen gebildete Schnauze mit unterſtändigem Maule, Kiemendeckel, welche die Kiemenſpalte
unvollſtändig bedecken, eine Kiemenhaut ohne Strahlen und eine Bekleidung, welche aus großen, in
fünf Längsreihen geordneten Knochenſchildern beſteht. Die Arentheile des Gerippes bleiben knorpelig;
die Wirbelſäule ſetzt ſich bis zur Spitze des oberen verlängerten Lappens der Schwanzfloſſe fort. Es
finden ſich außerdem vier knöcherne Kiemendeckel und Kiemenbögen, ein Schulter- und Beckengürtel
zur Einlenkung der Bruſt- und Bauchfloſſen, Träger oder Stützen der unpaaren Floſſen und zahl-
reiche Rippen.

Der Kopf aller ſtörähnlichen Fiſche, iſt, laut Heckel und Kner, mehr oder minder vier-
ſeitig und entweder in eine ſchmale oder in eine breite, rüſſelartige Schnauze verlängert, welche von
dem in einen Knorpel verwachſenen Naſen- und Siebbeine und unterhalb vom Pflugſcharbeine gebildet
wird. Letzteres ſpringt wie eine Leiſte vor und trägt auf einem knöchernen Fortſatze vier Barteln,
welche als Taſtwerkzeuge dienen und, je nach den Arten, in Form und Stellung verſchieden ſind.
Hinter ihnen liegt der Mund quer in einer eigenen Vertiefung; er wird von einem Knorpelvorſprunge
geſtützt, welcher aus drei durch Gelenke verbundenen Stücken beſteht, und iſt durch denſelben vorſtreckbar;
ſein oberer Rand wird meiſt von einer dicken, fleiſchigen Lippe umgeben, welche ſich aber gegen den
Unterkiefer, gewöhnlich nur an den Mundwinkeln verkümmert fortſetzt. Die Augen liegen ſeitwärts
im Schädel hinter den Naſenöffnungen und haben häufig bei einem und demſelben Stücke ungleichen
Durchmeſſer. Die einzelnen Platten oder Schilder des Oberkopfes entſprechen theils den Deck- oder
Belegknochen einer völlig knöchernen Schädelkapſel, theils den unteren Augenrandknochen. Die
Kiemen ſitzen wie bei den Knochenfiſchen auf fünf beweglichen Kiemenbögen, ſind kammförmig und
mit ihren Spitzen frei. An der Jnnenſeite des ſie nur theilweiſe überhüllenden Deckels liegt eine
große, ebenfalls kammförmige Nebenkieme und zunächſt hinter ihr, am oberen Rande des Deckels,
das kleine Spritzloch. Der Verſchluß der Kiemenſpalte nach abwärts wird durch die Kiemenhaut
bewerkſtelligt, welche den Deckel halbmondförmig umſäumt und durch keine Strahlen geſchützt iſt.
Fünf Längsreihen von Knochenſchildern bekleiden den Leib; eine dieſer Reihen verläuft längs des
Rückens bis zur Rückenfloſſe, eine jederſeits längs der Seiten bis zur Schwanzfloſſe und je eine am
Bauchrande vom Schultergürtel bis gegen die Bauchfloſſe hin. Die Schilder bilden längs ihrer
Mitte einen mehr oder minder ſcharfen, oft in eine Spitze übergehenden Kiel und bedingen dadurch
eine fünfeckige Geſtalt des Rumpfes. Die Haut zwiſchen den Schilderreihen iſt theilweiſe nackt und
glatt, theilweiſe mehr oder weniger dicht mit kleineren Schildchen oder Knochenkörnern von verſchiedener
Geſtalt und Größe bedeckt, das Schwanzende und der obere Schwanzfloſſenlappen mit viereckigen,
flachen, dicht anſchließenden, kleinen Knochenſchuppen bekleidet; zwei große Schilder panzern die
Gegend der Schlüſſelbeine. Alle Schilder ändern nach dem Alter bedeutend ab; ihre Kämme und
Spitzen werden ſtumpf; die Bauchſchilder verſchwinden oft faſt gänzlich. Damit wird der Durch-
ſchnitt des Leibes ein anderer; denn die fünfeckige Geſtalt deſſelben verliert ſich mehr oder weniger.
Jn den Floſſen ſtehen dicht gedrängte, gegliederte, meiſt biegſame, zu beiden Seiten fein gezähnelte
Strahlen, und nur die Bruſtfloſſen haben einen erſten Knochenſtrahl. Sie ſind ſtark und kräftig, die
weit hinten eingelenkten Bauchfloſſen hingegen klein; die Rückenfloſſe ſteht weit nach hinten, der
Afterfloſſe gegenüber; die Schwanzfloſſe zeichnet ſich durch ihre Größe aus und ihr oberer ungleicher
Lappen iſt ſenſenförmig gekrümmt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0809" n="767"/><fw place="top" type="header">Allgemeines.</fw><lb/>
wärtig be&#x017F;chränken &#x017F;ie &#x017F;ich auf zwei Familien, von denen nur die eine zahlreichere Mitglieder zählt<lb/>
und die andere von manchen Naturfor&#x017F;chern nicht einmal anerkannt, &#x017F;ondern mit jener ver&#x017F;chmolzen<lb/>
wird. Es er&#x017F;cheint deshalb unnöthig, auf die Ordnungsmerkmale im Be&#x017F;onderen einzugehen, da<lb/>
eine Kennzeichnung der Störe im Allgemeinen und der Rü&#x017F;&#x017F;el&#x017F;töre im Be&#x017F;onderen jene von &#x017F;elb&#x017F;t ergibt.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#g">&#x017F;&#x017F;el&#x017F;töre</hi> <hi rendition="#aq">(Acipenses)</hi> haben einen lang ge&#x017F;treckten Leib, eine rü&#x017F;&#x017F;elförmige, mehr oder<lb/>
minder zuge&#x017F;pitzte, unbewegliche, durch die über die beweglichen Kieferknochen weit hervorragenden<lb/>
Ge&#x017F;ichtsknochen gebildete Schnauze mit unter&#x017F;tändigem Maule, Kiemendeckel, welche die Kiemen&#x017F;palte<lb/>
unvoll&#x017F;tändig bedecken, eine Kiemenhaut ohne Strahlen und eine Bekleidung, welche aus großen, in<lb/>
fünf Längsreihen geordneten Knochen&#x017F;childern be&#x017F;teht. Die Arentheile des Gerippes bleiben knorpelig;<lb/>
die Wirbel&#x017F;äule &#x017F;etzt &#x017F;ich bis zur Spitze des oberen verlängerten Lappens der Schwanzflo&#x017F;&#x017F;e fort. Es<lb/>
finden &#x017F;ich außerdem vier knöcherne Kiemendeckel und Kiemenbögen, ein Schulter- und Beckengürtel<lb/>
zur Einlenkung der Bru&#x017F;t- und Bauchflo&#x017F;&#x017F;en, Träger oder Stützen der unpaaren Flo&#x017F;&#x017F;en und zahl-<lb/>
reiche Rippen.</p><lb/>
            <p>Der Kopf aller &#x017F;törähnlichen Fi&#x017F;che, i&#x017F;t, laut <hi rendition="#g">Heckel</hi> und <hi rendition="#g">Kner,</hi> mehr oder minder vier-<lb/>
&#x017F;eitig und entweder in eine &#x017F;chmale oder in eine breite, rü&#x017F;&#x017F;elartige Schnauze verlängert, welche von<lb/>
dem in einen Knorpel verwach&#x017F;enen Na&#x017F;en- und Siebbeine und unterhalb vom Pflug&#x017F;charbeine gebildet<lb/>
wird. Letzteres &#x017F;pringt wie eine Lei&#x017F;te vor und trägt auf einem knöchernen Fort&#x017F;atze vier Barteln,<lb/>
welche als Ta&#x017F;twerkzeuge dienen und, je nach den Arten, in Form und Stellung ver&#x017F;chieden &#x017F;ind.<lb/>
Hinter ihnen liegt der Mund quer in einer eigenen Vertiefung; er wird von einem Knorpelvor&#x017F;prunge<lb/>
ge&#x017F;tützt, welcher aus drei durch Gelenke verbundenen Stücken be&#x017F;teht, und i&#x017F;t durch den&#x017F;elben vor&#x017F;treckbar;<lb/>
&#x017F;ein oberer Rand wird mei&#x017F;t von einer dicken, flei&#x017F;chigen Lippe umgeben, welche &#x017F;ich aber gegen den<lb/>
Unterkiefer, gewöhnlich nur an den Mundwinkeln verkümmert fort&#x017F;etzt. Die Augen liegen &#x017F;eitwärts<lb/>
im Schädel hinter den Na&#x017F;enöffnungen und haben häufig bei einem und dem&#x017F;elben Stücke ungleichen<lb/>
Durchme&#x017F;&#x017F;er. Die einzelnen Platten oder Schilder des Oberkopfes ent&#x017F;prechen theils den Deck- oder<lb/>
Belegknochen einer völlig knöchernen Schädelkap&#x017F;el, theils den unteren Augenrandknochen. Die<lb/>
Kiemen &#x017F;itzen wie bei den Knochenfi&#x017F;chen auf fünf beweglichen Kiemenbögen, &#x017F;ind kammförmig und<lb/>
mit ihren Spitzen frei. An der Jnnen&#x017F;eite des &#x017F;ie nur theilwei&#x017F;e überhüllenden Deckels liegt eine<lb/>
große, ebenfalls kammförmige Nebenkieme und zunäch&#x017F;t hinter ihr, am oberen Rande des Deckels,<lb/>
das kleine Spritzloch. Der Ver&#x017F;chluß der Kiemen&#x017F;palte nach abwärts wird durch die Kiemenhaut<lb/>
bewerk&#x017F;telligt, welche den Deckel halbmondförmig um&#x017F;äumt und durch keine Strahlen ge&#x017F;chützt i&#x017F;t.<lb/>
Fünf Längsreihen von Knochen&#x017F;childern bekleiden den Leib; eine die&#x017F;er Reihen verläuft längs des<lb/>
Rückens bis zur Rückenflo&#x017F;&#x017F;e, eine jeder&#x017F;eits längs der Seiten bis zur Schwanzflo&#x017F;&#x017F;e und je eine am<lb/>
Bauchrande vom Schultergürtel bis gegen die Bauchflo&#x017F;&#x017F;e hin. Die Schilder bilden längs ihrer<lb/>
Mitte einen mehr oder minder &#x017F;charfen, oft in eine Spitze übergehenden Kiel und bedingen dadurch<lb/>
eine fünfeckige Ge&#x017F;talt des Rumpfes. Die Haut zwi&#x017F;chen den Schilderreihen i&#x017F;t theilwei&#x017F;e nackt und<lb/>
glatt, theilwei&#x017F;e mehr oder weniger dicht mit kleineren Schildchen oder Knochenkörnern von ver&#x017F;chiedener<lb/>
Ge&#x017F;talt und Größe bedeckt, das Schwanzende und der obere Schwanzflo&#x017F;&#x017F;enlappen mit viereckigen,<lb/>
flachen, dicht an&#x017F;chließenden, kleinen Knochen&#x017F;chuppen bekleidet; zwei große Schilder panzern die<lb/>
Gegend der Schlü&#x017F;&#x017F;elbeine. Alle Schilder ändern nach dem Alter bedeutend ab; ihre Kämme und<lb/>
Spitzen werden &#x017F;tumpf; die Bauch&#x017F;childer ver&#x017F;chwinden oft fa&#x017F;t gänzlich. Damit wird der Durch-<lb/>
&#x017F;chnitt des Leibes ein anderer; denn die fünfeckige Ge&#x017F;talt de&#x017F;&#x017F;elben verliert &#x017F;ich mehr oder weniger.<lb/>
Jn den Flo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tehen dicht gedrängte, gegliederte, mei&#x017F;t bieg&#x017F;ame, zu beiden Seiten fein gezähnelte<lb/>
Strahlen, und nur die Bru&#x017F;tflo&#x017F;&#x017F;en haben einen er&#x017F;ten Knochen&#x017F;trahl. Sie &#x017F;ind &#x017F;tark und kräftig, die<lb/>
weit hinten eingelenkten Bauchflo&#x017F;&#x017F;en hingegen klein; die Rückenflo&#x017F;&#x017F;e &#x017F;teht weit nach hinten, der<lb/>
Afterflo&#x017F;&#x017F;e gegenüber; die Schwanzflo&#x017F;&#x017F;e zeichnet &#x017F;ich durch ihre Größe aus und ihr oberer ungleicher<lb/>
Lappen i&#x017F;t &#x017F;en&#x017F;enförmig gekrümmt.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[767/0809] Allgemeines. wärtig beſchränken ſie ſich auf zwei Familien, von denen nur die eine zahlreichere Mitglieder zählt und die andere von manchen Naturforſchern nicht einmal anerkannt, ſondern mit jener verſchmolzen wird. Es erſcheint deshalb unnöthig, auf die Ordnungsmerkmale im Beſonderen einzugehen, da eine Kennzeichnung der Störe im Allgemeinen und der Rüſſelſtöre im Beſonderen jene von ſelbſt ergibt. Die Rüſſelſtöre (Acipenses) haben einen lang geſtreckten Leib, eine rüſſelförmige, mehr oder minder zugeſpitzte, unbewegliche, durch die über die beweglichen Kieferknochen weit hervorragenden Geſichtsknochen gebildete Schnauze mit unterſtändigem Maule, Kiemendeckel, welche die Kiemenſpalte unvollſtändig bedecken, eine Kiemenhaut ohne Strahlen und eine Bekleidung, welche aus großen, in fünf Längsreihen geordneten Knochenſchildern beſteht. Die Arentheile des Gerippes bleiben knorpelig; die Wirbelſäule ſetzt ſich bis zur Spitze des oberen verlängerten Lappens der Schwanzfloſſe fort. Es finden ſich außerdem vier knöcherne Kiemendeckel und Kiemenbögen, ein Schulter- und Beckengürtel zur Einlenkung der Bruſt- und Bauchfloſſen, Träger oder Stützen der unpaaren Floſſen und zahl- reiche Rippen. Der Kopf aller ſtörähnlichen Fiſche, iſt, laut Heckel und Kner, mehr oder minder vier- ſeitig und entweder in eine ſchmale oder in eine breite, rüſſelartige Schnauze verlängert, welche von dem in einen Knorpel verwachſenen Naſen- und Siebbeine und unterhalb vom Pflugſcharbeine gebildet wird. Letzteres ſpringt wie eine Leiſte vor und trägt auf einem knöchernen Fortſatze vier Barteln, welche als Taſtwerkzeuge dienen und, je nach den Arten, in Form und Stellung verſchieden ſind. Hinter ihnen liegt der Mund quer in einer eigenen Vertiefung; er wird von einem Knorpelvorſprunge geſtützt, welcher aus drei durch Gelenke verbundenen Stücken beſteht, und iſt durch denſelben vorſtreckbar; ſein oberer Rand wird meiſt von einer dicken, fleiſchigen Lippe umgeben, welche ſich aber gegen den Unterkiefer, gewöhnlich nur an den Mundwinkeln verkümmert fortſetzt. Die Augen liegen ſeitwärts im Schädel hinter den Naſenöffnungen und haben häufig bei einem und demſelben Stücke ungleichen Durchmeſſer. Die einzelnen Platten oder Schilder des Oberkopfes entſprechen theils den Deck- oder Belegknochen einer völlig knöchernen Schädelkapſel, theils den unteren Augenrandknochen. Die Kiemen ſitzen wie bei den Knochenfiſchen auf fünf beweglichen Kiemenbögen, ſind kammförmig und mit ihren Spitzen frei. An der Jnnenſeite des ſie nur theilweiſe überhüllenden Deckels liegt eine große, ebenfalls kammförmige Nebenkieme und zunächſt hinter ihr, am oberen Rande des Deckels, das kleine Spritzloch. Der Verſchluß der Kiemenſpalte nach abwärts wird durch die Kiemenhaut bewerkſtelligt, welche den Deckel halbmondförmig umſäumt und durch keine Strahlen geſchützt iſt. Fünf Längsreihen von Knochenſchildern bekleiden den Leib; eine dieſer Reihen verläuft längs des Rückens bis zur Rückenfloſſe, eine jederſeits längs der Seiten bis zur Schwanzfloſſe und je eine am Bauchrande vom Schultergürtel bis gegen die Bauchfloſſe hin. Die Schilder bilden längs ihrer Mitte einen mehr oder minder ſcharfen, oft in eine Spitze übergehenden Kiel und bedingen dadurch eine fünfeckige Geſtalt des Rumpfes. Die Haut zwiſchen den Schilderreihen iſt theilweiſe nackt und glatt, theilweiſe mehr oder weniger dicht mit kleineren Schildchen oder Knochenkörnern von verſchiedener Geſtalt und Größe bedeckt, das Schwanzende und der obere Schwanzfloſſenlappen mit viereckigen, flachen, dicht anſchließenden, kleinen Knochenſchuppen bekleidet; zwei große Schilder panzern die Gegend der Schlüſſelbeine. Alle Schilder ändern nach dem Alter bedeutend ab; ihre Kämme und Spitzen werden ſtumpf; die Bauchſchilder verſchwinden oft faſt gänzlich. Damit wird der Durch- ſchnitt des Leibes ein anderer; denn die fünfeckige Geſtalt deſſelben verliert ſich mehr oder weniger. Jn den Floſſen ſtehen dicht gedrängte, gegliederte, meiſt biegſame, zu beiden Seiten fein gezähnelte Strahlen, und nur die Bruſtfloſſen haben einen erſten Knochenſtrahl. Sie ſind ſtark und kräftig, die weit hinten eingelenkten Bauchfloſſen hingegen klein; die Rückenfloſſe ſteht weit nach hinten, der Afterfloſſe gegenüber; die Schwanzfloſſe zeichnet ſich durch ihre Größe aus und ihr oberer ungleicher Lappen iſt ſenſenförmig gekrümmt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/809
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 767. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/809>, abgerufen am 26.04.2024.