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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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lagerten. Am rechten Schenkel des V, welcher das linke Ufer des Flusses an¬
deutet, stand, aus fünf Divisionen und der Reserve gebildet, der rechte Flügel.°
Der Zwischenraum zwischen den äußersten Enden dieser beiden Flügel war,
wenn man über die Bolton-Bridge ging, sehr groß; es war ein Weg von
12 bis 15 englischen Meilen. In gerader Linie dagegen war er unbedeutend,
aber zwischen den beiden Schenkeln des V floß der Chikahominy. Um sie zu
verbinden, hatte man drei Brücken, von denen aber an jenem Tage erst eine
ganz fertig war, die sich etwa in der Mitte zwischen der Bolton-Bridge und
dem am weitesten vorgeschobenen Punkt der föderalistischen Linien befand.
Diese eine Brücke bewahrte jetzt die Armee der Union vor einer Niederlage,
während der Umstand, daß die beiden andern noch unvollendet waren, die Con-
svderirten rettete.

Der Hauptangriff des Feindes richtete sich gegen den linken Flügel der
Armee, der seine Vorposten bei der Station Fairoaks an der Uorkriver-Eisen-
bahn und an einem Punkt Namens Seven Pirch an der Williamsburger
Straße hatte. Hier hatten die Föderalisten auf einer Waldblöße eine Schanze
errichtet und einige Verhaue angelegt, um das Lager zu verstärken. Der Nest
der Gegend war ganz mit Wald bedeckt. Den Tag vorher hatte ein furcht¬
bares Unwetter mit Strömen von Regen gewüthet, die Wege befanden sich in
entsetzlichem Zustand.

Plötzlich, bei düsterem, dunstigen Wetter^ließ sich, es war gegen ein Uhr
Nachmittags, ein sehr lebhaftes Gewehrfeuer vernehmen. Die Pickels und Feld-
wächter wurden rasch eingezogen, die Gehölze, welche Fairoaks und Seven
Pirch umgaben, füllten sich mit Schwärmen feindlicher Plänkler. Die Trup¬
pen eilen zu den Waffen und schlagen sich mit verzweifelter Tapferkeit,' aber
die Streitkräfte der Gegner schwellen unaufhörlich an, ihre Verluste halten sie
nicht auf, die Schanze von Seven Pirch wird eingeschlossen, ihre Vertheidiger
fallen heldenmüthig kämpfend. Als die Schanze genommen, zeigt sich unter
den Nordländern einige Unordnung. Umsonst mühen sich die Generale Keyes
und Naglee ab, ihre Soldaten zurückzuhalten, man hört nicht auf sie. In
diesem Augenblick der Verwirrung bemerken sie ein schwaches französisches Bataillon,
die sogenannte Lafayettegarde, die in Ordnung geblieben ist. Sie eilen zu ihm,
stellen sich an seine Spitze, stürzen sich auf den Feind und erobern die Batterie
zurück. Das Bataillon verliert bei diesem Angriff ein Viertel seines Bestands,
aber als echte Franzosen, immer fidel, schreien sie: "Man kann uns jetzt immer¬
hin die Lafourchettegarde nennen!" womit sie auf einen schlechten Witz au¬
fpickten, den man mit ihrem Namen getrieben.

Jetzt kamen die beiden Divisionen Heintzelmanns zu Hülfe. Die von
Kearney erschien im rechten Moment, um den Kampf zum Stehen zu bringen.
Die zu derselben gehörige Brigade Berry, aus Regimentern von Michigan und


lagerten. Am rechten Schenkel des V, welcher das linke Ufer des Flusses an¬
deutet, stand, aus fünf Divisionen und der Reserve gebildet, der rechte Flügel.°
Der Zwischenraum zwischen den äußersten Enden dieser beiden Flügel war,
wenn man über die Bolton-Bridge ging, sehr groß; es war ein Weg von
12 bis 15 englischen Meilen. In gerader Linie dagegen war er unbedeutend,
aber zwischen den beiden Schenkeln des V floß der Chikahominy. Um sie zu
verbinden, hatte man drei Brücken, von denen aber an jenem Tage erst eine
ganz fertig war, die sich etwa in der Mitte zwischen der Bolton-Bridge und
dem am weitesten vorgeschobenen Punkt der föderalistischen Linien befand.
Diese eine Brücke bewahrte jetzt die Armee der Union vor einer Niederlage,
während der Umstand, daß die beiden andern noch unvollendet waren, die Con-
svderirten rettete.

Der Hauptangriff des Feindes richtete sich gegen den linken Flügel der
Armee, der seine Vorposten bei der Station Fairoaks an der Uorkriver-Eisen-
bahn und an einem Punkt Namens Seven Pirch an der Williamsburger
Straße hatte. Hier hatten die Föderalisten auf einer Waldblöße eine Schanze
errichtet und einige Verhaue angelegt, um das Lager zu verstärken. Der Nest
der Gegend war ganz mit Wald bedeckt. Den Tag vorher hatte ein furcht¬
bares Unwetter mit Strömen von Regen gewüthet, die Wege befanden sich in
entsetzlichem Zustand.

Plötzlich, bei düsterem, dunstigen Wetter^ließ sich, es war gegen ein Uhr
Nachmittags, ein sehr lebhaftes Gewehrfeuer vernehmen. Die Pickels und Feld-
wächter wurden rasch eingezogen, die Gehölze, welche Fairoaks und Seven
Pirch umgaben, füllten sich mit Schwärmen feindlicher Plänkler. Die Trup¬
pen eilen zu den Waffen und schlagen sich mit verzweifelter Tapferkeit,' aber
die Streitkräfte der Gegner schwellen unaufhörlich an, ihre Verluste halten sie
nicht auf, die Schanze von Seven Pirch wird eingeschlossen, ihre Vertheidiger
fallen heldenmüthig kämpfend. Als die Schanze genommen, zeigt sich unter
den Nordländern einige Unordnung. Umsonst mühen sich die Generale Keyes
und Naglee ab, ihre Soldaten zurückzuhalten, man hört nicht auf sie. In
diesem Augenblick der Verwirrung bemerken sie ein schwaches französisches Bataillon,
die sogenannte Lafayettegarde, die in Ordnung geblieben ist. Sie eilen zu ihm,
stellen sich an seine Spitze, stürzen sich auf den Feind und erobern die Batterie
zurück. Das Bataillon verliert bei diesem Angriff ein Viertel seines Bestands,
aber als echte Franzosen, immer fidel, schreien sie: „Man kann uns jetzt immer¬
hin die Lafourchettegarde nennen!" womit sie auf einen schlechten Witz au¬
fpickten, den man mit ihrem Namen getrieben.

Jetzt kamen die beiden Divisionen Heintzelmanns zu Hülfe. Die von
Kearney erschien im rechten Moment, um den Kampf zum Stehen zu bringen.
Die zu derselben gehörige Brigade Berry, aus Regimentern von Michigan und


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[0468] lagerten. Am rechten Schenkel des V, welcher das linke Ufer des Flusses an¬ deutet, stand, aus fünf Divisionen und der Reserve gebildet, der rechte Flügel.° Der Zwischenraum zwischen den äußersten Enden dieser beiden Flügel war, wenn man über die Bolton-Bridge ging, sehr groß; es war ein Weg von 12 bis 15 englischen Meilen. In gerader Linie dagegen war er unbedeutend, aber zwischen den beiden Schenkeln des V floß der Chikahominy. Um sie zu verbinden, hatte man drei Brücken, von denen aber an jenem Tage erst eine ganz fertig war, die sich etwa in der Mitte zwischen der Bolton-Bridge und dem am weitesten vorgeschobenen Punkt der föderalistischen Linien befand. Diese eine Brücke bewahrte jetzt die Armee der Union vor einer Niederlage, während der Umstand, daß die beiden andern noch unvollendet waren, die Con- svderirten rettete. Der Hauptangriff des Feindes richtete sich gegen den linken Flügel der Armee, der seine Vorposten bei der Station Fairoaks an der Uorkriver-Eisen- bahn und an einem Punkt Namens Seven Pirch an der Williamsburger Straße hatte. Hier hatten die Föderalisten auf einer Waldblöße eine Schanze errichtet und einige Verhaue angelegt, um das Lager zu verstärken. Der Nest der Gegend war ganz mit Wald bedeckt. Den Tag vorher hatte ein furcht¬ bares Unwetter mit Strömen von Regen gewüthet, die Wege befanden sich in entsetzlichem Zustand. Plötzlich, bei düsterem, dunstigen Wetter^ließ sich, es war gegen ein Uhr Nachmittags, ein sehr lebhaftes Gewehrfeuer vernehmen. Die Pickels und Feld- wächter wurden rasch eingezogen, die Gehölze, welche Fairoaks und Seven Pirch umgaben, füllten sich mit Schwärmen feindlicher Plänkler. Die Trup¬ pen eilen zu den Waffen und schlagen sich mit verzweifelter Tapferkeit,' aber die Streitkräfte der Gegner schwellen unaufhörlich an, ihre Verluste halten sie nicht auf, die Schanze von Seven Pirch wird eingeschlossen, ihre Vertheidiger fallen heldenmüthig kämpfend. Als die Schanze genommen, zeigt sich unter den Nordländern einige Unordnung. Umsonst mühen sich die Generale Keyes und Naglee ab, ihre Soldaten zurückzuhalten, man hört nicht auf sie. In diesem Augenblick der Verwirrung bemerken sie ein schwaches französisches Bataillon, die sogenannte Lafayettegarde, die in Ordnung geblieben ist. Sie eilen zu ihm, stellen sich an seine Spitze, stürzen sich auf den Feind und erobern die Batterie zurück. Das Bataillon verliert bei diesem Angriff ein Viertel seines Bestands, aber als echte Franzosen, immer fidel, schreien sie: „Man kann uns jetzt immer¬ hin die Lafourchettegarde nennen!" womit sie auf einen schlechten Witz au¬ fpickten, den man mit ihrem Namen getrieben. Jetzt kamen die beiden Divisionen Heintzelmanns zu Hülfe. Die von Kearney erschien im rechten Moment, um den Kampf zum Stehen zu bringen. Die zu derselben gehörige Brigade Berry, aus Regimentern von Michigan und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/468>, abgerufen am 16.05.2024.