Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

CIIII h. vom insize, auszuge,
bedeutet: wenn die aeltern einem der kinder, oder
zweien (aber nicht dreien, und mehreren, damit
das gut nicht so sehr geteilet werde) haus, und hof,
auch güter, um ein gewisses gelt anschlagen.
Wenn allso ein vater, oder mutter einem kinde
vor den übrigen kindern das gut anschläget, und
die summe der herausgabe feste stellet, womit
die übrige kinder abgeleget; folglich dadurch ganz
abgefunden werden; falls ein anderes nicht ver-
ordnet ist, wird nach dem landbrauche dises für
eine überlassung des eigentumes, und nicht, wie
Berger in oecon. iur. lib. II, tit. 4, § 6, note 9,
glaubet, eine widerrufliche aelterliche teilung ge-
halten (§ 4195 des 2ten th.). Diser anschlag ge-
schihet entweder im lezten willen, oder bei lebendi-
gen leibe, in den ehelichen ires kindes, auch sonst:
bald mündlich, bald schriftlich, teils gerichtlich,
teils aussergerichtlich, mit bedingung, oder one
dise. Wenn er durch einen lezten willen gestiftet
ist, fället der vorbehalt der herrschaft weg; es
wird an keinen auszug gedacht; es müßte dann
für den überbleibenden ehegatten seyn. Jm an-
dern falle aber behalten sich entweder die aeltern
die herrschaft bevor, und betrachten, oder halten
iren sich verheirateten son, oder die tochter, mit
irem neuen ehegatte, wie knechte, und mägde
(§ 759 des Iten th.); geben auch wohl den jungen
eheleuten järlich zu irem auszuge etwas an korn,
gerste, benebst freiem tische, etwas linsen, klei-
dung, leinen tuch etc., und falls sie eigen land bei-
bringen, stellen die aeltern inen solches zu irer be-
nuzung, frei aus, und düngen es; die junge ehe-
leute müssen jeweilen die saatfrüchte geben, und
das geströh zur düngung im hofe lassen, besage
des eheliches, welcher den 26ten märz 1763 zu
Ebsdorf, im oberfürstentume Hessen-Marburg

von

CIIII h. vom inſize, auszuge,
bedeutet: wenn die aeltern einem der kinder, oder
zweien (aber nicht dreien, und mehreren, damit
das gut nicht ſo ſehr geteilet werde) haus, und hof,
auch guͤter, um ein gewiſſes gelt anſchlagen.
Wenn allſo ein vater, oder mutter einem kinde
vor den uͤbrigen kindern das gut anſchlaͤget, und
die ſumme der herausgabe feſte ſtellet, womit
die uͤbrige kinder abgeleget; folglich dadurch ganz
abgefunden werden; falls ein anderes nicht ver-
ordnet iſt, wird nach dem landbrauche diſes fuͤr
eine uͤberlaſſung des eigentumes, und nicht, wie
Berger in oecon. iur. lib. II, tit. 4, § 6, note 9,
glaubet, eine widerrufliche aelterliche teilung ge-
halten (§ 4195 des 2ten th.). Diſer anſchlag ge-
ſchihet entweder im lezten willen, oder bei lebendi-
gen leibe, in den ehelichen ires kindes, auch ſonſt:
bald muͤndlich, bald ſchriftlich, teils gerichtlich,
teils auſſergerichtlich, mit bedingung, oder one
diſe. Wenn er durch einen lezten willen geſtiftet
iſt, faͤllet der vorbehalt der herrſchaft weg; es
wird an keinen auszug gedacht; es muͤßte dann
fuͤr den uͤberbleibenden ehegatten ſeyn. Jm an-
dern falle aber behalten ſich entweder die aeltern
die herrſchaft bevor, und betrachten, oder halten
iren ſich verheirateten ſon, oder die tochter, mit
irem neuen ehegatte, wie knechte, und maͤgde
(§ 759 des Iten th.); geben auch wohl den jungen
eheleuten jaͤrlich zu irem auszuge etwas an korn,
gerſte, benebſt freiem tiſche, etwas linſen, klei-
dung, leinen tuch ꝛc., und falls ſie eigen land bei-
bringen, ſtellen die aeltern inen ſolches zu irer be-
nuzung, frei aus, und duͤngen es; die junge ehe-
leute muͤſſen jeweilen die ſaatfruͤchte geben, und
das geſtroͤh zur duͤngung im hofe laſſen, beſage
des eheliches, welcher den 26ten maͤrz 1763 zu
Ebsdorf, im oberfuͤrſtentume Heſſen-Marburg

von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0474" n="450"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">CIIII</hi> h. vom in&#x017F;ize, auszuge,</hi></fw><lb/>
bedeutet: wenn die aeltern einem der kinder, oder<lb/>
zweien (aber nicht dreien, und mehreren, damit<lb/>
das gut nicht &#x017F;o &#x017F;ehr geteilet werde) haus, und hof,<lb/>
auch gu&#x0364;ter, um ein gewi&#x017F;&#x017F;es gelt an&#x017F;chlagen.<lb/>
Wenn all&#x017F;o ein vater, oder mutter einem kinde<lb/>
vor den u&#x0364;brigen kindern das gut an&#x017F;chla&#x0364;get, und<lb/>
die &#x017F;umme der herausgabe fe&#x017F;te &#x017F;tellet, womit<lb/>
die u&#x0364;brige kinder abgeleget; folglich dadurch ganz<lb/>
abgefunden werden; falls ein anderes nicht ver-<lb/>
ordnet i&#x017F;t, wird nach dem landbrauche di&#x017F;es fu&#x0364;r<lb/>
eine u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;ung des eigentumes, und nicht, wie<lb/><hi rendition="#fr">Berger</hi> in <hi rendition="#aq">oecon. iur. lib. II,</hi> tit. 4, § 6, note 9,<lb/>
glaubet, eine widerrufliche aelterliche teilung ge-<lb/>
halten (§ 4195 des 2ten th.). Di&#x017F;er an&#x017F;chlag ge-<lb/>
&#x017F;chihet entweder im lezten willen, oder bei lebendi-<lb/>
gen leibe, in den ehelichen ires kindes, auch &#x017F;on&#x017F;t:<lb/>
bald mu&#x0364;ndlich, bald &#x017F;chriftlich, teils gerichtlich,<lb/>
teils au&#x017F;&#x017F;ergerichtlich, mit bedingung, oder one<lb/>
di&#x017F;e. Wenn er durch einen lezten willen ge&#x017F;tiftet<lb/>
i&#x017F;t, fa&#x0364;llet der vorbehalt der herr&#x017F;chaft weg; es<lb/>
wird an keinen auszug gedacht; es mu&#x0364;ßte dann<lb/>
fu&#x0364;r den u&#x0364;berbleibenden ehegatten &#x017F;eyn. Jm an-<lb/>
dern falle aber behalten &#x017F;ich entweder die aeltern<lb/>
die herr&#x017F;chaft bevor, und betrachten, oder halten<lb/>
iren &#x017F;ich verheirateten &#x017F;on, oder die tochter, mit<lb/>
irem neuen ehegatte, wie knechte, und ma&#x0364;gde<lb/>
(§ 759 des <hi rendition="#aq">I</hi>ten th.); geben auch wohl den jungen<lb/>
eheleuten ja&#x0364;rlich zu irem auszuge etwas an korn,<lb/>
ger&#x017F;te, beneb&#x017F;t freiem ti&#x017F;che, etwas lin&#x017F;en, klei-<lb/>
dung, leinen tuch &#xA75B;c., und falls &#x017F;ie eigen land bei-<lb/>
bringen, &#x017F;tellen die aeltern inen &#x017F;olches zu irer be-<lb/>
nuzung, frei aus, und du&#x0364;ngen es; die junge ehe-<lb/>
leute mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en jeweilen die &#x017F;aatfru&#x0364;chte geben, und<lb/>
das ge&#x017F;tro&#x0364;h zur du&#x0364;ngung im hofe la&#x017F;&#x017F;en, be&#x017F;age<lb/>
des eheliches, welcher den 26ten ma&#x0364;rz 1763 zu<lb/>
Ebsdorf, im oberfu&#x0364;r&#x017F;tentume He&#x017F;&#x017F;en-Marburg<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[450/0474] CIIII h. vom inſize, auszuge, bedeutet: wenn die aeltern einem der kinder, oder zweien (aber nicht dreien, und mehreren, damit das gut nicht ſo ſehr geteilet werde) haus, und hof, auch guͤter, um ein gewiſſes gelt anſchlagen. Wenn allſo ein vater, oder mutter einem kinde vor den uͤbrigen kindern das gut anſchlaͤget, und die ſumme der herausgabe feſte ſtellet, womit die uͤbrige kinder abgeleget; folglich dadurch ganz abgefunden werden; falls ein anderes nicht ver- ordnet iſt, wird nach dem landbrauche diſes fuͤr eine uͤberlaſſung des eigentumes, und nicht, wie Berger in oecon. iur. lib. II, tit. 4, § 6, note 9, glaubet, eine widerrufliche aelterliche teilung ge- halten (§ 4195 des 2ten th.). Diſer anſchlag ge- ſchihet entweder im lezten willen, oder bei lebendi- gen leibe, in den ehelichen ires kindes, auch ſonſt: bald muͤndlich, bald ſchriftlich, teils gerichtlich, teils auſſergerichtlich, mit bedingung, oder one diſe. Wenn er durch einen lezten willen geſtiftet iſt, faͤllet der vorbehalt der herrſchaft weg; es wird an keinen auszug gedacht; es muͤßte dann fuͤr den uͤberbleibenden ehegatten ſeyn. Jm an- dern falle aber behalten ſich entweder die aeltern die herrſchaft bevor, und betrachten, oder halten iren ſich verheirateten ſon, oder die tochter, mit irem neuen ehegatte, wie knechte, und maͤgde (§ 759 des Iten th.); geben auch wohl den jungen eheleuten jaͤrlich zu irem auszuge etwas an korn, gerſte, benebſt freiem tiſche, etwas linſen, klei- dung, leinen tuch ꝛc., und falls ſie eigen land bei- bringen, ſtellen die aeltern inen ſolches zu irer be- nuzung, frei aus, und duͤngen es; die junge ehe- leute muͤſſen jeweilen die ſaatfruͤchte geben, und das geſtroͤh zur duͤngung im hofe laſſen, beſage des eheliches, welcher den 26ten maͤrz 1763 zu Ebsdorf, im oberfuͤrſtentume Heſſen-Marburg von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/474
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/474>, abgerufen am 26.04.2024.