Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
25. Nov. Die Häupter des Trcubundes erscheinen im Kasseler Schloß. --
Ein preußischer Feldjäger mit dringenden Depeschen langt von Ber¬
lin an

.
Von Wien kommt General Schmerling.

26. Nov. Schmerling macht seine Visite.
Die auf den folgenden Tag angesägte Hofjagd wird abbestellt.
27. Nov. Das Ministerium Stiernberg. Dehn-Rothfclser bleibt im Amt.
Die Landstände werden auf den 4. December wieder einberufen.

Nachschrift.

Soeben trifft hier noch die Sternzeitung mit der jüngsten
preußischen Note ein, worin die Einsetzung einer Regentschaft sehr un¬
zweideutig in Aussicht gestellt wird. Die Sensation, welche dieses Actenstück
und die Art seiner Veröffentlichung hervorbringt, ist eine gewaltige.




Literatur.
Geschichte des ersten deutschen Bu n de s sah laßen s zu Frankfurt
am Main. Von Karl Grün. Coburg, Verlag von F. Streits Verlagsbuchhand¬
lung. 1862.

Ein lebendiges Bild der zehn prächtigen und jubelvollen Julitage, mit allen
Details ausgestattet, die daran geknüpften Hoffnungen, namentlich in Betreff der
Wehrfähigkeit Deutschlands, sanguinischer, als daß wir sie uns aneignen könnten;
die Parteifarbc des Verfassers, wenn wir nach seinem Urtheil über den Wildaucr-
schen Skandal schließen dürfen, im Wesentlichen die unsre. Im Folgenden Einiges
von den "Resultaten" am Schlüsse des Buchs.

Man könnte meinen, auf Grundlage der (hier mitgetheilten) Preislisten die
Schußfertigkcit der einzelnen Landschaften in Zahlen ausdrücken zu können. Dies
ist indeß unmöglich, und zwar aus verschiedenen Gründen. Von den wichtigsten
Scheiben, den Kehrschcibcn, weiß man weder die Zahl der Bewerber, noch die der
Schüsse iedcs Einzelnen, und wüßte man sie, so fehlten noch viele andere Bedin¬
gungen für eine genaue und somit gerechte Berechnung. Zuerst fehlte die Gleichheit
der Waffe und die gleiche Norm in deren Anwendung. Bei den Fcldscheibcn sollte
gesetzlich nur eine und dieselbe Büchse gebraucht werden, das war jedoch, besonders
in den ersten Tagen, keineswegs der Fall. Wer aber verschiedene Büchsen anlegte,
war offenbar im Vortheil vor dem, der sich nur einer bediente. In der Standkehr
waren mehre Gewehre gestattet, nnr nicht auf einem und demselben Stand. Nun


25. Nov. Die Häupter des Trcubundes erscheinen im Kasseler Schloß. —
Ein preußischer Feldjäger mit dringenden Depeschen langt von Ber¬
lin an

.
Von Wien kommt General Schmerling.

26. Nov. Schmerling macht seine Visite.
Die auf den folgenden Tag angesägte Hofjagd wird abbestellt.
27. Nov. Das Ministerium Stiernberg. Dehn-Rothfclser bleibt im Amt.
Die Landstände werden auf den 4. December wieder einberufen.

Nachschrift.

Soeben trifft hier noch die Sternzeitung mit der jüngsten
preußischen Note ein, worin die Einsetzung einer Regentschaft sehr un¬
zweideutig in Aussicht gestellt wird. Die Sensation, welche dieses Actenstück
und die Art seiner Veröffentlichung hervorbringt, ist eine gewaltige.




Literatur.
Geschichte des ersten deutschen Bu n de s sah laßen s zu Frankfurt
am Main. Von Karl Grün. Coburg, Verlag von F. Streits Verlagsbuchhand¬
lung. 1862.

Ein lebendiges Bild der zehn prächtigen und jubelvollen Julitage, mit allen
Details ausgestattet, die daran geknüpften Hoffnungen, namentlich in Betreff der
Wehrfähigkeit Deutschlands, sanguinischer, als daß wir sie uns aneignen könnten;
die Parteifarbc des Verfassers, wenn wir nach seinem Urtheil über den Wildaucr-
schen Skandal schließen dürfen, im Wesentlichen die unsre. Im Folgenden Einiges
von den „Resultaten" am Schlüsse des Buchs.

Man könnte meinen, auf Grundlage der (hier mitgetheilten) Preislisten die
Schußfertigkcit der einzelnen Landschaften in Zahlen ausdrücken zu können. Dies
ist indeß unmöglich, und zwar aus verschiedenen Gründen. Von den wichtigsten
Scheiben, den Kehrschcibcn, weiß man weder die Zahl der Bewerber, noch die der
Schüsse iedcs Einzelnen, und wüßte man sie, so fehlten noch viele andere Bedin¬
gungen für eine genaue und somit gerechte Berechnung. Zuerst fehlte die Gleichheit
der Waffe und die gleiche Norm in deren Anwendung. Bei den Fcldscheibcn sollte
gesetzlich nur eine und dieselbe Büchse gebraucht werden, das war jedoch, besonders
in den ersten Tagen, keineswegs der Fall. Wer aber verschiedene Büchsen anlegte,
war offenbar im Vortheil vor dem, der sich nur einer bediente. In der Standkehr
waren mehre Gewehre gestattet, nnr nicht auf einem und demselben Stand. Nun


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0448" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/115300"/>
            <list>
              <item> 25. Nov. Die Häupter des Trcubundes erscheinen im Kasseler Schloß. &#x2014;<lb/>
Ein preußischer  Feldjäger mit  dringenden Depeschen langt von Ber¬<lb/>
lin an<lb/><p xml:id="ID_1428"> .<lb/>
Von Wien kommt General Schmerling.</p></item>
              <item> 26. Nov. Schmerling macht seine Visite.<lb/>
Die auf den folgenden Tag angesägte Hofjagd wird abbestellt.</item>
              <item> 27. Nov. Das Ministerium Stiernberg. Dehn-Rothfclser bleibt im Amt.<lb/>
Die Landstände werden auf den 4. December wieder einberufen.</item>
            </list><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Nachschrift. </head>
            <p xml:id="ID_1429"> Soeben trifft hier noch die Sternzeitung mit der jüngsten<lb/>
preußischen Note ein, worin die Einsetzung einer Regentschaft sehr un¬<lb/>
zweideutig in Aussicht gestellt wird. Die Sensation, welche dieses Actenstück<lb/>
und die Art seiner Veröffentlichung hervorbringt, ist eine gewaltige.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Literatur.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> Geschichte des ersten deutschen Bu n de s sah laßen s zu Frankfurt<lb/>
am Main. Von Karl Grün. Coburg, Verlag von F. Streits Verlagsbuchhand¬<lb/>
lung. 1862.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_1430"> Ein lebendiges Bild der zehn prächtigen und jubelvollen Julitage, mit allen<lb/>
Details ausgestattet, die daran geknüpften Hoffnungen, namentlich in Betreff der<lb/>
Wehrfähigkeit Deutschlands, sanguinischer, als daß wir sie uns aneignen könnten;<lb/>
die Parteifarbc des Verfassers, wenn wir nach seinem Urtheil über den Wildaucr-<lb/>
schen Skandal schließen dürfen, im Wesentlichen die unsre. Im Folgenden Einiges<lb/>
von den &#x201E;Resultaten" am Schlüsse des Buchs.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1431" next="#ID_1432"> Man könnte meinen, auf Grundlage der (hier mitgetheilten) Preislisten die<lb/>
Schußfertigkcit der einzelnen Landschaften in Zahlen ausdrücken zu können. Dies<lb/>
ist indeß unmöglich, und zwar aus verschiedenen Gründen. Von den wichtigsten<lb/>
Scheiben, den Kehrschcibcn, weiß man weder die Zahl der Bewerber, noch die der<lb/>
Schüsse iedcs Einzelnen, und wüßte man sie, so fehlten noch viele andere Bedin¬<lb/>
gungen für eine genaue und somit gerechte Berechnung. Zuerst fehlte die Gleichheit<lb/>
der Waffe und die gleiche Norm in deren Anwendung. Bei den Fcldscheibcn sollte<lb/>
gesetzlich nur eine und dieselbe Büchse gebraucht werden, das war jedoch, besonders<lb/>
in den ersten Tagen, keineswegs der Fall. Wer aber verschiedene Büchsen anlegte,<lb/>
war offenbar im Vortheil vor dem, der sich nur einer bediente. In der Standkehr<lb/>
waren mehre Gewehre gestattet, nnr nicht auf einem und demselben Stand. Nun</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0448] 25. Nov. Die Häupter des Trcubundes erscheinen im Kasseler Schloß. — Ein preußischer Feldjäger mit dringenden Depeschen langt von Ber¬ lin an . Von Wien kommt General Schmerling. 26. Nov. Schmerling macht seine Visite. Die auf den folgenden Tag angesägte Hofjagd wird abbestellt. 27. Nov. Das Ministerium Stiernberg. Dehn-Rothfclser bleibt im Amt. Die Landstände werden auf den 4. December wieder einberufen. Nachschrift. Soeben trifft hier noch die Sternzeitung mit der jüngsten preußischen Note ein, worin die Einsetzung einer Regentschaft sehr un¬ zweideutig in Aussicht gestellt wird. Die Sensation, welche dieses Actenstück und die Art seiner Veröffentlichung hervorbringt, ist eine gewaltige. Literatur. Geschichte des ersten deutschen Bu n de s sah laßen s zu Frankfurt am Main. Von Karl Grün. Coburg, Verlag von F. Streits Verlagsbuchhand¬ lung. 1862. Ein lebendiges Bild der zehn prächtigen und jubelvollen Julitage, mit allen Details ausgestattet, die daran geknüpften Hoffnungen, namentlich in Betreff der Wehrfähigkeit Deutschlands, sanguinischer, als daß wir sie uns aneignen könnten; die Parteifarbc des Verfassers, wenn wir nach seinem Urtheil über den Wildaucr- schen Skandal schließen dürfen, im Wesentlichen die unsre. Im Folgenden Einiges von den „Resultaten" am Schlüsse des Buchs. Man könnte meinen, auf Grundlage der (hier mitgetheilten) Preislisten die Schußfertigkcit der einzelnen Landschaften in Zahlen ausdrücken zu können. Dies ist indeß unmöglich, und zwar aus verschiedenen Gründen. Von den wichtigsten Scheiben, den Kehrschcibcn, weiß man weder die Zahl der Bewerber, noch die der Schüsse iedcs Einzelnen, und wüßte man sie, so fehlten noch viele andere Bedin¬ gungen für eine genaue und somit gerechte Berechnung. Zuerst fehlte die Gleichheit der Waffe und die gleiche Norm in deren Anwendung. Bei den Fcldscheibcn sollte gesetzlich nur eine und dieselbe Büchse gebraucht werden, das war jedoch, besonders in den ersten Tagen, keineswegs der Fall. Wer aber verschiedene Büchsen anlegte, war offenbar im Vortheil vor dem, der sich nur einer bediente. In der Standkehr waren mehre Gewehre gestattet, nnr nicht auf einem und demselben Stand. Nun

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/448
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/448>, abgerufen am 29.04.2024.