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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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verlassen, was er versprach. Dann sagte ich ihm meine Idee wegen des

Unterkommens für die Nacht, und er fand sie klug. ^
In dem Moment befanden wir uns vor einem schönen großen Eckhause,
worin ein Kaufladen war; wir traten hinein, und nachdem ich erfahren, daß
der Kaufmann der Besitzer des Hauses sei. erkundigte ich mich, ob ich nicht
die Ehre haben könne, den Herrn zu sprechen? Einer der Diener ging ihn zu
rufen, und er erschien alsbald. Es war ein kleiner freundlicher alter Herr,
dem ich meine Lage schilderte und um Ausnahme für die Nacht bat. Mit
großer Herzlichkeit gewährte er meinen Wunsch und bat mich einzutreten, fügte
aber hinzu: "Sie allein, für den Mann habe ich keinen Raum, da ich schon
einen Hauptmann mit mehrern Lenien im Quartier habe/' Darauf erwi¬
derte ich: ich könne dann von seiner Güte keinen Gebrauch machen, indem
dies mein Bursche sei, den ich eben erst wieder gefunden habe. Aber der
treue Mensch nahm das nicht an. sagte, er würde schon unterkommen, er sei
froh, mich so untergebracht zu wissen, des andern Morgens früh wolle er
mich abholen, das Haus werde er schon wieder finden. So trat ich denn in
ein hübsches Znumer, in welchem sich zwei junge Damen und ein Hauptmann
vom Grenadier-Bataillon FaHeck besand, die Mich freundlich zum Sitzen und
Essen nöthigten, bei van sie gerade waren. Nachdem ich Bescheid gegeben,
wer ich se, und wie ick vom Schlachtfelde glücklich weggekommen, fing ich
an zu essen, schlief aber nach den .ersten paar Bissen ein; ich wurde geweckt
und auf's Sopha genöthigt, woraus ich bald wieder einschlief. Man ließ
mich schlafen und weckte mich erst gegen zehn Uhr. wo die eine von den jun¬
gen Damen, Braut eines H"errn von Bila von den Anspach'schen Husaren,
mich aus ein hübsches kleines Zimmer führte, indem sie sagte: ich trete
Ihnen mein Stübchen ab, weil wir keinen Platz haben, ich werde bei meiner




,,,
f dem Toilettentisch zurückließ. Ich ging nun in da
ich den Hauptmann, und die beiden junge" , wo Da
oren den Offizier, mich bei sich zu beHallen und für

sorgen, was ,r versprach. Mein Bursche hatte sich nicht sehen lassen, wahr¬
scheinlich war er. sewe Flucht wener fortsetzend, sehr früh aufgebrochen.
Kaum hatte, ich gefrühstückt, als Alarm geschlagen wurde. Ich ging "ut
dein Capitcun zu dessen Compagnie, die alsbald zur Stadt hinaus abmar-
schirte. Der Hauptmann bekümmerte sich nicht um mich, ick s"b bei den


roßen Schritten, welche seine Grenadiere machten, bald ein, daß ich so s

verlassen, was er versprach. Dann sagte ich ihm meine Idee wegen des

Unterkommens für die Nacht, und er fand sie klug. ^
In dem Moment befanden wir uns vor einem schönen großen Eckhause,
worin ein Kaufladen war; wir traten hinein, und nachdem ich erfahren, daß
der Kaufmann der Besitzer des Hauses sei. erkundigte ich mich, ob ich nicht
die Ehre haben könne, den Herrn zu sprechen? Einer der Diener ging ihn zu
rufen, und er erschien alsbald. Es war ein kleiner freundlicher alter Herr,
dem ich meine Lage schilderte und um Ausnahme für die Nacht bat. Mit
großer Herzlichkeit gewährte er meinen Wunsch und bat mich einzutreten, fügte
aber hinzu: „Sie allein, für den Mann habe ich keinen Raum, da ich schon
einen Hauptmann mit mehrern Lenien im Quartier habe/' Darauf erwi¬
derte ich: ich könne dann von seiner Güte keinen Gebrauch machen, indem
dies mein Bursche sei, den ich eben erst wieder gefunden habe. Aber der
treue Mensch nahm das nicht an. sagte, er würde schon unterkommen, er sei
froh, mich so untergebracht zu wissen, des andern Morgens früh wolle er
mich abholen, das Haus werde er schon wieder finden. So trat ich denn in
ein hübsches Znumer, in welchem sich zwei junge Damen und ein Hauptmann
vom Grenadier-Bataillon FaHeck besand, die Mich freundlich zum Sitzen und
Essen nöthigten, bei van sie gerade waren. Nachdem ich Bescheid gegeben,
wer ich se, und wie ick vom Schlachtfelde glücklich weggekommen, fing ich
an zu essen, schlief aber nach den .ersten paar Bissen ein; ich wurde geweckt
und auf's Sopha genöthigt, woraus ich bald wieder einschlief. Man ließ
mich schlafen und weckte mich erst gegen zehn Uhr. wo die eine von den jun¬
gen Damen, Braut eines H"errn von Bila von den Anspach'schen Husaren,
mich aus ein hübsches kleines Zimmer führte, indem sie sagte: ich trete
Ihnen mein Stübchen ab, weil wir keinen Platz haben, ich werde bei meiner




,,,
f dem Toilettentisch zurückließ. Ich ging nun in da
ich den Hauptmann, und die beiden junge» , wo Da
oren den Offizier, mich bei sich zu beHallen und für

sorgen, was ,r versprach. Mein Bursche hatte sich nicht sehen lassen, wahr¬
scheinlich war er. sewe Flucht wener fortsetzend, sehr früh aufgebrochen.
Kaum hatte, ich gefrühstückt, als Alarm geschlagen wurde. Ich ging »ut
dein Capitcun zu dessen Compagnie, die alsbald zur Stadt hinaus abmar-
schirte. Der Hauptmann bekümmerte sich nicht um mich, ick s»b bei den


roßen Schritten, welche seine Grenadiere machten, bald ein, daß ich so s
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[0039] verlassen, was er versprach. Dann sagte ich ihm meine Idee wegen des Unterkommens für die Nacht, und er fand sie klug. ^ In dem Moment befanden wir uns vor einem schönen großen Eckhause, worin ein Kaufladen war; wir traten hinein, und nachdem ich erfahren, daß der Kaufmann der Besitzer des Hauses sei. erkundigte ich mich, ob ich nicht die Ehre haben könne, den Herrn zu sprechen? Einer der Diener ging ihn zu rufen, und er erschien alsbald. Es war ein kleiner freundlicher alter Herr, dem ich meine Lage schilderte und um Ausnahme für die Nacht bat. Mit großer Herzlichkeit gewährte er meinen Wunsch und bat mich einzutreten, fügte aber hinzu: „Sie allein, für den Mann habe ich keinen Raum, da ich schon einen Hauptmann mit mehrern Lenien im Quartier habe/' Darauf erwi¬ derte ich: ich könne dann von seiner Güte keinen Gebrauch machen, indem dies mein Bursche sei, den ich eben erst wieder gefunden habe. Aber der treue Mensch nahm das nicht an. sagte, er würde schon unterkommen, er sei froh, mich so untergebracht zu wissen, des andern Morgens früh wolle er mich abholen, das Haus werde er schon wieder finden. So trat ich denn in ein hübsches Znumer, in welchem sich zwei junge Damen und ein Hauptmann vom Grenadier-Bataillon FaHeck besand, die Mich freundlich zum Sitzen und Essen nöthigten, bei van sie gerade waren. Nachdem ich Bescheid gegeben, wer ich se, und wie ick vom Schlachtfelde glücklich weggekommen, fing ich an zu essen, schlief aber nach den .ersten paar Bissen ein; ich wurde geweckt und auf's Sopha genöthigt, woraus ich bald wieder einschlief. Man ließ mich schlafen und weckte mich erst gegen zehn Uhr. wo die eine von den jun¬ gen Damen, Braut eines H"errn von Bila von den Anspach'schen Husaren, mich aus ein hübsches kleines Zimmer führte, indem sie sagte: ich trete Ihnen mein Stübchen ab, weil wir keinen Platz haben, ich werde bei meiner ,,, f dem Toilettentisch zurückließ. Ich ging nun in da ich den Hauptmann, und die beiden junge» , wo Da oren den Offizier, mich bei sich zu beHallen und für sorgen, was ,r versprach. Mein Bursche hatte sich nicht sehen lassen, wahr¬ scheinlich war er. sewe Flucht wener fortsetzend, sehr früh aufgebrochen. Kaum hatte, ich gefrühstückt, als Alarm geschlagen wurde. Ich ging »ut dein Capitcun zu dessen Compagnie, die alsbald zur Stadt hinaus abmar- schirte. Der Hauptmann bekümmerte sich nicht um mich, ick s»b bei den roßen Schritten, welche seine Grenadiere machten, bald ein, daß ich so s

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/39>, abgerufen am 28.04.2024.