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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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Schließlich verweisen wir in dieser Beziehung noch auf die Rede, mit wel¬
cher Dr. Voigdt aus Königsberg die Unterstützung der Posener Gemeinde Mi-
loslaw empfahl. Die Polen verdrängen in dieser Gegend die Deut¬
schen. Die einzige Landschule der Parochie zeigte bei einer Revision vor vier
Jahren, daß eine Anzahl deutscher Kinder kaum ihrer Muttersprache noch mäch¬
tig waren. Das Denkmal des Gefechts vom 30. April 1848, in welchem
Mieroslawski mit den Rebellen Sieger blieb, erhebt sich sehr bezeichnend zur
Seite der stattlichen katholischen Kirche. Es zeigt auf dem Postamente den
heiligen Laurentius auf seinem Roste, über ihm ein Säulendach, dessen Wöl¬
bungen mit verschlungenen Sensen geziert waren. Das Denkmal hat diese
Symbole der polnischen Rebellion verloren. Der Pole aber weiß sich den
Laurentius zu deuten und harrt der Zeit, die ihm der Titel des Erzbischofs
von Gnesen als "Primas von Polen" andeutet. Helfen wir unsern Glaubens¬
genossen in Posen, daß die deutsche Kirche (denn das ist der Protestantismus),
daß die deutsche Nation nicht in den Vorposten, die sie nach Osten vorgescho-
ben. verdrängt werde, daß sie befestigt werde in ihrer Position gegen die Sla¬
ven, daß sie wiedergewinne, was sie früher besessen!




Die Depesche Lord Rüssels in der deutsch-dänischen Angelegenheit.

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Der Redaction geht soeben der Wortlaut der vielbesprochenen Depesche
des auswärtigen Amtes an Mr. Pagel in Kopenhagen zu. Die seitdem er¬
folgte Zustimmung sämmtlicher Großmächte gibt derselben eine Wichtigkeit,
welche von entscheidenden Einfluß auf den Kampf Schleswig-Holsteins werden
könn.

Auswärtiges Amt

Es scheint nach den, von verschiedenen Seiten empfangenen Berichten, daß
der Notenwechsel zwischen Oestreich, Preußen und Dänemark, welcher, wie in
Aussicht gestellt war, einen Abschluß des so lange schon dauernden Streites
zwischen Deutschland und Dänemark, hinsichtlich der Verpflichtungen Däne¬
marks in den Angelegenheiten Holsteins, Lauenburgs. Schleswigs und der ge-
. meinsamen Verfassung der dänischen Monarchie bringen sollte. zu steigender Er¬
bitterung geführt hat. Je größer der Zeitraum und je weiter die Verhandlung


"Srenzboten IV. 1862. 40

Schließlich verweisen wir in dieser Beziehung noch auf die Rede, mit wel¬
cher Dr. Voigdt aus Königsberg die Unterstützung der Posener Gemeinde Mi-
loslaw empfahl. Die Polen verdrängen in dieser Gegend die Deut¬
schen. Die einzige Landschule der Parochie zeigte bei einer Revision vor vier
Jahren, daß eine Anzahl deutscher Kinder kaum ihrer Muttersprache noch mäch¬
tig waren. Das Denkmal des Gefechts vom 30. April 1848, in welchem
Mieroslawski mit den Rebellen Sieger blieb, erhebt sich sehr bezeichnend zur
Seite der stattlichen katholischen Kirche. Es zeigt auf dem Postamente den
heiligen Laurentius auf seinem Roste, über ihm ein Säulendach, dessen Wöl¬
bungen mit verschlungenen Sensen geziert waren. Das Denkmal hat diese
Symbole der polnischen Rebellion verloren. Der Pole aber weiß sich den
Laurentius zu deuten und harrt der Zeit, die ihm der Titel des Erzbischofs
von Gnesen als „Primas von Polen" andeutet. Helfen wir unsern Glaubens¬
genossen in Posen, daß die deutsche Kirche (denn das ist der Protestantismus),
daß die deutsche Nation nicht in den Vorposten, die sie nach Osten vorgescho-
ben. verdrängt werde, daß sie befestigt werde in ihrer Position gegen die Sla¬
ven, daß sie wiedergewinne, was sie früher besessen!




Die Depesche Lord Rüssels in der deutsch-dänischen Angelegenheit.

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Der Redaction geht soeben der Wortlaut der vielbesprochenen Depesche
des auswärtigen Amtes an Mr. Pagel in Kopenhagen zu. Die seitdem er¬
folgte Zustimmung sämmtlicher Großmächte gibt derselben eine Wichtigkeit,
welche von entscheidenden Einfluß auf den Kampf Schleswig-Holsteins werden
könn.

Auswärtiges Amt

Es scheint nach den, von verschiedenen Seiten empfangenen Berichten, daß
der Notenwechsel zwischen Oestreich, Preußen und Dänemark, welcher, wie in
Aussicht gestellt war, einen Abschluß des so lange schon dauernden Streites
zwischen Deutschland und Dänemark, hinsichtlich der Verpflichtungen Däne¬
marks in den Angelegenheiten Holsteins, Lauenburgs. Schleswigs und der ge-
. meinsamen Verfassung der dänischen Monarchie bringen sollte. zu steigender Er¬
bitterung geführt hat. Je größer der Zeitraum und je weiter die Verhandlung


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[0323] Schließlich verweisen wir in dieser Beziehung noch auf die Rede, mit wel¬ cher Dr. Voigdt aus Königsberg die Unterstützung der Posener Gemeinde Mi- loslaw empfahl. Die Polen verdrängen in dieser Gegend die Deut¬ schen. Die einzige Landschule der Parochie zeigte bei einer Revision vor vier Jahren, daß eine Anzahl deutscher Kinder kaum ihrer Muttersprache noch mäch¬ tig waren. Das Denkmal des Gefechts vom 30. April 1848, in welchem Mieroslawski mit den Rebellen Sieger blieb, erhebt sich sehr bezeichnend zur Seite der stattlichen katholischen Kirche. Es zeigt auf dem Postamente den heiligen Laurentius auf seinem Roste, über ihm ein Säulendach, dessen Wöl¬ bungen mit verschlungenen Sensen geziert waren. Das Denkmal hat diese Symbole der polnischen Rebellion verloren. Der Pole aber weiß sich den Laurentius zu deuten und harrt der Zeit, die ihm der Titel des Erzbischofs von Gnesen als „Primas von Polen" andeutet. Helfen wir unsern Glaubens¬ genossen in Posen, daß die deutsche Kirche (denn das ist der Protestantismus), daß die deutsche Nation nicht in den Vorposten, die sie nach Osten vorgescho- ben. verdrängt werde, daß sie befestigt werde in ihrer Position gegen die Sla¬ ven, daß sie wiedergewinne, was sie früher besessen! Die Depesche Lord Rüssels in der deutsch-dänischen Angelegenheit. -,kl'/i'»?>altt?s>'u?»',ihn>>^lttbi/!"^>^K'>^t Der Redaction geht soeben der Wortlaut der vielbesprochenen Depesche des auswärtigen Amtes an Mr. Pagel in Kopenhagen zu. Die seitdem er¬ folgte Zustimmung sämmtlicher Großmächte gibt derselben eine Wichtigkeit, welche von entscheidenden Einfluß auf den Kampf Schleswig-Holsteins werden könn. Auswärtiges Amt Es scheint nach den, von verschiedenen Seiten empfangenen Berichten, daß der Notenwechsel zwischen Oestreich, Preußen und Dänemark, welcher, wie in Aussicht gestellt war, einen Abschluß des so lange schon dauernden Streites zwischen Deutschland und Dänemark, hinsichtlich der Verpflichtungen Däne¬ marks in den Angelegenheiten Holsteins, Lauenburgs. Schleswigs und der ge- . meinsamen Verfassung der dänischen Monarchie bringen sollte. zu steigender Er¬ bitterung geführt hat. Je größer der Zeitraum und je weiter die Verhandlung «Srenzboten IV. 1862. 40

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/323>, abgerufen am 28.04.2024.