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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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CXXII h. von den vormunden,
bestatiget worden war. Denn die vasallen taten
mit einem, weicher nicht gleiches heerschildes
war, keine dinste, noch mit einem, welchem
quaestio status gemachet wurde, oder gescholten
worden war. Nachdem in den folgenden zeiten
vormunden, vermittels der testamente, benimet wur-
den; gleichwohl sich befand: daß der testamenta-
rische vormund nicht geschickt, noch tüchtig sey: die
lehndinste zu verrichten; so wurde an seine statt ein
tüchtiger bestellet, oder er mußte einen geschickten
mitvormund annemen. Bestand allso dise ober-
vormundschaft im rechte: den lehnsverweser, und
stellvertreter zu bestätigen, daß nämlich der lehn-
herr demjenigen, welcher ihm als ein tüchtiger lehn-
träger fürgestellet wurde, für einen mann paßiren
liß. Denn der herr mußte wissen: was er für
lehnleute, und soldaten hatte. Bei dem hohen
adel findet man spuren hirvon, und der kurfürst zu
Trier hat noch die obervormundschaft, Moser im
statsrechte von Trier; allein bei dem nideren adel
ist sie, nach eingefüreten kaiserlichen rechten, und
durch den nichtgebrauch, auch nachlässigkeit, abge-
kommen. Ausser dem wird die obervormundschaft,
bei erlauchten vormunden, die landesverwesung ge-
nennet; ein solcher vormund schreibet sich landes-
regent, obervormund; imgleichen begreiffet das
wort: obervormund, auch heute zu tage denjeni-
gen richter, welcher über den unmündigen gebüren-
der richter ist; woraus sich erbricht: daß man in
Teutschlande mancherlei obervormunden habe.
Vor der bestätigung wird zuförderst von obrig-
keits-und gerichtswegen untersuchet: ob auch der
minderjärige gesichert sei? bürgen werden dahir
nicht gern angenommen, auch solche leute zu vor-
munden nicht, welche nicht angesessen sind; sie
müßten grossen credit haben; oder in öffentlicher

besol-

CXXII h. von den vormunden,
beſtatiget worden war. Denn die vaſallen taten
mit einem, weicher nicht gleiches heerſchildes
war, keine dinſte, noch mit einem, welchem
quaeſtio ſtatus gemachet wurde, oder geſcholten
worden war. Nachdem in den folgenden zeiten
vormunden, vermittels der teſtamente, benimet wur-
den; gleichwohl ſich befand: daß der teſtamenta-
riſche vormund nicht geſchickt, noch tuͤchtig ſey: die
lehndinſte zu verrichten; ſo wurde an ſeine ſtatt ein
tuͤchtiger beſtellet, oder er mußte einen geſchickten
mitvormund annemen. Beſtand allſo diſe ober-
vormundſchaft im rechte: den lehnsverweſer, und
ſtellvertreter zu beſtaͤtigen, daß naͤmlich der lehn-
herr demjenigen, welcher ihm als ein tuͤchtiger lehn-
traͤger fuͤrgeſtellet wurde, fuͤr einen mann paßiren
liß. Denn der herr mußte wiſſen: was er fuͤr
lehnleute, und ſoldaten hatte. Bei dem hohen
adel findet man ſpuren hirvon, und der kurfuͤrſt zu
Trier hat noch die obervormundſchaft, Moſer im
ſtatsrechte von Trier; allein bei dem nideren adel
iſt ſie, nach eingefuͤreten kaiſerlichen rechten, und
durch den nichtgebrauch, auch nachlaͤſſigkeit, abge-
kommen. Auſſer dem wird die obervormundſchaft,
bei erlauchten vormunden, die landesverweſung ge-
nennet; ein ſolcher vormund ſchreibet ſich landes-
regent, obervormund; imgleichen begreiffet das
wort: obervormund, auch heute zu tage denjeni-
gen richter, welcher uͤber den unmuͤndigen gebuͤren-
der richter iſt; woraus ſich erbricht: daß man in
Teutſchlande mancherlei obervormunden habe.
Vor der beſtaͤtigung wird zufoͤrderſt von obrig-
keits-und gerichtswegen unterſuchet: ob auch der
minderjaͤrige geſichert ſei? buͤrgen werden dahir
nicht gern angenommen, auch ſolche leute zu vor-
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muͤßten groſſen credit haben; oder in oͤffentlicher

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[558/0582] CXXII h. von den vormunden, beſtatiget worden war. Denn die vaſallen taten mit einem, weicher nicht gleiches heerſchildes war, keine dinſte, noch mit einem, welchem quaeſtio ſtatus gemachet wurde, oder geſcholten worden war. Nachdem in den folgenden zeiten vormunden, vermittels der teſtamente, benimet wur- den; gleichwohl ſich befand: daß der teſtamenta- riſche vormund nicht geſchickt, noch tuͤchtig ſey: die lehndinſte zu verrichten; ſo wurde an ſeine ſtatt ein tuͤchtiger beſtellet, oder er mußte einen geſchickten mitvormund annemen. Beſtand allſo diſe ober- vormundſchaft im rechte: den lehnsverweſer, und ſtellvertreter zu beſtaͤtigen, daß naͤmlich der lehn- herr demjenigen, welcher ihm als ein tuͤchtiger lehn- traͤger fuͤrgeſtellet wurde, fuͤr einen mann paßiren liß. Denn der herr mußte wiſſen: was er fuͤr lehnleute, und ſoldaten hatte. Bei dem hohen adel findet man ſpuren hirvon, und der kurfuͤrſt zu Trier hat noch die obervormundſchaft, Moſer im ſtatsrechte von Trier; allein bei dem nideren adel iſt ſie, nach eingefuͤreten kaiſerlichen rechten, und durch den nichtgebrauch, auch nachlaͤſſigkeit, abge- kommen. Auſſer dem wird die obervormundſchaft, bei erlauchten vormunden, die landesverweſung ge- nennet; ein ſolcher vormund ſchreibet ſich landes- regent, obervormund; imgleichen begreiffet das wort: obervormund, auch heute zu tage denjeni- gen richter, welcher uͤber den unmuͤndigen gebuͤren- der richter iſt; woraus ſich erbricht: daß man in Teutſchlande mancherlei obervormunden habe. Vor der beſtaͤtigung wird zufoͤrderſt von obrig- keits-und gerichtswegen unterſuchet: ob auch der minderjaͤrige geſichert ſei? buͤrgen werden dahir nicht gern angenommen, auch ſolche leute zu vor- munden nicht, welche nicht angeſeſſen ſind; ſie muͤßten groſſen credit haben; oder in oͤffentlicher beſol-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/582>, abgerufen am 26.04.2024.