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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band.

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Die Krisis in den Vereinigten Staaten.
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David Wilmot. ein Repräsentant von Pennsylvanien, wollte die Bewil¬
ligung der geforderten Summe von der Bedingung abhängig gemacht wissen,
daß die Sklaverei von den neuen, durch den Frieden zu erwerbenden Gebie¬
ten ausgeschlossen bleiben sollte, und das Haus trat am 6. August 1846 sei¬
nem Vorschlag bei. Der Antrag wie der Beschluß waren um so gerecht¬
fertigter, als die Sklaverei nirgends in Mexico bestand. Aber der Senat
ließ den Vorschlag fallen und rief, während seine Annahme der Sklaverei
eine Grenze gehest hätte, die weiteren Ansprüche und Forderungen des Südens
zu Gunsten der Sklaverei hervor. Darum scheiterten auch alle Bemühungen,
das Wilmotproviso unter einem andern Titel zum Gesetz zu erheben. Doch
die brennende Frage des Tages ließ sich endlich nicht länger mehr verschieben;
die Zulassung und Organisation der neuen Territorien mit oder ohne Skla¬
verei mußte entschieden werden. Von einer Sitzung der andern überwiesen,
fiel sie zuletzt dem 3t. Congresse anheim. Er trat am 3. December 1849
zusammen und hat durch seinen Beschluß in dieser Angelegenheit eine nicht
beneidenswerthe Berühmtheit in den Annalen der amerikanischen Geschichte
sich erworben. Am 31. Dezember 1849 beantragte Rook von Ohio im Hause:
daß das Territorialcomitö angewiesen würde, diesem unverzüglich eine Bill
vorzulegen, welche für die Errichtung von Territorialregierungen sorgte und
die Sklaverei in allen von Mexico an die Vereinigten Staaten abgetretenen
Gebieten verböte. Dieser Antrag gelangte nach heftiger Debatte am 4. Feb¬
ruar 1850 zur Abstimmung, und wurde mit 105 gegen 75 Stimmen verwor¬
fen. Darauf rief in beiden Häusern die texanische Grenzbill einen langen
und heftigen Kampf hervor und endigte mit einem Kompromiß über die nach¬
stehenden Punkte:

1. Grenzregulirung von Texas; dessen Verzichtleistung auf alle gegen die
Vereinigten Staaten erhobenen Ansprüche, wofür diese zehn Millionen von
der texanischen Staatsschuld übernehmen; sodann Errichtung einer Territorial¬
regierung für Neumexico, welches seiner Zeit mit oder ohne Sklaverei, so
wie es seine Constitution vorschreibt, als Staat aufgenommen werden soll.

2. Errichtung einer Territorialrcgierung für Utah. mit derselben Bestim¬
mung über Sklaverei wie bei Neumexico.

3. Zulassung von Californien mit seiner die Sklaverei ausschließenden
Constitution.

4. Auslieferung und Jagdgesetz gegen flüchtige Sklaven.

5. Unterdrückung des Sklavenmarktes im Districte Columbia.


Grenzboten III, 1860. 53
Die Krisis in den Vereinigten Staaten.
es'Mi-s /.i2-!' . N)!ji'!..'.et-< < > .

David Wilmot. ein Repräsentant von Pennsylvanien, wollte die Bewil¬
ligung der geforderten Summe von der Bedingung abhängig gemacht wissen,
daß die Sklaverei von den neuen, durch den Frieden zu erwerbenden Gebie¬
ten ausgeschlossen bleiben sollte, und das Haus trat am 6. August 1846 sei¬
nem Vorschlag bei. Der Antrag wie der Beschluß waren um so gerecht¬
fertigter, als die Sklaverei nirgends in Mexico bestand. Aber der Senat
ließ den Vorschlag fallen und rief, während seine Annahme der Sklaverei
eine Grenze gehest hätte, die weiteren Ansprüche und Forderungen des Südens
zu Gunsten der Sklaverei hervor. Darum scheiterten auch alle Bemühungen,
das Wilmotproviso unter einem andern Titel zum Gesetz zu erheben. Doch
die brennende Frage des Tages ließ sich endlich nicht länger mehr verschieben;
die Zulassung und Organisation der neuen Territorien mit oder ohne Skla¬
verei mußte entschieden werden. Von einer Sitzung der andern überwiesen,
fiel sie zuletzt dem 3t. Congresse anheim. Er trat am 3. December 1849
zusammen und hat durch seinen Beschluß in dieser Angelegenheit eine nicht
beneidenswerthe Berühmtheit in den Annalen der amerikanischen Geschichte
sich erworben. Am 31. Dezember 1849 beantragte Rook von Ohio im Hause:
daß das Territorialcomitö angewiesen würde, diesem unverzüglich eine Bill
vorzulegen, welche für die Errichtung von Territorialregierungen sorgte und
die Sklaverei in allen von Mexico an die Vereinigten Staaten abgetretenen
Gebieten verböte. Dieser Antrag gelangte nach heftiger Debatte am 4. Feb¬
ruar 1850 zur Abstimmung, und wurde mit 105 gegen 75 Stimmen verwor¬
fen. Darauf rief in beiden Häusern die texanische Grenzbill einen langen
und heftigen Kampf hervor und endigte mit einem Kompromiß über die nach¬
stehenden Punkte:

1. Grenzregulirung von Texas; dessen Verzichtleistung auf alle gegen die
Vereinigten Staaten erhobenen Ansprüche, wofür diese zehn Millionen von
der texanischen Staatsschuld übernehmen; sodann Errichtung einer Territorial¬
regierung für Neumexico, welches seiner Zeit mit oder ohne Sklaverei, so
wie es seine Constitution vorschreibt, als Staat aufgenommen werden soll.

2. Errichtung einer Territorialrcgierung für Utah. mit derselben Bestim¬
mung über Sklaverei wie bei Neumexico.

3. Zulassung von Californien mit seiner die Sklaverei ausschließenden
Constitution.

4. Auslieferung und Jagdgesetz gegen flüchtige Sklaven.

5. Unterdrückung des Sklavenmarktes im Districte Columbia.


Grenzboten III, 1860. 53
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[0429] Die Krisis in den Vereinigten Staaten. es'Mi-s /.i2-!' . N)!ji'!..'.et-< < > . David Wilmot. ein Repräsentant von Pennsylvanien, wollte die Bewil¬ ligung der geforderten Summe von der Bedingung abhängig gemacht wissen, daß die Sklaverei von den neuen, durch den Frieden zu erwerbenden Gebie¬ ten ausgeschlossen bleiben sollte, und das Haus trat am 6. August 1846 sei¬ nem Vorschlag bei. Der Antrag wie der Beschluß waren um so gerecht¬ fertigter, als die Sklaverei nirgends in Mexico bestand. Aber der Senat ließ den Vorschlag fallen und rief, während seine Annahme der Sklaverei eine Grenze gehest hätte, die weiteren Ansprüche und Forderungen des Südens zu Gunsten der Sklaverei hervor. Darum scheiterten auch alle Bemühungen, das Wilmotproviso unter einem andern Titel zum Gesetz zu erheben. Doch die brennende Frage des Tages ließ sich endlich nicht länger mehr verschieben; die Zulassung und Organisation der neuen Territorien mit oder ohne Skla¬ verei mußte entschieden werden. Von einer Sitzung der andern überwiesen, fiel sie zuletzt dem 3t. Congresse anheim. Er trat am 3. December 1849 zusammen und hat durch seinen Beschluß in dieser Angelegenheit eine nicht beneidenswerthe Berühmtheit in den Annalen der amerikanischen Geschichte sich erworben. Am 31. Dezember 1849 beantragte Rook von Ohio im Hause: daß das Territorialcomitö angewiesen würde, diesem unverzüglich eine Bill vorzulegen, welche für die Errichtung von Territorialregierungen sorgte und die Sklaverei in allen von Mexico an die Vereinigten Staaten abgetretenen Gebieten verböte. Dieser Antrag gelangte nach heftiger Debatte am 4. Feb¬ ruar 1850 zur Abstimmung, und wurde mit 105 gegen 75 Stimmen verwor¬ fen. Darauf rief in beiden Häusern die texanische Grenzbill einen langen und heftigen Kampf hervor und endigte mit einem Kompromiß über die nach¬ stehenden Punkte: 1. Grenzregulirung von Texas; dessen Verzichtleistung auf alle gegen die Vereinigten Staaten erhobenen Ansprüche, wofür diese zehn Millionen von der texanischen Staatsschuld übernehmen; sodann Errichtung einer Territorial¬ regierung für Neumexico, welches seiner Zeit mit oder ohne Sklaverei, so wie es seine Constitution vorschreibt, als Staat aufgenommen werden soll. 2. Errichtung einer Territorialrcgierung für Utah. mit derselben Bestim¬ mung über Sklaverei wie bei Neumexico. 3. Zulassung von Californien mit seiner die Sklaverei ausschließenden Constitution. 4. Auslieferung und Jagdgesetz gegen flüchtige Sklaven. 5. Unterdrückung des Sklavenmarktes im Districte Columbia. Grenzboten III, 1860. 53

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805/429>, abgerufen am 01.05.2024.