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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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Mac Clellan und die Potomac-Arme.
2. Der Marsch bis vor Richmond.

Die Armee der Conföderirten von Manassas bis Richmond verfolgen, war
eine Unmöglichkeit. Dieselbe dalle alle Brücken hinter sich abgebrochen, der Regen
die Straßen für schweres Fuhrwerk unwegsam gemacht; ein rasches Vorrücken der
Unionisten war hier ebenso unmöglich wie eine genügende Verproviantirung.
Mac Clellan entschloß sich demnach für den Wasserweg. Aber die Chancen dieses
Unternehmens hatten sich jetzt wesentlich geändert. , Die Räumung der Stel¬
lung bei Centreville war vor, statt, wie Mac Clellan gerechnet, nach dem
Aufbruch der Bundesarmee gegen Richmond erfolgt. Die Bewegung gegen
diese Stadt hatte aufgehört eine Ueberraschung zu sein. Unglücklicher Weise
sollte sie auch noch den Vortheil einer prompter Ausführung verlieren. "Schon
war mit der nutzlosen Verfolgung des Feindes von Fairfax Court House und
Manassas eine halbe Woche verloren, doch war das nicht von Bedeutung, da
die Transportschiffe noch, nicht beisammen.waren. Sobald sie zu erscheinen
ansingen, erhielt das Heer Ordre, sich in Alexandrien einzuschiffen. Aber stehe
da, wieder unterblieb etwas, worauf der General en Chef-gerechnet. Man
hatte ihm die Mittel zugesagt, auf einmal so,000 Mann zu transportiren,
und die im Potomac versammelten Fahrzeuge vermochten davon kaum die
Hälfte aufzunehmen. Am 17. März begann die Bewegung der Armee. Sie
bestand aus N Divisionen Infanterie zu je 8 bis lo o<)0 Mann, über 6000
Regularen zu Fuß und zu Pferde und gegen 350 Feldgeschützen, zusammen
ungefähr 120.000 Mann. Eine Division wurde im Moment der Abfahrt noch
abgezweigt, um, man wußte nicht recht weshalb, als unabhängiges .Corps
unter General Fremont in den Gebirgen Nordcarolinas zu operiren. Wir
werden sehen, daß die Potomac-Armee im weiteren Verlauf noch andere, ebenso
unerklärliche Schwächungen erlitt."

Es bedürfte fünfzehn Tage, um die immerhin noch gewaltige Streitmacht
Mac Clellans von Alexandria und Annapvlis nach Fort Monroe, dem er.
wählten Landungsplatz zu bringen. Die Erscheinung des Merrimac und der
furchtbare Gebrauch, den. derselbe von seinen Kräften gemacht, ließ die Marine
der Föderalisten nicht mehr als absolute Beherrscherin der virginischen Gewässer
ansehen, und so hatte die Armee keinen günstigern Ort finden können, um
ans Land zu steigen. Fort Monroe. von Anfang des Kriegs bis jetzt in den
Händen der Bundesregierung geblieben, ist eine regelmäßige, von Steinen er-


Grknjboten IV. 186S. ^
Mac Clellan und die Potomac-Arme.
2. Der Marsch bis vor Richmond.

Die Armee der Conföderirten von Manassas bis Richmond verfolgen, war
eine Unmöglichkeit. Dieselbe dalle alle Brücken hinter sich abgebrochen, der Regen
die Straßen für schweres Fuhrwerk unwegsam gemacht; ein rasches Vorrücken der
Unionisten war hier ebenso unmöglich wie eine genügende Verproviantirung.
Mac Clellan entschloß sich demnach für den Wasserweg. Aber die Chancen dieses
Unternehmens hatten sich jetzt wesentlich geändert. , Die Räumung der Stel¬
lung bei Centreville war vor, statt, wie Mac Clellan gerechnet, nach dem
Aufbruch der Bundesarmee gegen Richmond erfolgt. Die Bewegung gegen
diese Stadt hatte aufgehört eine Ueberraschung zu sein. Unglücklicher Weise
sollte sie auch noch den Vortheil einer prompter Ausführung verlieren. „Schon
war mit der nutzlosen Verfolgung des Feindes von Fairfax Court House und
Manassas eine halbe Woche verloren, doch war das nicht von Bedeutung, da
die Transportschiffe noch, nicht beisammen.waren. Sobald sie zu erscheinen
ansingen, erhielt das Heer Ordre, sich in Alexandrien einzuschiffen. Aber stehe
da, wieder unterblieb etwas, worauf der General en Chef-gerechnet. Man
hatte ihm die Mittel zugesagt, auf einmal so,000 Mann zu transportiren,
und die im Potomac versammelten Fahrzeuge vermochten davon kaum die
Hälfte aufzunehmen. Am 17. März begann die Bewegung der Armee. Sie
bestand aus N Divisionen Infanterie zu je 8 bis lo o<)0 Mann, über 6000
Regularen zu Fuß und zu Pferde und gegen 350 Feldgeschützen, zusammen
ungefähr 120.000 Mann. Eine Division wurde im Moment der Abfahrt noch
abgezweigt, um, man wußte nicht recht weshalb, als unabhängiges .Corps
unter General Fremont in den Gebirgen Nordcarolinas zu operiren. Wir
werden sehen, daß die Potomac-Armee im weiteren Verlauf noch andere, ebenso
unerklärliche Schwächungen erlitt."

Es bedürfte fünfzehn Tage, um die immerhin noch gewaltige Streitmacht
Mac Clellans von Alexandria und Annapvlis nach Fort Monroe, dem er.
wählten Landungsplatz zu bringen. Die Erscheinung des Merrimac und der
furchtbare Gebrauch, den. derselbe von seinen Kräften gemacht, ließ die Marine
der Föderalisten nicht mehr als absolute Beherrscherin der virginischen Gewässer
ansehen, und so hatte die Armee keinen günstigern Ort finden können, um
ans Land zu steigen. Fort Monroe. von Anfang des Kriegs bis jetzt in den
Händen der Bundesregierung geblieben, ist eine regelmäßige, von Steinen er-


Grknjboten IV. 186S. ^
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[0431] Mac Clellan und die Potomac-Arme. 2. Der Marsch bis vor Richmond. Die Armee der Conföderirten von Manassas bis Richmond verfolgen, war eine Unmöglichkeit. Dieselbe dalle alle Brücken hinter sich abgebrochen, der Regen die Straßen für schweres Fuhrwerk unwegsam gemacht; ein rasches Vorrücken der Unionisten war hier ebenso unmöglich wie eine genügende Verproviantirung. Mac Clellan entschloß sich demnach für den Wasserweg. Aber die Chancen dieses Unternehmens hatten sich jetzt wesentlich geändert. , Die Räumung der Stel¬ lung bei Centreville war vor, statt, wie Mac Clellan gerechnet, nach dem Aufbruch der Bundesarmee gegen Richmond erfolgt. Die Bewegung gegen diese Stadt hatte aufgehört eine Ueberraschung zu sein. Unglücklicher Weise sollte sie auch noch den Vortheil einer prompter Ausführung verlieren. „Schon war mit der nutzlosen Verfolgung des Feindes von Fairfax Court House und Manassas eine halbe Woche verloren, doch war das nicht von Bedeutung, da die Transportschiffe noch, nicht beisammen.waren. Sobald sie zu erscheinen ansingen, erhielt das Heer Ordre, sich in Alexandrien einzuschiffen. Aber stehe da, wieder unterblieb etwas, worauf der General en Chef-gerechnet. Man hatte ihm die Mittel zugesagt, auf einmal so,000 Mann zu transportiren, und die im Potomac versammelten Fahrzeuge vermochten davon kaum die Hälfte aufzunehmen. Am 17. März begann die Bewegung der Armee. Sie bestand aus N Divisionen Infanterie zu je 8 bis lo o<)0 Mann, über 6000 Regularen zu Fuß und zu Pferde und gegen 350 Feldgeschützen, zusammen ungefähr 120.000 Mann. Eine Division wurde im Moment der Abfahrt noch abgezweigt, um, man wußte nicht recht weshalb, als unabhängiges .Corps unter General Fremont in den Gebirgen Nordcarolinas zu operiren. Wir werden sehen, daß die Potomac-Armee im weiteren Verlauf noch andere, ebenso unerklärliche Schwächungen erlitt." Es bedürfte fünfzehn Tage, um die immerhin noch gewaltige Streitmacht Mac Clellans von Alexandria und Annapvlis nach Fort Monroe, dem er. wählten Landungsplatz zu bringen. Die Erscheinung des Merrimac und der furchtbare Gebrauch, den. derselbe von seinen Kräften gemacht, ließ die Marine der Föderalisten nicht mehr als absolute Beherrscherin der virginischen Gewässer ansehen, und so hatte die Armee keinen günstigern Ort finden können, um ans Land zu steigen. Fort Monroe. von Anfang des Kriegs bis jetzt in den Händen der Bundesregierung geblieben, ist eine regelmäßige, von Steinen er- Grknjboten IV. 186S. ^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/431>, abgerufen am 29.04.2024.