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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band.

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die Preise für eine von allen großen Städten so weit entfernte Gegend zu
hoch sind. Im Preußischen GebirgSantheil ist der Wilddiel, Gaugloff, der vor
zehn bis zwanzig Jahren mit seinen Söhnen den Jägern, besonders in der Herr¬
schaft Falkenstein, viel zu schaffen machte, eine populaire Figur geworden, und
man sieht sein Bild noch in manchen Häusern.

Auch wilde Katzen und Waldkater, deren einer einem der beliebtesten Punkte
im Bvdethale den Namen gab, verbürgen noch hin und wieder die Wildheit der
Harzgegend. Dagegen fehlt es -- um zu den Hausthieren überzugehen -- auf
dem Oberharze an Hühnern und Gänsen. Eben so fehlt dort die Schafzucht,
während die sogenannten "Harzhammel" vom Vor- und Unterharz bei den Schläch¬
tern sehr beliebt sind. Schweine und Ziegen sind überhaupt nicht zahlreich, doch
finden sich von diesen in einigen Städten, besonders in Blankenburg und Stol¬
berg, auffallend große Herden. Vorherrschend ist die Rindviehzucht, und selbst
aus den ebneren Gegenden werden in die Ninderhäuser, Viehringe und Molken-
häuser auf deu Bergen des Harzes die Kühe während des Sommers in Kost
gegeben. Haftet auch nicht die Poesie der Sennhütten an diesen Viehringen, so
macht doch das melodische Herdcngcläut auf jeden Reisenden einen unauslösch¬
lichen Eindruck. Die Rindviehzucht des Harzes sollte übrigens noch bedeutender
sein als sie wirklich ist, denn die Verbreitung der würzigen "Harzbntter" und der
kleinen sogenannten Harz- oder Handkäse steht zu ihrem Rufe in gar keinem
Verhältniß, weshalb die Braunschweigische Regierung, um bei so ausgezeichneten
Futterkräutern die Rindviehzucht in jeder Hinsicht noch weiter ausgedehnt und
vervollkommnet zu sehen, eine regelmäßige Thierschau zu Hasselfelde veranstaltet
und ans das beste Stück Rindvieh einen Preis ausgesetzt hat. Die Kuh ist das
nützlichste Thier im Harz, wie das Kameel in der Wüste. Sie giebt nicht allein
Milch und Fleisch, sie bebaut auch in einem großen Theile des Unterharzes das
Feld, geht zum Verzweifeln langsam, aber sicher vor Pflug und Feldwageu her,
und unsre Großmütter können sich noch besinnen, als ehrbare Frauen mit ihnen
ans Besuch kutschirt zu sein. Das Pferd dient hauptsächlich uur dem Fracht-
und Hüttenwesen, und der Esel als Lastthier für Handel und Wandel auf den
H. P. rachen Pfaden zum Oberharz.




Ans dem Münchener Ständehans.
1. Die Neichsrathsgruft.

Kesurrse-iuris steht über dem Eingange, ich glaube des Salzburger Friedhofs.
Man findet die Inschrift wunderschön. Hätte man sie dagegen im April oder


die Preise für eine von allen großen Städten so weit entfernte Gegend zu
hoch sind. Im Preußischen GebirgSantheil ist der Wilddiel, Gaugloff, der vor
zehn bis zwanzig Jahren mit seinen Söhnen den Jägern, besonders in der Herr¬
schaft Falkenstein, viel zu schaffen machte, eine populaire Figur geworden, und
man sieht sein Bild noch in manchen Häusern.

Auch wilde Katzen und Waldkater, deren einer einem der beliebtesten Punkte
im Bvdethale den Namen gab, verbürgen noch hin und wieder die Wildheit der
Harzgegend. Dagegen fehlt es — um zu den Hausthieren überzugehen — auf
dem Oberharze an Hühnern und Gänsen. Eben so fehlt dort die Schafzucht,
während die sogenannten „Harzhammel" vom Vor- und Unterharz bei den Schläch¬
tern sehr beliebt sind. Schweine und Ziegen sind überhaupt nicht zahlreich, doch
finden sich von diesen in einigen Städten, besonders in Blankenburg und Stol¬
berg, auffallend große Herden. Vorherrschend ist die Rindviehzucht, und selbst
aus den ebneren Gegenden werden in die Ninderhäuser, Viehringe und Molken-
häuser auf deu Bergen des Harzes die Kühe während des Sommers in Kost
gegeben. Haftet auch nicht die Poesie der Sennhütten an diesen Viehringen, so
macht doch das melodische Herdcngcläut auf jeden Reisenden einen unauslösch¬
lichen Eindruck. Die Rindviehzucht des Harzes sollte übrigens noch bedeutender
sein als sie wirklich ist, denn die Verbreitung der würzigen „Harzbntter" und der
kleinen sogenannten Harz- oder Handkäse steht zu ihrem Rufe in gar keinem
Verhältniß, weshalb die Braunschweigische Regierung, um bei so ausgezeichneten
Futterkräutern die Rindviehzucht in jeder Hinsicht noch weiter ausgedehnt und
vervollkommnet zu sehen, eine regelmäßige Thierschau zu Hasselfelde veranstaltet
und ans das beste Stück Rindvieh einen Preis ausgesetzt hat. Die Kuh ist das
nützlichste Thier im Harz, wie das Kameel in der Wüste. Sie giebt nicht allein
Milch und Fleisch, sie bebaut auch in einem großen Theile des Unterharzes das
Feld, geht zum Verzweifeln langsam, aber sicher vor Pflug und Feldwageu her,
und unsre Großmütter können sich noch besinnen, als ehrbare Frauen mit ihnen
ans Besuch kutschirt zu sein. Das Pferd dient hauptsächlich uur dem Fracht-
und Hüttenwesen, und der Esel als Lastthier für Handel und Wandel auf den
H. P. rachen Pfaden zum Oberharz.




Ans dem Münchener Ständehans.
1. Die Neichsrathsgruft.

Kesurrse-iuris steht über dem Eingange, ich glaube des Salzburger Friedhofs.
Man findet die Inschrift wunderschön. Hätte man sie dagegen im April oder


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[0475] die Preise für eine von allen großen Städten so weit entfernte Gegend zu hoch sind. Im Preußischen GebirgSantheil ist der Wilddiel, Gaugloff, der vor zehn bis zwanzig Jahren mit seinen Söhnen den Jägern, besonders in der Herr¬ schaft Falkenstein, viel zu schaffen machte, eine populaire Figur geworden, und man sieht sein Bild noch in manchen Häusern. Auch wilde Katzen und Waldkater, deren einer einem der beliebtesten Punkte im Bvdethale den Namen gab, verbürgen noch hin und wieder die Wildheit der Harzgegend. Dagegen fehlt es — um zu den Hausthieren überzugehen — auf dem Oberharze an Hühnern und Gänsen. Eben so fehlt dort die Schafzucht, während die sogenannten „Harzhammel" vom Vor- und Unterharz bei den Schläch¬ tern sehr beliebt sind. Schweine und Ziegen sind überhaupt nicht zahlreich, doch finden sich von diesen in einigen Städten, besonders in Blankenburg und Stol¬ berg, auffallend große Herden. Vorherrschend ist die Rindviehzucht, und selbst aus den ebneren Gegenden werden in die Ninderhäuser, Viehringe und Molken- häuser auf deu Bergen des Harzes die Kühe während des Sommers in Kost gegeben. Haftet auch nicht die Poesie der Sennhütten an diesen Viehringen, so macht doch das melodische Herdcngcläut auf jeden Reisenden einen unauslösch¬ lichen Eindruck. Die Rindviehzucht des Harzes sollte übrigens noch bedeutender sein als sie wirklich ist, denn die Verbreitung der würzigen „Harzbntter" und der kleinen sogenannten Harz- oder Handkäse steht zu ihrem Rufe in gar keinem Verhältniß, weshalb die Braunschweigische Regierung, um bei so ausgezeichneten Futterkräutern die Rindviehzucht in jeder Hinsicht noch weiter ausgedehnt und vervollkommnet zu sehen, eine regelmäßige Thierschau zu Hasselfelde veranstaltet und ans das beste Stück Rindvieh einen Preis ausgesetzt hat. Die Kuh ist das nützlichste Thier im Harz, wie das Kameel in der Wüste. Sie giebt nicht allein Milch und Fleisch, sie bebaut auch in einem großen Theile des Unterharzes das Feld, geht zum Verzweifeln langsam, aber sicher vor Pflug und Feldwageu her, und unsre Großmütter können sich noch besinnen, als ehrbare Frauen mit ihnen ans Besuch kutschirt zu sein. Das Pferd dient hauptsächlich uur dem Fracht- und Hüttenwesen, und der Esel als Lastthier für Handel und Wandel auf den H. P. rachen Pfaden zum Oberharz. Ans dem Münchener Ständehans. 1. Die Neichsrathsgruft. Kesurrse-iuris steht über dem Eingange, ich glaube des Salzburger Friedhofs. Man findet die Inschrift wunderschön. Hätte man sie dagegen im April oder

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345603/475>, abgerufen am 29.04.2024.