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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band.

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und des Klerus wurden hergestellt, die lateinische Sprache welche die wenig¬
sten auch nur dürftig verstanden, ward als Gerichtssprache befohlen, aus der
Wiederherstellung der Klöster waren dein Staate 164,000 Scudi Zinsen er¬
wachsen.

Daß Oestreich in seinen Besitzungen und in den Vasallenstaaten Modena
und Parma jede Bewegung unerbittlich unterdrückte, braucht kaum gesagt zu
werden, der Tod Confalonieris und die Leiden Silvio Pellicos sind aller Welt
bekannt.

So standen die Dinge in Italien als die Julirevolution ausbrach.




Eine neue Finaiizwissenschast.

Lehrbuch der Finanzwissenschaft. Als Grundlage für Vorlesungen und zum
Selbststudium. Von Lorenz Stein. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1860.

Lehrbücher, mehr noch Leser für gute Bücher über den Haushalt der
Gemeinwesen, sind noch nicht im Ueberfluß vorhanden; selbst in Deutschland
nicht. Und doch sind die "Mittel und Wege" zur Führung der öffentlichen
Wirthschaft für Ständemitglieder, Gemeinderäthe, Staatsgläubiger, Zeitungs¬
leser und andere Steuerpflichtige nicht ganz gleichgiltige Dinge.

Man sucht in einem Buche über die Finanzen Belehrung über die öffent¬
lichen Einkünfte und deren Verwendung, und man wird ihm auch für Mit¬
theilungen über geheime Ausgaben verbunden sein; man erwartet Auskunft
über die Staatsschulden, und hat dabei die Genugthuung, zu finden, daß
hier niemals, wie in manchen Ländern bei den Dienern, der Titel des Ober¬
hauptes den Staat verdrängt; man wünscht endlich das Verhältniß zwischen
den Einnahmen und Ausgaben kennen zu lernen, die Einrichtung der
Voranschläge (Budgets) der Sta atsrechnnngen und der Finanzver¬
waltung. Will uns das Buch nicht etwa nur geschichtlich oder statistisch
über die Finanzen eines bestimmten Landes, sondern will es uns in der
Wissenschaft unterrichten, dann verlangt der studirende Schüler, der Pro¬
fessor, welcher es seinen Vorlesungen zu Grunde legen soll, der strebsame Be¬
amte und der gebildete Bürger -- kurz es verlangt jeder Leser, -- nicht nur
eine klare und übersichtliche Darlegung des geschichtlichen und statistischen Ma-


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und des Klerus wurden hergestellt, die lateinische Sprache welche die wenig¬
sten auch nur dürftig verstanden, ward als Gerichtssprache befohlen, aus der
Wiederherstellung der Klöster waren dein Staate 164,000 Scudi Zinsen er¬
wachsen.

Daß Oestreich in seinen Besitzungen und in den Vasallenstaaten Modena
und Parma jede Bewegung unerbittlich unterdrückte, braucht kaum gesagt zu
werden, der Tod Confalonieris und die Leiden Silvio Pellicos sind aller Welt
bekannt.

So standen die Dinge in Italien als die Julirevolution ausbrach.




Eine neue Finaiizwissenschast.

Lehrbuch der Finanzwissenschaft. Als Grundlage für Vorlesungen und zum
Selbststudium. Von Lorenz Stein. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1860.

Lehrbücher, mehr noch Leser für gute Bücher über den Haushalt der
Gemeinwesen, sind noch nicht im Ueberfluß vorhanden; selbst in Deutschland
nicht. Und doch sind die „Mittel und Wege" zur Führung der öffentlichen
Wirthschaft für Ständemitglieder, Gemeinderäthe, Staatsgläubiger, Zeitungs¬
leser und andere Steuerpflichtige nicht ganz gleichgiltige Dinge.

Man sucht in einem Buche über die Finanzen Belehrung über die öffent¬
lichen Einkünfte und deren Verwendung, und man wird ihm auch für Mit¬
theilungen über geheime Ausgaben verbunden sein; man erwartet Auskunft
über die Staatsschulden, und hat dabei die Genugthuung, zu finden, daß
hier niemals, wie in manchen Ländern bei den Dienern, der Titel des Ober¬
hauptes den Staat verdrängt; man wünscht endlich das Verhältniß zwischen
den Einnahmen und Ausgaben kennen zu lernen, die Einrichtung der
Voranschläge (Budgets) der Sta atsrechnnngen und der Finanzver¬
waltung. Will uns das Buch nicht etwa nur geschichtlich oder statistisch
über die Finanzen eines bestimmten Landes, sondern will es uns in der
Wissenschaft unterrichten, dann verlangt der studirende Schüler, der Pro¬
fessor, welcher es seinen Vorlesungen zu Grunde legen soll, der strebsame Be¬
amte und der gebildete Bürger — kurz es verlangt jeder Leser, — nicht nur
eine klare und übersichtliche Darlegung des geschichtlichen und statistischen Ma-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805/119>, abgerufen am 01.05.2024.