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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band.

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Die Erkenntniß dieses weit verbreiteten, tief fressenden Schadens hat zur .
Gründung einer Menge von Mäßigkeitsvereinen geführt, wobei besonders zwei,
hochverdiente Geistliche aus dem Hannöverschen: Kaplan Geling und Pfarrer
Bödecker, segensreich gewirkt haben. Die Mitglieder verpflichten sich nicht nur,
keinen Branntwein, noch ein Getränk, bei dem der Branntwein ein Hauptbestand-
theil ausmacht, zu genießen, sondern auch dergleichen nicht zu verabreiche", wie
das bei verschiedenen Gelegenheiten Sitte war und zum Theil noch ist, und auch
sonst dem Branntweintrinken durch Nath und That möglichst entgegenzutreten.
So wird z. B. in vielen Häusern der Stadt Oldenburg kein Punsch mit Rum
oder Arac mehr bereitet; man meidet ihn entweder ganz, oder nimmt Champagner
als Zuthat. Dies ist der sogenannte Mäßigkcitspunsch, der in Bezug auf die
Ausgabe eben so gut auch Unmäßigkcitöpunsch heißen konnte.

Durch die Mäßigkeitsvereine ist ein gewisser Schimpf auf die Branntwein-
trinker geworfen worden; viele Männer und ganze Familien sind dnrch gänzliche
Entsagung dem Verderben entrissen, andere wenigstens vom Uebermaße oder
vom öffentlichen Trinken und der Verführung ihrer Umgebung zurückgeschreckt
worden. Besonders blühten die Vereine vor dem Jahre 18i8; denn nicht wenige
von denen, welchen damals noch die Gelegenheit genommen war, irgendwie am
Staate sich zu bethätigen, suchten hier zu wirken, bis dann die neue Zeit ihnen
ein weiteres Feld eröffnete. So ist der Eifer in der MäßigkeitSsäche etwas er¬
kaltet. Möchten doch die alten Branntweinfeinde, von denen mancher seitdem die
Erfahrung gemacht haben mag, daß er nicht von dem Holze sei, aus dem die
Staatsmänner geschult werden, wiederum zu ihrer alten, einfachen, glücklichen '
Fehde gegen das Feuerwasser zurückkehren, bedeutend, wie viel auf diesem Felde
noch zu thun ist, und wie leicht der Hydra wieder die abgeschlagenen Köpfe wachsen!

(Fälschung folgt.) >




Neueste englische Literatur.
Nathaniel Hawthvrne.

Dieser amerikanische Dichter gehört in dieselbe Schule, die wir vor einiger
Zeit in Longfellow und Margaret Futter charalterisirt habe"; einer Schule, die
durch de" Philosophen Waldo Emerson mit Carlyle in Verbindung steht und sich
in letzter Instanz auf Shelley zurückführe,, läßt. Hawthorue ist unter alle" diesen
Dichtern derjenige, der bei n"S am meisten Anklang finden dürfte, weil er we-


Grenzboten. II. -I8S2. ' si'

Die Erkenntniß dieses weit verbreiteten, tief fressenden Schadens hat zur .
Gründung einer Menge von Mäßigkeitsvereinen geführt, wobei besonders zwei,
hochverdiente Geistliche aus dem Hannöverschen: Kaplan Geling und Pfarrer
Bödecker, segensreich gewirkt haben. Die Mitglieder verpflichten sich nicht nur,
keinen Branntwein, noch ein Getränk, bei dem der Branntwein ein Hauptbestand-
theil ausmacht, zu genießen, sondern auch dergleichen nicht zu verabreiche», wie
das bei verschiedenen Gelegenheiten Sitte war und zum Theil noch ist, und auch
sonst dem Branntweintrinken durch Nath und That möglichst entgegenzutreten.
So wird z. B. in vielen Häusern der Stadt Oldenburg kein Punsch mit Rum
oder Arac mehr bereitet; man meidet ihn entweder ganz, oder nimmt Champagner
als Zuthat. Dies ist der sogenannte Mäßigkcitspunsch, der in Bezug auf die
Ausgabe eben so gut auch Unmäßigkcitöpunsch heißen konnte.

Durch die Mäßigkeitsvereine ist ein gewisser Schimpf auf die Branntwein-
trinker geworfen worden; viele Männer und ganze Familien sind dnrch gänzliche
Entsagung dem Verderben entrissen, andere wenigstens vom Uebermaße oder
vom öffentlichen Trinken und der Verführung ihrer Umgebung zurückgeschreckt
worden. Besonders blühten die Vereine vor dem Jahre 18i8; denn nicht wenige
von denen, welchen damals noch die Gelegenheit genommen war, irgendwie am
Staate sich zu bethätigen, suchten hier zu wirken, bis dann die neue Zeit ihnen
ein weiteres Feld eröffnete. So ist der Eifer in der MäßigkeitSsäche etwas er¬
kaltet. Möchten doch die alten Branntweinfeinde, von denen mancher seitdem die
Erfahrung gemacht haben mag, daß er nicht von dem Holze sei, aus dem die
Staatsmänner geschult werden, wiederum zu ihrer alten, einfachen, glücklichen '
Fehde gegen das Feuerwasser zurückkehren, bedeutend, wie viel auf diesem Felde
noch zu thun ist, und wie leicht der Hydra wieder die abgeschlagenen Köpfe wachsen!

(Fälschung folgt.) >




Neueste englische Literatur.
Nathaniel Hawthvrne.

Dieser amerikanische Dichter gehört in dieselbe Schule, die wir vor einiger
Zeit in Longfellow und Margaret Futter charalterisirt habe»; einer Schule, die
durch de» Philosophen Waldo Emerson mit Carlyle in Verbindung steht und sich
in letzter Instanz auf Shelley zurückführe,, läßt. Hawthorue ist unter alle» diesen
Dichtern derjenige, der bei n„S am meisten Anklang finden dürfte, weil er we-


Grenzboten. II. -I8S2. ' si'
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[0437] Die Erkenntniß dieses weit verbreiteten, tief fressenden Schadens hat zur . Gründung einer Menge von Mäßigkeitsvereinen geführt, wobei besonders zwei, hochverdiente Geistliche aus dem Hannöverschen: Kaplan Geling und Pfarrer Bödecker, segensreich gewirkt haben. Die Mitglieder verpflichten sich nicht nur, keinen Branntwein, noch ein Getränk, bei dem der Branntwein ein Hauptbestand- theil ausmacht, zu genießen, sondern auch dergleichen nicht zu verabreiche», wie das bei verschiedenen Gelegenheiten Sitte war und zum Theil noch ist, und auch sonst dem Branntweintrinken durch Nath und That möglichst entgegenzutreten. So wird z. B. in vielen Häusern der Stadt Oldenburg kein Punsch mit Rum oder Arac mehr bereitet; man meidet ihn entweder ganz, oder nimmt Champagner als Zuthat. Dies ist der sogenannte Mäßigkcitspunsch, der in Bezug auf die Ausgabe eben so gut auch Unmäßigkcitöpunsch heißen konnte. Durch die Mäßigkeitsvereine ist ein gewisser Schimpf auf die Branntwein- trinker geworfen worden; viele Männer und ganze Familien sind dnrch gänzliche Entsagung dem Verderben entrissen, andere wenigstens vom Uebermaße oder vom öffentlichen Trinken und der Verführung ihrer Umgebung zurückgeschreckt worden. Besonders blühten die Vereine vor dem Jahre 18i8; denn nicht wenige von denen, welchen damals noch die Gelegenheit genommen war, irgendwie am Staate sich zu bethätigen, suchten hier zu wirken, bis dann die neue Zeit ihnen ein weiteres Feld eröffnete. So ist der Eifer in der MäßigkeitSsäche etwas er¬ kaltet. Möchten doch die alten Branntweinfeinde, von denen mancher seitdem die Erfahrung gemacht haben mag, daß er nicht von dem Holze sei, aus dem die Staatsmänner geschult werden, wiederum zu ihrer alten, einfachen, glücklichen ' Fehde gegen das Feuerwasser zurückkehren, bedeutend, wie viel auf diesem Felde noch zu thun ist, und wie leicht der Hydra wieder die abgeschlagenen Köpfe wachsen! (Fälschung folgt.) > Neueste englische Literatur. Nathaniel Hawthvrne. Dieser amerikanische Dichter gehört in dieselbe Schule, die wir vor einiger Zeit in Longfellow und Margaret Futter charalterisirt habe»; einer Schule, die durch de» Philosophen Waldo Emerson mit Carlyle in Verbindung steht und sich in letzter Instanz auf Shelley zurückführe,, läßt. Hawthorue ist unter alle» diesen Dichtern derjenige, der bei n„S am meisten Anklang finden dürfte, weil er we- Grenzboten. II. -I8S2. ' si'

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93902/437>, abgerufen am 01.05.2024.