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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.

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von London aus von den großen ostindischen Häfen -- wenn dort genug vorhanden
find, woran wir sehr zweifeln -- nach Suez beordert oder von Europa aus um
das Cav herum dorthin geschickt werden. Wie alsdann eine Zeitersparniß heraus¬
komme" soll, können wir nicht einsehen.




Literatur.

Die Revolution in China in ihrer Entstehung, ihrer politischen und
religiösen Bedeutung und ihrem bisherigen Verlauf. Nach Meadows: I!le (IKinksv
um! ilioil- Ile>,<-tuo"s, bearbeitet von I. Neumark. Berlin 1857, H. Schindler. --
Ein recht gutes Buch, welches über verschiedene dunkle Punkte des großen Aufstan¬
des im ostasiatischen Kaiserreiche aus Grund eigner Beobachtung des Verfassers des
Originals ein überraschendes Licht verbreitet. Von besonderem Interesse sind Ca¬
pitel 3 bis 9, in denen zunächst die Ursachen zur Unzufriedenheit mit der Herrschaft
der Maudschns entwickelt werden, worauf in anschaulicher Darstellung eine Charak¬
teristik des Propheten und Feldherrn der Insurgenten, dann die Geschichte der Re¬
volution selbst von ihren ersten Anfängen, wo sie lediglich das Wesen einer religiö¬
sen Reform an sich trug, bis zur Einnahme Nankings, des jetzigen Hauptwaffen¬
platzes der Rebellen, endlich die Ereignisse des Bürgerkriegs bis zu Anfang des
Jahr.s 1856 folgen. Sehr wichtig wäre es, wenn die mit ziemlich starken Grün¬
den vom Verfasser unterstützte Ansicht, daß die Taipings Christen seien, daß ihr
Prophet wenigstens dnrch Bruchstücke des neuen Testaments die erste Anregung zu
seinem Austreten erhalten habe, auch von andrer Seite sich bestätigte. Nicht weniger
Interesse beansprucht das zehnte Capitel, welches mit willkommner Ausführlichkeit
einen Besuch des Verfassers bei den Insurgenten in Nanking und dessen Unterre¬
dungen mit den Chefs beider Parteien mittheilt. Capitel 11 enthält sodann eine
Darstellung des Religionssystems der Taipings und wägt die Chancen für und wider
den Sieg der Bewegung ab. Das Resultat dieser Betrachtung ist, daß die Insur¬
genten weit bessere Aussichten ans den schließlichen Triumph haben, als die Kaiser¬
lichen. Angehängt sind: Ein Capitel über die Gefahren russischer Eroberungsgelüste
für China und von dort aus für Amerika, und ein zweites, welches eine Unterre¬
dung des verstorbenen Kaisers Tavkwang mit einem hohen Beamten über die Pläne
und die Macht Englands mittheilt. Dann schließt das Buch mit einer Uebersicht
der neuesten Nachrichten, welche die englische Presse über den Stand der Parteien
in China gebracht hat. --

Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Von Dr. D. G. M. Schreber.
Leipzig, Friedrich Fleischer, 1858.-- Die allgemeine Aufgabe dieser Schrift ist, ein
Bild der dem Ideale der Menschheit zustrebenden Erziehung in den wesentlichsten Um¬
rissen zu entwerfen. Sie faßt dabei den Menschen sowol von seiner physischen Seite,
mit der es der Arzt zu thun hat, als von seiner moralischen, an der vorzüglich der
Pädagog ein Interesse nimmt, ins Auge. Ihre Tendenz ist praktisch, sie wendet


von London aus von den großen ostindischen Häfen — wenn dort genug vorhanden
find, woran wir sehr zweifeln — nach Suez beordert oder von Europa aus um
das Cav herum dorthin geschickt werden. Wie alsdann eine Zeitersparniß heraus¬
komme» soll, können wir nicht einsehen.




Literatur.

Die Revolution in China in ihrer Entstehung, ihrer politischen und
religiösen Bedeutung und ihrem bisherigen Verlauf. Nach Meadows: I!le (IKinksv
um! ilioil- Ile>,<-tuo»s, bearbeitet von I. Neumark. Berlin 1857, H. Schindler. —
Ein recht gutes Buch, welches über verschiedene dunkle Punkte des großen Aufstan¬
des im ostasiatischen Kaiserreiche aus Grund eigner Beobachtung des Verfassers des
Originals ein überraschendes Licht verbreitet. Von besonderem Interesse sind Ca¬
pitel 3 bis 9, in denen zunächst die Ursachen zur Unzufriedenheit mit der Herrschaft
der Maudschns entwickelt werden, worauf in anschaulicher Darstellung eine Charak¬
teristik des Propheten und Feldherrn der Insurgenten, dann die Geschichte der Re¬
volution selbst von ihren ersten Anfängen, wo sie lediglich das Wesen einer religiö¬
sen Reform an sich trug, bis zur Einnahme Nankings, des jetzigen Hauptwaffen¬
platzes der Rebellen, endlich die Ereignisse des Bürgerkriegs bis zu Anfang des
Jahr.s 1856 folgen. Sehr wichtig wäre es, wenn die mit ziemlich starken Grün¬
den vom Verfasser unterstützte Ansicht, daß die Taipings Christen seien, daß ihr
Prophet wenigstens dnrch Bruchstücke des neuen Testaments die erste Anregung zu
seinem Austreten erhalten habe, auch von andrer Seite sich bestätigte. Nicht weniger
Interesse beansprucht das zehnte Capitel, welches mit willkommner Ausführlichkeit
einen Besuch des Verfassers bei den Insurgenten in Nanking und dessen Unterre¬
dungen mit den Chefs beider Parteien mittheilt. Capitel 11 enthält sodann eine
Darstellung des Religionssystems der Taipings und wägt die Chancen für und wider
den Sieg der Bewegung ab. Das Resultat dieser Betrachtung ist, daß die Insur¬
genten weit bessere Aussichten ans den schließlichen Triumph haben, als die Kaiser¬
lichen. Angehängt sind: Ein Capitel über die Gefahren russischer Eroberungsgelüste
für China und von dort aus für Amerika, und ein zweites, welches eine Unterre¬
dung des verstorbenen Kaisers Tavkwang mit einem hohen Beamten über die Pläne
und die Macht Englands mittheilt. Dann schließt das Buch mit einer Uebersicht
der neuesten Nachrichten, welche die englische Presse über den Stand der Parteien
in China gebracht hat. —

Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Von Dr. D. G. M. Schreber.
Leipzig, Friedrich Fleischer, 1858.— Die allgemeine Aufgabe dieser Schrift ist, ein
Bild der dem Ideale der Menschheit zustrebenden Erziehung in den wesentlichsten Um¬
rissen zu entwerfen. Sie faßt dabei den Menschen sowol von seiner physischen Seite,
mit der es der Arzt zu thun hat, als von seiner moralischen, an der vorzüglich der
Pädagog ein Interesse nimmt, ins Auge. Ihre Tendenz ist praktisch, sie wendet


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[0046] von London aus von den großen ostindischen Häfen — wenn dort genug vorhanden find, woran wir sehr zweifeln — nach Suez beordert oder von Europa aus um das Cav herum dorthin geschickt werden. Wie alsdann eine Zeitersparniß heraus¬ komme» soll, können wir nicht einsehen. Literatur. Die Revolution in China in ihrer Entstehung, ihrer politischen und religiösen Bedeutung und ihrem bisherigen Verlauf. Nach Meadows: I!le (IKinksv um! ilioil- Ile>,<-tuo»s, bearbeitet von I. Neumark. Berlin 1857, H. Schindler. — Ein recht gutes Buch, welches über verschiedene dunkle Punkte des großen Aufstan¬ des im ostasiatischen Kaiserreiche aus Grund eigner Beobachtung des Verfassers des Originals ein überraschendes Licht verbreitet. Von besonderem Interesse sind Ca¬ pitel 3 bis 9, in denen zunächst die Ursachen zur Unzufriedenheit mit der Herrschaft der Maudschns entwickelt werden, worauf in anschaulicher Darstellung eine Charak¬ teristik des Propheten und Feldherrn der Insurgenten, dann die Geschichte der Re¬ volution selbst von ihren ersten Anfängen, wo sie lediglich das Wesen einer religiö¬ sen Reform an sich trug, bis zur Einnahme Nankings, des jetzigen Hauptwaffen¬ platzes der Rebellen, endlich die Ereignisse des Bürgerkriegs bis zu Anfang des Jahr.s 1856 folgen. Sehr wichtig wäre es, wenn die mit ziemlich starken Grün¬ den vom Verfasser unterstützte Ansicht, daß die Taipings Christen seien, daß ihr Prophet wenigstens dnrch Bruchstücke des neuen Testaments die erste Anregung zu seinem Austreten erhalten habe, auch von andrer Seite sich bestätigte. Nicht weniger Interesse beansprucht das zehnte Capitel, welches mit willkommner Ausführlichkeit einen Besuch des Verfassers bei den Insurgenten in Nanking und dessen Unterre¬ dungen mit den Chefs beider Parteien mittheilt. Capitel 11 enthält sodann eine Darstellung des Religionssystems der Taipings und wägt die Chancen für und wider den Sieg der Bewegung ab. Das Resultat dieser Betrachtung ist, daß die Insur¬ genten weit bessere Aussichten ans den schließlichen Triumph haben, als die Kaiser¬ lichen. Angehängt sind: Ein Capitel über die Gefahren russischer Eroberungsgelüste für China und von dort aus für Amerika, und ein zweites, welches eine Unterre¬ dung des verstorbenen Kaisers Tavkwang mit einem hohen Beamten über die Pläne und die Macht Englands mittheilt. Dann schließt das Buch mit einer Uebersicht der neuesten Nachrichten, welche die englische Presse über den Stand der Parteien in China gebracht hat. — Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Von Dr. D. G. M. Schreber. Leipzig, Friedrich Fleischer, 1858.— Die allgemeine Aufgabe dieser Schrift ist, ein Bild der dem Ideale der Menschheit zustrebenden Erziehung in den wesentlichsten Um¬ rissen zu entwerfen. Sie faßt dabei den Menschen sowol von seiner physischen Seite, mit der es der Arzt zu thun hat, als von seiner moralischen, an der vorzüglich der Pädagog ein Interesse nimmt, ins Auge. Ihre Tendenz ist praktisch, sie wendet

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104734/46>, abgerufen am 30.04.2024.