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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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Staatensystem überhaupt treten werden, so sind Verwickelungen nach Westen
wie nach Osten um so eher möglich. Und bei dieser Voraussicht wird für Sar¬
dinien die Savoyische Neutralität um so gewichtiger.

Am allerwenigsten hat die Savoyische Neutralität mit Bezug auf die
Schweiz irgend an Bedeutung verloren. Zum militärischen Schutze ihrer west¬
lichen Grenze ist sie heute noch so wichtig wie im Jahr 1815; ohne die Neu¬
tralität Savoyens ständen die Westkantone Genf. Waadt und Wallis viel
weniger verthcidungsfähig da. Diese Neutralität gibt der Schweiz zudem
die politische Berechtigung, zu einer etwaigen Veränderung in den Souveräne-
tätsverhältnissen Savoyens ihr Wort mitzusprechen, eine Berechtigung, die
schon in den alten Verträgen ausdrücklich festgestellt wurde. An diese Ver¬
hältnisse knüpfen sich die volkswirtschaftlichen und commerciellen Interessen,
die heute viel größer sind als früher, und so vielseitig und enge in einander
gehen, daß jede Schmälerung oder Entfremdung in den wechselseitigen politi¬
schen und militärischen Beziehungen nur die nachtheiligsten Rückwirkungen
äußern könnte.

Der Schluß der Denkschrift geht also dahin, daß die Schweiz und die
übrigen bei den europäischen Verträgen betheiligten Mächte sehr hohen Werth
darauf setzen müssen, die bestehenden Rechte und Beziehungen zwischen der
Schweiz und Savoyen sorgfältig aufrecht zu erhalten und darüber zu wachen,
daß sie in keiner Weise eine Schmälerung oder Gefährdung erleiden. Zuletzt
sei noch bemerkt, daß Artikel 23 des Turiner Vertrages zwischen Sardinien
und der Schweiz vom 16 März 1816 die alten Tractate vom 3 Juni 1754.
resp, von 1564 und 1603 neu bestätigt, nach welchen die Schweiz nicht die
Wände, das Haus Savoyen nicht die Provinzen Chablais, Fau-
cigny und Gcnevois an einen dritten Herrn abtreten oder ver¬
äußern darf, "damit gute Nachbarschaft erhalten werde."
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.
Die Ereignisse in Mittelitalien seit dem Frieden von
Villasrmica.
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Das Ziel, weiches Graf Cavour, dem sardinischen Minister, vorschwebte,
als die Piemontesen im Mai an, der Seite des französischen Heeres in


Staatensystem überhaupt treten werden, so sind Verwickelungen nach Westen
wie nach Osten um so eher möglich. Und bei dieser Voraussicht wird für Sar¬
dinien die Savoyische Neutralität um so gewichtiger.

Am allerwenigsten hat die Savoyische Neutralität mit Bezug auf die
Schweiz irgend an Bedeutung verloren. Zum militärischen Schutze ihrer west¬
lichen Grenze ist sie heute noch so wichtig wie im Jahr 1815; ohne die Neu¬
tralität Savoyens ständen die Westkantone Genf. Waadt und Wallis viel
weniger verthcidungsfähig da. Diese Neutralität gibt der Schweiz zudem
die politische Berechtigung, zu einer etwaigen Veränderung in den Souveräne-
tätsverhältnissen Savoyens ihr Wort mitzusprechen, eine Berechtigung, die
schon in den alten Verträgen ausdrücklich festgestellt wurde. An diese Ver¬
hältnisse knüpfen sich die volkswirtschaftlichen und commerciellen Interessen,
die heute viel größer sind als früher, und so vielseitig und enge in einander
gehen, daß jede Schmälerung oder Entfremdung in den wechselseitigen politi¬
schen und militärischen Beziehungen nur die nachtheiligsten Rückwirkungen
äußern könnte.

Der Schluß der Denkschrift geht also dahin, daß die Schweiz und die
übrigen bei den europäischen Verträgen betheiligten Mächte sehr hohen Werth
darauf setzen müssen, die bestehenden Rechte und Beziehungen zwischen der
Schweiz und Savoyen sorgfältig aufrecht zu erhalten und darüber zu wachen,
daß sie in keiner Weise eine Schmälerung oder Gefährdung erleiden. Zuletzt
sei noch bemerkt, daß Artikel 23 des Turiner Vertrages zwischen Sardinien
und der Schweiz vom 16 März 1816 die alten Tractate vom 3 Juni 1754.
resp, von 1564 und 1603 neu bestätigt, nach welchen die Schweiz nicht die
Wände, das Haus Savoyen nicht die Provinzen Chablais, Fau-
cigny und Gcnevois an einen dritten Herrn abtreten oder ver¬
äußern darf, „damit gute Nachbarschaft erhalten werde."
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[0098] Staatensystem überhaupt treten werden, so sind Verwickelungen nach Westen wie nach Osten um so eher möglich. Und bei dieser Voraussicht wird für Sar¬ dinien die Savoyische Neutralität um so gewichtiger. Am allerwenigsten hat die Savoyische Neutralität mit Bezug auf die Schweiz irgend an Bedeutung verloren. Zum militärischen Schutze ihrer west¬ lichen Grenze ist sie heute noch so wichtig wie im Jahr 1815; ohne die Neu¬ tralität Savoyens ständen die Westkantone Genf. Waadt und Wallis viel weniger verthcidungsfähig da. Diese Neutralität gibt der Schweiz zudem die politische Berechtigung, zu einer etwaigen Veränderung in den Souveräne- tätsverhältnissen Savoyens ihr Wort mitzusprechen, eine Berechtigung, die schon in den alten Verträgen ausdrücklich festgestellt wurde. An diese Ver¬ hältnisse knüpfen sich die volkswirtschaftlichen und commerciellen Interessen, die heute viel größer sind als früher, und so vielseitig und enge in einander gehen, daß jede Schmälerung oder Entfremdung in den wechselseitigen politi¬ schen und militärischen Beziehungen nur die nachtheiligsten Rückwirkungen äußern könnte. Der Schluß der Denkschrift geht also dahin, daß die Schweiz und die übrigen bei den europäischen Verträgen betheiligten Mächte sehr hohen Werth darauf setzen müssen, die bestehenden Rechte und Beziehungen zwischen der Schweiz und Savoyen sorgfältig aufrecht zu erhalten und darüber zu wachen, daß sie in keiner Weise eine Schmälerung oder Gefährdung erleiden. Zuletzt sei noch bemerkt, daß Artikel 23 des Turiner Vertrages zwischen Sardinien und der Schweiz vom 16 März 1816 die alten Tractate vom 3 Juni 1754. resp, von 1564 und 1603 neu bestätigt, nach welchen die Schweiz nicht die Wände, das Haus Savoyen nicht die Provinzen Chablais, Fau- cigny und Gcnevois an einen dritten Herrn abtreten oder ver¬ äußern darf, „damit gute Nachbarschaft erhalten werde." et'.". ^ <i5?i<ji-6et!sM 'ii4 .tnZj. um'i'l. des.l, ni adelte 5Il, .?ö»in' of no vmilLZ .NZ^RA MiNj-r0'/ Hu'se til) »glitt dick et'jiM 7)6 n»jj»D . Die Ereignisse in Mittelitalien seit dem Frieden von Villasrmica. . »j Ciilj ' .,iiiZ!,l) ^ Ap ^i,oj^»-!l^».. -.--ittkNnm n Das Ziel, weiches Graf Cavour, dem sardinischen Minister, vorschwebte, als die Piemontesen im Mai an, der Seite des französischen Heeres in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/98>, abgerufen am 28.04.2024.