Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

richtet, und sofort räumte der Feldherr der Conföderirten die Stellung von
Manassas Sein Manöver war sieschickt. Unfähig, d,e Offensive zu ergreifen,
bedroht mit einem Angriff in Centreville, wo eine Vertheidigung nichts genutzt
hätte, oder in Richmond, dessen Perlust ein schwerer Schlag gewesen wäre, konnte
er nichts Besseres thun, als alle seine Streitkräfte nach letzterem Punkte zu
werfen. Für die Potomac-Armee aber war diese Räumung ein Unglück. Ihre
Bewegung war demaskirt, ehe sie vollkommen vorbereitet war. Die Transport¬
schiffe waren noch nicht beisammen, einige noch vom Eise des Hudson zurück¬
gehalten. Sollte man in dieser Lage den Gedanken, zur See nach der vir-
ginischen Halbinsel zu gehen, festhalten ? Oder war es räthlicher, den Marsch zu
Lande nach Richmond anzutreten? Mit dieser schwierigen Entscheidung hatte der
junge General der Potomac-Armee sich in der elenden Kaminer eines verlassenen
Hauses in Fairfax zu beschäftigen und binnen vierundzwanzig Stunden seine
Wahl zu treffen. Unter diesen Umständen kam ihm die Nachricht zu, daß er des
Oberbefehls über das gesammte Univnsheer enthoben sei, d. h., daß er nicht
mehr auf die Mitwirkung der andern Armeen des Landes mit der seimgen
rechnen dürfe, daß die unter seinen Befehlen gesammelten Truppen in vier
große Corps unter verschiedenen, nach der Ancicnnetät ernannten Führern ge¬
theilt und dadurch mehre junge Divisionsgenerale, welche sein persönliches
Vertrauen hatten, in untergeordnete Stellungen herabgedrückt worden seien.
Eine solche Kunde mußte auch den stärksten Geist mit Bekümmerniß erfüllen
Aber sein Entschluß wurde deshalb nicht minder rasch gefaßt.




Mssmlde und FriedrichstM.

Veranlaßt durch unser Schlußwort zu den Mittheilungen über den Gene¬
ral Wilhelm v. Willisen sendet uns derselbe folgende" Nachtrag, indem er be¬
merkt: "Es darf nicht so aussehen, als hätte ich über Missunde und Friedrich¬
stadt nichts Genügendes zu sagen oder scheute mich, mit der Wahrheit hervor¬
zutreten!"

Wir geben diese neuen Blätter der Selbstbiographie ohne Kürzung und
Aenderung.


richtet, und sofort räumte der Feldherr der Conföderirten die Stellung von
Manassas Sein Manöver war sieschickt. Unfähig, d,e Offensive zu ergreifen,
bedroht mit einem Angriff in Centreville, wo eine Vertheidigung nichts genutzt
hätte, oder in Richmond, dessen Perlust ein schwerer Schlag gewesen wäre, konnte
er nichts Besseres thun, als alle seine Streitkräfte nach letzterem Punkte zu
werfen. Für die Potomac-Armee aber war diese Räumung ein Unglück. Ihre
Bewegung war demaskirt, ehe sie vollkommen vorbereitet war. Die Transport¬
schiffe waren noch nicht beisammen, einige noch vom Eise des Hudson zurück¬
gehalten. Sollte man in dieser Lage den Gedanken, zur See nach der vir-
ginischen Halbinsel zu gehen, festhalten ? Oder war es räthlicher, den Marsch zu
Lande nach Richmond anzutreten? Mit dieser schwierigen Entscheidung hatte der
junge General der Potomac-Armee sich in der elenden Kaminer eines verlassenen
Hauses in Fairfax zu beschäftigen und binnen vierundzwanzig Stunden seine
Wahl zu treffen. Unter diesen Umständen kam ihm die Nachricht zu, daß er des
Oberbefehls über das gesammte Univnsheer enthoben sei, d. h., daß er nicht
mehr auf die Mitwirkung der andern Armeen des Landes mit der seimgen
rechnen dürfe, daß die unter seinen Befehlen gesammelten Truppen in vier
große Corps unter verschiedenen, nach der Ancicnnetät ernannten Führern ge¬
theilt und dadurch mehre junge Divisionsgenerale, welche sein persönliches
Vertrauen hatten, in untergeordnete Stellungen herabgedrückt worden seien.
Eine solche Kunde mußte auch den stärksten Geist mit Bekümmerniß erfüllen
Aber sein Entschluß wurde deshalb nicht minder rasch gefaßt.




Mssmlde und FriedrichstM.

Veranlaßt durch unser Schlußwort zu den Mittheilungen über den Gene¬
ral Wilhelm v. Willisen sendet uns derselbe folgende» Nachtrag, indem er be¬
merkt: „Es darf nicht so aussehen, als hätte ich über Missunde und Friedrich¬
stadt nichts Genügendes zu sagen oder scheute mich, mit der Wahrheit hervor¬
zutreten!"

Wir geben diese neuen Blätter der Selbstbiographie ohne Kürzung und
Aenderung.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0403" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/115255"/>
            <p xml:id="ID_1287" prev="#ID_1286"> richtet, und sofort räumte der Feldherr der Conföderirten die Stellung von<lb/>
Manassas Sein Manöver war sieschickt. Unfähig, d,e Offensive zu ergreifen,<lb/>
bedroht mit einem Angriff in Centreville, wo eine Vertheidigung nichts genutzt<lb/>
hätte, oder in Richmond, dessen Perlust ein schwerer Schlag gewesen wäre, konnte<lb/>
er nichts Besseres thun, als alle seine Streitkräfte nach letzterem Punkte zu<lb/>
werfen. Für die Potomac-Armee aber war diese Räumung ein Unglück. Ihre<lb/>
Bewegung war demaskirt, ehe sie vollkommen vorbereitet war. Die Transport¬<lb/>
schiffe waren noch nicht beisammen, einige noch vom Eise des Hudson zurück¬<lb/>
gehalten. Sollte man in dieser Lage den Gedanken, zur See nach der vir-<lb/>
ginischen Halbinsel zu gehen, festhalten ? Oder war es räthlicher, den Marsch zu<lb/>
Lande nach Richmond anzutreten? Mit dieser schwierigen Entscheidung hatte der<lb/>
junge General der Potomac-Armee sich in der elenden Kaminer eines verlassenen<lb/>
Hauses in Fairfax zu beschäftigen und binnen vierundzwanzig Stunden seine<lb/>
Wahl zu treffen. Unter diesen Umständen kam ihm die Nachricht zu, daß er des<lb/>
Oberbefehls über das gesammte Univnsheer enthoben sei, d. h., daß er nicht<lb/>
mehr auf die Mitwirkung der andern Armeen des Landes mit der seimgen<lb/>
rechnen dürfe, daß die unter seinen Befehlen gesammelten Truppen in vier<lb/>
große Corps unter verschiedenen, nach der Ancicnnetät ernannten Führern ge¬<lb/>
theilt und dadurch mehre junge Divisionsgenerale, welche sein persönliches<lb/>
Vertrauen hatten, in untergeordnete Stellungen herabgedrückt worden seien.<lb/>
Eine solche Kunde mußte auch den stärksten Geist mit Bekümmerniß erfüllen<lb/>
Aber sein Entschluß wurde deshalb nicht minder rasch gefaßt.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Mssmlde und FriedrichstM.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1288"> Veranlaßt durch unser Schlußwort zu den Mittheilungen über den Gene¬<lb/>
ral Wilhelm v. Willisen sendet uns derselbe folgende» Nachtrag, indem er be¬<lb/>
merkt: &#x201E;Es darf nicht so aussehen, als hätte ich über Missunde und Friedrich¬<lb/>
stadt nichts Genügendes zu sagen oder scheute mich, mit der Wahrheit hervor¬<lb/>
zutreten!"</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1289"> Wir geben diese neuen Blätter der Selbstbiographie ohne Kürzung und<lb/>
Aenderung.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0403] richtet, und sofort räumte der Feldherr der Conföderirten die Stellung von Manassas Sein Manöver war sieschickt. Unfähig, d,e Offensive zu ergreifen, bedroht mit einem Angriff in Centreville, wo eine Vertheidigung nichts genutzt hätte, oder in Richmond, dessen Perlust ein schwerer Schlag gewesen wäre, konnte er nichts Besseres thun, als alle seine Streitkräfte nach letzterem Punkte zu werfen. Für die Potomac-Armee aber war diese Räumung ein Unglück. Ihre Bewegung war demaskirt, ehe sie vollkommen vorbereitet war. Die Transport¬ schiffe waren noch nicht beisammen, einige noch vom Eise des Hudson zurück¬ gehalten. Sollte man in dieser Lage den Gedanken, zur See nach der vir- ginischen Halbinsel zu gehen, festhalten ? Oder war es räthlicher, den Marsch zu Lande nach Richmond anzutreten? Mit dieser schwierigen Entscheidung hatte der junge General der Potomac-Armee sich in der elenden Kaminer eines verlassenen Hauses in Fairfax zu beschäftigen und binnen vierundzwanzig Stunden seine Wahl zu treffen. Unter diesen Umständen kam ihm die Nachricht zu, daß er des Oberbefehls über das gesammte Univnsheer enthoben sei, d. h., daß er nicht mehr auf die Mitwirkung der andern Armeen des Landes mit der seimgen rechnen dürfe, daß die unter seinen Befehlen gesammelten Truppen in vier große Corps unter verschiedenen, nach der Ancicnnetät ernannten Führern ge¬ theilt und dadurch mehre junge Divisionsgenerale, welche sein persönliches Vertrauen hatten, in untergeordnete Stellungen herabgedrückt worden seien. Eine solche Kunde mußte auch den stärksten Geist mit Bekümmerniß erfüllen Aber sein Entschluß wurde deshalb nicht minder rasch gefaßt. Mssmlde und FriedrichstM. Veranlaßt durch unser Schlußwort zu den Mittheilungen über den Gene¬ ral Wilhelm v. Willisen sendet uns derselbe folgende» Nachtrag, indem er be¬ merkt: „Es darf nicht so aussehen, als hätte ich über Missunde und Friedrich¬ stadt nichts Genügendes zu sagen oder scheute mich, mit der Wahrheit hervor¬ zutreten!" Wir geben diese neuen Blätter der Selbstbiographie ohne Kürzung und Aenderung.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/403
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/403>, abgerufen am 29.04.2024.