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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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zeln predigen seine Anhänger die Unduldsamkeit, und die Religion der Liebe
droht zu einer Religion des Zwistes verkehrt zu werden. In der That rasche
Abhülfe thut Noth.

Wir erklären noch, daß unsers Wissens und festen Dafürhaltens die fast
einstimmige Mehrzahl unserer Glaubensbrüder im Fürstenthume sich zu den
vorstehenden Grundsätzen bekennt und daß lediglich die Furcht vor Maßrege¬
lungen des Konsistoriums und die Scheu/ an die Oeffentlichkeit zu treten, viel¬
leicht auch der Gedanke, gegen das Consistorium doch nichts auszurichten, unsere
nicht vertretenen Glaubensbrüder von der Betheiligung an dieser Adresse zurück¬
gehalten hat. Eine Befragung der Gemeinde durch die weltlichen Kirchencom-
missaricn wird die Wahrheit vorstehender Behauptungen ins klarste Licht
stellen." --

Wir theilen diese Adresse zunächst wegen ihres Inhalts, dann aber auch
deshalb mit, weil sie mit ihrem tapfern Ton ein Zeichen der Zeit ist.

Die Sprache, die sie spricht, ist sehr deutlich. Einige Stellen sind, was
man bei uns zu Lande yagebüchen nennt. Statt der von uns mit Ausrufungs-
zeichen begleiteten Ausdrücke hätten wir andere gewählt, schon weil uns die.
hier bekämpfte Richtung mehr zu humoristischen Betrachtungen als zur Ent¬
rüstung reizt. Dem protestantischen Geist des norddeutschen Volkes werden jene
deutschen Puseyiten auf die Dauer nichts anhaben können. Das Müncb-
nit'yersche Dunkelmännerthum predigt sich selbst die Kirchen von.allen Vernünf¬
tigen leer, und auf die Andern kommt nicht viel an. Wozu sich also echaus-
siren? Wohl aber werden die, welche den Herren von oben herab Vorschub leisten,
sehr bald inne werden, wie sehr, sie sich dadurch die Geister auch auf politischem
Gebiete entfremden. Die Unterzeichner der Adresse sind Bauern, der conserva-
tivste Theil des Volkes, und sie reden hier in einem Ton. wie er vor gesicherten
Thronen fast unerhört ist. Laxivvti sak!




Das preußische Abgeordnetenhaus und die Militärsrage.

Während diese Zeilen geschrieben werden, bringt fast jede Stunde neue
^ Gerüchte über die Krisis, in welcher das Versassungsieben des preußischen Staa¬
tes schwebt. Solche Zeit ist ungünstig für ein ruhiges Urtheil, aber es ist


zeln predigen seine Anhänger die Unduldsamkeit, und die Religion der Liebe
droht zu einer Religion des Zwistes verkehrt zu werden. In der That rasche
Abhülfe thut Noth.

Wir erklären noch, daß unsers Wissens und festen Dafürhaltens die fast
einstimmige Mehrzahl unserer Glaubensbrüder im Fürstenthume sich zu den
vorstehenden Grundsätzen bekennt und daß lediglich die Furcht vor Maßrege¬
lungen des Konsistoriums und die Scheu/ an die Oeffentlichkeit zu treten, viel¬
leicht auch der Gedanke, gegen das Consistorium doch nichts auszurichten, unsere
nicht vertretenen Glaubensbrüder von der Betheiligung an dieser Adresse zurück¬
gehalten hat. Eine Befragung der Gemeinde durch die weltlichen Kirchencom-
missaricn wird die Wahrheit vorstehender Behauptungen ins klarste Licht
stellen." —

Wir theilen diese Adresse zunächst wegen ihres Inhalts, dann aber auch
deshalb mit, weil sie mit ihrem tapfern Ton ein Zeichen der Zeit ist.

Die Sprache, die sie spricht, ist sehr deutlich. Einige Stellen sind, was
man bei uns zu Lande yagebüchen nennt. Statt der von uns mit Ausrufungs-
zeichen begleiteten Ausdrücke hätten wir andere gewählt, schon weil uns die.
hier bekämpfte Richtung mehr zu humoristischen Betrachtungen als zur Ent¬
rüstung reizt. Dem protestantischen Geist des norddeutschen Volkes werden jene
deutschen Puseyiten auf die Dauer nichts anhaben können. Das Müncb-
nit'yersche Dunkelmännerthum predigt sich selbst die Kirchen von.allen Vernünf¬
tigen leer, und auf die Andern kommt nicht viel an. Wozu sich also echaus-
siren? Wohl aber werden die, welche den Herren von oben herab Vorschub leisten,
sehr bald inne werden, wie sehr, sie sich dadurch die Geister auch auf politischem
Gebiete entfremden. Die Unterzeichner der Adresse sind Bauern, der conserva-
tivste Theil des Volkes, und sie reden hier in einem Ton. wie er vor gesicherten
Thronen fast unerhört ist. Laxivvti sak!




Das preußische Abgeordnetenhaus und die Militärsrage.

Während diese Zeilen geschrieben werden, bringt fast jede Stunde neue
^ Gerüchte über die Krisis, in welcher das Versassungsieben des preußischen Staa¬
tes schwebt. Solche Zeit ist ungünstig für ein ruhiges Urtheil, aber es ist


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/34>, abgerufen am 29.04.2024.