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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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baute Citadelle auf der Südspitze der Virginischer Halbinsel, welche, ihr Feuer
mit dem auf künstlicher ' Felsbasis errichteten Fort Rip-Raps kreuzend, den
Paß beherrscht, der von der offnen See nach den Hampton-Roads und von
da auf dem Jamesriver nach Richmond oder auf dem Elisabethriver nach Nor¬
folk führt, wo sich der Merrimac befand.

Rasch bedeckte sich hier die Rhede mit Transportschiffen. Manchmal zählte
man deren mehre Hunderte und unter ihnen gegen zwanzig große Dampfer,
die den Augenblick erwarteten, um am Quai anzulegen und die is bis 20,000
Mann abzusehen, die sie trugen. Es würde ein unermeßliches Unglück gewesen
sein, wenn unter dieser dichten Masse von Schiffen plötzlich der große Widder
der Conföderirten erschienen wäre, und in der That schlug gar Manchem das
Herz, wenn sich über den Bäumen, welche die Einfahrt in den Elisabethriver
verbargen, ein Rauchwölkchen sehen ließ. Aber der Merrimac kam nicht, er
ließ die Landung sich ungestört vollenden. Er kam.aus drei Gründen nicht.
Erstens paralysirte er in seiner Stellung bei Norfolk auf den Hampton-Roads
die föderalistischen Seestreitkräfte, welche den Angriff des LandheereS auf Uork-
town unterstützen sollte". Dann, und das war wichtiger, beraubte er die
Bundesarmee aller Vortheile, welche der Besitz des Jamesriver derselben für
einen Feldzug bot, dessen Basis Richmond war. Endlich aber lief er Gefahr,
den Kürzeren zu ziehen. Den Monitor allein hatte er nicht zu fürchte"; denn
dessen Artillerie war nicht im Stande gewesen, seinen Panzer zu durchbohren,
wohl aber hatte dieser jetzt sehr gefährliche Bundesgenossen erhalten, indem
die Unionisten nunmehr fünf oder sechs große Dampfer bereit hielten, um ihn sofort
nach seinem Erscheinen niederzurennen. Diese Fahrzeuge würden sich, mit
sehr starken Maschinen versehen und jedes nur mit einem halben Dutzend ent¬
schlossener Leute besetzt, mit einer Geschwindigkeit doppelt so groß als die seine
auf ihn gestürzt haben, und einem von ihnen würde es gewiß gelungen sein,
gegen seine Flanke anzurennen oder ihm von hinten die Schraube in Unord¬
nung zu bringen, in welchem Fall der Monitor leichtes Spiel mit ihm gehabt
hätte. Unser Verfasser ist überzeugt, "daß der Merrimac, wenn er sich in das
tiefe Wasser vor den Untiefen gewagr hätte, welche die Einfahrt in den James-
und den Elisabethriver hemmen, in wenigen Augenblicken in den Grund ge¬
bohrt worden wäre. Die föderalistischen Offiziere, welche die Wichtigkeit eines
solchen Resultats fühlten, waren fest entschlossen, ihre Schiffe und zu gleicher
Zeit sich selbst zu opfern."

War auf diese Weise der Merrimac außer Stand gesetzt, in die See zu
stechen und die militärischen Operationen zu stören, deren Schauplatz der Uork-
river werden sollte, so rächte er sich dafür, indem er sich diesen selben Opera¬
tionen auf dem JameSnver entgegenstellte. Wir haben gesehen, daß der Marsch
nach Richmond zu Lande des Zustandes der Straßen wegen unmöglich war.


baute Citadelle auf der Südspitze der Virginischer Halbinsel, welche, ihr Feuer
mit dem auf künstlicher ' Felsbasis errichteten Fort Rip-Raps kreuzend, den
Paß beherrscht, der von der offnen See nach den Hampton-Roads und von
da auf dem Jamesriver nach Richmond oder auf dem Elisabethriver nach Nor¬
folk führt, wo sich der Merrimac befand.

Rasch bedeckte sich hier die Rhede mit Transportschiffen. Manchmal zählte
man deren mehre Hunderte und unter ihnen gegen zwanzig große Dampfer,
die den Augenblick erwarteten, um am Quai anzulegen und die is bis 20,000
Mann abzusehen, die sie trugen. Es würde ein unermeßliches Unglück gewesen
sein, wenn unter dieser dichten Masse von Schiffen plötzlich der große Widder
der Conföderirten erschienen wäre, und in der That schlug gar Manchem das
Herz, wenn sich über den Bäumen, welche die Einfahrt in den Elisabethriver
verbargen, ein Rauchwölkchen sehen ließ. Aber der Merrimac kam nicht, er
ließ die Landung sich ungestört vollenden. Er kam.aus drei Gründen nicht.
Erstens paralysirte er in seiner Stellung bei Norfolk auf den Hampton-Roads
die föderalistischen Seestreitkräfte, welche den Angriff des LandheereS auf Uork-
town unterstützen sollte». Dann, und das war wichtiger, beraubte er die
Bundesarmee aller Vortheile, welche der Besitz des Jamesriver derselben für
einen Feldzug bot, dessen Basis Richmond war. Endlich aber lief er Gefahr,
den Kürzeren zu ziehen. Den Monitor allein hatte er nicht zu fürchte»; denn
dessen Artillerie war nicht im Stande gewesen, seinen Panzer zu durchbohren,
wohl aber hatte dieser jetzt sehr gefährliche Bundesgenossen erhalten, indem
die Unionisten nunmehr fünf oder sechs große Dampfer bereit hielten, um ihn sofort
nach seinem Erscheinen niederzurennen. Diese Fahrzeuge würden sich, mit
sehr starken Maschinen versehen und jedes nur mit einem halben Dutzend ent¬
schlossener Leute besetzt, mit einer Geschwindigkeit doppelt so groß als die seine
auf ihn gestürzt haben, und einem von ihnen würde es gewiß gelungen sein,
gegen seine Flanke anzurennen oder ihm von hinten die Schraube in Unord¬
nung zu bringen, in welchem Fall der Monitor leichtes Spiel mit ihm gehabt
hätte. Unser Verfasser ist überzeugt, „daß der Merrimac, wenn er sich in das
tiefe Wasser vor den Untiefen gewagr hätte, welche die Einfahrt in den James-
und den Elisabethriver hemmen, in wenigen Augenblicken in den Grund ge¬
bohrt worden wäre. Die föderalistischen Offiziere, welche die Wichtigkeit eines
solchen Resultats fühlten, waren fest entschlossen, ihre Schiffe und zu gleicher
Zeit sich selbst zu opfern."

War auf diese Weise der Merrimac außer Stand gesetzt, in die See zu
stechen und die militärischen Operationen zu stören, deren Schauplatz der Uork-
river werden sollte, so rächte er sich dafür, indem er sich diesen selben Opera¬
tionen auf dem JameSnver entgegenstellte. Wir haben gesehen, daß der Marsch
nach Richmond zu Lande des Zustandes der Straßen wegen unmöglich war.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/432>, abgerufen am 14.05.2024.