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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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und Fluch und Greuel. Ich mochte nicht daran rühren. Es war, als sollte
-ich Gräber aufreißen und meinen Spaß mit Todtengebeinen treiben."

Reuters gute Natur hat dies überwunden. Selbst sein Unglück ist zum
Gewinn für ihn und uns geworden. Wir sehen, wenn wir sein Buch lesen,
allerdings in ein Grab und eine schmachvoll gemordete Jugend darin, aber
über dem Tode schwebt, die düstere Erscheinung verklärend, sie mit Blumen ver¬
hüllend, Haß und Fluch versöhnend, der ewig heitere Genius des Humors, und
statt zu trauern freuen wir uns der Fügung, die den Dichter auf diesem Wege
für sein Volk erzog.




Mac Clellml und die Potmnac-Armee.
3. Die Schlachten vor Richmond.

- Wir haben die Armee Mac Clellans am Chitahominy, fünf englische
Meilen von Richmond verlassen, und zwar in ziemlich unbequemer Lage, einem
täglich sich verstärkenden Feinde gegenüber und ohne Hoffnung, selbst bedeutende
Verstärkung zu erhalten. Im Folgenden lassen wir unsern Verfasser die Folgen
dieser Verhältnisse erzählen:

"Wenn wir nur angegriffen werden und eine Defensivschlacht liefern
konnten," hörte ich mehrmals sagen, "so würde das der halbe Sieg sein."
Man bekam, was , man wünschte. Es war der Feind, der zuerst angriff. Am
31. Mai machte er aller Ungewißheit ein Ende, indem er sich mit seinen ge-
sammten Streitkräften auf die Potomac-Armee stürzte. Der blutige Zusammen¬
stoß, welcher am Abend dieses Tages und am Morgen des nächsten stattfand,
hat den Namen der Schlacht bei Fairo-als erhalten.

Im Augenblick dieses Angriffs nahm die Bundesarmee eine Stellung
von der Gestalt eines V ein. Die Basis des V ist die Bolton-Bridge,
wo die Eisenbahn den Chikahominy überschreitet. Der linke Schenkel streckt
sich nach Richmond mit der Eisenbahn und der Straße von dieser Stadt
nach Williamsburg. Hier befand sich der linke Flügel, in vier Divisionen
formirt, die staffelförmig hinter einander aufgestellt waren und zwischen den
Stationen Fairoaks und Savage in dem Walde zu beiden Seiten der Straße


und Fluch und Greuel. Ich mochte nicht daran rühren. Es war, als sollte
-ich Gräber aufreißen und meinen Spaß mit Todtengebeinen treiben."

Reuters gute Natur hat dies überwunden. Selbst sein Unglück ist zum
Gewinn für ihn und uns geworden. Wir sehen, wenn wir sein Buch lesen,
allerdings in ein Grab und eine schmachvoll gemordete Jugend darin, aber
über dem Tode schwebt, die düstere Erscheinung verklärend, sie mit Blumen ver¬
hüllend, Haß und Fluch versöhnend, der ewig heitere Genius des Humors, und
statt zu trauern freuen wir uns der Fügung, die den Dichter auf diesem Wege
für sein Volk erzog.




Mac Clellml und die Potmnac-Armee.
3. Die Schlachten vor Richmond.

- Wir haben die Armee Mac Clellans am Chitahominy, fünf englische
Meilen von Richmond verlassen, und zwar in ziemlich unbequemer Lage, einem
täglich sich verstärkenden Feinde gegenüber und ohne Hoffnung, selbst bedeutende
Verstärkung zu erhalten. Im Folgenden lassen wir unsern Verfasser die Folgen
dieser Verhältnisse erzählen:

„Wenn wir nur angegriffen werden und eine Defensivschlacht liefern
konnten," hörte ich mehrmals sagen, „so würde das der halbe Sieg sein."
Man bekam, was , man wünschte. Es war der Feind, der zuerst angriff. Am
31. Mai machte er aller Ungewißheit ein Ende, indem er sich mit seinen ge-
sammten Streitkräften auf die Potomac-Armee stürzte. Der blutige Zusammen¬
stoß, welcher am Abend dieses Tages und am Morgen des nächsten stattfand,
hat den Namen der Schlacht bei Fairo-als erhalten.

Im Augenblick dieses Angriffs nahm die Bundesarmee eine Stellung
von der Gestalt eines V ein. Die Basis des V ist die Bolton-Bridge,
wo die Eisenbahn den Chikahominy überschreitet. Der linke Schenkel streckt
sich nach Richmond mit der Eisenbahn und der Straße von dieser Stadt
nach Williamsburg. Hier befand sich der linke Flügel, in vier Divisionen
formirt, die staffelförmig hinter einander aufgestellt waren und zwischen den
Stationen Fairoaks und Savage in dem Walde zu beiden Seiten der Straße


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/467>, abgerufen am 29.04.2024.