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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band.

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sich vor einer Niederlage zu schützen. Als Herr Baillie einen Antrag ans ein
Tadelsvvtnm in der Ceylon'sche" Angelegenheit stellte, erklärte der edle Lord
sofort, daß er von der Annahme dieses Antrages das Schicksal des Cabinets ab¬
hängig mache, worauf Herr Baillie ans Rücksicht ans den kritischen Stand der
parlamentarischen Geschäfte seinen Antrag zurücknahm. Freilich ist Lord Jorriugton,
der zu tadelnde Exstatthaltcr von Ceylon, ein naher Verwandter Lord I. Nussells.

In diesem Lichte zeigt sich uns das Whigministerium, seitdem es wieder ins
Amt getreten ist. Ueberall beseelt von dem Bestreben, nur durch Furcht vor
einem gegnerischen Ministerium die unbotmäßig gewordenen Anhänger wieder zu
gewinne"; nirgends sieht man einen Versuch, eine große Partei durch eine Ma߬
regel voll allgemeiner nationaler Bedeutung um sich zu schaaren, und überall die
Neigung, widerstandslos auf dem Rücken einer launenhaften Majorität der Pro-
rogatiou eutgegcnzuschankelu, wenn nnr die Klippe der Budgetsverweigerung ver¬
mieden wird. Daß dabei seine Popularität, nud namentlich die seines Führers,
nicht gewinnt, ist natürlich. Immer lauter werde" die Klagen, daß die leitenden
Staatsmänner der Whigs, so groß ihre frühern Verdienste um die Freiheit Eng¬
lands sind, sich jetzt abgenutzt haben, nud lieber für das Interesse ihrer Partei,
als für das Wohl des Landes sorgen; daß sie mit scheuer Eifersucht auf auf¬
kommende Talente blicke", anstatt sie mit Eiser anzuwerben, wo sie durch einen
Fortschritt in der Gesetzgebung oder eine Reform in der Verwaltung leicht zu
gewinnen wären; daß sie bei Anstellungen von großer Wichtigkeit sich von den
niedrigsten Parteirückstchtcn leiten lassen, und daß sie, selbst unfähig oder nicht
geneigt zum Erfinden praktischer Gesetze, welche den Bedürfnissen des Volkes
abhelfen oder zuvorkomme", Andere vom Handeln abhalten, welche die Forde¬
rungen der Zeit kenne", nud Muth und staatsmännische Weisheit genug haben, um
sie zu befriedigen. Mehr nud mehr wünscht man, daß die ältern Mitglieder der
Whigpartei sich vom politischen Schauplatz zurückziehen, nud die noch nicht abge¬
nutzten jüngern Kräfte sich mit den energischen und praktischen Pceliten ver¬
einigen möchte", nud die Erklärung Sir I. Gradaus, in eine Erweiterung des
Wahlrechts willigen zu wollen, ist schon ein bedeutender Schritt in dieser Richtung.




Die Grosideutfchen und die Demokraten.

Der Eintritt Gesawmtöstrcichs in den Deutschen Bund, von Professor Butan.
Erfahrungen aus den letzten drei Jahren. El" Beitrag zur Kritik der Mittelparteien,
v. U"rud. von

Wir lassen uns bei der Kritik unsrer Gegner nicht weiter aus eine none
>Liw"i>ooUv" ein. Die Geschichte der letzten Jahre ist nun nach allen Seite"


sich vor einer Niederlage zu schützen. Als Herr Baillie einen Antrag ans ein
Tadelsvvtnm in der Ceylon'sche» Angelegenheit stellte, erklärte der edle Lord
sofort, daß er von der Annahme dieses Antrages das Schicksal des Cabinets ab¬
hängig mache, worauf Herr Baillie ans Rücksicht ans den kritischen Stand der
parlamentarischen Geschäfte seinen Antrag zurücknahm. Freilich ist Lord Jorriugton,
der zu tadelnde Exstatthaltcr von Ceylon, ein naher Verwandter Lord I. Nussells.

In diesem Lichte zeigt sich uns das Whigministerium, seitdem es wieder ins
Amt getreten ist. Ueberall beseelt von dem Bestreben, nur durch Furcht vor
einem gegnerischen Ministerium die unbotmäßig gewordenen Anhänger wieder zu
gewinne»; nirgends sieht man einen Versuch, eine große Partei durch eine Ma߬
regel voll allgemeiner nationaler Bedeutung um sich zu schaaren, und überall die
Neigung, widerstandslos auf dem Rücken einer launenhaften Majorität der Pro-
rogatiou eutgegcnzuschankelu, wenn nnr die Klippe der Budgetsverweigerung ver¬
mieden wird. Daß dabei seine Popularität, nud namentlich die seines Führers,
nicht gewinnt, ist natürlich. Immer lauter werde» die Klagen, daß die leitenden
Staatsmänner der Whigs, so groß ihre frühern Verdienste um die Freiheit Eng¬
lands sind, sich jetzt abgenutzt haben, nud lieber für das Interesse ihrer Partei,
als für das Wohl des Landes sorgen; daß sie mit scheuer Eifersucht auf auf¬
kommende Talente blicke», anstatt sie mit Eiser anzuwerben, wo sie durch einen
Fortschritt in der Gesetzgebung oder eine Reform in der Verwaltung leicht zu
gewinnen wären; daß sie bei Anstellungen von großer Wichtigkeit sich von den
niedrigsten Parteirückstchtcn leiten lassen, und daß sie, selbst unfähig oder nicht
geneigt zum Erfinden praktischer Gesetze, welche den Bedürfnissen des Volkes
abhelfen oder zuvorkomme», Andere vom Handeln abhalten, welche die Forde¬
rungen der Zeit kenne», nud Muth und staatsmännische Weisheit genug haben, um
sie zu befriedigen. Mehr nud mehr wünscht man, daß die ältern Mitglieder der
Whigpartei sich vom politischen Schauplatz zurückziehen, nud die noch nicht abge¬
nutzten jüngern Kräfte sich mit den energischen und praktischen Pceliten ver¬
einigen möchte», nud die Erklärung Sir I. Gradaus, in eine Erweiterung des
Wahlrechts willigen zu wollen, ist schon ein bedeutender Schritt in dieser Richtung.




Die Grosideutfchen und die Demokraten.

Der Eintritt Gesawmtöstrcichs in den Deutschen Bund, von Professor Butan.
Erfahrungen aus den letzten drei Jahren. El» Beitrag zur Kritik der Mittelparteien,
v. U»rud. von

Wir lassen uns bei der Kritik unsrer Gegner nicht weiter aus eine none
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[0321] sich vor einer Niederlage zu schützen. Als Herr Baillie einen Antrag ans ein Tadelsvvtnm in der Ceylon'sche» Angelegenheit stellte, erklärte der edle Lord sofort, daß er von der Annahme dieses Antrages das Schicksal des Cabinets ab¬ hängig mache, worauf Herr Baillie ans Rücksicht ans den kritischen Stand der parlamentarischen Geschäfte seinen Antrag zurücknahm. Freilich ist Lord Jorriugton, der zu tadelnde Exstatthaltcr von Ceylon, ein naher Verwandter Lord I. Nussells. In diesem Lichte zeigt sich uns das Whigministerium, seitdem es wieder ins Amt getreten ist. Ueberall beseelt von dem Bestreben, nur durch Furcht vor einem gegnerischen Ministerium die unbotmäßig gewordenen Anhänger wieder zu gewinne»; nirgends sieht man einen Versuch, eine große Partei durch eine Ma߬ regel voll allgemeiner nationaler Bedeutung um sich zu schaaren, und überall die Neigung, widerstandslos auf dem Rücken einer launenhaften Majorität der Pro- rogatiou eutgegcnzuschankelu, wenn nnr die Klippe der Budgetsverweigerung ver¬ mieden wird. Daß dabei seine Popularität, nud namentlich die seines Führers, nicht gewinnt, ist natürlich. Immer lauter werde» die Klagen, daß die leitenden Staatsmänner der Whigs, so groß ihre frühern Verdienste um die Freiheit Eng¬ lands sind, sich jetzt abgenutzt haben, nud lieber für das Interesse ihrer Partei, als für das Wohl des Landes sorgen; daß sie mit scheuer Eifersucht auf auf¬ kommende Talente blicke», anstatt sie mit Eiser anzuwerben, wo sie durch einen Fortschritt in der Gesetzgebung oder eine Reform in der Verwaltung leicht zu gewinnen wären; daß sie bei Anstellungen von großer Wichtigkeit sich von den niedrigsten Parteirückstchtcn leiten lassen, und daß sie, selbst unfähig oder nicht geneigt zum Erfinden praktischer Gesetze, welche den Bedürfnissen des Volkes abhelfen oder zuvorkomme», Andere vom Handeln abhalten, welche die Forde¬ rungen der Zeit kenne», nud Muth und staatsmännische Weisheit genug haben, um sie zu befriedigen. Mehr nud mehr wünscht man, daß die ältern Mitglieder der Whigpartei sich vom politischen Schauplatz zurückziehen, nud die noch nicht abge¬ nutzten jüngern Kräfte sich mit den energischen und praktischen Pceliten ver¬ einigen möchte», nud die Erklärung Sir I. Gradaus, in eine Erweiterung des Wahlrechts willigen zu wollen, ist schon ein bedeutender Schritt in dieser Richtung. Die Grosideutfchen und die Demokraten. Der Eintritt Gesawmtöstrcichs in den Deutschen Bund, von Professor Butan. Erfahrungen aus den letzten drei Jahren. El» Beitrag zur Kritik der Mittelparteien, v. U»rud. von Wir lassen uns bei der Kritik unsrer Gegner nicht weiter aus eine none >Liw«i>ooUv» ein. Die Geschichte der letzten Jahre ist nun nach allen Seite»

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345603/321>, abgerufen am 28.04.2024.