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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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Briefe des Herzogs Friedrich Wilhelm von VrmmselMig-Oels
ans der Campagne von 179Z. .
"Briefe gehören unter die wichtig,
sten Denkmale, die der einzelne
Mensch hinterlassen kann."
Goethe.

Die hier nachfolgenden Briefe des Herzogs, die dem Einsender im
Original vorliegen, fanden sich unter den hinterlassenen Papieren des bekann¬
ten Braunschweig'schen General-Lieutenants von Riedesel. der im Jahr 1800
als Stadt-Commandant von Braunschweig starb.

So rühmlich und populär auch der Name des fürstlichen Helden in ganz
Deutschland und noch weit über dessen Grenzen hinaus geworden ist. so oft
und gerne man auch noch jetzt von seinen kühnen Thaten spricht, so kennt
man doch mehr den reifern Mann, weniger dessen Jugend und das Be¬
treten seiner kriegerischen Laufbahn, auf der er später so fest und rasch hin-
schritt. Sein Name glänzt eigentlich erst von dem sür Deutschland so schwer
wiegenden Jahre 1809 an. in welchem er seine schwarze Schaar in Böhmen
sammelte und sich Oestreichs Heer anschloß; was weiter zurückliegt, ist weniger
bekannt. Die vorliegenden Briefe breiten nicht nur über Denken und Han¬
deln des kriegerischen Fürsten ein helleres Licht, sondern wir ersehen daraus
seine damalige Stellung, als Militär und Sohn zum Vater, der sür einen
der ersten Generale seiner Zeit galt.

Dabei finden wir noch Persönlichkeiten und Vorgänge berührt, die in
die Geschichte jener Zeit eingreifen. So dürfen diese Schriftstücke, die so
lange im Verborgenen lagen, wohl Manchem willkommen sein. Ehe wir
diese jedoch hier wiedergeben, wollen wir zum bessern Verständniß derselben
Folgendes vorausgehen lassen.

Prinz Wilhelm war 22 Jahre alt. als er den Feldzug 1793 mit¬
machte. Der Vater hatte ihn als drittgebornen Sohn.für die militärische
Laufbahn bestimmt und darnach seine Erziehung in der strengen und pedan¬
tischen Weise seiner Zeit geordnet. Trotzdem der Herzog Carl Wilhelm
Ferdinand als Regent. Staatsmann und General vielseitig beschäftigt
war. wollte er doch die Erziehung seiner Prinzen selbst leiten, und in Allem
den unbedingtesten Gehorsam fordernd, erwartete er diesen namentlich zu¬
nächst von seinen Kindern. Temperament und Neigungen weniger beachtend.

Obgleich der Prinz für den preußischen Dienst bestimmt war. mußte er
seine erste Schule doch unter den braunschweig sehen Truppen durchmachen.


Briefe des Herzogs Friedrich Wilhelm von VrmmselMig-Oels
ans der Campagne von 179Z. .
„Briefe gehören unter die wichtig,
sten Denkmale, die der einzelne
Mensch hinterlassen kann."
Goethe.

Die hier nachfolgenden Briefe des Herzogs, die dem Einsender im
Original vorliegen, fanden sich unter den hinterlassenen Papieren des bekann¬
ten Braunschweig'schen General-Lieutenants von Riedesel. der im Jahr 1800
als Stadt-Commandant von Braunschweig starb.

So rühmlich und populär auch der Name des fürstlichen Helden in ganz
Deutschland und noch weit über dessen Grenzen hinaus geworden ist. so oft
und gerne man auch noch jetzt von seinen kühnen Thaten spricht, so kennt
man doch mehr den reifern Mann, weniger dessen Jugend und das Be¬
treten seiner kriegerischen Laufbahn, auf der er später so fest und rasch hin-
schritt. Sein Name glänzt eigentlich erst von dem sür Deutschland so schwer
wiegenden Jahre 1809 an. in welchem er seine schwarze Schaar in Böhmen
sammelte und sich Oestreichs Heer anschloß; was weiter zurückliegt, ist weniger
bekannt. Die vorliegenden Briefe breiten nicht nur über Denken und Han¬
deln des kriegerischen Fürsten ein helleres Licht, sondern wir ersehen daraus
seine damalige Stellung, als Militär und Sohn zum Vater, der sür einen
der ersten Generale seiner Zeit galt.

Dabei finden wir noch Persönlichkeiten und Vorgänge berührt, die in
die Geschichte jener Zeit eingreifen. So dürfen diese Schriftstücke, die so
lange im Verborgenen lagen, wohl Manchem willkommen sein. Ehe wir
diese jedoch hier wiedergeben, wollen wir zum bessern Verständniß derselben
Folgendes vorausgehen lassen.

Prinz Wilhelm war 22 Jahre alt. als er den Feldzug 1793 mit¬
machte. Der Vater hatte ihn als drittgebornen Sohn.für die militärische
Laufbahn bestimmt und darnach seine Erziehung in der strengen und pedan¬
tischen Weise seiner Zeit geordnet. Trotzdem der Herzog Carl Wilhelm
Ferdinand als Regent. Staatsmann und General vielseitig beschäftigt
war. wollte er doch die Erziehung seiner Prinzen selbst leiten, und in Allem
den unbedingtesten Gehorsam fordernd, erwartete er diesen namentlich zu¬
nächst von seinen Kindern. Temperament und Neigungen weniger beachtend.

Obgleich der Prinz für den preußischen Dienst bestimmt war. mußte er
seine erste Schule doch unter den braunschweig sehen Truppen durchmachen.


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[0039] Briefe des Herzogs Friedrich Wilhelm von VrmmselMig-Oels ans der Campagne von 179Z. . „Briefe gehören unter die wichtig, sten Denkmale, die der einzelne Mensch hinterlassen kann." Goethe. Die hier nachfolgenden Briefe des Herzogs, die dem Einsender im Original vorliegen, fanden sich unter den hinterlassenen Papieren des bekann¬ ten Braunschweig'schen General-Lieutenants von Riedesel. der im Jahr 1800 als Stadt-Commandant von Braunschweig starb. So rühmlich und populär auch der Name des fürstlichen Helden in ganz Deutschland und noch weit über dessen Grenzen hinaus geworden ist. so oft und gerne man auch noch jetzt von seinen kühnen Thaten spricht, so kennt man doch mehr den reifern Mann, weniger dessen Jugend und das Be¬ treten seiner kriegerischen Laufbahn, auf der er später so fest und rasch hin- schritt. Sein Name glänzt eigentlich erst von dem sür Deutschland so schwer wiegenden Jahre 1809 an. in welchem er seine schwarze Schaar in Böhmen sammelte und sich Oestreichs Heer anschloß; was weiter zurückliegt, ist weniger bekannt. Die vorliegenden Briefe breiten nicht nur über Denken und Han¬ deln des kriegerischen Fürsten ein helleres Licht, sondern wir ersehen daraus seine damalige Stellung, als Militär und Sohn zum Vater, der sür einen der ersten Generale seiner Zeit galt. Dabei finden wir noch Persönlichkeiten und Vorgänge berührt, die in die Geschichte jener Zeit eingreifen. So dürfen diese Schriftstücke, die so lange im Verborgenen lagen, wohl Manchem willkommen sein. Ehe wir diese jedoch hier wiedergeben, wollen wir zum bessern Verständniß derselben Folgendes vorausgehen lassen. Prinz Wilhelm war 22 Jahre alt. als er den Feldzug 1793 mit¬ machte. Der Vater hatte ihn als drittgebornen Sohn.für die militärische Laufbahn bestimmt und darnach seine Erziehung in der strengen und pedan¬ tischen Weise seiner Zeit geordnet. Trotzdem der Herzog Carl Wilhelm Ferdinand als Regent. Staatsmann und General vielseitig beschäftigt war. wollte er doch die Erziehung seiner Prinzen selbst leiten, und in Allem den unbedingtesten Gehorsam fordernd, erwartete er diesen namentlich zu¬ nächst von seinen Kindern. Temperament und Neigungen weniger beachtend. Obgleich der Prinz für den preußischen Dienst bestimmt war. mußte er seine erste Schule doch unter den braunschweig sehen Truppen durchmachen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/39>, abgerufen am 29.04.2024.