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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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befleck. mensch. u. andern lump. volke.
ist eine beschimpfung. Du concacat du dreckigter
vogel; hallunke hat mancherlei bedeutungen, bald
zeiget er einen spürer, spion, bald einen lumpen-
hund an, welcher keinen ganzen fezen von kleidung
am leibe hat; hirvon ist in meinem unterrichte von
urteln, und bescheiden, auch in der anleitung für
die beambten weitläuftig gehandelt. Wie aber,
wenn ein kammergerichtsprocurator zu Wezlar
von einem fürsten ein hallunk schriftlich genennet
wird? Kahlmäuser soll sovil seyn, als ein gescho-
rener laie. Frisch glaubet: es käme von kalmäu-
se her, und bedeute eine fledermaus, welche des
tages einsässe, und sich nicht sehen liß. Du hast
dich wie eine jungfer gepuzt
ist für eine manns-
person eine schmachrede. Nickel ist ein hurenna-
me. Nid, niding war die härteste schimpfrede
bei den mitternächtigen völkern, Dreyer am a. o.
s. 47 fg., n. 33, und s. 52 fg. Tuckmäuser ist
sovil, als ein heler der dibessachen etc. Faselbanß
ein lächerlicher, unartiger kerl. Feige memme,
unmann
war eine der stärkesten begünstigungen
für einen teutschen krigesmann, da er kein herz im
leibe haben, und es ihm an tapferkeit ermangeln
sollte. Polster-ritter war gegen einen adelichen,
und ritter ein schimpfwort, Freiherr von Senken-
berg
im 4ten th. der sammlung ungedruckter rc
schriften, 1751, 8v, s. 30, s. 31. Tapfer mußte
der Teutsche seyn; immassen der teutsche stat kri-
gerisch war. Derohalben mußte alles nach dem
krigeswesen eingerichtet seyn. Flegel ist kein schimpf-
wort; von Coeceji im cons. 247, n. 1, vol. II.
Einen haasen jemanden zu nennen war eben sovil,
als einem die herzhaftigkeit abzusprechen. Ban-
ge-büchs
ist ein verzagter mensch. Haasenfuß
war ebenfalls eine beschimpfung; nicht minder,
wenn man saget: er ist angeschossen. Waerwolf

war
Q q 4

befleck. menſch. u. andern lump. volke.
iſt eine beſchimpfung. Du concacat du dreckigter
vogel; hallunke hat mancherlei bedeutungen, bald
zeiget er einen ſpuͤrer, ſpion, bald einen lumpen-
hund an, welcher keinen ganzen fezen von kleidung
am leibe hat; hirvon iſt in meinem unterrichte von
urteln, und beſcheiden, auch in der anleitung fuͤr
die beambten weitlaͤuftig gehandelt. Wie aber,
wenn ein kammergerichtsprocurator zu Wezlar
von einem fuͤrſten ein hallunk ſchriftlich genennet
wird? Kahlmaͤuſer ſoll ſovil ſeyn, als ein geſcho-
rener laie. Friſch glaubet: es kaͤme von kalmaͤu-
ſe her, und bedeute eine fledermaus, welche des
tages einſaͤſſe, und ſich nicht ſehen liß. Du haſt
dich wie eine jungfer gepuzt
iſt fuͤr eine manns-
perſon eine ſchmachrede. Nickel iſt ein hurenna-
me. Nid, niding war die haͤrteſte ſchimpfrede
bei den mitternaͤchtigen voͤlkern, Dreyer am a. o.
ſ. 47 fg., n. 33, und ſ. 52 fg. Tuckmaͤuſer iſt
ſovil, als ein heler der dibesſachen ꝛc. Faſelbanß
ein laͤcherlicher, unartiger kerl. Feige memme,
unmann
war eine der ſtaͤrkeſten beguͤnſtigungen
fuͤr einen teutſchen krigesmann, da er kein herz im
leibe haben, und es ihm an tapferkeit ermangeln
ſollte. Polſter-ritter war gegen einen adelichen,
und ritter ein ſchimpfwort, Freiherr von Senken-
berg
im 4ten th. der ſammlung ungedruckter ꝛc
ſchriften, 1751, 8v, ſ. 30, ſ. 31. Tapfer mußte
der Teutſche ſeyn; immaſſen der teutſche ſtat kri-
geriſch war. Derohalben mußte alles nach dem
krigesweſen eingerichtet ſeyn. Flegel iſt kein ſchimpf-
wort; von Coeceji im conſ. 247, n. 1, vol. II.
Einen haaſen jemanden zu nennen war eben ſovil,
als einem die herzhaftigkeit abzuſprechen. Ban-
ge-buͤchs
iſt ein verzagter menſch. Haaſenfuß
war ebenfalls eine beſchimpfung; nicht minder,
wenn man ſaget: er iſt angeſchoſſen. Waerwolf

war
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[615/0639] befleck. menſch. u. andern lump. volke. iſt eine beſchimpfung. Du concacat du dreckigter vogel; hallunke hat mancherlei bedeutungen, bald zeiget er einen ſpuͤrer, ſpion, bald einen lumpen- hund an, welcher keinen ganzen fezen von kleidung am leibe hat; hirvon iſt in meinem unterrichte von urteln, und beſcheiden, auch in der anleitung fuͤr die beambten weitlaͤuftig gehandelt. Wie aber, wenn ein kammergerichtsprocurator zu Wezlar von einem fuͤrſten ein hallunk ſchriftlich genennet wird? Kahlmaͤuſer ſoll ſovil ſeyn, als ein geſcho- rener laie. Friſch glaubet: es kaͤme von kalmaͤu- ſe her, und bedeute eine fledermaus, welche des tages einſaͤſſe, und ſich nicht ſehen liß. Du haſt dich wie eine jungfer gepuzt iſt fuͤr eine manns- perſon eine ſchmachrede. Nickel iſt ein hurenna- me. Nid, niding war die haͤrteſte ſchimpfrede bei den mitternaͤchtigen voͤlkern, Dreyer am a. o. ſ. 47 fg., n. 33, und ſ. 52 fg. Tuckmaͤuſer iſt ſovil, als ein heler der dibesſachen ꝛc. Faſelbanß ein laͤcherlicher, unartiger kerl. Feige memme, unmann war eine der ſtaͤrkeſten beguͤnſtigungen fuͤr einen teutſchen krigesmann, da er kein herz im leibe haben, und es ihm an tapferkeit ermangeln ſollte. Polſter-ritter war gegen einen adelichen, und ritter ein ſchimpfwort, Freiherr von Senken- berg im 4ten th. der ſammlung ungedruckter ꝛc ſchriften, 1751, 8v, ſ. 30, ſ. 31. Tapfer mußte der Teutſche ſeyn; immaſſen der teutſche ſtat kri- geriſch war. Derohalben mußte alles nach dem krigesweſen eingerichtet ſeyn. Flegel iſt kein ſchimpf- wort; von Coeceji im conſ. 247, n. 1, vol. II. Einen haaſen jemanden zu nennen war eben ſovil, als einem die herzhaftigkeit abzuſprechen. Ban- ge-buͤchs iſt ein verzagter menſch. Haaſenfuß war ebenfalls eine beſchimpfung; nicht minder, wenn man ſaget: er iſt angeſchoſſen. Waerwolf war Q q 4

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/639>, abgerufen am 26.04.2024.