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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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CXXII h. von den vormunden
aus der gemeinschaft der güter daselbst allenfalls
begreiffen, welche unter den eheleuten eingefüret ist,
Joh. Sam Stryk de iure sing. fem. Hamburg.
Halle 1702, 4t. Als aber die zweikämpfe abge-
schaffet worden sind; darnebst das römische recht
überhand genommen; hat dise teutsche rechtslehre
eine grosse veränderung erlitten; iedoch sind davon
noch in verschidenen landen, als in Schwaben,
Schoepff im cons. VIIII vol. VIII cons. Tub.,
Schilter in exerc ad p. 37 § 242 fg.; in Sach-
sen etc überbleibsel der teutschen rechte übrig (§ 985
des 1ten th); immittels ist es seltsam: daß man
in Sachsen den ehemännern, vermöge des mißbrau-
ches des römischen rechtes, die vormundschaft über
die ehefrau, welche inen von rechtswegen zustehet,
entzogen hat, und sie als giltige vormunden nicht
eher für ire eheweiber zulässet, als biß sie darzu ge-
richtlich bestellet sind, das curatorium fürlegen,
oder vorstand der genemhaltung leisten, Heinrich
Hahn
in sel quaest. VII, Helmst. 1656, 4t, Mühl-
hausische proc ordn. tit. 4 § 3 s. 13. Wenn zwo
weibespersonen mit einander rechten, kan ein vor-
mund die klägerin, und beklagte zugleich nicht ver-
treten, von Neumann s. 386 § 603. Wofern
allso die weiber hir, und da bei schlüssung irer han-
delungen eines vormundes sich bedinen sollen; so ge-
höret dises nicht zur untüchtigkeit der personen, wel-
che sie sonst allenthalben begleiten müsste; sondern
zurfeierlichkeit des ortes, wo diselbe gestiftet werden;
ausser dem orte, und lande, wo keine vormunden er-
fordert werden, können sie giltige gedinge eingehen,
Riccius von stadtgesäzen s. 537 § XI, *, b. II haubtst.
XV. Für sich, und one vorwissen der weibespersonen
darf ein solcher vormund nichts tun, der Reichs-
stadt Mühlhausen proc. ordn. 1688, fol. tit. 4
§ 1. Jm Sachsen-Lauenburgischen kan eine wei-

bes-

CXXII h. von den vormunden
aus der gemeinſchaft der guͤter daſelbſt allenfalls
begreiffen, welche unter den eheleuten eingefuͤret iſt,
Joh. Sam Stryk de iure ſing. fem. Hamburg.
Halle 1702, 4t. Als aber die zweikaͤmpfe abge-
ſchaffet worden ſind; darnebſt das roͤmiſche recht
uͤberhand genommen; hat diſe teutſche rechtslehre
eine groſſe veraͤnderung erlitten; iedoch ſind davon
noch in verſchidenen landen, als in Schwaben,
Schoepff im conſ. VIIII vol. VIII conſ. Tub.,
Schilter in exerc ad π. 37 § 242 fg.; in Sach-
ſen ꝛc uͤberbleibſel der teutſchen rechte uͤbrig (§ 985
des 1ten th); immittels iſt es ſeltſam: daß man
in Sachſen den ehemaͤnnern, vermoͤge des mißbrau-
ches des roͤmiſchen rechtes, die vormundſchaft uͤber
die ehefrau, welche inen von rechtswegen zuſtehet,
entzogen hat, und ſie als giltige vormunden nicht
eher fuͤr ire eheweiber zulaͤſſet, als biß ſie darzu ge-
richtlich beſtellet ſind, das curatorium fuͤrlegen,
oder vorſtand der genemhaltung leiſten, Heinrich
Hahn
in ſel quaeſt. VII, Helmſt. 1656, 4t, Muͤhl-
hauſiſche proc ordn. tit. 4 § 3 ſ. 13. Wenn zwo
weibesperſonen mit einander rechten, kan ein vor-
mund die klaͤgerin, und beklagte zugleich nicht ver-
treten, von Neumann ſ. 386 § 603. Wofern
allſo die weiber hir, und da bei ſchluͤſſung irer han-
delungen eines vormundes ſich bedinen ſollen; ſo ge-
hoͤret diſes nicht zur untuͤchtigkeit der perſonen, wel-
che ſie ſonſt allenthalben begleiten muͤſſte; ſondern
zurfeierlichkeit des ortes, wo diſelbe geſtiftet werden;
auſſer dem orte, und lande, wo keine vormunden er-
fordert werden, koͤnnen ſie giltige gedinge eingehen,
Riccius von ſtadtgeſaͤzen ſ. 537 § XI, *, b. II haubtſt.
XV. Fuͤr ſich, und one vorwiſſen der weibesperſonen
darf ein ſolcher vormund nichts tun, der Reichs-
ſtadt Muͤhlhauſen proc. ordn. 1688, fol. tit. 4
§ 1. Jm Sachſen-Lauenburgiſchen kan eine wei-

bes-
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[598/0622] CXXII h. von den vormunden aus der gemeinſchaft der guͤter daſelbſt allenfalls begreiffen, welche unter den eheleuten eingefuͤret iſt, Joh. Sam Stryk de iure ſing. fem. Hamburg. Halle 1702, 4t. Als aber die zweikaͤmpfe abge- ſchaffet worden ſind; darnebſt das roͤmiſche recht uͤberhand genommen; hat diſe teutſche rechtslehre eine groſſe veraͤnderung erlitten; iedoch ſind davon noch in verſchidenen landen, als in Schwaben, Schoepff im conſ. VIIII vol. VIII conſ. Tub., Schilter in exerc ad π. 37 § 242 fg.; in Sach- ſen ꝛc uͤberbleibſel der teutſchen rechte uͤbrig (§ 985 des 1ten th); immittels iſt es ſeltſam: daß man in Sachſen den ehemaͤnnern, vermoͤge des mißbrau- ches des roͤmiſchen rechtes, die vormundſchaft uͤber die ehefrau, welche inen von rechtswegen zuſtehet, entzogen hat, und ſie als giltige vormunden nicht eher fuͤr ire eheweiber zulaͤſſet, als biß ſie darzu ge- richtlich beſtellet ſind, das curatorium fuͤrlegen, oder vorſtand der genemhaltung leiſten, Heinrich Hahn in ſel quaeſt. VII, Helmſt. 1656, 4t, Muͤhl- hauſiſche proc ordn. tit. 4 § 3 ſ. 13. Wenn zwo weibesperſonen mit einander rechten, kan ein vor- mund die klaͤgerin, und beklagte zugleich nicht ver- treten, von Neumann ſ. 386 § 603. Wofern allſo die weiber hir, und da bei ſchluͤſſung irer han- delungen eines vormundes ſich bedinen ſollen; ſo ge- hoͤret diſes nicht zur untuͤchtigkeit der perſonen, wel- che ſie ſonſt allenthalben begleiten muͤſſte; ſondern zurfeierlichkeit des ortes, wo diſelbe geſtiftet werden; auſſer dem orte, und lande, wo keine vormunden er- fordert werden, koͤnnen ſie giltige gedinge eingehen, Riccius von ſtadtgeſaͤzen ſ. 537 § XI, *, b. II haubtſt. XV. Fuͤr ſich, und one vorwiſſen der weibesperſonen darf ein ſolcher vormund nichts tun, der Reichs- ſtadt Muͤhlhauſen proc. ordn. 1688, fol. tit. 4 § 1. Jm Sachſen-Lauenburgiſchen kan eine wei- bes-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/622>, abgerufen am 26.04.2024.