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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band.

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Ihrem jetzigen Glauben nach gelangte nie ein weißer Mann in den Indianischen Himmel.
Da der weiße Mann nickt vom großen Geiste erschaffen wurde, so wurde in der himm¬
lischen Einrichtung auch keine Rücksicht aus ihn genommen; er war ausgeschlossen vom
Aufenthalt der Seligen, wie von dem der Verdammten- Eine Ausnahme wurde zu
Gunsten Washingtons gemacht, weil er durch seine Gerechtigkeit und sein Wohlwollen
gegen die Indianer vor allen übrige" weiße" Männern sich auszeichnete. Als im Frieden
von 1783 die Indianer von ihre" Englische" Verbündete" im Stiche gelassen wurde",
als man es ihnen überlassen hatte, sich selbst, so gut es eben ging, mit der Amerika¬
nische" Regierung abzufinden, hatten die Irokesen härtere Maßregeln als irgend ein
anderer Stamm zu erwarten. In diesem bedenkliche" Augenblicke nahm sich Washington
ihrer an als ein Beschützer ihrer Rechte, und empfahl eine humane und billige Politik
gegen sie. Nach seinem Tode ward er von de" Irokese" als der Wohlthäter ihres
Stammes betrauert u"d sein Andenke" "lit Liebe n"d Verehrung bewahrt. Es ver¬
breitete sich der Glaube unter ihnen, der große Geist habe ihm eine himmlische Residenz
auf den ewigen Jagdgründe" angewiesen, dem einzigen weißen Man", dessen- Thaten
eine solche Gunst verdienten. Gleich am Eingänge des Himmels ist el" vo" eiuer Mauer
eingeschlossener Raum, mit Baumpcirtie" und Schattengäiigen geschmückt, darin ist ein
geräumiges'Gebäude, i" der Form eines Forts errichtet. Alles, was nur einem gebil¬
dete" Geschmack gefallen kann, wurde hier vereinigt, nur aus diesem blühende" Ete"
einen genußreichen Aufenthalt für den unsterbliche" Washington zu machen. We"" der
glaubige Indianer in seine" Himmel eingeht, passirt er diese Einhegnng; er sieht und
erkennt den verehrten Bewohner derselben, wie er in ruhigen Meditationen, ohne je ein
Wort zu sprechen, auf- und niedergeht. Er trägt auch hier immer seine Uniform und
ist bestimmt, in einem Zustande vollkommenen Glücks sich in Ewigkeit einsam des himm¬
lischen Aufenthalts zu freuen, den ihm der große Geist bereitet hat. --


Neue Gedichte.
Für Dich. Lieder von Jda v. Düringsfeld. Breslau, Kern.
Gedichte von Agnes N. Herausgegeben zum Besten der Wittwen und Waisen in
Schleswig-Holstein. Berlin, Veit.
Jrmengard. Ein Gedicht in zwölf Gesänge" von Tellkampf. Zweite Auflage.
Hannover, Rümpler.
Gottfried August Bürger, ein Deutscher Poet. Dichtung von Emil Leo",
hart. Breslau, Kern.

Wir habe" durch die Reihe"folge ungefähr das Werthverhältniß anzudeuten ge¬
sucht. Die Gedichte der Frau v. Düringsfeld sind, so viel Unbedeutendes auch darin
vorkommt, zum Theil recht sehr hübsch. Sie beschränkt sich auf ganz einfache Empfindun¬
gen, aber diese weiß sie mit der angemessenen Stimmung und der angemessenen Me¬
lodie wiederzugeben. Liedercompvniften, denen es an Stoff fehlt, werden in dieser
Sammlung "rauche Ausbeute finden. -- Agnes nimmt einen hoher" Flug. Sie sagt
in dem Schlußgcdicht an Alfred Meißner und Moritz Hartmann:


Ihrem jetzigen Glauben nach gelangte nie ein weißer Mann in den Indianischen Himmel.
Da der weiße Mann nickt vom großen Geiste erschaffen wurde, so wurde in der himm¬
lischen Einrichtung auch keine Rücksicht aus ihn genommen; er war ausgeschlossen vom
Aufenthalt der Seligen, wie von dem der Verdammten- Eine Ausnahme wurde zu
Gunsten Washingtons gemacht, weil er durch seine Gerechtigkeit und sein Wohlwollen
gegen die Indianer vor allen übrige» weiße» Männern sich auszeichnete. Als im Frieden
von 1783 die Indianer von ihre» Englische» Verbündete» im Stiche gelassen wurde»,
als man es ihnen überlassen hatte, sich selbst, so gut es eben ging, mit der Amerika¬
nische» Regierung abzufinden, hatten die Irokesen härtere Maßregeln als irgend ein
anderer Stamm zu erwarten. In diesem bedenkliche» Augenblicke nahm sich Washington
ihrer an als ein Beschützer ihrer Rechte, und empfahl eine humane und billige Politik
gegen sie. Nach seinem Tode ward er von de» Irokese» als der Wohlthäter ihres
Stammes betrauert u»d sein Andenke» »lit Liebe n»d Verehrung bewahrt. Es ver¬
breitete sich der Glaube unter ihnen, der große Geist habe ihm eine himmlische Residenz
auf den ewigen Jagdgründe» angewiesen, dem einzigen weißen Man», dessen- Thaten
eine solche Gunst verdienten. Gleich am Eingänge des Himmels ist el» vo» eiuer Mauer
eingeschlossener Raum, mit Baumpcirtie» und Schattengäiigen geschmückt, darin ist ein
geräumiges'Gebäude, i» der Form eines Forts errichtet. Alles, was nur einem gebil¬
dete» Geschmack gefallen kann, wurde hier vereinigt, nur aus diesem blühende» Ete»
einen genußreichen Aufenthalt für den unsterbliche» Washington zu machen. We»» der
glaubige Indianer in seine» Himmel eingeht, passirt er diese Einhegnng; er sieht und
erkennt den verehrten Bewohner derselben, wie er in ruhigen Meditationen, ohne je ein
Wort zu sprechen, auf- und niedergeht. Er trägt auch hier immer seine Uniform und
ist bestimmt, in einem Zustande vollkommenen Glücks sich in Ewigkeit einsam des himm¬
lischen Aufenthalts zu freuen, den ihm der große Geist bereitet hat. —


Neue Gedichte.
Für Dich. Lieder von Jda v. Düringsfeld. Breslau, Kern.
Gedichte von Agnes N. Herausgegeben zum Besten der Wittwen und Waisen in
Schleswig-Holstein. Berlin, Veit.
Jrmengard. Ein Gedicht in zwölf Gesänge» von Tellkampf. Zweite Auflage.
Hannover, Rümpler.
Gottfried August Bürger, ein Deutscher Poet. Dichtung von Emil Leo»,
hart. Breslau, Kern.

Wir habe» durch die Reihe»folge ungefähr das Werthverhältniß anzudeuten ge¬
sucht. Die Gedichte der Frau v. Düringsfeld sind, so viel Unbedeutendes auch darin
vorkommt, zum Theil recht sehr hübsch. Sie beschränkt sich auf ganz einfache Empfindun¬
gen, aber diese weiß sie mit der angemessenen Stimmung und der angemessenen Me¬
lodie wiederzugeben. Liedercompvniften, denen es an Stoff fehlt, werden in dieser
Sammlung »rauche Ausbeute finden. — Agnes nimmt einen hoher» Flug. Sie sagt
in dem Schlußgcdicht an Alfred Meißner und Moritz Hartmann:


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[0369] Ihrem jetzigen Glauben nach gelangte nie ein weißer Mann in den Indianischen Himmel. Da der weiße Mann nickt vom großen Geiste erschaffen wurde, so wurde in der himm¬ lischen Einrichtung auch keine Rücksicht aus ihn genommen; er war ausgeschlossen vom Aufenthalt der Seligen, wie von dem der Verdammten- Eine Ausnahme wurde zu Gunsten Washingtons gemacht, weil er durch seine Gerechtigkeit und sein Wohlwollen gegen die Indianer vor allen übrige» weiße» Männern sich auszeichnete. Als im Frieden von 1783 die Indianer von ihre» Englische» Verbündete» im Stiche gelassen wurde», als man es ihnen überlassen hatte, sich selbst, so gut es eben ging, mit der Amerika¬ nische» Regierung abzufinden, hatten die Irokesen härtere Maßregeln als irgend ein anderer Stamm zu erwarten. In diesem bedenkliche» Augenblicke nahm sich Washington ihrer an als ein Beschützer ihrer Rechte, und empfahl eine humane und billige Politik gegen sie. Nach seinem Tode ward er von de» Irokese» als der Wohlthäter ihres Stammes betrauert u»d sein Andenke» »lit Liebe n»d Verehrung bewahrt. Es ver¬ breitete sich der Glaube unter ihnen, der große Geist habe ihm eine himmlische Residenz auf den ewigen Jagdgründe» angewiesen, dem einzigen weißen Man», dessen- Thaten eine solche Gunst verdienten. Gleich am Eingänge des Himmels ist el» vo» eiuer Mauer eingeschlossener Raum, mit Baumpcirtie» und Schattengäiigen geschmückt, darin ist ein geräumiges'Gebäude, i» der Form eines Forts errichtet. Alles, was nur einem gebil¬ dete» Geschmack gefallen kann, wurde hier vereinigt, nur aus diesem blühende» Ete» einen genußreichen Aufenthalt für den unsterbliche» Washington zu machen. We»» der glaubige Indianer in seine» Himmel eingeht, passirt er diese Einhegnng; er sieht und erkennt den verehrten Bewohner derselben, wie er in ruhigen Meditationen, ohne je ein Wort zu sprechen, auf- und niedergeht. Er trägt auch hier immer seine Uniform und ist bestimmt, in einem Zustande vollkommenen Glücks sich in Ewigkeit einsam des himm¬ lischen Aufenthalts zu freuen, den ihm der große Geist bereitet hat. — Neue Gedichte. Für Dich. Lieder von Jda v. Düringsfeld. Breslau, Kern. Gedichte von Agnes N. Herausgegeben zum Besten der Wittwen und Waisen in Schleswig-Holstein. Berlin, Veit. Jrmengard. Ein Gedicht in zwölf Gesänge» von Tellkampf. Zweite Auflage. Hannover, Rümpler. Gottfried August Bürger, ein Deutscher Poet. Dichtung von Emil Leo», hart. Breslau, Kern. Wir habe» durch die Reihe»folge ungefähr das Werthverhältniß anzudeuten ge¬ sucht. Die Gedichte der Frau v. Düringsfeld sind, so viel Unbedeutendes auch darin vorkommt, zum Theil recht sehr hübsch. Sie beschränkt sich auf ganz einfache Empfindun¬ gen, aber diese weiß sie mit der angemessenen Stimmung und der angemessenen Me¬ lodie wiederzugeben. Liedercompvniften, denen es an Stoff fehlt, werden in dieser Sammlung »rauche Ausbeute finden. — Agnes nimmt einen hoher» Flug. Sie sagt in dem Schlußgcdicht an Alfred Meißner und Moritz Hartmann:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345603/369>, abgerufen am 29.04.2024.