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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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Ein andere" Beispiel. Von Frankfurt nach Leipzig, 44Z Meilen, kostet der
Eilwagen eine Summe von 17 Thalern! Bon Wien nach Prag, 42z Meile,
zahlt man (wenn man die Eisenbahn bis Stockerau oder bis Brünn nicht bs-
nuhcn will) nur 10 Thaler! >

Die preußischen Posten sind um etwas weniges theurer als die östreichischen;
würde die preußische Post die ganze Strecke von Frankfurt bis Leipzig be¬
fahren, so würde der Preis auf 12--13 Thaler sich belaufen. So aber fährt
von Frankfurt bis Erfurt die Thurn und Tarische Post, und von Erfurt bis
Leipzig erst fährt die preußische Post. Für die Güte, welche Kaiser Mathias
im Jahre 1615 gegen den neu ernannten Freiherrn Lamorel von Taxis hatte,
muß im Jahre 1842 jeder Reisende für die Strecke von 28 Meilen eine Steuer
von 4 bis 5 Thalern bezahlen. Umsonst haben Sachsen und Preußen bisher
Schritte gethan, um eine verhältnifimäßige Herabsetzung der Thurn und Taxis"
sehen Postpreise zu erlangen. Soll die deutsche Presse den gerechten Ansprüchen
der deutschen Reisenden kein kräftiges Wort zu schenken wissen? keinen Vor¬
schlag ersinnen können, wodurch diesem Mißbräuche abgeholfen werden könnte t




-- Große Männer in allen Ecken! --

Jetzt erst erfahren wir, welch ein Heer von großen Männern Deutschland
besitzt. Der neugcstiftcte Orden i-oui- I" ">"rio hat sie wie die Dachse aus
allen Löchern hervorgetrieben. Jeden Tag lesen wir neue Reclamationen aus
Flachsenfingen, Kuhschnappel und Krähwinkel. Jede Stadt beschwert sich, dost
man ihren großen Mitbürger, den berühmten X. V. X., übergehen konnte --
während man doch den Herrn L. L., der bei weitem nicht so viel geschrieben
hat, ernannte. In Paris ist eine Carricatur erschienen: gi-an-I ellemin a l".
I>v!ni>rien! Victor Hugo reitet auf einem ungeheueren Hippogryph mit einer
Fahne in Händen, wsrauf die Devise steht: l<- doa" e'oft Is Isnl! Ueber ihm
schweben Chateaubriand und Lamartine, während der ganze Troß der Tages-
schriftstellcr hinterdrein trottet. Wenn unsere Ecnsur nur ein bischen Spaß
und unsere Zeichner nur ein bischen die Gelegenheit verstünden, so würde der
<>i'<Ils pour Is möritv und die vielen gekränkten und schmollenden Eitelkeiten
längst einem allerliebsten Earricaturbildc die Entstehung gegeben haben.




-- Böhmen und seine Räuber. --

"Giebt es in Böhmen" -- fragt ein .Rheinisches Journal -- "noch so
viele Räuber? odcrhausen sie nur in den Köpfen der Romanschreiber ? Herloßsoh"


Ein andere« Beispiel. Von Frankfurt nach Leipzig, 44Z Meilen, kostet der
Eilwagen eine Summe von 17 Thalern! Bon Wien nach Prag, 42z Meile,
zahlt man (wenn man die Eisenbahn bis Stockerau oder bis Brünn nicht bs-
nuhcn will) nur 10 Thaler! >

Die preußischen Posten sind um etwas weniges theurer als die östreichischen;
würde die preußische Post die ganze Strecke von Frankfurt bis Leipzig be¬
fahren, so würde der Preis auf 12—13 Thaler sich belaufen. So aber fährt
von Frankfurt bis Erfurt die Thurn und Tarische Post, und von Erfurt bis
Leipzig erst fährt die preußische Post. Für die Güte, welche Kaiser Mathias
im Jahre 1615 gegen den neu ernannten Freiherrn Lamorel von Taxis hatte,
muß im Jahre 1842 jeder Reisende für die Strecke von 28 Meilen eine Steuer
von 4 bis 5 Thalern bezahlen. Umsonst haben Sachsen und Preußen bisher
Schritte gethan, um eine verhältnifimäßige Herabsetzung der Thurn und Taxis»
sehen Postpreise zu erlangen. Soll die deutsche Presse den gerechten Ansprüchen
der deutschen Reisenden kein kräftiges Wort zu schenken wissen? keinen Vor¬
schlag ersinnen können, wodurch diesem Mißbräuche abgeholfen werden könnte t




— Große Männer in allen Ecken! —

Jetzt erst erfahren wir, welch ein Heer von großen Männern Deutschland
besitzt. Der neugcstiftcte Orden i-oui- I« »>«rio hat sie wie die Dachse aus
allen Löchern hervorgetrieben. Jeden Tag lesen wir neue Reclamationen aus
Flachsenfingen, Kuhschnappel und Krähwinkel. Jede Stadt beschwert sich, dost
man ihren großen Mitbürger, den berühmten X. V. X., übergehen konnte —
während man doch den Herrn L. L., der bei weitem nicht so viel geschrieben
hat, ernannte. In Paris ist eine Carricatur erschienen: gi-an-I ellemin a l».
I>v!ni>rien! Victor Hugo reitet auf einem ungeheueren Hippogryph mit einer
Fahne in Händen, wsrauf die Devise steht: l<- doa» e'oft Is Isnl! Ueber ihm
schweben Chateaubriand und Lamartine, während der ganze Troß der Tages-
schriftstellcr hinterdrein trottet. Wenn unsere Ecnsur nur ein bischen Spaß
und unsere Zeichner nur ein bischen die Gelegenheit verstünden, so würde der
<>i'<Ils pour Is möritv und die vielen gekränkten und schmollenden Eitelkeiten
längst einem allerliebsten Earricaturbildc die Entstehung gegeben haben.




— Böhmen und seine Räuber. —

„Giebt es in Böhmen" — fragt ein .Rheinisches Journal — „noch so
viele Räuber? odcrhausen sie nur in den Köpfen der Romanschreiber ? Herloßsoh»


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[0101] Ein andere« Beispiel. Von Frankfurt nach Leipzig, 44Z Meilen, kostet der Eilwagen eine Summe von 17 Thalern! Bon Wien nach Prag, 42z Meile, zahlt man (wenn man die Eisenbahn bis Stockerau oder bis Brünn nicht bs- nuhcn will) nur 10 Thaler! > Die preußischen Posten sind um etwas weniges theurer als die östreichischen; würde die preußische Post die ganze Strecke von Frankfurt bis Leipzig be¬ fahren, so würde der Preis auf 12—13 Thaler sich belaufen. So aber fährt von Frankfurt bis Erfurt die Thurn und Tarische Post, und von Erfurt bis Leipzig erst fährt die preußische Post. Für die Güte, welche Kaiser Mathias im Jahre 1615 gegen den neu ernannten Freiherrn Lamorel von Taxis hatte, muß im Jahre 1842 jeder Reisende für die Strecke von 28 Meilen eine Steuer von 4 bis 5 Thalern bezahlen. Umsonst haben Sachsen und Preußen bisher Schritte gethan, um eine verhältnifimäßige Herabsetzung der Thurn und Taxis» sehen Postpreise zu erlangen. Soll die deutsche Presse den gerechten Ansprüchen der deutschen Reisenden kein kräftiges Wort zu schenken wissen? keinen Vor¬ schlag ersinnen können, wodurch diesem Mißbräuche abgeholfen werden könnte t — Große Männer in allen Ecken! — Jetzt erst erfahren wir, welch ein Heer von großen Männern Deutschland besitzt. Der neugcstiftcte Orden i-oui- I« »>«rio hat sie wie die Dachse aus allen Löchern hervorgetrieben. Jeden Tag lesen wir neue Reclamationen aus Flachsenfingen, Kuhschnappel und Krähwinkel. Jede Stadt beschwert sich, dost man ihren großen Mitbürger, den berühmten X. V. X., übergehen konnte — während man doch den Herrn L. L., der bei weitem nicht so viel geschrieben hat, ernannte. In Paris ist eine Carricatur erschienen: gi-an-I ellemin a l». I>v!ni>rien! Victor Hugo reitet auf einem ungeheueren Hippogryph mit einer Fahne in Händen, wsrauf die Devise steht: l<- doa» e'oft Is Isnl! Ueber ihm schweben Chateaubriand und Lamartine, während der ganze Troß der Tages- schriftstellcr hinterdrein trottet. Wenn unsere Ecnsur nur ein bischen Spaß und unsere Zeichner nur ein bischen die Gelegenheit verstünden, so würde der <>i'<Ils pour Is möritv und die vielen gekränkten und schmollenden Eitelkeiten längst einem allerliebsten Earricaturbildc die Entstehung gegeben haben. — Böhmen und seine Räuber. — „Giebt es in Böhmen" — fragt ein .Rheinisches Journal — „noch so viele Räuber? odcrhausen sie nur in den Köpfen der Romanschreiber ? Herloßsoh»

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/101>, abgerufen am 03.05.2024.