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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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mit Beziehung darauf, daß Urban VIII. aus der Familie der Barbe-
nniroar. --

Doch so durchgreifende Zerstörungen, wie in früheren Jahrhunderten,
haben die Reste des Alterthums seit der Rückkehr der Päpste aus Avignon
nicht wieder erfahren. -- Im Anfang des 16. Jahrhunderts, unter den
kunstliebenden Päpsten Julius II. und Leo X. war die glänzendste Zeit des
Modernen Rom; in dieser Zeit war Rom der Sitz der höchsten Blüte, welche
die bildende Kunst je wieder seit den Zeiten des Alterthums gehabt hat.
Natürlich hatte man damals auch Sinn und Interesse für das Alterthum;
und Rafael selbst machte den großartigen Entwurf zu einem planmäßigen Auf-
graben der alten Stadt; wir besitzen noch das ausführliche Schreiben, welches
Rafael zur Motivirung seines Planes an Leo X. richtete. Leider kam dieser
Plan damals nicht zur Ausführung, und das große Unglück, welches bald
darauf Rom betraf, als es von den Truppen Karls V. unter dem Connctable
von Bourbon erstürmt und geplündert wurde (im Jahr 1527), ließ den gan-
i°n Plan in Vergessenheit gerathen. An eine umfassende planmäßige Aus¬
grabung ist in Rom seitdem nur noch im Anfang dieses Jahrhunderts unter
der Napoleonischen Herrschaft gedacht worden. Sonst beschränkt man sich in
"eueren Zeiten auf Erhaltung dessen, was noch nicht zerstört oder verschüttet ist.




Fürst Milosch und die Serben.
2.

Aehnlich erging es drei Jahre später dem Nachfolger Miloschs. Milan
unde, da er auf den Tod krank lag, die Regierung nicht übernehmen. So folgte
^chael, der zweite Sohn, dem Vater auf dem Fürstenstuhl. Die Pforte be¬
ugte ihn, aber nur auf Lebenszeit. Er ließ sich, auf abendländische Weise
^ogen. weniger grobe Willkürlichkeiten zu Schulden kommen, als sein Vater,
^ "alte Wolf der Wälder"; versuchte, nachdem er sich mit Ministern von
wer Bildung umgeben, Ordnung in die Verwaltung zu bringen und wußte
) durch geschicktes Laviren sowol mit der Pforte, als auch mit den aus-
^Migen Mächten, welche jetzt immer mehr directen Einfluß auf die serbischen
Angelegenheiten übten, in gutem Vernehmen zu erhalten. Er unterließ je-
die Skupschtina zu berufen, stellte verschiedene Fremde an und sah sich
'^dies genöthigt, die Steuern zu erhöhen. So machte er sich den Wojwoden
^"d zugleich dem Volke mißliebig. Wutschitsch. das personificirte böse Ver-
^ngniß der serbischen Fürsten, erhob seine Stimme gegen ihn, es entstanden
ruhen, Michael sah sich auf dem Wege gegen die Empörung von seinen


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mit Beziehung darauf, daß Urban VIII. aus der Familie der Barbe-
nniroar. —

Doch so durchgreifende Zerstörungen, wie in früheren Jahrhunderten,
haben die Reste des Alterthums seit der Rückkehr der Päpste aus Avignon
nicht wieder erfahren. — Im Anfang des 16. Jahrhunderts, unter den
kunstliebenden Päpsten Julius II. und Leo X. war die glänzendste Zeit des
Modernen Rom; in dieser Zeit war Rom der Sitz der höchsten Blüte, welche
die bildende Kunst je wieder seit den Zeiten des Alterthums gehabt hat.
Natürlich hatte man damals auch Sinn und Interesse für das Alterthum;
und Rafael selbst machte den großartigen Entwurf zu einem planmäßigen Auf-
graben der alten Stadt; wir besitzen noch das ausführliche Schreiben, welches
Rafael zur Motivirung seines Planes an Leo X. richtete. Leider kam dieser
Plan damals nicht zur Ausführung, und das große Unglück, welches bald
darauf Rom betraf, als es von den Truppen Karls V. unter dem Connctable
von Bourbon erstürmt und geplündert wurde (im Jahr 1527), ließ den gan-
i°n Plan in Vergessenheit gerathen. An eine umfassende planmäßige Aus¬
grabung ist in Rom seitdem nur noch im Anfang dieses Jahrhunderts unter
der Napoleonischen Herrschaft gedacht worden. Sonst beschränkt man sich in
«eueren Zeiten auf Erhaltung dessen, was noch nicht zerstört oder verschüttet ist.




Fürst Milosch und die Serben.
2.

Aehnlich erging es drei Jahre später dem Nachfolger Miloschs. Milan
unde, da er auf den Tod krank lag, die Regierung nicht übernehmen. So folgte
^chael, der zweite Sohn, dem Vater auf dem Fürstenstuhl. Die Pforte be¬
ugte ihn, aber nur auf Lebenszeit. Er ließ sich, auf abendländische Weise
^ogen. weniger grobe Willkürlichkeiten zu Schulden kommen, als sein Vater,
^ „alte Wolf der Wälder"; versuchte, nachdem er sich mit Ministern von
wer Bildung umgeben, Ordnung in die Verwaltung zu bringen und wußte
) durch geschicktes Laviren sowol mit der Pforte, als auch mit den aus-
^Migen Mächten, welche jetzt immer mehr directen Einfluß auf die serbischen
Angelegenheiten übten, in gutem Vernehmen zu erhalten. Er unterließ je-
die Skupschtina zu berufen, stellte verschiedene Fremde an und sah sich
'^dies genöthigt, die Steuern zu erhöhen. So machte er sich den Wojwoden
^„d zugleich dem Volke mißliebig. Wutschitsch. das personificirte böse Ver-
^ngniß der serbischen Fürsten, erhob seine Stimme gegen ihn, es entstanden
ruhen, Michael sah sich auf dem Wege gegen die Empörung von seinen


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[0237] mit Beziehung darauf, daß Urban VIII. aus der Familie der Barbe- nniroar. — Doch so durchgreifende Zerstörungen, wie in früheren Jahrhunderten, haben die Reste des Alterthums seit der Rückkehr der Päpste aus Avignon nicht wieder erfahren. — Im Anfang des 16. Jahrhunderts, unter den kunstliebenden Päpsten Julius II. und Leo X. war die glänzendste Zeit des Modernen Rom; in dieser Zeit war Rom der Sitz der höchsten Blüte, welche die bildende Kunst je wieder seit den Zeiten des Alterthums gehabt hat. Natürlich hatte man damals auch Sinn und Interesse für das Alterthum; und Rafael selbst machte den großartigen Entwurf zu einem planmäßigen Auf- graben der alten Stadt; wir besitzen noch das ausführliche Schreiben, welches Rafael zur Motivirung seines Planes an Leo X. richtete. Leider kam dieser Plan damals nicht zur Ausführung, und das große Unglück, welches bald darauf Rom betraf, als es von den Truppen Karls V. unter dem Connctable von Bourbon erstürmt und geplündert wurde (im Jahr 1527), ließ den gan- i°n Plan in Vergessenheit gerathen. An eine umfassende planmäßige Aus¬ grabung ist in Rom seitdem nur noch im Anfang dieses Jahrhunderts unter der Napoleonischen Herrschaft gedacht worden. Sonst beschränkt man sich in «eueren Zeiten auf Erhaltung dessen, was noch nicht zerstört oder verschüttet ist. Fürst Milosch und die Serben. 2. Aehnlich erging es drei Jahre später dem Nachfolger Miloschs. Milan unde, da er auf den Tod krank lag, die Regierung nicht übernehmen. So folgte ^chael, der zweite Sohn, dem Vater auf dem Fürstenstuhl. Die Pforte be¬ ugte ihn, aber nur auf Lebenszeit. Er ließ sich, auf abendländische Weise ^ogen. weniger grobe Willkürlichkeiten zu Schulden kommen, als sein Vater, ^ „alte Wolf der Wälder"; versuchte, nachdem er sich mit Ministern von wer Bildung umgeben, Ordnung in die Verwaltung zu bringen und wußte ) durch geschicktes Laviren sowol mit der Pforte, als auch mit den aus- ^Migen Mächten, welche jetzt immer mehr directen Einfluß auf die serbischen Angelegenheiten übten, in gutem Vernehmen zu erhalten. Er unterließ je- die Skupschtina zu berufen, stellte verschiedene Fremde an und sah sich '^dies genöthigt, die Steuern zu erhöhen. So machte er sich den Wojwoden ^„d zugleich dem Volke mißliebig. Wutschitsch. das personificirte böse Ver- ^ngniß der serbischen Fürsten, erhob seine Stimme gegen ihn, es entstanden ruhen, Michael sah sich auf dem Wege gegen die Empörung von seinen 29*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/237>, abgerufen am 04.05.2024.