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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band.

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von ihm, wenn <>r das vor dem Eintritt einer solchen Krise thäte, da er doch
eigentlich zu ihnen gehört, denn bei einer Partei kommt nicht blos eine einzelne
gemeinsame Abstraction, sondern die Totalität der gesammten Lebensanschauung
in Betracht.

So ist es mit der Preußischen Demokratie beschaffen; für die Demokratie
der Kleinstaaten ist es hinreichend charakteristisch, daß ein Mann wie Robert Blum
zuerst die Sächsische, dann die reichsparlamentarische Linke mit unbedingter Auto¬
kratie beherrschen konnte, blos durch sein natürliches Rednertalent und die Popu¬
larität, die seine BonhomMie bei dem kleinen Mann erlangt hatte, ohne alle
Spur von politischer Kenntniß und Befähigung. Es bleibt also auch den ver¬
ständigen Demokraten hier Nichts weiter übrig, als sich an die Liberalen anzu¬
schließen. Das wird freilich der Eigensinn Derjenigen, die sich schon einer poli¬
tischen Vergangenheit und ihrer Heldenkämpfe gegen die Gethaner rühmen können,
ziemlich schwer machen, weil gerade in kleinen Verhältnissen der Eigenstuu stets über
den gesunden Menschenverstand herausgeht; aber es wird kein Unglück sein, wenn
man die alten Größen überhaupt beseitigt, da sie doch vollständig an die Phrase
verkauft und jeder weitern Bildung unfähig sind.



Wochenschau.

Die Industrie-Ausstellung aller Völker/) -- Der Krystallpalast
mit seinen Wunderschätzen, ein Wunder, das um Geschichte ist, hat zugleich seine
eigene Geschichte. Schon ehe der lustige Bau eines industriellen Treibhauses in Mr.
Paxtons kühnem Kopfe geboren war, nahm das Schicksal der Idee, zu deren Ver¬
wirklichung es einen sehr wesentlichen Theil beiträgt, wiederholt eine solche Gestalt an,
daß es scheinen konnte, als würde die Sache bei einem gewöhnlichen Lustschloß ihr Bewenden
haben. Als der Prinz Albert am 16. Juni -I8i 9 in der Society ofArts, bei Gelegenheit der
dort jährlich stattfindenden Preisvertheilung, die Zeit für herangereift erklärte, wo eine
Ausstellung von Nutze" sein könne, und zur Berathung eines am 30. Juni von ihm vorgelegten
Entwurfs, an dessen Zügen im Großen bei der Ausführung später festgehalten worden, ein
Ausschuß der Society of Arts zusammengetreten war, bekam Derselbe auf das Verlangen
der Niedersctzung einer königlichen Commission zur Vertheiluug von Preisen, die sich
zusammen aus 20,000 Pfund Sterling belaufe" sollten, von dem an den Berathungen
Theil nehmende" Präsidenten des Board os Trade die Antwort, daß man vorerst die
20,000 Pfund Sterling aufbringen solle, indem es sich mit der Stellung einer königl.
Commission und der Englischen Auffassung des Regicrungsbcrnses nicht vereinige, daß
dieselbe auch uur als Aushängeschild beim Beitragssammcln Einfluß aus die freie
Privatthätigkeit ausübe. -- Von zweifelhaftem Ausgang wäre der Weg der Agitation



*) Als Probe ans der ncuerscheiueudeu Deutschen Ausgabe der Ulus^aisä wevvs aus¬
zugsweise mitgetheilt.
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von ihm, wenn <>r das vor dem Eintritt einer solchen Krise thäte, da er doch
eigentlich zu ihnen gehört, denn bei einer Partei kommt nicht blos eine einzelne
gemeinsame Abstraction, sondern die Totalität der gesammten Lebensanschauung
in Betracht.

So ist es mit der Preußischen Demokratie beschaffen; für die Demokratie
der Kleinstaaten ist es hinreichend charakteristisch, daß ein Mann wie Robert Blum
zuerst die Sächsische, dann die reichsparlamentarische Linke mit unbedingter Auto¬
kratie beherrschen konnte, blos durch sein natürliches Rednertalent und die Popu¬
larität, die seine BonhomMie bei dem kleinen Mann erlangt hatte, ohne alle
Spur von politischer Kenntniß und Befähigung. Es bleibt also auch den ver¬
ständigen Demokraten hier Nichts weiter übrig, als sich an die Liberalen anzu¬
schließen. Das wird freilich der Eigensinn Derjenigen, die sich schon einer poli¬
tischen Vergangenheit und ihrer Heldenkämpfe gegen die Gethaner rühmen können,
ziemlich schwer machen, weil gerade in kleinen Verhältnissen der Eigenstuu stets über
den gesunden Menschenverstand herausgeht; aber es wird kein Unglück sein, wenn
man die alten Größen überhaupt beseitigt, da sie doch vollständig an die Phrase
verkauft und jeder weitern Bildung unfähig sind.



Wochenschau.

Die Industrie-Ausstellung aller Völker/) — Der Krystallpalast
mit seinen Wunderschätzen, ein Wunder, das um Geschichte ist, hat zugleich seine
eigene Geschichte. Schon ehe der lustige Bau eines industriellen Treibhauses in Mr.
Paxtons kühnem Kopfe geboren war, nahm das Schicksal der Idee, zu deren Ver¬
wirklichung es einen sehr wesentlichen Theil beiträgt, wiederholt eine solche Gestalt an,
daß es scheinen konnte, als würde die Sache bei einem gewöhnlichen Lustschloß ihr Bewenden
haben. Als der Prinz Albert am 16. Juni -I8i 9 in der Society ofArts, bei Gelegenheit der
dort jährlich stattfindenden Preisvertheilung, die Zeit für herangereift erklärte, wo eine
Ausstellung von Nutze» sein könne, und zur Berathung eines am 30. Juni von ihm vorgelegten
Entwurfs, an dessen Zügen im Großen bei der Ausführung später festgehalten worden, ein
Ausschuß der Society of Arts zusammengetreten war, bekam Derselbe auf das Verlangen
der Niedersctzung einer königlichen Commission zur Vertheiluug von Preisen, die sich
zusammen aus 20,000 Pfund Sterling belaufe» sollten, von dem an den Berathungen
Theil nehmende» Präsidenten des Board os Trade die Antwort, daß man vorerst die
20,000 Pfund Sterling aufbringen solle, indem es sich mit der Stellung einer königl.
Commission und der Englischen Auffassung des Regicrungsbcrnses nicht vereinige, daß
dieselbe auch uur als Aushängeschild beim Beitragssammcln Einfluß aus die freie
Privatthätigkeit ausübe. — Von zweifelhaftem Ausgang wäre der Weg der Agitation



*) Als Probe ans der ncuerscheiueudeu Deutschen Ausgabe der Ulus^aisä wevvs aus¬
zugsweise mitgetheilt.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345603/327>, abgerufen am 28.04.2024.